Frage: „Wozu sind wir auf Erden?“
Antwort: „Wir sind auf Erden, um Gott zu erkennen, ihn zu lieben, ihm zu dienen und einst ewig bei ihm zu leben.“
Frage Nr. 1 aus dem „Grünen Schulkatechismus“ von 1955
Themen und Meldungen:
Warum Liturgie schön sein muß
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- 02. Dezember 2020
Nach einer Umfrage des amerikanischen Pew-Institutes von 2019 teilen nur noch knapp 30% der Menschen, die sich als „katholisch“ bezeichnen, die Lehre der Kirche zur Transsubstantation: Daß die Eucharistischen Gestalten nach der Wandlung nicht nach Form und Gestalt, aber dem Wesen nach Leib und Blut Christi nicht darstellen, nicht symbolisieren, sondern sind. Kürzlich fand man in einer Kirche sogar eine angebissene Hostie auf dem Fußboden – anscheinend hatte da jemandem das, was er bekommen hatte, nicht geschmeckt. In Deutschland, wo trotz 9 Jahren von den Kirchen gestalteten Religionsunterrichts die Verhältnisse ähnlich sein dürften, werden solche Umfragen sicherheitshalber gar nicht erst durchgeführt. Aber auch hier finden sich Hostien als Lesezeichen im Gesangbuch oder auf dem Fußboden.
Solche Entwicklungen haben den amerikanischen Autor Robert R. Reilly dazu bewogen, einige Überlegungen zum Zusammenhang zwischen Ritus und Glaube anzustellen, die diese Woche auf Catholic World Report veröffentlicht worden sind. Schwerpunkt des Artikels ist die Kirchenmusik, wir betonen in einer gerafften Teilübersetzung jedoch mehr die allgemeinen Aspekte. Die Lektüre des Originals ist daher sehr empfohlen. Reilly schreibt unter anderem:
Wir sind körperliche Geschöpfe, die äußerliche Zeichen benötigen, um zu erkennen, daß sich (bei der Transsubstantation) tatsächlich etwas ereignet. Ohne diese kann uns die Bedeutung entgehen. Aber warum gibt es keine solchen Zeichen? Eine Antwort darauf gibt die moderne Kirchenarchitektur, eine zweite die moderne Kirchenmusik und eine dritte die Liturgie – eine Dreiheit der Verwirrung. Welches dieser drei Elemente in seiner heutigen Form kann denn den Glauben vermitteln, sich in der Gegenwart des Göttlichen zu befinden? Der Säuretest für jeden Teil der Liturgie ist doch der: Würde ein völlig Fremder bei seinem Anblick erkennen, daß das, was er gerade sieht, für die teilnehmenden Personen das Wichtigste in ihrem ganzen Leben darstellt?
Der hl. Andreas und das britische Ordinariat
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- 30. November 2020
Wo der Glaube lebt und Alltag und Jahreslauf vielfältig beeinflußt, entsteht im Lauf der Zeit ein Geflecht der Tradition, das die Nationalgeschichte und die Liturgie – so unzulässig diese Verbindung modernen Ohren erscheinen mag – auf vielfältige Weise miteinander in Bezug setzt und das so seinerseits dem Leben Struktur und Form verleihen kann. Fr. Hunwicke mit seiner weitgespannten Kenntnis sowohl der liturgischen als auch der historischen Fäden in diesem Geflecht hat das zum Festtag des hl. Andreas am 30. November eindrucksvoll dargestellt.
Man muß kein Schotte sein, um den hl. Andreas ganz besonders hoch zu schätzen. Seine Verehrung ist tief in der Geschichte des englischen Christentums verwurzelt und reicht zurück bis zu den römischen Wurzeln unserer Liturgie in die Zeit noch bevor der hl. Augustinus die Küste von Kent erreichte. Und diese Verehrung ist aufs glücklichste verbunden mit jenen glorreichen Tagen, als England nach dem Schisma Heinrichs wieder mit dem Stuhl des Bruders von Andreas verbunden war.
Das Book of Common Prayer von 1662 enthält zum größten Teil die gleichen Sonntagskollekten, Episteln und Evangelien wie das Missale des hl. Pius V. Aber die Lesung und Epistel für den Sonntag vor dem ersten Advent (sie entstammten wie das meiste derartige Material dem mittelalterlichen Ritus von Sarum/Salisbury) unterschieden sich im Gegensatz zu den anderen Sonntagen nach Pfingsten, recht deutlich von denen in der Missale-Ausgabe des hl. Pius V.. Aber nicht wegen irgendwelcher finsteren protestantischen Machenschaften – es sind höchst respektable Lesungen aus der katholischen Tradition. Nein, sie gehen bis auf die frühesten römischen Lektionare zurück, den Comes Romanus Wirziburgensis.
Das so erhaltene alte Evangelium des römischen Gebrauchs in der Zeit von Gregor dem Großen – und der Liturgie von Sarum – bietet den Bericht von der wunderbaren Brotvermehrung aus Johannes 6, und das passt nicht nur als endzeitliche Meditation über das himmlische Gastmahl – es bietet auch dem hl. Andreas einen prominenten Auftritt. Ich frage mich, ob das der Grund für die Auswahl dieser Perikope war, schließlich war das die Zeit, in der sich die Evangelien der Sonntage nach Pfingsten oft auf Themen nahegelegener hoher Feiertage bezogen. Und der Festtage des hl. Andreas ist nach der wahren römischen Tradition in der Tat ein ganz besonderer Feiertag: Man hielt eine die ganze Nacht hindurch andauernde Vigil, und das Leoninische Sakramentar bietet neben der Vigilmesse noch drei weitere Messen zum Tage – vielleicht wegen der besonderen Nähe des hl. Andreas zu Petrus?
Die englische Kirche, die in ihren frühen Tagen so tief vom römischen Geist durchdrungen war, behielt diese „andreanische“ Neigung bei. Bevor das das „Leofric Missale“ im 11. Jahrhundert nach Exeter und dann während der Reformation in die Bodleianische Bibliothek dieser Universität kam, begann es seine Existenz als Handmissale der Erzbischöfe von Canterbury, und sein außerordentlich sorgfältiger jüngster Herausgeber (Henry Bradshaw Society 1999 – 2000) nimmt an, daß es direkt auf der Grundlage von Büchern erstellt wurde, die mit der Gesandtschaft des Augustinus aus Rom gekommen waren. In seinen Vorgaben für die Weihe von Kirchen scheint es eine Situation wiederzugeben, in der sehr viele Kirchen zu Ehren des hl. Andreas geweiht wurden – es enthält nämlich ein Gebet, das sich speziell auf diesen einen Heiligen bezieht.. Und tatsächlich liegt die Zahl der „andreanischen“ Kirchen in England deutlich über dem, was nach der statistischen Wahrscheinlichkeit zu erwarten wäre. Schließlich hat der hl. Gregor der Große sein großes Kloster auf dem Caelius-Hügel (aus dem der hl. Augustinus und seine Gefährten kamen) nach dem hl. Andreas benannt, und er war es höchstwahrscheinlich auch, der den hl. Andreas in das „Libera nos“ (nach dem Paternoster) einführte, der in vor-gregorianischen Versionen wie dem Missale von Stowe nicht genannt wird.
Es ist wirklich eine Schande, daß der Novus Ordo für diese „Andreanische“ Tradition so gar keinen Respekt hat und es unmöglich macht, eine äußere Feier des Andreastages an einem benachbarten Sonntag zu begehen – der Christkönigssonntag davor und der erste Advent danach schließen jede solche Möglichkeit aus. Der Festtag des hl. Andreas war war der ruhmreiche und glanzvolle Tag des Jahres 1554, an dem das Parlament den Guten König Philip und die Gute Königin Mary den päpstlichen Gesandten um die Wiederherstellung der Einheit baten und an dem Kardinal Pole dieses Königreich wieder in die Einheit mit dem Stuhl Petri aufnahm. Sei gegrüßt, Du festlicher Tag. Und es war eben dieser Tag im Jahre 1569, als die hochwürdigen Herren Peirson und Plumtree die Diözese Durham wieder zurück zur katholischen Einheit führten und in der erstaunlichen Kathedrale dieser Stadt das Hochamt feierten (S. Posting vom 18. 11.)
Der Tag der Einheit! Ein Tag, an dem man gut daran tut, seine rechtgläubigen Freunde um sich zu versammeln – zumindest im Geiste – ein guter Tag, den Herd anzuheizen und die Flaschen bereit zu stellen; nunc pede libero pulsanda tellus (nun laßt uns tanzen und fröhlich sein).
Liturgischer Kalender 2021
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- 27. November 2020
Für alle, die es noch nicht haben, bietet der bevorstehende Erste Adventssonntag eine willkommene Erinnerung daran, daß es höchste Zeit wird, sich mit dem Liturgischen Kalender für das kommende Jahr 2021 auszustatten. Das gilt natürlich besonders für alle Priester, die regelmäßig oder gelegentlich in der überlieferten Liturgie der lateinischen Kirche zelebrieren. Ebenso wertvoll ist es aber auch für Laien, die privatim das Breviergebet nach einer der älteren Ausgaben pflegen.
Ihnen allen gibt das Kalendarium authentische Auskunft darüber, welche Fest- oder Gedenktage auf welche Termine fallen, welchen Rang sie haben und wo sie unter Umständen durch Votivmessen ersetzt und kommemoriert werden können. Ebenfalls schafft das Kalendarium Klarheit dazu, an welchen Tagen Gloria oder Credo gebetet oder nicht gebetet werden, welche Präfation vorgeschrieben ist usw. Richtschnur dabei ist der Codex Rubricarum 1962 für das Meßbuch von 1962 und das entsprechende Brevier - er bildet trotz aller daran durchaus angebrachten Kritik die derzeit gültige Rechtsgrundlage.
Für die Freunde der traditionellen Kalenderkunde mit ihren teilweise weit in vorchristliche Zeit zurückreichenden Orientierungshilfen wie den circulus solaris, den numerus aureus des Mondzirkels, die Epakten und Indiktionen werden ebenfalls die entsprechenden Hinweise angeboten. Das ist nicht nur Nostalgie: Wer ältere Ausgaben des Breviers oder des Missales verwendet, kann solche Hilfen gut gebrauchen; auch manche ältere Predigt oder Lehrschrift bleibt stellenweise ohne ihr Verständnis rätselhaft.
Der Liturgische Kalender für das Jahr 2021 ist zum Preis von € 6,00 zu beziehen beim
UVK - Leserdienst,
Postfach 101633, 52016 Aachen,
Email:
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Fax: +49(0)160/5101606
Marxismus pur: „Warum nicht?“
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- 25. November 2020
Bei all dem hanebüchenen Unsinn, den deutschkatholische Kirchenführer gewohnheitsmäßig von sich geben, ist es nicht verwunderlich, daß ein veritabler Heuler, den Seine Eminenz, der Erzbischof von München und Freising, Reinhard Kardinal Marx, kürzlich losgelassen hat, bisher wenig Beachtung fand. In einer Predigt zum Korbinianstag wandte sich der Kardinal den „wegen Corona“ (jeder Anlaß ist den Säkularisierern Grund genug) mit zunehmender Dringlichkeit und Tiefe geforderten Veränderungen in der Kirche zu und meinte im Hinblick auf die Zukunft der Priester „Vielleicht werden wir auch Priester haben, die nicht ehelos leben - warum nicht?“
Das Problem hier ist nicht die Rede von verheirateten Priestern – auch wenn die merkwürdige Formulierungen vom „nicht ehelos leben“ durchaus Raum für kritische Anfragen bietet. Doch: Verheiratete Priester haben wir auch heute schon – der hier gerne und oft übersetzte Fr. Hunwicke gehört ebenso dazu wie der gelegentlich zitierte Fr. Longenecker aus den USA. Beide kommen aus (unterschiedlichen Zweigen) der anglikanischen Tradition und waren dort ordinierte und verheiratete Geistliche, bevor sie den Weg zur wahren Kirche fanden. Ein grundsätzliches Problem gibt es hier also nicht, auch die katholische Kirche kennt verheiratete Priester, wenn sie auch für deren Weg strenge Voraussetzungen gemacht hat und ihnen – in Übereinstimmung mit der Tradition aller Kirchen, die ein sakramentales Priestertum haben – den letzten Schritt zur Vollform des Priesteramtes in der Bischofsweihe verweigert. Msgr Keith Newton, verheirateter Priester und Oberhirte des Ordinariats unserer lieben Frau von Walsingham, dem auch Fr. Hunwicke angehört, ist zwar „Ordinarius“ dieser Kirchengliederung, aber er ist nicht Bischof.
Das Skandalon an der Aussage Marxens ist nicht die Rede von verheirateten Priestern per se, sondern der schnoddrige Nachsatz „warum nicht?“. Man weiß kaum, wo man anfangen soll, die anmaßende Frechheit dieser zwei Worte ins rechte Licht zu setzen. Das neutestamentliche Ideal der Ehelosigkeit – nicht als Norm, sondern als besondere Berufung - ist seit apostolischen Zeiten und gestützt auf Worte Christi selbst eng mit dem priesterlichen Dienst und dessen ebenfalls besonderer Berufung verbunden. Es hat Vorläufer im alten Testament im benachbarten Ideal der Keuschheit, die den Priestern und Leviten durch vielerlei Vorschriften zur „rituellen Reinheit“ in der Vorbereitung und Durchführung ihres Dienstes im Tempel von Jerusalem abverlangt wurde. Ist das nichts? Mit einem munteren „Warum nicht?“ einfach so abgetan?
Nur Christus ist König!
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- 23. November 2020
Das im Novus Ordo am letzten Sonntag des Kirchenjahres begangene Christkönigsfest gab den Geisteszwergen der Neukirche wieder gerne genutzte Gelegenheit, ihr von Unkenntnis der christlichen Lehre geprägtes Religionsverständnis auszubreiten. Doch der Reihe nach.
Der Christkönigssonntag ist – von heute aus gesehen erstaunlich – erst spät in den Kalender aufgenommen worden: 1925 durch Papst Pius den XI.,der als Termin den letzten Sonntag im Oktober festsetzte. Das hatte seinen Grund: Die Souveränität Christi auch in weltlichen Angelegenheiten bedurfte keiner besonderen Hervorhebung in jenem Jahrtausend, in dem die christlichen Könige des Abendlandes ihr Amt „von Gottes Gnaden“ ausübten – zumindest in der Theorie, und durchaus fest begründet im common sense ihrer Zeit. Erst nach dem Sturz der „katholischen Majestäten“ zu Ende des 1. Weltkriegs und der allgemeinen Ausrufung der Volkssouveränität bedurfte der Gedanke einer besonderen Hervorhebung.
Die Architekten der Liturgiereform verschoben das Fest auf den letzten Sonntag des Kirchenjahres, an dem traditionell des Endes der irdischen Welt gedacht wurde, und verschmolzen die beiden Festgedanken: Das Ende der Welt ist der Anbruch der Königsherrschaft Christi. Dabei modifizierten sie beide auf ungute Weise: Sie verschoben das Königtum Christi aus der weltlichen Gegenwart auf den buchstäblichen St. Nimmerleinstag und ließen es als eine Sache erscheinen ließ, die erst am Ende der Zeiten relevant werde. Gleichzeitig beförderten sie aber durch die Wahl eines anderen Evangeliumstextes die schon damals starke der Säkularisierung Vorschub leistende Tendenz, den Blick der erlösungsbedürftigen Menschheit vom übernatürlichen Gnadenhandeln Christi weg und hin zum Vertrauen auf eigene Kraft und Vortrefflichkeit zu lenken.
S. Bellarmin zur Liturgie
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- 21. November 2020
Der hl. Robert Bellarmin war wie sein zeitlich etwas früheres deutsches Gegenstück Petrus Canisius Verfasser eines überaus einflußreichen Katechismus, trägt den Titel eines Kirchenlehrers, und gehörte ebenso wie dieser dem Jesuitenorden an. Die Jesuiten gelten gemeinhin als liturgisch uninteressiert – über Berechtigung und Begründung dieser Ansicht wäre ein andermal nachzudenken. Für Robert Bellarmin gilt das jedenfalls nicht oder nur begrenzt; eine amerikanische Bellarmin-Biographie von 1961 enthält unter anderen einschlägigen Hinweisen den Text eines Briefes, den Bellarmin – seit 1599 Kardinal – im Mai 1617 an seinen Ordensgeneral richtete:
Da bald die Fronleichnamsprozessionen stattfinden werden und diese, wie es heißt, größer und feierlicher sein werden als je zuvor, scheint es mir angemessen, schriftlich zu begründen, warum Diakone und Subdiakone in Dalmatik gekleidet in Hochämtern und bei Prozessionen ihren Dienst verrichten sollten.
1) So ist es, ohne daß irgendeine Ausnahme zulässig wäre, im Zeremoniale von Papst Clemens VIII. und dem Rituale von Papst Paul V. vorgeschrieben. Unter diesen Umständen sehe ich nicht, mit welchem Recht unsere Gesellschaft und vor aller Augen Roms eine dem entgegen stehende Praxis übt.
2) Der (vorgeschriebene) Ritus wird in den Kirchen der ganzen katholischen Welt eingehalten, in Kathedralen, Kollegienkirchen, Pfarreien und Klöstern, gleichgültig, welchem Orden sie angehören. Wie kann es dann unserer Gesellschaft erlaubt sein, etwas anderes zu praktizieren, zumal wir das römische Messbuch, das römische Brevier und das Rituale verwenden und uns dazu bekennen, den Weisungen des apostolischen Stuhles in allen Dingen zu folgen?