„Was früheren Generationen heilig war, bleibt auch uns heilig und groß; es kann nicht plötzlich rundum verboten oder gar schädlich sein.“
Papst Benedikt XVI. 2007 zu Summorum Pontificum.
Themen und Meldungen:
Nachklang zum Palmsonntag
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- 03. April 2023
Das folgende Gedicht von G.K. Chesterton (1874 - 1936) fanden wir heute auf The Catholic Thing:
The Donkey
When fishes flew and forests walked
And figs grew upon thorn,
Some moment when the moon was blood
Then surely I was born.
With monstrous head and sickening cry
And ears like errant wings,
The devil’s walking parody
On all four-footed things.
The tattered outlaw of the earth,
Of ancient crooked will;
Starve, scourge, deride me: I am dumb,
I keep my secret still.
Fools! For I also had my hour;
One far fierce hour and sweet:
There was a shout about my ears,
And palms before my feet.
Zur Karwoche 2023
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- 03. April 2023
Die semana sancta, die heilige Woche, ist der heilsgeschichtliche Mittelpunkt des Kirchenjahres. In dieser Woche gedenkt die Kirche in tiefem Ernst und großer Ausführlichkeit der Stationen der Passion des Erlösers. Die überlieferte Lehre und Liturgie verwendet dazu nicht einen moderne Sensibilitäten schonenden Ausdruck wie den vom „Paschamysterium“, sondern geht im Suscipe, sancta Trinitas der Opferung und dem Unde etmemores des römischen Kanons ganz konkret zur Sache, wenn sie vom „Andenken an das Leiden, die Auferstehung und die Himmelfahrt“ des Herrn spricht, im Unde et memores noch ergänzt durch die Atrribute „heilbringend“ beim Leiden und „glorreich“ bei Himmelfahrt. Gerade die Erwähnung der Himmelfahrt, deren Gedächtnis bei einem kalendarisch verengten Verständnis des Ostergeheimnisses leicht auf einen späteren Zeitpunkt verschoben und damit aus der Betrachtung herausgedrängt wird, ist von großer Bedeutung: Sie lenkt den Blick auf den dem Menschen vorherbestimmten und dem Christen ermöglichten Weg durch die Leiden des Erdenlebens zur ewigen Herrlichkeit.
Zum Beginn dieser Woche verweisen wir noch einmal auf zwei thematische Schwerpunkte zur Fastenzeit und Karwoche aus den vergangenen Jahren: Die Vorstellung der römischen Titelkirchen dieser Zeitabschnitte im Jahr 2013 und auf die Analyse László Dobszays zu den Veränderungen der Liturgie der Semana sancta, die bereits in den 50er Jahren im Pontifikat Pius XII. worgenommen worden waren und die schon viele unheilvolle Elemente der Liturgiereform der 60er Jahre vorwegnahmen.
Zu einer mehr betrachtenden Begegnung mit den Geheimnissen und Offenbarungen der heiligen Woche verweisen wir auf den Artikel „Palmsonntag und Karwoche“ von 2021 – in einer an den großen Traditionen des Glaubens orientierten Darstellung lassen sich nicht jedes Jahr neue Erkenntnisse verkünden, die sich dann oft genug bereits im nächsten Jahr als veraltet erweisen. Für die Freunde der lateinischen Dichtung (und ihrer deutschen Übersetzungen) verweisen wir insbesondere auf die Vorstellung des vielteiligen Passionshymnus „Oratio Rhytmica“ und die Wiedergabe seiner wesentlichen Bestandteile im „Hymnarium“.
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Falls es - wie nach den Meldungen und Gerüchten zum Jahresanfang durchaus zu erwarten - in den nächsten Tagen neue Dokumente mit Versuchen zur Einschränkung der überlieferten Liturgie geben sollte, werden wir das hier selbstverständlich mitteilen und kommentieren.
Lefebvre – und was daraus zu lernen ist
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- 01. April 2023
Übersetzung eines Artikels von Joseph Bevan auf OnePeterFive
Wenn man in die Vergangenheit zurückschaut, erweist sich eine kurzer Blick auf das Leben von Erzbischof Lefebvre als nützlich: Er zeigt, daß wir all das schon einmal erlebt haben. Die Behandlung des Erzbischofs durch den Vatikan in den 1970er und 1980er Jahren demonstriert überzeugend, daß es damals einen Krieg zwischen der vorkonziliaren und der nachkonziliaren Kirche gab – und dieser Krieg heute immer noch andauert.
Es sieht so aus, daß Rom und die SSPX gleicherweise in der neuen Messe den Ausdruck einer neuen Religion sehen, wie das kürzlich von Kardinal Roche unmißverständlich angedeutet worden ist. Diese neue Religion ist in römischer Sicht so wertvoll, daß sie die alte Religion abschaffen wollen. Wie Papst Franziskus gesagt hat, ist die Neue Messe die „Lex Orandi“ der neuen Religion. Das gibt er offen zu – und die SSPX stimmt mit dieser Einschätzung überein. Der Unterschied ist, daß die SSPX sich für die alte Religion einsetzt. Das sind in der Tat die zwei Seiten ein- und derselben Medaille.
Beim Lesen vieler Aussagen von Papst Franziskus wird die Lehre der neuen Religion erkennbar: Daß die katholische Kirche den Daseinszweck hat, eine Kraft des Guten in dieser Welt darzustellen. Tatsächlich wird in vielen seiner zahlreichen Äußerungen das Übernatürliche – damit meine ich Tod und Gericht, Himmel und Hölle – kaum erwähnt.
Gerne gebe ich zu, daß die Welt ein besserer Ort wäre, wenn die Kirche sich wieder ihrem göttlichen Auftrag zur Rettung der Seelen zuwenden würde. Aber die Aufgabe der Alten Messe, die ich im Folgenden als die „Wahre Messe“ bezeichnen werde, hat dazu geführt, daß die übernatürlichen Gnaden ausgetrocknet sind und ein jämmerlicher Schrottplatz zerstörter Institutionen, ein Rekord-Rückgang praktizierender Gläubiger und viele Klerikale Übel übriggeblieben sind.
Was soll nur aus den Kirchen werden?
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- 30. März 2023
Aktion „Kirchenkauf“
Für Katholiken, die einfach nur katholisch sein und bleiben wollen, wird die Luft immer dünner. Für die „Traditionalisten“, die den einzigen Weg zur Bewahrung am Festhalten an der überlieferten Liturgie sehen, sowieso. Sie werden seit Jahren aus dem Vatikan übel beschimpft und ausgegrenzt, vielleicht demnächst sogar ganz aus der offiziellen Kirchengemeinschaft herausgedrängt. Aber auch die Katholiken, die – von glaubenstreuen Gemeindepriestern darin unterstützt – einen Weg gefunden haben, mit der Reformliturgie Pauls VI. zu leben, geraten zunehmend unter Druck. Besonders in Deutschland und deutsch sprechenden Ländern, wo der Synodale Weg mit brutaler Offenheit aufgezeigt hat, daß eine Mehrzahl der Bischöfe in zentralen Punkten von der überlieferten Lehre der Kirche wegstrebt.
Diese Bewegung findet ja nicht nur auf der Ebene der Bischofskonferenz und des verräterischerweise so benannten „Zentralkomittees“ statt. Sie hat längst die Gemeinden erfasst, wo schlecht ausgebildete – und wegen des gewollten Priestermangels an Zahl zu wenige – Priester immer weniger willens und im Stande sind, die Sakramente zu spenden und die Lehre zu predigen. Wo linksgrün politisierende Gemeinderefent*innen den Kindern schon früh den ererbten Glauben austreiben oder Frauen einreden, erst als Priester*innen und Bischöf*innen könnten sie ihren angemessenen Platz in der Kirche finden. Nicht nur deshalb, aber auch deshalb verliert die Kirche immer mehr Mitglieder. Die Alten sterben weg, die Jungen heiraten nur noch auf dem Standesamt und schicken ihre Kinder – wenn sie denn überhaupt welche bekommen und wenn sie sie taufen lassen – höchstens noch zur Erstkommunion, denn das ist mancherorts noch ein gesellschaftliches Ereignis.
Die Kirche der Beamtenpfarrer und Tarifverträge reagiert darauf wie jedes betriebswirtschaftlich denkende Unternehmen mit Anpassungen des Angebots – weniger gefragte Artikel wie etwa das 6. Gebot fliegen aus dem Sortiment – und Straffung der Strukturen. In manchem historischen Bistum mit bisher 500 oder 800 Pfarreien werden die Gemeindeschäflein eines morgens wach und erfahren, daß sie nun zu einem von 40 „Gemeindeverbünden“ gehören, die mit Hilfe von ein Paar Gemeindereferent*innen und Diakon*innen im Wartestand sowie einer Verwaltungsratsvorsitzenden von Maria 2.0 den Weg in eine bessere Zukunft ganz gewiss schaffen werden.
Und ein paar hundert Dorfkirchen, die weder wirklich gebraucht noch vom vorhandenen Pastoral-Personal „bespielt“ werden können, liegen als drückende Last auf der Bistumskasse, die schon genug darunter ächzt, die Renten und Pensionen für die Unmengen an Mitarbeitern aufzubringen, die seinerzeit eingestellt worden waren, als man noch an das Märchen vom neuen Frühling geglaubt hatte.
Um solche Kirchen – erweitert noch um eine je nach Region ebensogroße Zahl von evangelischen Kirchen, die aus ähnlichen Gründen wie auf der katholischen Seite stillgelegt werden sollen – geht es, wenn von „Kirchenkauf“ die Rede ist.
Aus Liebe zum Papst und den Päpsten
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- 29. März 2023
Auf Dutzenden von kommerziellen Werbetafeln in Rom sind Anfang dieser Woche Plakate erschienen, die an den gegenwärtigen Papst apellieren, die Verfolgung der von so vielen seiner Vorgänger hochgeschätzten Liturgie der Kirche zu beenden. Mit Aussagen von Päpsten wie Pius V., Johannes Paul II. und Benedikt XVI. weist die Aktion darauf hin, daß die gegenwärtig verfügten Einschränkungen im klaren Widerspruch zur seit Jahrhunderten geltenden Lehre der Päpste zur Liturgie stehen. Initiator der Aktion ist eine Gruppe italienischer Katholiken, die unter der Bezeichnung „Pro Libertate Missalis“ auftritt. Im Unterscheid zu einer ähnlichen Aktion vor einigen Jahren, bei der Plakate unberechtigt geklebt und von der italienischen Polizei schnell entfernt wurden, haben die Leute von PLM diesmal die Plakatwände regulär gemietet - für 15 Tage, der römische Osterschmuck erscheint gesichert.
Messa in Latino bietet in einer hervorragenden (nicht-maschinellen) Übersetzung eines Artikels von Edwar Pentin im National Catholic Register ausführliche Informationen zu weiteren Plakattexten und den Hintergründen der Aktion. Ebenfalls informativ und lesenswert ein Artikel von Aurelio Perfori auf OnePeterFive, den das Beiboot Petri ins Deutsche übersetzt hat.
Währenddessen gehen die Versuche der päpstlichen Hofschranzen, jede Kritik an den traditionsfeindlichen - und damit letztlich unkatholischen - Aussagen und Maßnahmen von Franziskus als „schismatisch“ zu diskreditieren, ungebremst weiter. Einen aktuellen Überblick bietet katholisches.info unter der Überschrift: Wie weit darf man den Papst, diesen Papst, kritisieren?
Dem Chor der A-Liturgiker, die die überlieferte Liturgie als Ausdruck einer verfehlten und zu Recht abgestoßenen Theologie betrachten, hat sich dieser Tage auch der seit 1980 in diesem Amt agierende päpstliche Hausprediger Raniero Cantalamessa angeschlossen, den man nicht zu Unrecht schon als „den letzten Kapuziner“ bezeichnet hat: Die Zahl der Mitglieder dieser besonders stark dem „Geist des Konzils“ hingegebenen Gemeinschaft ist im freien Fall; das durchschnittliche Alter der Brüder dürfte nicht weit von dem Cantalamessas (geb. 1934) entfernt sein.
Päpstliches Lob für moderne Architektur
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- 27. März 2023
(Übersetzung eines Artikels von Peter Kwasniewski in OnePeter5 vom 22. 3.)
In seinen großartigen Gifford Lectures von 2012, zum Thema „The Face of God“, spricht der britische Philosoph und Musiker Roger Scruton über die „Verunstaltung“, die kirchliche und säkulare Bauten heimsucht, wenn man von menschliche Proportionen, kulturellen Bezügen und den Reichtümern der Schönheit abrückt und die Leere und Ausdruckslosigkeit maschinenhafter, unpersönliche Eigenschaften bevorzugt. Seine Ausführungen sind faszinierend; Ich kann dem in diesem kurzen Artikel nicht gerecht werden, aber ich empfehle das Buch sehr, es ist eines der spannendsten, das ich seit langem gelesen habe.
Zu dem bilderstürmerischen Drang, der inzwischen seit etwa einem Jahrhundert dominiert, führt Scruton aus: Heilige Orte sind die ersten, die von Invasoren und Bilderstürmern zerstört werden, für die nichts anstößiger ist als die Götter des Feindes. Und wir sollten erkennen, daß ein Großteil der Zerstörung unserer Lebenswelt heute vorsätzlich ist, das Ergebnis eines bewußten Angriffs auf alte und verachtete Formen der Ausgeglichenheit. An jedes Bauen kann man in einer von zwei sehr unterschiedlichen Weisen herangehen: auf dem Weg der Besiedlung, oder auf dem Weg des Eindringens.Bei der Besiedlung bringen wir unser Leben oft in ein bestehendes und bereits geheiligtes Muster ein, streben danach, uns Ordnung anzueignen, die von denen geschaffen wurde, die vor uns waren, und dem Geist des Ortes gerecht zu werden: in diesem Sinne heißt „Bauen ist Wohnen“, wie Heidegger in einem wichtigen Punkt in seinem Aufsatz ["Bauen, Wohnen, Denken“] hervorhebt. Aber der Bilderstürmer versucht, neue Götter an die Stelle der alten zu setzen, die Landschaft zu entzaubern und den Ort mit Zeichen seines Trotzes zu markieren. Dieser ikonoklastische Geist zeigt sich in vielen modernen Projekten – nicht nur in den gesichtslosen Vorhangfassaden der neuen Gebäudetypen, sondern auch in den trostlosen, aufdringlichen Windparks, die die Landschaft verschlingen, oder in den postmodernen Entstellungen, die von Architekten wie Daniel Libeskind und Thom Mayne absichtlich dem Stadtbild zugefügt wurden (Scruton, S. 123-24)