„Was früheren Generationen heilig war, bleibt auch uns heilig und groß; es kann nicht plötzlich rundum verboten oder gar schädlich sein.“
Papst Benedikt XVI. 2007 zu Summorum Pontificum.
Themen und Meldungen:
Wasser des zeitlichen und des ewigen Lebens
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- 17. März 2023
Im Mittelpunkt der Perikope des Freitag in der dritten Fastenwoche steht die Erzählung vom Wunder am Haderwasser, wo Israel, das schon seit vielen Jahren durch die Wüste irrt und sich vom Verdursten bedroht sieht, ein weiteres Mal mit dem Herrn und seinen Propheten Moses und Aaron hadert. Bis Moses mit seinem Stab an den Felsen schlägt und daraus genug Wasser hervorquillt, daß das ganze Volk Israel mitsamt dem dem Vieh seinen Durst stillen kann. Dieser Teil der Geschichte ist selbst denen bekannt, die wenig vom alten Testament wissen – aber es gibt ein Vorspiel und einen Nachtrag, die dem allgemeinen Berwußtsein weniger gegenwärtig sind. Beide werden in dieser Perikope mit dem Wasserwunder zusammengefasst und bilden mehr noch als die Wundererzählung selbst den Kern dessen ab, worum es in dieser Geschichte geht.
Als das Murren des durstenden Volkes zu einem veritablen Aufstand zu werden droht, nehmen Moses und Aaron – wie wohl schon oft auf dieser Wanderschaft – ihre Zuflucht zum Herrn. Sie gehen in das Bundeszelt, den transportaben Vorläufer des Tempels, und bitten Gott inständig, das Geschrei des Volkes zu erhören und ihm Wasser zu schaffen. „Da erschien die Herrlichkeit des Herrn über ihnen, und der Herr redete zu Moses: ‚Nimm den Stab und versammle das Volk, du und dein Bruder Aaron, gebietet vor ihren Augen dem Felsen, so wird er wasser geben‘“. Eine noch feierlichere Form des Rettungsversprechens ist kaum vorstellbar – und dennoch lassen Mose und Aaron, nachdem sie wie aufgetragen das Volk versammelt haben, Zweifel anklingen, wenn sie die Menge anreden: Ob wir Euch wohl aus diesem Felsen Wasser hervorströmen lassen können?
Haltet die Gebote, sonst...
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- 16. März 2023
Die Lesung des Donnerstags schließt mit einer Perikope aus dem 7. Kapitel des Buches Jeremia unmittelbar an die Verkündung der Gebote auf dem Sinai an, von der am Vortag die Rede war und deren Einhaltung es fordert. Dieses Kapitel ist eine einzige große Rede der Klage und der Anklage an die gottvergessene Gesellschaft Israels. Es steht – wie die ganze Predigttätigkeit von Jeremia – in engem Zusammenhang mit den Reformbestrebungen von König Josiah im ausgehenden 7. Jahrhundert.
Im überlieferten Ritus zitiert die Perikope die Anfangsverse 1 – 7, in denen Jeremiah den Auftrag des Herrn erhält, sich an das Tempeltor zu stellen un allen, die dort eintreten, seine unbequeme Mahnung zu verkünden: Es reicht nicht, der Form halber den Tempel des Herrn zu besuchen und dort mit dem Munde zu beten – das eigentliche Gebet muß darin bestehen, „einen guten Wandel zu führen und recht zu handeln“ (Vers 5). Die Communio des Tages greift das auf und zitiert aus dem langen Gesetzes-Psalm (118, 4-5) die Verse „Du hast befohlen, treu Deine Gesetze zu halten. Auf die Einhaltung deiner Gesetze sei mein Wandel stets gerichtet“.
Neben dieser Mahnung enthält der erste Teil von Kapitel 7 auch eine Aufzählung der Sünden, die Jeremia seinen Zeitgenossen vorzuwerfen hat:
Die Gebote des sozialen Lebens
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- 15. März 2023
Am Mittwoch unterbricht die Liturgie die Reihe der Lesungen von Propheten, die auf die eine oder andere Weise als Vorschau auf Christi Erlösungswerk zu lesen sind, und wendet sich einem höchst grundsätzlichen Thema zu. Die Tageslesung ist aus dem 20. Kapitel des Buches Exodus entnommen, in dem über die Verkündung der Hauptgebote aus Gottes Gesetz an Moses auf dem Sinai berichtete wird (Exodus 20, 3 - 17 . Merkwürdigereise beginnt die Perikope nicht mit dem ersten Gebot: „Du sollst keine anderen Götter neben mir haben“, sondern mit der Nr. 5: „Ehre deinen Vater und deine Mutter, auf daß du lange lebst im Lande, das dir der Herr dein Gott gegeben hat.“
Während die ersten vier Gebote vom rechten Verhalten des Menschen zu Gott handeln, beginnt mit dem 5. die Reihe der Vorschriften, die das soziale Leben der Menschen untereinander zum Gegenstand haben. Ein innerer Grund dafür, daß die ersten vier Gebote an dieser Stelle ausgelassen werden, ist nicht offensichtlich – eine äußerer besteht wohl einfach darin, daß im folgenden Text des Evangeliums der Lehrvortrag Jesu über die rechte Beachtung des Gesetzes mit einem Bezug auf das 5. Gebot beginnt. Witrklich überzeugend erscheint diese äußere Erklärung jedoch nicht, da nach der Aufzählung der Gebote 5 – 10 noch der ganze Rest von Kapitel 20 geboten wird. Das sind insgesamt 7 weitere Verse, die gerade die Furcht Gottes und den rechten Gottesdienst zum Gegenstand haben. Tatsächlich ist Vers 23 „Ihr sollt euch neben mir keine Götter aus Silber machen, auch Götter aus Gold sollt ihr euch nicht machen“ wenig mehr als eine Paraphrase des am Anfang mit Vers 4 ausgelassenen 2. Gebotes. „Logisch“ nach unseren Maßstäben erscheint das nicht. Doch nicht alles, was die „organische“ Entwicklung der Liturgie über anderthalb Jahrtausende hinweg uns hinterlassen hat, ist nach der Logik und dem Gesetz des Zollstockes gewachsen. Manches ist einfach so, wie es ist – und verlangt als solches Respekt und Achtung.
Die wunderbare Ölvermehrung
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- 14. März 2023
Nach dem Montag in der dritten Fastenwoche bringt auch der Dienstag eine der Erzählungen um Elisäus, und zwar aus dem 4. Kapitel des IV. Buches der Könige, das eine kleine Sammlung von Wundergeschichten um den Propheten enthält. Man muß sich das Leben solcher Propheten – zumindest, solange sie nicht die Gunst eines Fürsten erlangt hatten und an dessen Hof berufen worden waren – wie das eines Einsiedlers oder auch Wanderpredigers vorstellen, der nach seiner Berufung eine kleine Gemeinde um sich versammelte, von deren Gaben, und erforderlichenfalls auch unter deren Schutz, er lebte. Ähnlichkeiten mit dem, was wir über die Lebensumstände des Vorläufers Johannes ( Joh. 1, 21) oder von Jesus selbst (Joh. 1, 23), wissen, sind keinesfalls zufällig und durchaus erwünscht. Zu einem solchen Propheten mit Namen Elisäus kam also eines Tages die Witwe eines Mannes aus der Gemeinde, der seiner Frau nichts als Schulden hinterlassen hatte und dessen Gläubiger nun drohte, die beiden Söhne der Frau in die Schuldknechtschaft zu verkaufen. Eine Witwe ohne Söhne – das bedeutete ein schweres Schicksal. Grund also für Elisäus – der der Frau möglicherweise nie zuvor begegnet war, denn Propheten waren Männersache – sich der Frau zu erbarmen und auf Hilfe zu sinnen.
Aber wie? Geld hatte er nicht – niemand vom einfachen Volk hatte damals nennenswert Geld, es war schon schwer genug, die in Münze zu errichtende Steuer aufzutreiben. Und Elisäus war, wie aus der vorhergehenden Perikope zu erfahren war, allen irdischen Reichtümern abgeeneigt.
Die Heilung des Aussätzigen
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- 13. März 2023
Die dritte Fastenwoche bietet ein bemerkenswertes Programm von Lesungen aus dem Alten Testament, die – mit einer Ausnahme vielleicht am Mittwoch – alle um das Thema kreisen: Wem gewährt Gott seine Gnade und Rettung – und wer hat sie verwirkt, so daß er vergebens darauf hoffen muß. An den meisten Tagen stützt auch das Evangelium den Gedanken der Lesung – oder eher ist umgekehrt: Erst im Wort und Geist des Evangeliums wird das, was die Propheten gesagt haben, in seinem ganzen Umfang verständlich. Wir wollen versuchen, dem hier an jedem Tag der Woche etwas näher zu kommen.
Der Montag bringt die Perikope aus dem 4. Buch der Könige (5, 1-15) von der Heilung des Naaman, General des Königs von Syrien. Dieser Naaman war vom Aussatz befallen – was ihn anders als bei den Israeliten nicht daran hinderte, ein hohes Amt zu bekleiden, aber doch empfindlich beeinträchtigte. Im Haushalt des Naaman gab es eine jüdische Sklavin, die von den Wundertaten der Propheten Israels berichtete, so daß Naaman beschloss, schwer beladen mit Silber und Gold nach Israel zu reisen. Das war der erste Irrtum des Naaman – als ob man Gottes Gnade mit Geld kaufen könnte. In Israel angekommen wandte er sich an den König – offenbar in der Meinung, der König, den er wohl nach syrisch/heidnischer Vorstellung als Gottkönig ansah, sei für solche Heilungen zuständig. Das war der zweite Irrtum des Naaman. König Joram fasst das Ansinnen Naamans nachgerade als Beleidigung auf, denn sein Amtsverständnis ist ein ganz anderes: „Bin ich denn Gott? Kann ich töten und wieder lebendig machen?“
Letztlich gelangt Naaman zum Propheten Elisäus, und der läßt ihm ausrichten: „Bade dich siebenmal im Jordan, dann wird Dein Leib wieder gesund.“
Realität von Tod und Teufel
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- 12. März 2023
Am 3. Fastensonntag liest die Kirche seit Alters her als Evangelium den Bericht des Hl. Lukas (11, 14-28) über die Austreibung des „stummen“ Teufels, der damit endet, daß der böse Geist, wenn man ihm nicht auch innerlich und von ganzer Seele abschwört, zurückkommt mit sieben anderen Geistern, die noch schlimmer sind als er, „und die letzten Dinge dieses Menschen werden ärger sein sein als die ersten“. Die zu Unrecht für ihren vorgetäuschten Reichtum gelobte „neue Leseordnung“ hat diese überaus bedenkenswerte Perikope in stark gekürztem Umfang auf den Donnerstag der 3. Fastenwoche verschoben – da wird sie nun unter faktischem Ausschluß der Öffentlichkeit vorgetragen und tut keinem weh.
Weit entfernt von dieser Rücksicht auf die zarten Gemüter seiner Leser – das Biedermeier war noch lange nicht überall vorbei – nimmt Dom Gueranger in seiner enzyklopädisachen Abhandlung zum Kirchenjahr (Bd 5, S. 273 ff) das Evangelium dieses Sonntags zum Anlaß für eine umfangreiche Darstellung des Wirkens des Teufels in der Welt. Sein Ausgangspunkt ist die bereits damals weitverbreitete Ansicht, wonach Teufel und Hölle nur Ausdruck unaufgeklärten Aberglaubens seien und der Teufel – wenn überhaupt – lediglich eine „abstrakte Idee (sei), welche man im Lauf der Zeit zu einer Person umgewandelt habe“. Dem stellt er eine Aufzählung von vielen Stellen aus der hl. Schrift gegenüber, die den Teufel, die Teufel, sehr wohl als Person zeigen, erfüllt von Bosheit und abgrundtiefem Haß gegen den Herrn und seine Schöpfung, vor allem aber gegen den zur Gemeinschaft mit Gott berufenen Menschen. Und allzu oft ist der Teufel mit seinen Verlockungen erfolgreich darin, die Menschen von dieser Berufung und diesem Ziel abzuziehen.
Die Fastenzeit, so Gueranger dann weiter, gibt den Menschen Ansporn und Gelegenheit zur Umkehr:
In diesen Tagen bietet uns die Kirche ihre ganzen Mittel, um über ihn zu triumphieren: Das Fasten im Verein mit Gebet und Almosen. Ihr werdet euch bis zum Frieden durchringen und euer gereinigtes Herz wird wiederum der Tempel Gottes werden. Aber glaubt deshalb nicht, daß ihr auch euren Feind vernichtet habt. Er ist geschlagen, die Buße hat ihn schmählich vom Throne seiner Herrschaft in euch vertrieben, aber er hat geschworen, alles aufzubieten, um diesen Thron wieder einzunehmen. Fürchtet, daß ihr wiederum in eine Todsünde zurückfallt, und um in euch diese heilsame Furcht zu stärken, so erwägt aufmerksam die Worte des heutigen Evangeliums. (…) Die letzten Dinge, fügt der Heiland bei, werden schlimmer sein als die ersten.
Begreifen wir den Wink, den uns die heilige Kirche gibt, wenn sie uns heute diese furchtbare Stelle des Evangeliums lesen läßt. Allenthalben kehr man zu Gott zurück, nach hundert Millionen zählen die Seelen, die sich mit Gott aussöhnen und Gott ist im Verzeihen ganz unerschöpflich. Aber werden auch alle in dieser Versöhnung verharren? Wenn wiederum nach einem Jahr die Fastenzeit die Christen zur Buße aufruft, haben dann wohl alle jene, welche in diesen Tagen gefühlt, wie ihgre Seele der Gewalt Satans entrissen wurde, dieselbe von dem früheren Joche frei gehalten? Eine traurige Erfahrung läßt die Kirche leider sich nicht einer solchen Hoffnung hingeben. Gar viele werden wieder, wenn sie kaum befreit sind, in die Bande der Sünde zurückfallen. O, Wenn sie in einem solchen Zustande durch die Gerechtigkeit Gottes ergriffen würden? Und sicher trifft einige, vielleicht viele, dieses Los. Fürchten wir daher den Rückfall, harren wir aus, denn ohne dieses Ausharren würde es uns wenig nützen, wenn wir einige Tage im Zustand der Gnade gelebt hätten; verteidigen wir die Zugänge zu unserer Seele, zeigen wir uns zum Kampfe gerüstet, und der Feind wird davon gehen um seine Schmach und seine Wut anderswo hinzutragen.“