„Was früheren Generationen heilig war, bleibt auch uns heilig und groß; es kann nicht plötzlich rundum verboten oder gar schädlich sein.“
Papst Benedikt XVI. 2007 zu Summorum Pontificum.
Themen und Meldungen:
Brot oder Steine
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- 16. Mai 2023
Seit unvordenklichen Zeiten werden die drei Tage vor der Feier der Himmelfahrt des Herrn als Bittage begangen, in der die Kirche mit ihren Gläubigen den Schutz des Herrn auch für die Zeit nach dem Ende seiner irdischen Wandels erfleht – seine Präsenz bleibt ja auch danach in der allerheiligsten Eucharistie erhalten. Der Novus Ordo hat diese Traditiion zwar nicht formell abgeschafft, sie aber weitgehend „vergessen“ – der „Schott online“ weiß nichts mehr von ihr.
Zu historischen Hintergründen und einzelnen liturgischen Elementen haben wir hier bereits mehrfach geschrieben. Aber erst in diesem Jahr ist uns der Bezug aufgefallen, den das Evangelium des Bittamtes nach dem Ordo authenticus zu einer Zeit hat, in der Papst und die Hirten der Kirche den Gläubigen das Brot jener Liturgie verweigern, die die Generationen vor ihnen im Glauben genährt und auf dem Weg zur Heiligung gestärkt hat.
Das Tagesevangelium bringt die Perikope nach Lukas 11, 5 – 13 mit dem Gleichnis vom Bittsteller, der seinen Nachbar mitten in der Nacht aus dem Bett scheucht, um ihn wegen eines unerwarteten Besuchers um Brot zu bitten, und es schließt mit den Worten:
Wenn einer von euch seinen Vater um Brot bittet, wird er ihm einen Stein geben? Oder um einen Fisch – wird er ihm stattdessen eine Schlange geben? Oder wenn er ihn um ein Ei bittet – wird er ihm einen Skorpion reichen? Wenn nun Ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben zu geben wißt, wieviel mehr wird euer Vater den guten Geist denen vom Himmel geben, die ihn darum bitten?
Nun – der von uns assoziierte Vergleich der „Reformliturgie“ mit Schlange oder Skorpion stößt an Grenzen – nicht jede Sonntagsmesse in einer gewöhnlichen Pfarrei ist so durch liturgischen Mißbrauch oder häretische Predigt vergiftet, daß man diesen (Kurz-)Schluß ziehen dürfte. Der Vergleich von Brot und Stein paßt da schon besser: Nach 60-jähriger Erfahrung mit der Bugnini-Liturgie muß man schon total ideologisch verblendet sein, um nicht zu sehen, daß die übergroße Mehrheit derer, denen diese Liturgie den Zugang zu Gott erleichtern sollte, darin keine Nahrung ihres Glaubens erkennen kann und wegbleibt. Aber wenn der Herr selbst denen, „die ihr böse seid“, zugesteht, ihren Kindern nahrhaftes Brot zu reichen – was wird er dann erst von denen sagen, die ihnen unerbittlich abverlangen, mit Steinen vorlieb zu nehmen?
Mit „Traditionis Custodes“ in die nächste Runde
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- 15. Mai 2023
Der Kampf des Vatikans gegen die Feier der authentischen römischen Liturgie (nicht nur) in Pfarrkirchen geht in eine neue Runde. Nachdem Franziskus in Traditionis Custodes die überlieferte Liturgie in Pfarrkirchen in einer Weise eingeschränkt hatte, die von gutwilligen Bischöfen unter Verweis aus „pastorale Erwägungen“ umgangen werden konnte, hatte sein Liturgie-Aufseher Roche die Beurteilung der örtlichen pastoralen Situation in dieser Sache den Bischöfen entzogen und die Entscheidung nach Rom verlagert. Gleichzeitig hatte er den Bischöfen, die darum nachsuchten, eine auf zwei Jahre befristete Dispense erteilt. Solange könnten in begründeten und geprüften Fällen ausnahmsweise auch weiterhin Messen im alten Ritus auch in den Pfarrkirchen der Kirche des neuen Ritus stattfinden.
Diese zwei Jahre – gerechnet von der Veröffentlichung von Traditionis Custodes – gehen nun zu Ende, und Roche hat damit begonnen, den Ortsbischöfen die Umsetzung des ursprünglich erteilten Auftrages zu befehlen. Sowohl Erzbischof Paul S. Coakley von Oklahoma als auch Kardinal Schönborn von Wien erhielten dieser Tage Mitteilung aus dem Vatikan, sie hätten die bisher in den Pfarrkirchen St. Monica in Edmond, Oklahoma und St. Rochus in Wien allsonntäglich gefeierten Messen im überlieferten Ritus einzustellen bzw. in eine Kirche oder Kapelle zu verlagern, die keine Pfarrkirche ist. Die Absicht ist klar: Die Gemeinden der überlieferten Liturgie, die in vielen Pfarreien einen besonders lebendigen Teil des Gemeindelebens gebildet haben, sollen an den Rand und womöglich darüber hinaus geschoben werden.
In Deutschland und Mitteleuropa ist das daraus entstehende Problem derzeit in vielen Fällen mit mäßigem Aufwand zu lösen:
Was ist eigentlich Indietrismus?
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- 12. Mai 2023
Nur für den Fall, daß Sie auf einer Insel der Seligen leben und noch nicht mitgekriegt haben, was Indietrismus ist: Das soll soviel wie Rückwärtsgewandheit oder Restaurationismus bedeuten. Mit diesem von ihm höchstselbst erfundenen Ausdruck bezeichnet unser hl. Stiefvater alle Katholiken, die an der Apostolischen Tradition und kirchlichen Überlieferung auch da festhalten, wo es ihm nicht in den jesuitischen Kram passt – und das ist ziemlich viel. Wenn Sie, lieber Leser, also nicht zum ersten Mal „Summorum Pontificum“ besuchen, sondern – alleine oder mit anderen, mehrmals oder gar gewohnheitsmäßig – dann müssen Sie nur in den Spiegel schauen und blicken in das Gesicht eines Indietristen. Dann gehören Sie nach Meinung von Franziskus zur größten Gefahr, die die „heutige Kirche“ bedroht: zu den finsteren Kräften, die „sich der Moderne widersetzen“. Oder in unserer Lesart: Sie sind einer von denen, die trotz aller Widrigkeiten den richtigen Kurs halten oder sich zumindest die größte Mühe geben.
Die „Moderne“ – wie auch immer Hegel oder Marx den Fortschritt im Detail gesehen haben mögen – als Orientierungspunkt oder Leitstern der Kirche und Widerstand dagegen als Hauptsünde – auf die Idee muß man erst einmal kommen. Das verwirft nicht nur die anderthalb Jahrtausende messende Tradition der römischen Liturgie, das stellt die ganze Lehre in Frage, die Christus seinen Aposteln anvertraut hat, und deren wesentlicher Inhalt immer darin bestanden hat, das „Gesetz nicht zu verwerfen, sondern es „zu erfüllen“ und dem „Fürsten dieser Welt“ – heute gerne als „Zeitgeist“ verharmlost – zu widersagen.
Der römische Ritus - gestern und morgen
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- 10. Mai 2023
Natürlich weiß (fast) jeder Katholik, daß ein Papst Unfehlbarkeit nur für den Fall in Anspruch nehmen kann, daß er in feierlicher Form eine Wahrheit ausspricht und als Glaubenssatz verkündet, die in der Kirche seit jeher geglaubt wird und lediglich durch aktuelle Verunsicherungen in Zweifel gezogen wird. Und ebenso natürlich weiß (fast) jeder Katholik, daß die heilige Messe von 1500 Jahren nicht deshalb aufhört, gültige „Lex orandi“ und Ausdruck der Lehre der römischen Kirche zu sein, weil ein in den Gedanken des Fortschritts vernarrter Papst und seine theologischen Wasserträger dieses Hindernis für ihr Modernisierungspläne aus dem Weg räumen wollen. Von daher wäre es kaum der Mühe wert, sich mit den Plaudereien von Franziskus im Kreis seiner ungarischen jesuitischen Kollegen zu beschäftigen, in denen er jetzt den Widerstand gegen die Modernisierung an Haupt und Gliedern zum Hauptproblem der Kirche in der Gegenwart erklärt und die Überwindung und Abschaffung der von ihm als „nostalgische Krankheit“ bezeichneten überlieferten Liturgie ein weiteres Mal zum Kernthema seines Pontifikats erhoben hätte. (Ausführlicheres dazu auf Rorate Caeli und LifeSiteNews.)
Selten zuvor in der Geschichte hat ein Papst so deutlich erkennen lassen, daß er den Kontakt mit dem Wesen der Kirche und seines Dienstes so weitgehend verloren hat und daß der Geist, auf den er sich als Einflüsterer seiner Ideen beruft, jedenfalls nicht der Heilige Geist ist, dessen dauernden Beistand Christus seiner Kirche versprochen hat. Von daher wäre es eigentlich kaum erforderlich, immer wieder auf diese irregeleiteten und irreleitenden Ideen zurückzukommen – wenn da das kleine Wörtchen „fast“ nicht wäre. Die Achtung vor dem Amt des Papstes (und seinem Träger) ist tief in der, wie man so schön sagt, „DNA der Katholiken“ verankert, und der Fall, daß ein Papst selbst sein Amt und seinen Auftrag mißachtet, Inhalt und Tradition der apostolischen Überlieferung auf allen Gebieten zu wahren, ist im Bewußtsein von Klerikern und Gläubigen schlichtweg nicht vorgesehen. Das wahrzunehmen, ist Vielen auch nach 10 Jahren Bergoglio immer noch kaum möglich. Daraus sollte man ihnen keinen Vorwurf machen – es ist schwer, gegen die eigene DNA anzugehen, wenn sie sich denn als Fehlprogrammierung erweist.
Und deshalb ist es unerläßlich, daß immer wieder Artikel und Bücher erscheinen, die sich gründlich und soweit möglich auch geduldig mit diesem ärgerlichen Thema beschäftigen. Einer der prominentesten Autoren auf diesem Gebiet ist der auch hier oft präsentierte Peter Kwasniewski, der Ende des vergangenen Jahres ein fast 500-seitiges Werk veröffentlicht hat, in dem er viele Erkenntnisse und Feststellungen seiner bisherigen Arbeit auf diesem Gebiet ordnet und zusammenfasst.
500 Seiten Amerikanisch sind nicht jedermanns Sache, deshalb ist es erfreulich zu wissen, daß eine deutsche Übersetzung schon weitgehend fertig ist und noch in diesem Jahr erscheinen soll. Bis dahin sind wir Clemens Victor Oldendorf dankbar, daß er uns seine auch immerhin 20 Seiten umfassende Vorstellung des Buches von Kwasniewski zur Verfügung gestellt hat, die wir hier gerne als PDF zum Download anbieten. Natürlich kann eine solche Besprechung die Lektüre des umfangreicheren Originals nicht ersetzen. Aber sie kann eine gewisse Vorstellung von Inhalt und Argumenten vermitteln, und vielleicht motiviert sie den einen oder anderen ja auch dazu, sich schon mit der bei TAN-Books erschienenen amerikanischen Originalversion auseinanderzusetzen. Das Buch ist selbstverständlich auch im allgemeinen (Internet-)Buchhandel erhältlich.
Orationen zur Krönung des Königs
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- 09. Mai 2023
Hier drei besonders aussagekräftige Orationen aus der Krönungsliturgie des Pontificale. Sie geben einen lebhaften Eindruck vom Ideal der Königsherrschaft, das die Kirche den Regenten zur ihrer Krönung vor Augen stellen wollte, und zeigen gleichzeitig, wie tief und wie selbstverständlich der Glaube dieser Zeit nicht nur mit dem Evangelium des Neuen Testaments, sondern auch mit Glauben und Leben der Vorväter des alten Bundes verbunden war.
Oration zum Beginn der Weihehandlung
Allmächtiger ewiger Gott, Schöpfer des Universums, Oberbefehlshaber der Engel, König der Könige, Herr der Herren. Du hast Deinen treuen Diener Abraham über die Feinde triumphieren und die Führern Deines Volkes Mose und Josua vielfältige Siege erringen lassen. Du hast Deinen niedrigen Diener David zur Würde des Königtums erhoben und Salomo die Gaben unermeßlicher Weisheit und des Friedens gewährt. Schaue gnädig, Herr, so bitten wir demütig, auf unsere Bitten, und gewähre diesem Deinem Diener, den wir in Ehrfurcht zum König erwählt haben, die Vielfalt Deiner Segnungen und schirme ihn immer und überall mit der Macht Deiner Rechten.
The Birds
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- 08. Mai 2023
When Jesus Christ was four years old
The angels brought Him toys of gold,
Which no man ever had bought or sold.
And yet with these He would not play.
He made Him small fowl out of clay,
And blessed them till they flew away:
Tu creasti Domine
Jesus Christ, Thou child so wise,
Bless mine hands and fill mine eyes,
And bring my soul to Paradise.
Hilaire Belloc (1870 - 1953)
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Belloc, der Freund und Sparringspartner von G.K. Chesterton, entnahm den Stoff dieses Gedichts dem apokryphen Kindheitsevangelium nach Thomas, das auch einige entschieden weniger erbauliche Geschichten enthält. Wir sind den Kollegen von The Catholic Thing sehr dankbar, daß sie immer wieder Gedichte von älteren oder jüngeren katholischen Autoren bringen. Leider kennen wir keine deutschsprachige Website, die Ähnliches für den deutschen Sprachraum unternimmt - sonst würden wir uns dort gerne bedienen.