Frage: „Wozu sind wir auf Erden?“
Antwort: „Wir sind auf Erden, um Gott zu erkennen, ihn zu lieben, ihm zu dienen und einst ewig bei ihm zu leben.“
Frage Nr. 1 aus dem „Grünen Schulkatechismus“ von 1955
Themen und Meldungen:
Von Christen und Juden
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- 09. April 2019
Für Leser von Summorum-pontificum sollte es nichts Neues sein, aber dieser Position jetzt auch auf „katholisch.de“ zu begegnen, ist überraschend: Das heutige Judentum ist alles andere als ein Spiegel oder getreues Abbild des jüdischen Glaubens und der Religion der Zeit Jesu und seiner Jünger. Es ist vielmehr eine auf den Wurzeln dieses alttestamentarischen Glaubens entstandene neue Religion, die sich ganz bewußt von der Lehre Christi absetzte und aus ihrer eigenen Vorgeschichte all das austilgte, was im Christentum zur Reife und Vollendung geführt wurde. So der Historiker Israel Juval von der Hebräischen Universität Jerusalem in einem bemerkenswerten Interview, das „katholisch.de“ am 8. 4. unter der provokanten Überschrift veröffentlichte: „Das Christentum ist die Mutter, das Judentum die Tochter.“
Dieser Formulierung würden wir uns nicht unbedingt anschließen, sondern eher an den verlorenen Sohn aus dem Gleichnis denken, der zwar in Stolz und Eigensinn den Bruder und das Haus des gemeinsamen Vaters verlassen hat – doch es gibt noch Hoffnung. Auch sonst ist Yuval klaren bis harten Formulierungen nicht abgeneigt – bis hin zu einigen historischen Reminiszenzen, die ihn zu möglicherweise schwer haltbaren geschichtlichen Spekulationen führen. Aber in den religionswissenschaftlichen Aussagen steht er auf sicherem Boden, den insbesondere die amerikanische Wissenschaft vom Alten Testament in den letzten Jahrzehnten erschlossen hat und deren Erkenntniss nur an Deutschlands Fakultäten von einer in den Dogmen des „aufgeklärten Luthertums“ stehen gebliebenen (interkonfessionellen) Sekte ignoriert werden. Einige Zitate:
Der christliche Einfluss ist die DNA der jüdischen Religion, die historisch durch diesen Konflikt geformt wurde. Das Christentum ist in diesem Sinne die Mutter und das Judentum die Tochter, nicht umgekehrt. Der hunderte Jahre später entstandene Talmud ist eine Reaktion auf das Neue Testament, die Pessach-Haggadah eine Polemik zu Ostern: In ihr fordert der jüdische Gelehrte des 1. Jahrhunderts, Rabban Gamliel, dass jeder Jude an Pessach die drei Worte Pessach (Opfer), Mazza (ungesäuertes Brot) und Maror (Bitterkraut) benutzen muss. Die Parallele zum Christentum - Lamm Gottes, Leib Christi, Passion - ist unschwer zu erkennen. Gamliel kommentiert in Abgrenzung, um den Symbolen ihren christlichen Schein zu nehmen. (…)
Oder nehmen wir das Beispiel der Segenssprüche vor der Torahlesung an Schabbat: Darin betonen wir, dass Gott uns erwählt hat, uns die wahre Torah und das ewige Leben gegeben hat. Jede dieser Äußerungen impliziert zugleich die Zurückweisung der Alternative. Hierin spiegelt sich der Konflikt mit dem Christentum und der Erlösung. Es geht letztlich um die Frage, wer die Schlüssel zum Himmel hat.“
Dabei gehen Yuval (und erst recht nicht Interviewer Krogmann) noch gar nicht darauf ein, daß nicht nur die heute gültigen jüdischen Lehrschriften und Liturgien, sondern auch das Alte Testament in hebräischer Sprache (masoretischer Text) von dieser polemischen Absetzbewegung vom Christentum geprägt und teilweise verfälscht worden sind.
Auf zur Gottesdienstwerkstatt!
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- 08. April 2019
Die ersten neuen Großpfarrein im Bistum Trier sind noch nicht errichtet, da gibt es bereits praktische Erfahrungen, welcher Geist diese Monstrositäten hervorgebracht hat – und in welchem Geist sie das, was von Kirche noch übrig ist, weiter verändern und entstellen werden.
Aus einer der betroffenen Gemeinden geht uns ein Schreiben zu, daß der Noch-Pfarrer an seine Gemeindemitglieder gerichtet hat, um sie auf die Zukunft der Do-It-Yourself-Liturgien einzustimmen:
...schon heute gehört die Gestaltung von Andachten und Impulsen zum Alltag vieler Ehrenamtlicher in unseren Pfarreien. In Zukunft wird das Angebot und die Gestaltung von Wort-Gottesdiensten weiter an Gewicht gewinnen, wenn in unseren Orten weiterhin sich Menschen zu Gebet und Gottesdienst versammeln wollen.
Zugleich ist dies nicht selten eine Herausforderung, gerade vor dem Hintergrund, dass im Gottesdienst die Botschaft des Evangeliums und das Leben der Menschen miteinander in einen intensiven Austausch treten.
Aus diesem Grunde laden wir Interessierte zu einer Gottesdienstwerkstatt ein. Sie wird geleitet von dem Dramaturgen und Regisseur xxx.In dem zweitägigen Kurs werden die verschiedenen Stationen und Elemente eines Gottesdienstes neu erschlossen und in ihrem geistlichen Gehalt hinterfragt.
In praktischen Übungen mit dem Körper, mit der Sprache und mit Übungen im Raum werden körperliche, stimmliche und dramaturgische Kompetenzen aufgefrischt und neu entwickelt. In der Vielfalt von Beten und Verkünden soll Glaubwürdigkeit und Authentizität erlangt werden.
Ein Mitglied der Gemeinde hat daraufhin seinem Pfarrer unter anderem Folgendes geantwortet:
Diese Mail macht in erschreckender Weise deutlich, wie die Situation im Bistum Trier ist und wie es nach den Plänen des Bischofs Ackermann weitergeht.
- Das scheußliche Wort „Gottesdienstwerkstatt“ charakterisiert alles, was ist. Die Theologen, die im Fach Liturgie alles, was es zu vermitteln gälte, gelernt haben müssten und sogar in dem Fach examiniert sein sollten, dürfen nicht mehr vermitteln. Statt dessen bevorzugt der Bischof einen Theaterfachmann so, als sei alles, was es zu veranstalten und organisieren gilt, Theater.
- Die Aussage „In Zukunft wird das Angebot und die Gestaltung von Wort-Gottesdiensten weiter an Gewicht gewinnen, wenn in unseren Orten weiterhin sich Menschen zu Gebet und Gottesdienst versammeln wollen.“ bedeutet, dass nach Abschluss der ackermannschen „Neuorganisation“ des Bistums es viel weniger an Messen geben wird und das Vieles, was gesagt wurde, sich als Lug und Trug herausstellen wird.
- Der Satz „dass im Gottesdienst die Botschaft des Evangeliums und das Leben der Menschen miteinander in einen intensiven Austausch treten“ ist unverständlich. So soziologisch habe ich meine Teilnahme am kirchlichen Leben noch nie gesehen. Vor allem habe ich mich immer als Bittender betrachtet und nie als „auf in gleicher Ebene in Austausch tretend.“
Soweit also eine Reaktion aus der Gemeinde. Uns hat noch dazu besonders gefallen der letzte Abschnitt der Einladung mit den körperlichen, stimmlichen und dramaturgischen Kompetenzen, die aufgefrischt und neu entwickelt werden sollen, damit die Vielfalt von Beten und Verkünden Glaubwürdigkeit und Authentizität erlangen kann. Nicht nur, daß wir davon einen erneuten Einbruch liturgischer Schleiertänze in den Raum des Gottesdienstes befürchten – darauf käme es in all der Verwirrung kaum noch an. Aber daß derlei Antrainiertes dann auch noch für Glaubwürdigkeit und Authentizität sorgen soll, dazu auch noch Vielfalt, das ist schon einigermaßen erschütternd.
Die „Glaubwürdigkeit“, so lernen wir, kommt aus der Werkstatt. Es muß halt nur von der richtigen Werkbank sein, nicht von der mit Latein und Dogma.
Eine Woche „unkatholisch.de“
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- 06. April 2019
Als ob der Gottseibeiuns hinter ihnen her wäre, eilt die Mehrheit der deutschen Bischöfe und der Hochschultheologen – aus deren Reihen die meisten Bischöfe kommen – auf einem Weg voran, der nur ins offene Schisma führen kann. Im Zeichen des „Kampfes gegen den Klerikalismus“ – von dem doch seit fast hundert Jahren kaum noch Restbestände aufzufinden sind – wird alles umgestoßen, was dem Kurs der bedingungslosen Anpassung an die Welt entgegen stehen könnte.
Hebel für den Umsturz soll der „Synodale Weg“ sein, von dem zwar niemand weiß, welche organisatorische Struktur und rechtliche Kompetenz er haben soll und kann, der aber dennoch für alle Diözesen und alle Gläubigen verbindliche Ergebnisse erbringen soll. Ganz oben auf der Wunschliste für die auf dem Synodalen Weg zu gründende neue Kirche steht eine neue Sexualmoral, die sich an den Wünschen und Gewohnheiten der Menschen orientiert. Dem soll auch der Pflichtzölibat weichen, der irgendwie mit an der Wurzel aller Übel zu stehen scheint. Gleich neben dem Ruf nach mehr und besseem Sex, der leider immer noch nicht von allen Bischöfen verstanden wird steht die Forderung nach einer gründlichen Demokratisierung der Kirche, die freilich nicht so weit gehen darf, auch den „Rechtspopulisten“ eine Stimme zuzugestehen.
In weiterem Sinn im Zusammenhang mit Demokratisierung und „Emanzipation“ steht dann der immer lauter ertönende Ruf nach der Öffnung aller Ämter (sollten die nicht im Zuge der Entklerikalisierung abgeschafft werden?) für Frauen, um diesen zu mehr Macht zu verhelfen. Eine Theologie, die sich dem in den Weg stellt, ist überholt und hat schlicht und einfach keine Existenzberechtigung mehr. Und weil das so ist, hat Bischof Bode denn auch keinen Zweifel daran, daß der Frauendiakonat „Thema des Synodalen Weges“ (und auch dessen Ergebnis?) sein wird. Probleme, daß die deutsche Kirche sich damit in der Weltkirche isolieren oder gar aus ihr hinaus fallen könnte, sind nach katholisch.de-Redakteur Tobias Glenz nicht zu befürchten, denn schließlich wolle der Papst doch, daß die Ortskirchen die Entscheidungen treffen.
Ist das also die Zukunft? Eine deutsche Kirche mit „demokratischen“ Strukturen, ohne einengende Sexualmoral, ohne Zölibat, aber mit ordinierten „Priesterinnen“ und somit immer öfter ohne die Fülle der Sakramente? Gerade so wie bei den überaus erfolgreichen Protestanten? Und das alles in einer lockeren Assoziation von Bischofskonferenzen, in denen die unterschiedlichsten Regelungen und Wahrheiten gelten können? Oder geht es vielleicht noch darüber hinaus?
Unter Datum vom 6. 4. referiert Redakteur Roland Müller nicht ohne Sympathie eine uns nach dieser Darstellung bestenfalls vulgärmarxistisch anmutende Studie in „Nature“, die sich der Frage widmet: Wer war zuerst da: Gott oder die Gesellschaft? Die Wissenschaftler haben herausgefunden: Gesellschaften, die eine gewisse Größe und Komplexität erreicht haben (der Kenner des historischen und dialektischen Materialismus erkennt sogleich den Umschlag von der Quantität zu Qualität) benötigen eine übernatürliche Ordnungsinsanz, um ihre Funktion zu gewährleisten – und so erschaffen sie sich einen oder mehrere dafür zuständige Götter, die Gebote geben und sich mit Höllenstrafen für deren Übertretung Gehorsam erzwingen. Doch ab einer weiteren Entwicklungsstufe lassen sich die Leute davon nicht mehr zähmen ...
Die eigentliche Zukunft der Theologie, so will uns nach der Lektüre dieses Müller-Referats scheinen, liegt im atheistischen „Diamat“ marxistisch-leninistischer Prägung. Ein erprobtes Zukunftsmodell in der Tat.
„Missale romanum“ 50(?) Jahre
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- 04. April 2019
Zum 50. Jahrestag der Unterzeichnung der Apostolischen Konstitution „Missale romanum“ durch Papst Paul VI. am 3. April 1969 – auf Summorum Pontificum bereits mehrfach behandelt u.a. hier und hier – sind gestern im traditionsorientierten Internet eine Reihe lesenswerte Beiträge erschienen. Mit dieser Konstitution hatte Paul VI. offiziell das noch gar nicht fertig vorliegende Missale für den Novus Ordo zum Nachfolger des von Pius V. promulgierten und den folgenden Päpsten gewissenhaft in seinem Geist gepflegten Missale von 1570 bestimmt, das seiner seits auf das seit vielen Jahrhunderten gebräuchliche Messbuch der römischen Kurie zurückging.
Fast schon den Umfang einer Broschüre (30 Seiten, 36 Anmerkungen) erreicht der Text eines Vortrages von Peter Kwasniewski, den Rorate Cæli veröffentlicht hat. Kwasniewski gibt hier einen eindrucksvollen Einblick in die liturgischen und kirchenreformerischen Ideen Pauls VI., wobei er sich insbesondere auch auf die beiden Predigten (Hier die Texte auf Deutsch) des Papstes vor dem Inkrafttreten der Neuordnung im Herbst 1969 stützt.
Ebenfalls auf Rorate Cæli erschien eine kurze Erinnerung an den skandalösen 7. Absatz der in der Behelfsausgabe des neuen Ordo veröffentlichten und mit dieser promulgierten Institutio Generalis. In diesem Absatz, der später revidiert werden mußte, wurde eine der katholischen Lehre widersprechende Definition der Messe als „Heilige Versammlung der Gemeinde zu Feier des Herrengedächtnisses“ gegeben – ohne jeden Bezug auf ihren Opfercharakter.
New Liturgical Movement präsentiert einen Text des Liturgiewissenschaftlers Dom Alcuin Reid OSB, in dem der Autor sich insbesondere mit dem Verhältnis der von Paul VI. schließlich promulgierten „Neuen Messe“ zum Auftrag des Konzils in Sacrosanctum Concilium auseinandersetzt. Er erkennt an, daß der neue Ritus nach 50 Jahren einen legitimen Platz in der römischen Kirche einnehme, äußert nach einem kurzen Blick auf die Realitäten des weltweiten kirchlichen Lebens jedoch Zweifel daran, daß man dessen Neuerungen auch nach weiteren 50 Jahren noch gegenüber der überlieferten Form vorziehen werde.
Der Blick auf die Realität des kirchlichen Lebens steht im Mittelpunkt eines Rückblicks auf National Catholic Register. Der erkennbar um Harmonisierung der mit der Reform aufgebrochenen Gegensätze bemühte Autor Joseph O‘Brien nimmt auf der einen Seite zur Kenntnis, daß sich die Teilnahme an der Liturgie bisher so ganz anders entwickelt hat, als die Architekten der neuen Liturgie sich das erträumten. Die Abstimmung mit den Füßen ist gegen die Neuordnung ausgefallen. Auf der anderen Seite bleibt er jedoch bei der Hoffnung, daß der mit der Litrugiereform erweiterte Spielraum für „pastorale Anpassungen“ und das seiner Ansicht nach glücklich verwirklichte „dialogische Prinzip“ letzten Endes wieder mehr Menschen für den Glauben gewinnen könne.
Gänzlich unbeeindruckt von allen Zweifeln (und allen empirischen Befunden, die diese Zweifel bestärken) gibt sich der Artikel zum Tage auf katholisch.de, der sich mit geringstmöglicher Faktenkenntnis und völlig ohne jedes Problembewußtsein damit zufriedengibt, dem neuen Ordo zu bescheinigen, daß er mit seiner größeren Vielfalt, der Vermehrung der Präfationen und den zahlreichen Anleihen bei nichtlateinischen Riten den „Bedürfnissen unserer Zeit“ besser entspreche.
Was sind „Meßandachten“?
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- 03. April 2019
Mit einiger Genugtuung haben wir die Bemerkungen Winfried Haunerlands im Interview zu 50 Jahren Liturgiereform zur Kenntnis genommen, mit denen er dene vielfach verpönten „privaten Frömmigkeitsübungen“ zur Mitfeier der hl. Messe ungewohnte Anerkennung zukommen ließ: „Wer Rosenkranz betete, tat formal etwas anderes, war aber inhaltlich auch beim Leben Jesu, das in Tod und Auferstehung kulminiert. Das gleiche gilt für die Messandachten.“ So ist es – und es besteht von der Sache her kein Grund, das heute anders zu sehen.
Zwar gab es schon lange vor dem Schott Bücher, die dem Bedürfnis gerecht werden wollten, der hl. Messe so zu folgen, wie der Priester sie „las“ - eines der frühesten ist „Flurheyms Deutsches Messbuch“ von 1529, das als photomechanischer Nachdruck von 1964 oft preiswert im Antiquariatshandel zu bekommen ist. Die Masse der Gläubigen – sofern sie nicht bevorzugt zum Rosenkranz griff – betete jedoch während der Messe eine der auch von Haunerland genannten „Messandachten“, die ab dem 17. Jahrhundert in zahllosen Versionen und Druckausgaben in Umlauf waren. Sie enthielten vielfach 52 oder 53 unterschiedliche solche „Andachten“, so daß man sie in den verschiedenen Zeiten des Kirchenjahres oder zu den Sonntagen passend und auch mit einiger Abwechslung auswählen konnte. Der Begriff „Andacht“ ist hier weniger im Sinne von während der Messe zu sprechenden Gebeten zu verstehen, sondern als vorbereitende Betrachtung zu Einstimung auf die Messfeier, auf deren Text man dann auch während der Messe jederzeit zurückgreifen konnte.
Hier aus dem oben abgeildeten Büchlein (knapp 400 Seiten) als Beispiel die 12. Andacht „Passionsmesse in der Fasten und am Freytag zu sprechen“.
O Gütigster Jesu! Ich erkenne mich verpflichtet zu seyn, dein bitteres Leiden stets zu verehren, und mit schuldigster Dankbarkeit zu vergelten; weis aber kein besseres Gebet oder Übung, dasselbe besser zu verehren, oder zu vergelten, als eben das andächtige Meßhören; weil du in allen heiligen Messen dein ganzes Leiden erneuerst und dem ganzen Himmel klärlich vor augen stellest. Darum will ich diesem göttlichen Opfer mit möglichster Andacht beiwohnen und dein bitteres Leiden mitleidig beherzigen.
O mein treuer Erlöser! Wie groß war deine Liebe zu mir, welche dich antrieb, so viele und bittere Peinen für mich zu leiden, auf daß du für meine Sünden genug thun und mir deine Huld deines Vaters erwerben möchtest. O wie groß ist deine Liebe zu mir, welche dich antreibt, dein heil. Leiden in allen heil. Messen zu erneuern, auf daß du mir dessen Verdienste zueignen und mitteilen möchtest. Aus ganzem Herzen danke ich dir für deine so große Liebe, und vom Grund meiner Seele bitte ich, du wollest mich der Früchten deines bitteren Leidens teilhaftig machen.
Gipfel und Quelle - oder Sumpf
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- 02. April 2019
Die Liturgie ist, wie Sacrosanctum Concilium in einer überaus wirkungsvoll gewordenen Wendung in Artikel 10 feststellt, der „Höhepunkt, dem das Tun der Kirche zustrebt, und zugleich die Quelle, aus der all ihre Kraft strömt.“ Und zwar nicht nur Liturgie allgemein und in jeder Form, sondern vor allem "die Feier der Eucharistie, die Teilnahme am Opfer und am Genuß des „Herrenmahles“. Das ist, wie alles, was das II. Vatikanum an Richtigem gesagt hat, auch keine Neuerung, eher eine Selbstverständlichkeit. „Wir können ohne den Sonntag (d.h. Die hl. Messe) nicht leben“ erklärten die Märtyrer von Abitine im frühen 4. Jahrhundert ihren Verfolgern. Im abendländischen Mönchstum wurde schon früh aus der sonntäglichen die tägliche Feier der hl. Messe.
Es ist denn auch kein Zufall, daß die zusammenfassende Darstellung der Regel des hl. Benedikt auf der Website der Zisterzienserabtei Mehrerau kurz und bündig schreibt: „Die tägliche gemeinsame Feier der Liturgie in der heiligen Eucharistie und im Stundengebet legt Zeugnis dafür ab, dass Gott die lebendige Mitte des klösterlichen Lebens ist.“ So ist es, und seit alters her gilt diese Regel selbstverständlich nicht nur für die Mönche, sondern auch für die Nonnen, die nach der Regel des hl. Benedikt leben.
Umso irritierender ist es, wenn ausgerechnet der neue Abt von Mehrerau, Vinzenz Wohlwend, die seiner Aufsicht unterstehenden Zisterzienserinnen ermutigt „in der heutigen Zeit Liturgieformen zu finden, die ihrer Spiritualität entsprechen“, und „eigenständig“ Liturgie zu feiern. Weiter im Interview mit kath.ch: „Das heißt, dass sie einen spirituellen und religiösen Ausdruck in ihren Gottesdiensten finden, in denen sie nicht jeden Tag zwingend einen Priester brauchen, solange die Regeln der katholischen Kirche so sind, wie sie sind.“
Der letzte Satz ist leicht entschlüsselbar als Code dafür, daß der Hw. Pater Abt meint, die Regeln könnten irgendwann geändert und dann auch Frauen zu „Priesterinnen“ geweiht werden, die dann auch eine ihrer besonderen Spiritualität entsprechende Messe feiern. Bis dahin aber können sie ruhig auf die tägliche hl. Messe verzichten und lieber daran arbeiten, eben diese „besondere Spiritualität“ in der Liturgie zu verwirklichen. Wir lernen: Nicht mehr die Vergegenwärtigung des Erlösungsopfers Christi ist „Gipfel und Quelle“ des geistigen Lebens, sondern die Verwirklichung der je besonderen, in diesem Falle also weiblich/feministischen, Spiritualität. Und den Gedanken der Emanzipation nicht zu vergessen, wie eine zum Interview gestellte Zuschrift belegt: „Stellt euch vor : alle Männerklöster bräuchten eine Ordensfrau, um Liturgien zu feiern.....“.
Die zahllosen Klosterschließungen der Jahre seit dem Konzil lassen vermuten daß das abendländische Klosterleben – soweit der Einfluß dieses Konzils reicht – vor dem Untergang steht. Zeitgeisterscheinungen wie die des neuen Abtes von Mehrerau lassen wenig Bedauern darüber aufkommen. Nicht der Habit macht den Mönch, und wenn es keine Mönche (und Nonnen) mehr gibt...