„Was früheren Generationen heilig war, bleibt auch uns heilig und groß; es kann nicht plötzlich rundum verboten oder gar schädlich sein.“
Papst Benedikt XVI. 2007 zu Summorum Pontificum.
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Das Schisma ist schon da!
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- 21. April 2021
Im heute erschienenen zweiten Teil seiner Anklageschrift gegen die Urheber des neuen deutschen Schismas arbeitet Kardinal Brandmüller zunächst den wesentlichen Unterschied der heutigen Entwicklung zu den großen Schismen des Mittelalters hinaus: Während es damals in erster Linie um Macht, Reichtum und Territorien ging, stehen heute tiefgreifende Unterschiede in Glauben und Lehre im Vordergrund. Es geht nicht „nur“ am Zurückweisung der Autorität des Petrusamtes, es geht um Abkehr von der Lehre, es geht um tiefgreifende Häresien. Letztlich geht es um den Tatbestand der Apostasie: die öffentliche und durch aktives Handeln untermauerte Leugnung von Grundwahrheiten des von den Aposteln überlieferten Glaubens. Apostasie zieht nach geltendem Kirchenrecht automatisch die Folge der Exkommunikation nach sich, und hier trifft der Kardinal eine Feststellung, die denen, die gemeint sind, schrill in den Ohren klingen dürfte:
Mancherorts ist das Band bereits gerissen. In solchen Fällen ist für nicht wenige – darunter selbst Bischöfe, vor allem „katholische“ Funktionäre, bereits der Tatbestand von Häresie und Schisma erfüllt – und die Exkommunikation eingetreten.
Das heißt: Die Kirche in Deutschland wird gegenwärtig zumindest teilweise von Bischöfen geleitet, die exkommuniziert sind. Die Folgerung, die Kardinal Brandmüller aus diesem Sachverhalt zieht, ist dramatisch:
Damit befindet sich der deutschsprachige Katholizismus in akuter lebensbedrohlicher Krise. Ein Katholik, der zu den noch maximal zehn Prozent der Sonntags-Messbesucher zählt, wird nun zusehen müssen, wo die Liturgie ehrfürchtig, den kirchlichen Normen entsprechend gefeiert wird, die Predigt den authentischen Glauben der Kirche vermittelt und die Sakramente nach der Ordnung der Kirche gespendet werden.
Ähnliches gilt für die Priester und auch die Bischöfe selbst: Sie sehen sich aufgerufen, sich klar und erkennbar für eines der beiden Lager zu entscheiden – auch wenn das in der Praxis zu schwersten Konflikten führen wird. Einer dieser Konflikte wird das rechtliche Feld der Konkordate betreffen, eines Vertragswerks, das zwischen dem deutschen Staat und dem Vatikan geschlossen wurde und in dem die von den Häretikern beherrschte Bischofskonferenz nicht vorkommt. Dazu Brandmüller:
Was also geschieht dann mit dem Konkordat? Und was geschieht dann mit der in den Konkordaten verankerten Kirchensteuer? Ein Band, das sich groteskerweise bisher als haltbarer erwiesen hat als jenes des katholischen Glaubens…
Wie unter solchen horrenden Umständen zu verfahren wäre, ist kaum vorstellbar. Eine in diesem Fall unumgängliche Entflechtung von Institutionen und Vermögen wäre eine überaus dornenvolle Aufgabe, die sich – was der Himmel fügen möge – niemals stellen wird.
Die Bätzing und Bode, Kohlgraf und Genn samt dem neuen Träger des Bundesverdienstkreuzes „mit Stern“ Marx, die hier von Brandmüller – wenn auch noch ohne Namensnennung – als Apostaten angesprochen werden, die sich bereits die Exkommunikation zugezogen haben, werden versuchen, die Feststellungen des Kardinals als bedeutungslose Worte eines alten weißen Mannes abzutun, der mit der neuen Zeit nicht mitkommt. Gestützt auf ihre Machtapparate können sie sogar versuchen, sie zu überhören und zu verschweigen. Aber dieser Vorwurf ist jetzt offen ausgesprochen: Ein Teil, ein dominierender Teil, der deutschen Bischöfe, ist der Apostasie verfallen und befindet sich im Schisma. Wir sind nicht die einzigen, die es gehört haben.
Genug ist genug!
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- 20. April 2021
Der grandiose Einfall der Hochschullehrenden Johanna Rahner, die beständige kirchliche Lehre zur Unmöglichkeit eines Frauenpriestertums mit Hilfe des Rassismusvorwurfs auszuhebeln, hat seitens des Passauer Bischofs Oster eine Replik provoziert, wie man sie von einem deutschen Diözesanbischof kaum noch zu erwarten wagte. In klaren Worten weist er die Tübinger Aktivistin darauf hin, daß es Sache des Lehramtes und nicht des universitären Lehrbetriebes ist, Inhalte und Form der kirchlichen Lehre zu bestimmen. Nachdrücklich erinnert er an die Tatsache, daß es auf dem Feld der Meinungen sehr wohl eine Grenze zwischen katholisch und nicht katholisch gibt – und daß die aus den Bunkern ihrer Universitäten heraus operierenden Kirchenpolitker diese Grenze seit vielen Jahren gewohnheitsmäßig überschreiten oder zu verschieben versuchen. Damit stellen sie sich außerhalb. Und zu allem Überfluss kündigt Oster auch noch eine Debatte darüber an, ob es denn in Ordnung ist, daß diese gegen die Kirche gerichteten Alktivitäten als „katholische“ Theologie betrieben und von kirchensteuerlich finanzierten Medien propagiert werden. Wir sind gespannt, wie die Dinge sich weiter entwickeln.
Gleichzeitig wird auch der Widerspruch aus Rom gegen den Spaltungskurs der rheinischen Fronde lauter. Es sind ja nicht nur mehrere mahnende Briefe des Papstes oder Erklärungen der Glaubenskongregation, die anscheinend bei Bätzing und Co auf taube Ohren gefallen sind – vielleicht waren sie immer noch nicht deutlich genug abgefasst. Daneben mehren sich die warnenden Erklärungen von Kardinälen wie Müller, Burke, Brandmüller und neuerdings auch Zen. Nach seinem Interview mit dem italienischen Messagero (hier deutsch) hat der Kirchenhistoriker Brandmüller jetzt mit einer systematischen Darstellung des Unternehmens „Zweites deutsches Schisma“ bei kath.net nachgelegt. Sie ist auf mehrere Folgen angelegt und verspricht reichhaltiges Material zur Einordnung der aktuellen Vorgänge in das traditionelle deutsche Denkschema des „Los von Rom“.
Die Analyse erweist sich als schonungslos, wenn Brandmüller schreibt:
Von den Oberhirten der 27 deutschen Bistümer könnten etwa je ein Viertel als „konservativ“ – und das heißt katholisch – , das andere als irrgläubig, nicht mehr katholisch, bezeichnet werden. Der Rest hält sich bedeckt, ist unsicher oder einfach feige.“ (...) Und etwas später:
Ein nüchterner Blick auf die kirchliche Landschaft unserer Tage zeigt in der Tat, dass das „vinculum symbolicum, liturgicum, hierarchicum“ – jenes Band des gemeinsamen Glaubens, der Sakramente und des Hirtenamtes – landauf, landab in verschiedenster Weise aufgelöst, zerrissen wird. Beinah ist es so, das selbst grobe Missachtung des kirchlichen Rechts, ja sogar der Glaubens- und Sittenlehre nicht nur nicht geahndet, sondern selbst von Bischöfen begangen wird.“
Den Betreibern des „Los von Rom“ ist zuzutrauen, daß sie solche Vorwürfe in gewohnter Arroganz an sich abprallen lassen. Sie setzen – möglicherweise zu Recht – darauf, daß der gegenwärtige Inhaber des Papstamtes ihr Treiben letztlich hinnehmen wird – sei es, weil ihm einige ihrer Ziele durchaus sympathisch sind, sei es, weil sie ihn mit Entzug der finanziellen Unterstützung für den in einer finanziellen Dauerkrise steckenden Vatikan erpressen. Doch Brandmüller macht auch darauf aufmerksam, daß das Ringen um die Zukunft der Kirche in Deutschland nicht nur zwischen einem geschwächten Vatikan und einem vor finanzieller Kraft und geistigem Hochmut kaum stehen könnenden deutschen Beamtenkirche ausgetragen wird. Nach Hinweis auf mehrere Symptome für die Breite und Tiefe des vom Episkopat ausgehenden moralischen Verfalls erwähnt er auch entgegengerichtete Tendenzen:
Von einem Bistum z. B. wird von kundiger Seite etwa die Hälfte der Priester als glaubenstreu und eifrig bezeichnet. Zudem entfalteten in letzter Zeit Wallfahrtsorte oder andere religiöse Zentren zunehmende Anziehungskraft. So bilden sich eher unabhängige und vom „offiziellen Apparat“ nicht gern gesehene Inseln im „katholischen“ Mainstream, wo gesundes kirchliches Leben Stützpunkte findet.
Bemerkenswert ist der Zustrom zu den heiligen Messen der Petrus-Bruderschaft, aber auch zu der von Erzbischof Lefebvre gegründeten, in einem immer noch ungeklärten Verhältnis zum Heiligen Stuhl stehenden Bruderschaft S. Pius X.
Nicht wenige Gläubige, die sich von den liturgischen Eskapaden ihrer Pfarreien enttäuscht fühlen, finden hier ihre Zuflucht.“
Das Zentralkomitee ist so zentral nicht, wie es sich wähnt - und eine auf den Kernbestand ihrer Hauptamtlichen und Reformaktivisten reduzierte Deutschkirche könnte ein ziemlich klägliches Bild abgeben. Trotz Bundesverdienstkreuzen am (Fließ-)Bande für ihre Repräsentanten.
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Weitere Interessante Links vom Tage:
Rückkehr des vor-pianischen Triduums
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- 20. April 2021
Auch in diesem Jahr sind wieder in mehreren traditionsorientierten Gemeinden in den USA die Liturgien des Triduum nach der authentischen Form des römischen Ritus, d.h. in der Form vor den einschneidenden Veränderungen von 1951/55, gefeiert worden. Während in der Vergangenheit die Petrusbruderschaft und das Institut Christus König und Hoherpriester von der Glaubenskongregation eine Genehmigung für die Verwendung der Bücher von 1950 erbeten und erhalten haben, wurde in diesem Jahr von der Kongregation signalisiert, daß eine solche Sondergenhmigung nicht erforderlich sei. Peter Kwasniewski knüpft dazu in einem ausführlicheren Artikel zum Thema bemerkenswerte Überlegungen zur rechtlichen Situation an, die wir hier übersetzt wiedergeben:
Manchmal stellen uns Leute die Frage, wieso wir annehmen, daß es ohne Weiteres erlaubt ist, nach den Riten von vor 1955 zu zelebrieren. Die Antwort ist – um es prägnant auszudrücken – daß man wissen muß, die „Zeichen der Zeit“ zu deuten, wie uns bekanntlich das letzte Konzil aufgetragen hat. So hat zum Beispiel drei Jahre lang die Glaubenskongregation der Petrusbruderschaft und dem ICKSP die Erlaubnis erteilt, nach den Büchern von vor 1955 zu verfahren. In diesem Jahr gab es keine Erlaubnis – nicht, weil die Kongregation sie abgelehnt hätte, sondern weil die Glaubenskongregation sich nicht mehr mit Detailregelungen für diesen Bereich befassen will. In dem gedruckten Ordo für das Jahr 2021 (natürlich auf Latein verfaßt, der unübertrefflichen Geheimsprache unserer Tage) gibt es zahlreiche Elemente aus den Gebräuchen von vor 1955, und zwar ohne jede weitere Erklärung oder Erläuterung. Man kann das auch an der Art der Antworten ablesen, die in den letzten Jahren auf individuelle Anfragen erteilt worden sind, man kann das daran sehen, daß in Santissima Trinità die Pellegrini (der Pfarrkiche der Petrusbruderschaft) in Rom, die gerade mal einen Steinwurf vom Vatikan entfernt ist, die vor-55-er Zeremonien schon seit Jahren gefeiert werden, auch von Bischöfen und Kardinälen. Natürlich weiß der Vatikan um diese Dinge und läßt sie geschehen – einige Offizielle sympathisieren damit oder unterstützen das, andere befürchten eine schlechte Presse oder Auseinandersetzungen, wenn sie eingreifen wollten.
So kamen in diesem Jahr mehr Priester und Gläubige in der ganzen Welt in den Genuß der Reichtümer und des Glanzes der Riten von vor 1955, und wir können sicher davon ausgehen, daß diejenigen, die das erlebt haben, nicht mehr zurückgehen wollen.
Nochmal „Chinesisches“
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- 17. April 2021
Die Themen des am Donnerstag hier behandelten Artikels des amerikanischen Jesuiten Reese lassen uns nicht los – aus zwei Gründen. Zum einen müssen wir unsere Einschätzung korrigieren, bei der Plattform, die Reeses Artikel veröffentlicht hat, handle es sich um ein „Selbstverständigungsorgan der amerikanischen Linkskatholiken“. Das mag auf die Jesuitenzeitschrift „America“ zutreffen, die Reese lange Jahre als Chefredakteur geleitet hat. Aber nicht auf den „ReligionNewsService“, in dem wir seinen Artikel gelesen haben. Der RNS ist keine katholische Einrichtung, sondern eine ihrer Selbstbeschreibung nach unabhängige Informationsplattform zu Religionsthemen, die weit über den christlichen Bereich hinausgreift. Vorstand und Beirat bestehen in erster Linie aus mehr oder weniger prominenten Journalisten/Medienleuten, die sich mit religiösen Gegenständen befassen; nur wenige davon sind Geistliche oder wissenschaftliche Theologen. In Leitungsgremien und Redaktion sind Angehörige fast aller größeren in den USA vertretenen Religionen vertreten – neben Christen vieler Denominationen auch Hindus, traditionsorientierte und „progressive“ Moslems ebenso wie mehrheitlich progressive Juden, dazu eher weniger als mehr religiös eingefärbte „social justice warriors“ - alles, was man von linksliberal bis linksradikal erwarten kann. Reese ist einer von 10 ständigen Kolumnisten der Plattform. Von „katholisch“, selbst „linkskatholisch“, ist in diesem Umfeld wenig zu spüren – vielleicht passt deshalb der Jesuit Reese so gut hinein.
Umso erstaunlicher erscheint es, daß von den etwa 200 Leserzuschriften, die bis Freitag Nachmittag auf den Artikel Reeses eingegangen waren, keine 5 den Jesuiten unterstützen. Heftige Ablehnung, nicht immer sachlich sehr fundiert, aber stets in eindeutig katholischer Perspektive vorgetragen, dominiert. Ironie und Sarkasmus sind nicht selten. Einige Zuschreiber merken an, als Schutzraum für aus der Zeit gefallene Ältere wie den Autor müsse man künftig wohl eher den Novus Ordo betrachten. Andere üben durchaus fundierte Kritik an einzelnen Aussagen Reeses, viele nehmen Anstoß an dem unverhüllt bevormundenden und autoritären Gestus seines Artikels. Im unübertrefflichen Amerikanisch eines Beitrags: „The author goes full soviet“, und eines anderen: „Thomas Reese wants the bishops to be like the Gestapo“. Generell wird die Intervention des Jesuiten als Ausdruck der Panik eines Reformers wahrgenommen, der erkennen muß, daß alles, wofür er sich ein Leben lang eingesetzt hat, zusammenbricht – und der sich nun mit Händen und Füßen dagegen sträubt, diese Wahrnehmung zuzulassen. Vielfach wird in den Zuschriften „jesuitisch“ gleichgesetzt mit „häretisch“, und mehrfach wird die Auflösung der Gemeinschaft gefordert. Trotz des zuweilen scharfen Tones der Äußerungen wecken nur zwei oder drei den Verdacht, aus sedisvakantistischer oder genuin schismatischer Ecke zu kommen – ansonsten äußert sich dort das ganz normale Spektrum des der Tradition verbundenen katholischen Laienvolkes zwischen Pius und Petrus.
Derlei zu lesen bereitet schon eine gewisse Genugtuung, und es wäre zu wünschen, daß die Heißluftproduzenten aus der deutschen Jesuitenprovinz mal zur Kenntnis nehmen würden, was ganz normale katholische Gläubige von ihnen und ihren fein gesponnenen Plänen halten.
Der zweite Grund, auf Reeses Beitrag zurückzukommen, ist inhaltlicher Art.
Eine chinesische Lösung?
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- 15. April 2021
Die Kreativität von Jesuiten bei der Produktion von Schnapsideen ist zwar nicht beneidens-, aber doch staunenenswert. Der in progressiven US-Kreisen einflußreiche Journalist, Autor, und ja, auch Jesuit Thomas J. Reese ist jetzt in einem Selbstverständigungsorgan der amerikanischen Linkskatholiken mit eiinigen bemerkenswerten Vorschlägen zum „mainstreaming“ der Konzilskirche auffällig geworden. Dazu will Reese – wo denn auch sonst – bei der Liturgie ansetzen. Ihre „Inkulturation“ in die unterschiedlichen kulturellen und sprachlichen Umfelder soll vertieft und dem lähmenden Einfluß der römischen Zentrale entzogen werden. Jeder Diözese, womöglich jeder Pfarrei, ihre eigene Liturgie! Reese schreibt:
Bischofskonferenzen sollten darüber diskutieren ob neue liturgische Dienste benötigt werden und wer zu ihrer Ausübung zu berufen ist. Kann liturgische Tätigkeit von administrativer Tätigkeit getrennt werden. Müsse alle liturgischen Vorsteher männliche, zölibatäre und in Vollzeit beschäftigte Angestellte sein? Sollen Diakone oder Laien die Krankensalbung spenden oder Beichte hören können. Diesen Fragen müssen wir uns in Zeiten sinkender Priesterzahlen stellen.“
Man sieht, das Inkulturationsverständnis des hochwürdigen Herrn Reese ist ziemlich ausgreifend. Es hat nur eine Grenze, kennt nur ein Tabu: Die überlieferte Kultur und Liturgie der Kirche.
Nach der paulinischen Reform der Liturgie war erwartet worden, daß die „Tridentinische“ oder Lateinische Messe aussterben würde. Bischöfe erhielten die Autorität, sie in ihren Diözesen zu verbieten – aber einige Leute klammerten sich bis ans Schisma an die alte Liturgie. Benedikt hat den Bischöfen diese Autorität genommen und erlaubt, daß jeder Priester wann immer ihm danach ist die Tridentinische Messe feiern kann. Es ist an der Zeit, den Bischöfen die Autorität über die tridentinische litrugie in ihren Diözesen zurückzugeben. Die Kirche muß deutlich machen, daß sie wünscht, daß die unreformierte Liturgie verschwindet und nur noch aus pastoraler Rücksicht für alte Leute erlaubt ist, die unfähig sind, die Notwendigkeit der Veränderung zu begreifen. Kindern und jungen Leuten sollte der Besuch solcher Messen verboten sein.“
Kein Wunder, daß angesichts solcher rabiater und von Menschenverachtung triefender Wunschvorstellungen ein katholische Publizist wie der britische Diakon Nick Donelly einen naheliegenden Vergleich zieht: „Es scheint, daß die Jesuiten hier wohl eine Seite aus den Regieanweisungen der Kommunistischen Partei Chinas übernommen haben, die ebenfalls jungen Katholiken den Messbesucxh verbietet.“ Quelle.
Präfation und Hochgebet
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- 13. April 2021
Stellung und Bedeutung der Praefation in der römischen Liturgie haben sich im Lauf der liturgiegeschichtlichen Entwicklung mehrfach gewandelt, ohne doch ihre grundlegende Funktion zu verlieren: Das mit dem Aufruf „sursum corda“ beginnenden Gebet markiert den Übergang vom Wortgottesdienst zur eigentlichen Eucharistiefeier. Ursprünglich, d.h. soweit uns diese Ursprünge noch fassbar sind, handelte es sich dabei wohl um ein einziges großes Gebet, das die Danksagung für die von Gott empfangenen Wohltaten und das erneuernde Gedächtnis der größten dieser Wohltaten, nämlich des Erlösungsopfers am Kreuz, in sich vereinigte. In dieser Form begegnet uns ein Präfation und Wandlungsgebete zusammenschließendes Hochgebet bereits in der Traditio Apostolica des Hippolytos, die auf das zweite Jahrhundert zurückgeht. Die Problematik dieses Textes, der sehr wahrscheinlich nur eine als „Muster“ dargebotene Paraphrase in dieser Zeit üblicher Gebetsweise darstellt, kann hier nicht behandelt werden. Der von den Liturgiereformern erhobene Anspruch, darin ein authentisches Hochgebet der frühesten Zeit vorgefunden und im sog „2. Hochgebet“ des NO wieder für die Gegenwart erschlossen zu haben, steht jedenfalls auf schwachen Füßen.
Für die allgemeine Liturgieentwicklung stehen hier zwei andere Elemente im Vordergrund: Zum einen, daß dieser Text eine einheitliche Gestalt des Hochgebetes vermuten läßt – der später als „Präfation“ wahrgenommene Teil und die folgenden Gebete bilden eine Einheit, die noch nicht durch Sanctus und Benedictus voneinander abgesetzt sind. Auch die Vorstellung, daß die Gebete um die „Wandlung“ als heiligster Bezirk alleine dem Priester vorbehalten sein müßten, war noch nicht ausgebildet. Das zweite bemerkenswerte Element ist, daß mit dem nach dem sursum corda folgenden „gratias agamus“ eine Formel aufgegriffen wird, die bereits bei jüdischen rituellen Gemeinschaftsmählern das Ende des eigentlichen Mahles und den Übergang zum Dankgebet mit dem „dritten Kelch“ markierte. Diese Markierung, die insbesondere im Lukasevangelium (22,17-18) deutlich ausgebildet ist, wurde offensichtlich auch dann beibehalten, als die in Verbindung mit der Eucharistierfeier begangenen Agapen zurückgedrängt oder ganz aufgegeben worden waren. Im übrigen wurde in den jüdischen rituellen Mählern auch der bereits vor dem Aufruf zur Danksagung liegende Teil von Vorträgen aus der Schrift begleitet – insoweit blieb eine Erinnerung an den alten Brauch erhalten.
Seit dem 4. Jahrhundert erfolgte unter fränkischem Einfluß durch das vom Volk gesungene (und heiß geliebte) „sanctus“ eine zunehmende Abtrennung der „Präfation“ von den folgenden Teilen des Hochgebets, die dann auch immer stärker als allein dem Priester zugehörig empfunden wurden – was schließlich zur Ausbildung der Canonstille beitrug.