„Was früheren Generationen heilig war, bleibt auch uns heilig und groß; es kann nicht plötzlich rundum verboten oder gar schädlich sein.“
Papst Benedikt XVI. 2007 zu Summorum Pontificum.
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Wie überleben - I
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- 02. Oktober 2021
Nach wie vor hat die überwiegende Mehrheit der Bischöfe, in deren Diözesen bisher die Liturgie im überlieferten Ritus gefeiert werden konnte, darauf verzichtet, die ihnen von Traditionis Custodes gebotenen, je sogar aufgedrängten Möglichkeiten zur Schikanierung der traditionsorientierten Gläubigen und Priester zu nutzen. Das ist erfreulich und Anlaß zur Dankbarkeit - Grund zum Aufatmen ist es nicht. In mehreren Fällen sollen bereits „nachlässige“ Bischöfe durch Zuruf aus Rom zu Schritten gedrängt worden sein, die Ihnen widerstrebten, und in jedem Fall bietet die neue Kompetenzordnung in der Kurie, die den Kongregationen für den Gottesdienst und für die Ordensgemeinschaften alle Vollmachten gibt, Anlaß zur Besorgnis. Für diesen Monat wird mit weiteren „Ausführungsbestimmungen“ und zusätzlichen Einschränkungen vor allem für die Priestergemeinschaften gerechnet. Die Frage Fr. Hunwickes: „Wie kann man überleben?“ bleibt aktuell. Für die Gläubigen ebenso wie für die Gemeinschaften und ihre Mitglieder und Seminaristen.
Viele haben sich in dieser Situation ein klareres und mehr Orientierung gebendes Agieren der Oberen dieser Gemeinschaften gewünscht – das wenige, was da zu hören war, klang ihnen zu sehr nach Ergebenheitsadresse. Als Stilkritik sind solche Einwände berechtigt; kirchenpolitisch sieht vieles anders aus. Glaubt irgend jemand, man könne bei den für TC Verantwortlichen mit Argumenten etwas erreichen? Würde nicht jedes Anzeichen von Widerstandsbereitschaft zur Bestätigung dafür hergenommen, hier müsse einer gefährlichen schismatischen Gesinnung energisch Paroli geboten werden? Ins offene Messer zu laufen ist keine erfolgversprechende Strategie. Und es gibt noch andere Überlegungen, die es angeraten erscheinen lassen, die Füße ruhig zu halten und auf Zeit zu spielen.
In den Geschichten aus Tausend und Einer Nacht findet sich die Anekdote vom Großwesir, der beim Kalifen in Ungnade gefallen war und sich vor der bereits angesetzten Hinrichtung als letzte Gunst ausbot, dem Lieblingspferd des Potentaten die Kunst der Rede beizubringen. In einem Jahr, auf Tag und Stunde, wolle er Seiner Majestät das sprechende Pferd vorführen. Die Bitte wurde gewährt, aber die Freunde des so mit einer Gnadenfrist beschenkten Exwesirs waren nicht zufrieden: Wie könne er nur ein so irrsinniges Werk versprechen, jedermann wisse doch... Darauf erwiderte der dem Scharfrichter knapp Entronnene: „In einem Jahr kann viel geschehen. Ich alter Mann könnte sterben. Unser allergnädigster Herrscher, was Gott verhüten möge, könnte sterben. Das Pferd könnte sterben. Und vielleicht lernt es ja wirklich sprechen.“
Der Ausgang der Geschichte ist nicht bekannt, aber ihre Moral liegt auf der Hand und ist mit Leichtigkeit vom Hof in Bagdad auf den zu Rom übertragbar. Die Klugheit des Spieles auf Zweit und womöglich über Bande steht außer Frage – was die Beteiligten nicht der Mühe enthebt, rechtzeitig über Möglichkeiten und Spielräume nachzudenken. Ob einzelne Mitglieder von Priestergemeinschaften gut beraten sind, das in aller Öffentlichkeit zu tun, wie das Pfarrer Jackson FSSP von St. Marys in Providence soeben getan hat, müssen sie selbst beurteilen. Aber wenn sie es schon tun, darf man sich auch an ihren Überlegungen beteiligen.
Im Pfarrbrief für die letzte Septemberwoche beschreibt P. Jackson zunächst ohne jeden Versuch der Beschönigung die Widrigkeiten, mit denen er und seine Gemeinde rechnen müssen: Ja, der Bischof kann die Gemeinde auflösen und die „alte Messe“ verbieten, und ja, der Papst kann die Bruderschaft verbieten. Und er, P. Jackson werde zweierlei dann nicht tun: Er werde nicht „go independent“ (was in Nordamerika recht häufig ist), und er werde auch nicht „zu Pius gehen“ (wenn die ihn überhaupt haben wollten). Statt dessen werde er in Rente gehen, von seinen Ersparnissen ein bescheidenes Häuschen kaufen und von diesem Stützpunkt aus bei allen, die das wollen, Seelsorge betreiben und Hausmessen zelebrieren.
Aus unserer Sicht scheint er damit die Möglichkeiten und auch den bösen Willen der Feinde der überlieferten Lehre und Liturgie bei weitem zu unterschätzen.
Hl. Michael, hilf uns im Kampfe
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- 29. September 2021
Nach dem überlieferten Kalender gedenkt die Kirche heute des hl. Erzengels Michael, dessen Kirche auf dem Monte Gargano an einem 29. September eingeweiht worden war. Zum Festtag selbst haben wir bereits in den vergangenen Jahren mehrfach geschrieben – zuletzt 2018 über den Erzengel selbst und 2019 über die Geschichte seines Festes. In diesem Jahr können wir auf einen Artikel von P. Kwasniewski verweisen, der sich auf Rorate Caeli ausführlich mit der Stellung der hl. Engel in der traditionellen römischen Liturgie und deren Herabstufung in der Liturgiereform beschäftigt: Angels: Fellow Worshipers in the Liturgy of Heaven. Unser Beitrag in diesem Jahr besteht in der Wiedergabe der selten gebrauchten Vollform des Gebetes zum hl. Erzengel, das von Papst Leo XIII in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts verfaßt worden ist und heute wieder bedrückende Aktualität erlangt. Den Text der Langfassung entnehmen wir dem Artikel von Michael Fiedrowicz „St. Michael - Verteidiger der Streitenden Kirche“ in Dominus Vobiscum vom März 2018. Einen Bericht über die nicht völlig bekannten Umstände der Entstehung des Gebetes findet sich auf CNA-deutsch. Doch hier jetzt die Vollform des Gebetes von Papst Leo XIII.:
Heiliger Erzengel Michael, Du ruhmreicher Fürst der himmlischen Heerscharen, verteidige uns in diesem schlimmen Krieg, den wir gegen Mächte und Gewalten, gegen die Beherrscher der Welt der Finsternis und gegen die bösen Geister in den Himmelshöhen führen müssen. Komme den Menschen zu Hilfe, die Gott nach seinem Bild und Gleichnis gemacht, unsterblich erschaffen, und aus der Tyrannei des Teufels um einen teuren Preis erkauft hat.
Kämpfe - vereint mit dem Heer der seligen Engel – heute wieder so die Schlachten des Herrn, wie Du einst gegen Luzifer, den Anführer des teuflischen Stolzes und seine abtrünnigen Engel gekämpft hast! Denn sie siegten nicht! Ihre Stätte ward nicht mehr gefunden im Himmel. Hinab gestürzt wurde stattdessen der grausame Drache, die alte Schlange, die Teufel und Satan genannt wird und der die ganze Welt verführt. Er wurde vom Himmel hinabgeworfen auf die Erde, und mit ihm all seine Engel.
Doch sieh! Der Urfeind hat sich wieder erhoben. Der Menschenmörder hat wieder Mut gefasst. Als Engel des Lichts verwandelt und getarnt schweift er mit einer Vielzahl böser Geister in Raubzügen auf der Erde umher, um hier den Namen Gottes und seines Gesalbten auszumerzen und sich der Seelen zu bemächtigen, die für die Krone ewigen Ruhms bestimmt waren, um sie umzubringen und dem ewigen Untergang zu weihen. Wie Abwasser gießt der feindselige Drache das Gift seiner Bosheit auf Menschen, deren Geist und Herzen er verführt verdorben hat: Den Geist der Lüge, der Ehrfurchtslosigkeit und Gotteslästerung; den todbringenden Hauch der Ausschweifung und aller Laster und Gemeinheit.
Die überaus durchtriebenen Feinde erfüllen die Kirche, die Braut des unbefleckten Lammes, mit Galle und Bitterkeit und berauschen sie mit Wermut. Ihre frevlerischen Hände haben sie an die heiligsten Schätze gelegt. Selbst am heiligen Ort, wo der Sitz des heiligen Petrus und der Lehrstuhl der Wahrheit zur Erleuchtung der Völker errichtet ist, haben sie den Thron ihrer abscheulichen Gottlosigkeit aufgestellt, voller Heimtücke, damit, nachdem der Hirt geschlagen ist, sie auch die Herde zerstreuen können.
Erhebe Dich also, unbesiegbarer Fürst und stehe dem Gottesvolk gegen den Ansturm der bösen Geister bei! Gib Du ihm den Sieg! Die heilige Kirche verehrt Dich als ihren Hüter und Beschützer. Du bist ihr Ruhm, weil Du sie gegen die bösen Mächte der Erde und Unterwelt verteidigst. Dir hat der Herr die Seelen der Menschen anvertraut, um sie in die himmlische Glückseligkeit zu geleiten.
Bitte inständig den Gott des Friedens, Er möge den Satan unter unseren Füßen zermalmen, damit er die Menschen nicht länger gefangen halten und der Kirche schaden könne! Bringe Du unsere Bitten vor das Angesicht des Allerhöchsten, lass sie zur Aussöhnung mit der Gnade und dem Erbarmen des Herrn kommen, während Du den Drachen ergreifst, die alte Schlange, die der Teufel und der Satan ist, und ihn gefesselt in den Abgrund stürzt und bindest, damit er die Völker nicht mehr verführe.
Amen.
Wie klug sind Schlangen?
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- 28. September 2021
Die Krisen spitzen sich zu - in den Ortskirche, aber auch in Rom, wo das Pontifikat des nur noch Phrasen - hohl selbst da, wo sie fromm klingen - von sich gebenden Papstes von einem Tiefpunkt zum nächsten torkelt. Die große Frage ist: „Wie kann man überleben?“ - und Fr. Hunwicke stellt dazu Überlegungen an, die den Lesern von Summorum-Pontificum vertraut vorkommen dürften. Hier unsere Übersetzung seines Beitrags auf Mutual Enrichment von gestern:
Wie klug sind Schlangen?
Es wird berichtet, daß ein traditionsorientierter Karmeliterinnen-Konvent in den USA vor einer „Apostolischen Visitation“ steht.
Wir alle wissen, was diese unheilschwangere Formel für die Franziskaner der Immakulata bedeutete. Das Wort „apostolisch“ klingt zunehmend so bedrohlich wie das Wort „demokratisch“ aus dem Munde der Stalinisten oder „Gesundheitsfürsorge“ im Sprachgebrauch von Abtreibungsunternehmern.
Wie kann man überleben?
Auf jeden Fall müssen glaubenstreue Katholiken so klug sein oder werden wie jemals eine Schlange aus der Bibel gewesen ist. Neue religiöse Gemeinschaften sollten sich nicht um einen kanonischen Status bemühen. Ein kanonischer Status bedeutet nur, daß man sie dazu zwingen kann, die wenig zärtliche Unbarmherzigkeit einer Visitation zu erdulden. Neue religiöse Gemeinschaften sollten technisch gesehen den Status bewahren, bloße außer-kanonische Lebensgemeinschaften von Frauen oder Männern zu sein.
Nachdem Fr. Hope die Wallfahrt zu unserer Lieben Frau von Walsingham in der anglikanischen Pfarrkirche von Klein-Walsingham wieder aufgenommen hatte, gab es Schwierigkeiten mit dem evangelikalen Bischof von Norwich. Also baute Hochwürden eine Wallfahrtskirche (samt „Heiligem Haus“) auf einem Grundstück, das nicht dem Reich der Unfreiheit gehörte – und brauchte sich so auch nicht nach dessen Gesetz zu richten. Als Alternative wird für die absehbare Zukunft ein Angebot überflüssiger Kirchen bereit stehen, die von einer Vielzahl zusammenbrechender Sekten auf den Markt gebracht werden. (Es mag etwas List bei ihrem Erwerb erforderlich sein – vor einigen Jahren versuchte die Piusbruderschaft, eine aufgegebene anglikanische Kirche in Manchester zu erwerben, bis, nun ja...)
Man sollte jedenfalls alle möglichen rechtlichen und finanziellen Konstruktionen einsetzen, um Grundeigentum und Geld vor dem Risiko „apostolischen“ Zugriffes in Sicherheit zu bringen. Niemand kann daran zweifeln, daß PF selbst einen bestimmten Stil des Katholisch-Seins (und einen Stil von bestimmten Katholiken) zutiefst und prinzipiell verabscheut, aber es gab auch den Verdacht, daß es in Rom Leute gibt, deren „apostolische“ Motive eher finanzieller denn stilistischer Art sind.
Solcher Verdacht rückt die Kirche wirklich in kein gutes Licht.
Es ist unmöglich zu wissen, wie lange die Angriffe und Grausamkeiten dieser Art von „Apostolizität“ andauern werden. Als Arbeitshypothese sollte man davon ausgehen, daß es sich noch einige Zeit hinzieht.
Ganz davon abgesehen stelle ich die so leichthin zur Mode gewordene Verwendung des Begriffes „apostolisch“ für Gelegenheiten in Frage, bei denen „päpstlich“ gemeint ist. Wenn ich selbst ein Apostel wäre, würde ich vermutlich mit einem Rechtsanwalt darüber sprechen.
Ich denke, der Begriff war früher einigermaßen unschädlich, als man von „Apostolischen Vikaren“ sprach, aber er wird weniger akzeptabel, wenn er in Zukunft bedeuten soll: „Wir sind hinter dir her, und wehe, wenn wir dich kriegen!“.
Der Stuhl von Antiochien ist „apostolisch“, aber ich bezweifle, daß Seine Seligkeit sich damit beschäftigt, Lateinische Schwesternorden zu visitieren und zu schikanieren. Vielleicht sollte er seinen Bruder in Rom verklagen.
Ich sehe jedenfalls nicht, was daran falsch sein sollte, das Bistum von Rom weiterhin in guter alter Weise als den „Heiligen Stuhl“ zu bezeichnen – und sich ansonsten den Daumen zu drücken.
Kompliment für „Maria 1.0“
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- 27. September 2021
Mit einem offenen Brief hat sich Dorothea Schmidt von „Maria 1.0“ gegen die Anmaßung der progressistischen Kräfte beim Synodalen Weg gewandt, die Dokumente der Versammlung auf „genderegerechte“ Sprache zu trimmen. In ihrem Schreiben, das die Tagespost unter heutigem Datum veröffentlicht, schreibt sie u.A., diese Sprech- und Schreibweise sei keine respektvolle Ausdrucksweise, sondern „ein Kniefall vor einer machtförmigen Ideologie und die de-facto Anerkennung ihrer totalitären Ansprüche“. Dabei handele es sich um eine „willkürliche Veränderung“ der deutschen Sprache durch „unterschiedlichste Sonderzeichen, Weglassungen, Anfügungen und grammatikalische Totalausfälle“, die keiner inneren Logik folgten, „sondern nur der sich täglich ändernden Willkür von Aktivisten entspringt“.
Darüber hinaus schreibt sie, es sei „elitär, undemokratisch und übergriffig“, wenn sich „eine selbsternannte Avantgarde-Partei innerhalb der Gemeinschaft aller Katholiken“ das Mandat anmaße, im Namen einer selbst definierten „Geschlechtergerechtigkeit“ Volkserziehung zu betreiben und dafür sogar die Sprache zu waschen. Denn „Die gewachsene Muttersprache eines ganzen Kulturraumes gehört Ihnen nicht!“ Zusätzlich verweist Schmidt auf die Meinungsumfragen mehrerer unterschiedlicher Auftraggeber, die belegen, dass der Großteil der Bevölkerung Gendersprache ablehne. „Mir ist nicht bekannt, dass eine Umfrage unter Katholiken existiert, oder durch die Bischofskonferenz oder das Zentralkomitee der Deutschen Katholiken in Auftrag gegeben worden wäre, die ein überraschendes und dringendes Begehren dokumentiert, ,Gender-Sprache‘ im katholischen Kontext zu verwenden – im Gegenteil, Sie würden für Ihre unerwünschte Volksbelehrung eine schallende demographische Ohrfeige bekommen.“
Nun ja - diese Ohfeige hat sie den Vertreterinnen und Vertretern der menschenfeindlichen Genderei mit ihrem mutigen Auftritt jetzt stellvertretend erteilt. Die Genderista und Wokiban müssen sich nun dazu verhalten - also klar bekennen, daß Argumente sie nicht interessieren, oder zugeben, daß sie nur auf die Macht von wie auch immer zusammenmanipulierten Gremienmehrheiten bauen - so wie einst die Bolschewiki in ihrer Räterepublik. Wünschenswert wäre, wenn öfter die wenigen noch übriggebliebenen katholischen Vertreter in pseudo-katholischen Gremien den Mut fänden, den Verderbern von Glauben und Sitte, Sprache und Kultur so offensiv entgegen zu treten.
Noch eine Stimme der Vernunft...
...findet ungewohnten Platz auf katholisch.de: Der Politologe Mariano Barbato warnt vor zerstörerischen Kraft der Übertragung demokratististischer Strukturen auf die Kirche und dem dazu konzipierten Plan einer freiwilligen Selbstbindung von Klerikern an Gremienentschidungen.
Einfacher Priester am Papstaltalter?
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- 25. September 2021
Seit längerem meidet Papst Franziskus die Zelebration am seit Jahrhunderten den Päpsten vorbehaltenen zentralen Altar der Peterskirche über der confessio mit dem Petrusgrab – oft einfach als „der Papstaltar“ bezeichnet. Für bestimmte feierliche Anlässe, bei denen er eigentlich selbst hätte zelebrieren sollen oder können, hat Franziskus in den vergangenen Monaten mehrfach Kardinäle dazu beauftragt, an diesem Altar quasi in seiner Vertretung zu zelebrieren – das mag mit Hinsicht auf seinen angeschlagenen Gesundheitszustand durchaus angehen.
Am 2. Oktober soll dort nun „ein einfacher Priester“, wie es heißt, dort zelebrieren: Hw. Fabio Rosini, ein ehemaliger Musiker, heute beliebter Jugendprediger und Berufungsdirektor der römischen Diözese, der dem neokatechumenalen Weg angehört. Alle Priester, die das wünschen, sind zur Konzelebration eingeladen. Diese Zelebration des einfachen Priesters am Papstaltar, die sich übrigens auf das Motu Proprio Peculiare Ius Pauls VI. von 1966 stützen kann, seitdem aber so gut wie nie vorkam, hat bei vielen der Tradition zugeneigten Katholiken Irritationen ausgelöst und Kritik hervorgerufen – auf katholisches.info ist sogar von einer „Trivialisierung des Confessio-Altars, (die) als schwerwiegende Entsakralisierung kritisiert wird“ die Rede.
Dem ist zu widersprechen, zumindest teilweise. Vor dem Altar und beim Messopfer gibt es keine „einfachen Priester“. Jeder Zelebrant steht dort „in persona Christi“, und die Farbe des Scheitelkäppchens – deren Bedeutung Franziskus selbst vermutlich stark überschätzt – tut hier nicht das geringste zur Sache. „Einfache Priester“ gibt es nicht, von daher kann von „Entsakralisierung“ keine Rede sein. Der Vorwurf der Trivialisierung ist weniger entschieden von der Hand zu weisen – ein Priester, der sich zum „oder ein anderes geeignetes Lied“ an der Stelle des Gloria mit einem flotten Riff auf der Gitarre selbst begleiten wollte – was wir bei einem beliebten Jugendprediger nicht ausschließen können – würde sich zweifellos einer Trivialisierung schuldig machen, aber freilich nicht des Altars, sondern des dort zu vergegenwärtigen Erlösungsopfers Christi. Und das gälte wiederum für jeden Altar.
Also alles in Ordnung? Nicht im Geringsten. Das beabsichtigte Verfahren fügt sich nahtlos ein in die unaufhörliche Reihe von Gesten und Signalen, mit denen Franziskus die Aura des Sakralen im Gottesdienst der Kirche (und um das Amt des Nachfolgers Petri) abbaut oder sogar ins Lächerliche zieht. Originell ist der Argentinier damit nicht nur in rechtlicher Hinsicht keinesfalls: Die Geschichte der Liturgiereform und die Formen des Novus Ordo in Missale und Praxis enthalten zahllose derartige Signale. Der Sache selbst – im konkreten Fall dem Altar über der Confessio oder dem Wert der hl. Messe – können sie nicht wirklich etwas anhaben. Aber sie beeinträchtigen schwer die Fähigkeit der Menschen, die Sache und deren Wert wahrzunehmen – alles zerfließt in einem grauen Nebel der Gleichgültigkeit. Geschädigt und verhöhnt werden dadurch die Gläubigen, aber auch die Priester selbst, denen es erschwert wird, das übersinnliche Wesen von Zeremonien und Orten mit ihren bescheidenen menschlichen Sinnen zu begreifen.
Guadalajara, Le Havre, Dijon ...
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- 23. September 2021
Schneller als erwartet beginnen die ersten bergoglianischen Bischöfe damit, die Priesterbruderschaften – zunächst betroffen ist die Petrusbruderschaft mit den meisten Niederlassungen – unter den mit Traditionis Custodes vorgezeichneten Kurs zu zwingen. Bischof Brunin von Le Havre in Frankreich hat den in seiner Diözese tätigen Priestern der FSSP (hier die Website des Apostolats) zunächst untersagt, Taufen und Eheschließungen in der überlieferten Form durchzuführen (Quelle). Sie dürfen auch keinen Katechismusunterricht mehr durchführen – weder für Kinder, noch für Erwachsene.
Ein deutliches Stück weiter geht der Erzbischof des mexikanischen Guadalajara, Kardinal Robles-Ortega. Mit Dekret von gestern hat er die seit über 10 Jahren bestehende Personalpfarrei der Petrusbruderschaft aufgelöst, die Zahl der Messen im alten Ritus stark reduziert und weitere Reduzierungen für die Zeit „nach der Pandemie“ angekündigt. (Details zum Dekret auf katholisches.info und bei LifeSiteNews) Für die Priester der Diözese, die in Zukunft die hl. Messe nach der Liturgie des hl. Gregor feiern wollen, hat er ein nachgerade aberwitzig anmutendes Reglement eingeführt: Sie müssen einen ausführlich begründeten handgeschriebenen Antrag an den Erzbischof stellen, der
a) ein explizites Bekenntnis zur Gültigkeit des Novus Ordo und die volle Anerkennung des 2. Vatikanums und des päpstlichen Lehramtes (in franziskanischer Interpretation) enthält,
b) akzeptiert, daß die Liturgie nach den Büchern von Paul VI. und Johannes Paul II. einziger Ausdruck der der lex orandi des römischen Ritus sei und
c) klarstellt, daß ihre reguläre Zelebration ausschließlich nach diesen Büchern erfolgt. Deshalb sind die Ausnahmen auch für jeden Fall einzeln zu beantragen und zu begründen.
Der Petrusbruderschaft, die in Guadalajara ein großes Schulinternat und ein sog. Proseminar mit zusammen über 1200 Schülern (Quelle) unterhält, wird auferlegt, außerhalb der für die Reste der aufgelösten Personalpfarrei zugestandenen und nach Ort und Zeit genau vorgeschriebenen Messen nur noch die Angehörige der Einrichtungen zu den Meßfeiern in ihren Häusern zuzulassen. Für diese internen Zelebrationen kündigt der Erzbischof den bevorstehenden Erlaß spezieller Vorschriften durch die Ordens- und die Gottesdienstkongregation an. Wie inoffiziell zu erfahren ist, droht Robles-Ortega der Petrusbruderschaft bei Nichtbeachtung der Auflagen den Entzug der Genehmigung zum Betrieb ihre Schulen an. Was sind schon 1200 ohnehin zweifelhaft orientierte Schüler, wenn es um die Durchsetzung DES KONZILS geht?