„Was früheren Generationen heilig war, bleibt auch uns heilig und groß; es kann nicht plötzlich rundum verboten oder gar schädlich sein.“
Papst Benedikt XVI. 2007 zu Summorum Pontificum.
Themen und Meldungen:
Liturgierefom und Glaubensverfall
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- 14. März 2022
Während die Progressiven von gestern noch unverdrossen propagieren, daß Frauen zu „Priesterinnen“ geweiht werden oder zumindest der Zölibat aufgehoben wird, sind die Fortschrittler von heute schon einen Schritt weiter: „Christentum brauch keine Priester“ proklamiert (nach Luther und Calvin freilich nur begrenzt originell) Martin Ebner, der seinen Lebensunterhalt als Professor für neues Testament in Bonn verdient (oder sollte man eher sagen: erschlichen?) hat. Wenn viele (so viele sind es ja nicht mehr) junge Priester so sind, wie sie sind, und nicht wissen, wer sie sind und was sie tun, dann haben wir das Lehrpersonal wie Ebner zu verdanken – und ebenso glaubensschwachen wie charakterlosen Bischöfen, die derlei Personal als Professoren duldeten.
Zurück in die Vergangenheit zu Luther und Calvin als höchste Frucht der Modernität - 50 Jahre nach der Machtübernahme durch die Konzilsgeister und deren Liturgiereform ist der totale Zusammenbruch des aus dem Konzil abgeleiteten Fortschritts-Glaubens in Deutschland und Umfeld weder zu übersehen noch zu leugnen. Welche Rolle bei diesem Zusammenbruch die Liturgiereform gespielt hat, ist umstritten. Klar ist, daß Papst Paul VI. als Promulgator der Reform wiederholt ausdrücklich bekräftigt hat, daß diese Maßnahme den überlieferten Inhalt des Glaubens in keiner Weise verändern, sondern lediglich „leichter zugänglich“ machen sollte. Ebenso klar ist, daß diese päpstliche Vorgabe fast (der Vorbehalt ist wichtig) überall, wo die Liturgie „reformiert“ wurde, in keiner Weise eingehalten wurde. Mit zahllosen Worten und einer Fülle von Zeichen brachten die Zelebranten des Novus Ordo (und die Kirchenbauer!) zum Ausdruck, daß ab jetzt alles, was vorher galt, keine Geltung mehr beanspruchen dürfe, und daß sie – die „Vorsteher“ – und die „um den Altar versammelte Gemeinde“ dazu berufen seien, „eine neue Kirche ins Leben zu singen“. Und auch hier wieder: Praktisch kein Widerspruch seitens der Bischöfe – und Resignation seitens der Kurie und der Päpste.
Peter Kwasniewski hat letzte Woche auf OnePeterFive unter der Überschrift „The Sacrificial Nature of the Mass in the Usus Antiquior“ einen Artikel veröffentlicht, der einige wichtige Charakteristika der überlieferten Liturgie hervorhebt, die wesentlich dafür waren, daß die Mitfeiernden die Glaubenswahrheiten wahrnehmen und „ein-sehen“ konnten – und deren Verwässerung oder völlige Abwesenheit im Novus Ordo (teils schon in der Papierform, generell aber in der Praxis) dazu beigetragen hat, diese Glaubenswahrheiten aus dem Bewußtsein geraten zu lassen. Wir bringen hier stark geraffte Zusammenfassungen dieser Punkte und empfehlen im übrigen sehr die Lektüre des ausführlicheren Originaltextes.
Gregor der Große und die Pastoral
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- 12. März 2022
Nach dem überlieferten Kalender ist der 12. März der Festtag des hl. Papstes Gregor, Ordner der Liturgie und der Disziplin der Kirche sowie Verteidiger des Glaubens und der Stadt Rom. Seine in diesen Tage neu übersetzt und kommentiert erschienen Regula Pastoralis ist aktuell wie eh und je.
„In der Seelsorge schlägt das Herz der Kirche“. So der Titel eines neuen Dokumentes, das auf der Frühjahrs-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz vorgestellt wurde. Auf der Homepage der DBK heißt es hierzu: „Die Kirche muss den Begriff der Seelsorge ständig den veränderten Bedingungen im Kontext ihres pastoralen Handelns anpassen.“ In der Pressekonferenz am vergangenen Dienstag war viel von dem erarbeiteten 61-seitigen „Papier“ die Rede, vom pulsierenden „Herz der Kirche“ war jedoch wenig zu spüren. Wie auch? Der moderne Pastoraljargon von „Seelsorge als ganzheitliches und mehrdimensionales Interaktionsgeschehen“ erscheint eher als Symptom akuter Herzinsuffizienz der DBK und ihrer zahlreichen Kommissionen denn als Ausdruck pastoraler Vitalität. Wer stattdessen nicht vermeintlich unumgängliche Anpassungen pastoralen Handelns sucht, sondern nach zeitlos gültigen Maßstäben fragt, findet verlässliche Orientierung beim heutigen Tagesheiligen. Von Papst Gregor I. (590-604) stammt bekanntlich das Wort, die Seelsorge sei „die Kunst aller Künste“, also die anspruchsvollste Aufgabe, die sich denken lässt und daher vom Seelsorger höchste Qualifikationen verlangt.
Um den bestehenden Missständen seiner Zeit entgegenzuwirken, die der gegenwärtigen Bischofskrise keineswegs unähnlich waren, verfasste Gregor gleich zu Pontifikatsbeginn die Regula pastoralis, ein Handbuch, um Seelsorgern, insbesondere Bischöfen, biblisch fundierte Leitlinien einer verantwortungsvollen Ausübung des pastoralen Dienstes zu bieten. Die „komplexe Lebenswirklichkeit“, auf die elf Generalvikare deutscher Diözesen in einem offenen Brief vom 12. Februar 2022 an den DBK-Vorsitzenden Bischof Bätzing verwiesen, um arbeitsrechtliche Sanktionen bei Fragen der persönlichen Lebensführung von sogenannten „Mitarbeitenden“ im kirchlichen Dienst auszusetzen, war auch einem Papst Gregor in der Spätantike keineswegs unbekannt.
Wer kennt schon Max Schmalzl?
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- 11. März 2022
Der Name sagt nur ein paar Spezialisten etwas – aber seine Bilder kennen wohl alle, die der katholischen Tradition anhängen. Der Redemptoristenbruder Max ( 1850 – 1930) war Maler und Zeichner im Spätstil der Nazarener-Schule. Der gelernte Dekorationsmaler entwarf die Innenausstattung bzw. Ausmalung mehrerer Kirchen, zeichnete eine große Zahl von Buchillustrationen – und ist der Urheber von mehr als 80 Holzschnitten, die im Lauf eines halben Jahrhunderts zur Illustration der Messbücher des Verlages Pustet verwandt wurden. Die typischen Pustet-Missale, der Jahrzehnte zwischen 1885 und 1940 könnte man auch als „Schmalzl“-Missale bezeichnen – aber das hört sich nicht nur einigermaßen komisch an, es wäre auch ganz und gar nicht im Sinne des Künstlers, dessen Leben exemplarisch dafür ist, wie eine fromme Seele des 19. Jahrhunderts in der Welt, aber trotz aller Anlagen für eine „Karriere“ nicht von der Welt, ihren Weg zum ewigen Heil suchte und ganz sicher auch gefunden hat.
Eine Biographie wäre hier fehl am Platz – zumal es eine ordentliche kurze Lebensbeschreibung auf der Website des Museums Vilsburg und eine etwas ausführlichere in einer vor 15 Jahren erschienen Dissertation zum Werk Schmalzls geboten wird, die man sich als PDF (mit illustriertem Werkverzeichnis!) bei der Uni Regensburg herunterladen kann. Und in Papierform gibt es auch noch eine 150-seitige Biographie, die der Redemptoristenpater Leonhard Eckl nach dem Tod seines Mitbruders zusammensgetellt hat, erschienen 1930 – wo auch sonst – bei Friedrich Pustet Regensburg. Deren Umschlag entnehmen wir das oben gezeigte Selbstporträt Schmalzls.
Daher dazu nur soviel: Die Eltern Schmalzl betrieben in Falkenstein im Bayrischen Wald einen Krämerladen und eine Nebenerwerbs-Landwirtschaft. Max war das jüngste von zehn überlebenden Geschwistern, drei weitere waren als Säugling oder Kleinkind verstorben. Die Familie war nicht wirklich arm, aber nur der Älteste konnte studieren, die anderen mußten früh einen Beruf erlernen. Vieles war knapp im Hause – aber Frömmigkeit gab es reichlich und wurde nicht als Einschränkung und Zwang, sondern als Lebensraum wahrgenommen.
Neues im Alten Testament
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- 09. März 2022
Am heutigen Mittwoch beginnen die Quatembertage der Fastenzeit – zum Thema Quatember hatten wir bereits öfter geschrieben, siehe hier. Liturgisch sind die Quatembertage, insbesondere jeweils der Samstag, gekennzeichnet durch eine größere Zahl von bis zu fünf Lesungen, die großenteils aus dem alten Testament entnommen sind. Das Programm dieser Lesungen mit einem starken Akzent auf Umkehr und Buße kann bis auf die Zeit vor Gregor dem Großen zurückgeführt werden.
Schwerpunktthema des Quatembersamstags in der Fastenzeit ist die in zwei Lesungen eingeschärfte Aufforderung, die Gebote und Satzungen des Herrn einzuhalten, dem folgen zwei weitere Lesungen, die den daraus für das Volk Israel und das seit dem Wirken des Erlösers auf die ganze Welt ausgeweitete Gottesvolk hervorgehenden Segen beschreiben. Besonderes Interesse verdient dabei die III. Lesung mit dem Gebet des Nehemia aus dem 1. Kapitel im II. Buch der Makkabäer, Verse 24 – 27. Historisches Setting dieses Gebetes ist die Wieder-Inbesitznahme des Tempelberges durch die Juden nach der Rückkehr aus der Babylonischen Gefangenschaft.
Schon die Quelle dieses Berichtes bezeichnet eine Besonderheit. Die Rückkehr der Juden nach Jerusalem ist ein Ereignis des 5. Jahrhunderts und wird im alten Testament in einiger Ausführlichkeit in den Büchern Esdras behandelt. Besondere Aufmerksamkeit finden der Wiederaufbau der Stadtmauern und die Geldsammlung für die Wiedererrichtung des Tempels. Auch die Wiederaufnahme der regelmäßigen Feste und die feierliche Verpflichtung des Volkes auf die Einhaltung des Gesetzes werden ausführlich geschildert. Diese Schriften oder ihre Quellen sind also zeitnah zu den historischen Ereignissen – aber während die feierliche Einweihung der Stadtmauern groß dargestellt ist, ist von einer zeremoniellen Neuweihe („Reinigung“) des Tempels nicht die Rede
Diese Lücke schließt das II. Buch der Makkabäer.
Konzelebration: Kann, aber muß nicht
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- 07. März 2022
Fr. John Hunwicke schreibt heute auf Mutual Enrichment.
Es ist kein Geheimnis, daß einige Bischöfe und Kreise von Liturgikern ganz begeistert von der Vorstellung sind, daß Priester, die sich dem Usus Authenticus des Römischen Ritus verpflichtet sehen, dazu gezwungen werden sollten, als Zeichen der communio mit ihrem Bischof am Gründonnerstag zu konzelebrieren.
Ich persönlich habe keinen prinzipiellen Einwand, dagegen, das zu tun – ich bin tatsächlich durchaus dafür und halte es für angemessen. (Ich wäre nur froh, wenn wir den Teil mit der ‚Erneuerung der Gelübde‘ los würden) Aber um meine persönlichen Vorlieben geht es nicht.
Louis Bouyer war einer der einflußreichsten liturgischen Autoren der Zeit vor und während dem Konzil, und in der Zeit nach dem Konzil war er auch selbst an der Abfassung von Entwürfen beteiligt. Im Jahr 1954 hatte er „Leben und Liturgie“ geschrieben, das 1956 auf Englisch herauskam. Dieses Buch ist meiner Ansicht nach auch heute noch lesenswert – nicht zuletzt, weil die Ansichten, die er einnimmt oder zurückweist, nicht immer denen gelegen kommen, die sich selbst als „Denker im Geist des II. Vatikanums“ betrachten.
Allgemein gesehen spricht sich Bouyer für die Konzelebration aus: „Es ist sicher eine berechtigte Hoffnung, daß die Praxis der Konzelebration im Westen ebenso großzügig gestattet wird wie im Osten“.
Aber er stellt auch fest, daß die Konzelebration ganz sicher „keine ursprüngliche Form“ darstellt. Und er spricht sich für einen liturgischen Brauch aus, „der auch im Westen immer noch zulässig ist und noch älter ist als die Konzelebration und vielleicht auch eine noch tiefere Bedeutung ausdrückt. (Hervorhebungen Fr. Hunwicke) Für Bouyer zeigt sich die wesentliche Einheit der Liturgie „vielleicht am deutlichsten beim ursprünglichsten Typ der Messfeier, nämlich dann, wenn nur der Bischof oder sein Beauftragter das prex sacerdotalis spricht.
Von daher wäre also die Praxis (einiger Priester der Petrusbruderschaft und anderer) von der ich gehört habe, nämlich der Chrisam-Messe in choro beizuwohnen, aber nicht zu konzelebrieren, nach Ansicht von Bouyer noch ursprünglicher und theologisch bzw. liturgisch vorzuziehen.
Jeder sollte sich dessen bewußt sein, daß das II. Vatikanum an keiner Stelle die Konzelebration zwingend vorgeschrieben hat.
Wenn jemand behauptet, das II Vatikanum hätte in irgendeinem Zusammenhang die Konzelebration vorgeschrieben, dann lügt er. Tatsächlich hat das II. Vatikanum ausdrücklich festgehalten, daß jeder Priester das Recht hat, nicht zur Konzelebration verpflichtet zu werden. (Sacrosanctum Concilium 57 2,2)
Wenn also irgend ein Bischof von einem Priester die Konzelebration verlangen wollte oder diese zur Voraussetzung für seine pastorale oder kanonische Gunst machen wollte, so wäre dieser Bischof demzufolge ein Lügner.
Meiner Ansicht nach liegt es auf der Hand, daß diejenigen, die großen Wert darauf legen, daß ihre Priester mit ihnen bei der chrisam-Messe oder zu anderen Gelegenheiten konzelebrieren, dabei nicht von echten und gut begründeten theologischen Grundsätzen motiviert sind.
Ich kann kaum umhin, darin (sollte es denn geschehen) etwas anderes zu sehen als einen Akt grober Einschüchterung (bullying) durch einen Vorgesetzten, durch den eine kleine mißliebige Minderheit offentlich gedemütigt wird, indem man sie zwingt, sich demütigt einem Mobber (bully) – oder seiner bevorzugten Schwiegertochter – zu unterwerfen.
Nicht nett, so was.
Der Katechismus im Messbuch
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- 05. März 2022
Die Missale Romanum des Verlages Pustet in Regensburg waren über ein halbes Jahrhundert lang, nämlich in den Jahren (ungefähr) von 1885 bis 1935, führend auf dem Weltmarkt für Messbücher. Nicht ohne Stolz stellte das Unternehmen bis zum I. Weltkrieg seine Firmensitze in Ratisbona (Regensburg), Novum Eboracum (New York) und Cincinnati heraus; in manchen Jahren war auch noch Rom dabei. Diese starke Stellung galt nicht nur in wirtschaftlicher Hinsicht und beruhte auch nicht in erster Linie auf der der druck- und bindetechnisch hervorragenden Machart. Ihren Ruf und ihren Umsatz verdankten die Missale von Pustet der überaus gediegenen grafischen Gestaltung sowohl in der Typographie als auch bei den gegenüber früherer Gewohnheit stark vermehrten grafischen Ausstattung mit Kapitelköpfen zum Beginn und Vignetten zum Abschluß der einzelnen Abschnitte. Ihr eigentliches Charakteristikum sind die in der Regel als Holzschnit ausgeführten Schwarz-Weiß-Illustrationen, die über die Jahre 1890 bis 1950 praktisch unverändert blieben und diesen Messbüchern einen hohen Wiedererkennungswert verleihen.
Bei diesen Bildern handelt es sich nicht nur wie in den vorhergehenden Jahrhunderten um „Illustrationen“, die mehr oder weniger glücklich den Festgedanken zum Ausdruck bringen: Die Krippe von Bethlehem an Weihnachten, die hl. Drei Könige an Erscheinung des Herrn; Maria und die Jünger im Obergemach von Jerusalem bei der Ausgießung des Geistes zu Pfingsten…
Die Festtags-Illustrationen von Pustet sind wie früher schon gelegentlich im Barock aufwendig eingerahmt, aber diese Rahmungen sind nicht nur dekorativ, sondern sie bilden inhaltlich ein „Framing“, indem sie den jeweiligen Festgedanken mit seinen „Typoi“ aus dem alten Testament umgeben.