Frage: „Wozu sind wir auf Erden?“
Antwort: „Wir sind auf Erden, um Gott zu erkennen, ihn zu lieben, ihm zu dienen und einst ewig bei ihm zu leben.“
Frage Nr. 1 aus dem „Grünen Schulkatechismus“ von 1955
Themen und Meldungen:
18. Kölner Liturgische Tagung II
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- 31. März 2017
Im Mittelpunkt des 2. Tages der 18. Kölner Liturgischen Tagung in Herzogenrath stand der Vortrag von Erzbischof Alexander Sample aus Portland/Oregon. Bischof Sample zeichnete in seiner Rede zunächst den ganz persönlichen Weg nach, der ihn als Angehörigen der Nachkonzilsgeneration zur Hochschätzung der überlieferten Liturgie geführt hat. In einem zweiten Teil äußerte und begründete er aus seinen persönlichen Erfahrungen heraus die Hoffnung, daß dieser wiedergefundene und durch Papst Benedikt für die ganze Kirche erschlossene Reichtum möglichst vielen Gläubigen die ganze Fülle ihres Glaubens erschließen möge. Aus der Zusammenfassung von Martin Lohmann auf kath.net die folgenden Sätze:
Er sei, so sagte Bischof Sample, als in den Sechzigern Geborener ganz ein Kind der Zeit des Zweiten Vatikanischen Konzils, sei mit der neuen Liturgie aufgewachsen und habe sogar Zelebrationen rund um einen Tisch sitzend, bei denen Brotschalen zur Kommunion rundgereicht wurden, als ganz normal und „sehr relevanten Weg“, der junge Leute anspreche, empfunden. Gleichwohl habe ihn diese Art der Messfeier „very much unimpressed“, reichlich unbeeindruckt gelassen.
Erst als Bischof habe er richtig angefangen, den alten Ritus überhaupt zu entdecken. 2008 habe er begonnen, diese Form regelrecht zu lernen, als Folge des Motto proprio „Summonrum Pontificum“ Benedikts XVI. Als Bischof der Kirche habe er gedacht, es sei seine Pflicht, sich hier nun kundig zu machen und zu wissen, welche Tradition es hier gebe. Und da sei es, als er sich näher damit befasst habe, etwas Wesentliches mit ihm passiert. Er sei „tief beeindruckt“ gewesen von der Schönheit, der Würde und der Heiligkeit der traditionellen Messe, und: „Ich wunderte mich darüber, was nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil mit der Liturgiereform passiert war. Wie konnten wir so schnell den Weg verlassen von dieser Messfeier hin zu dem, was ich als junger Student zehn Jahre zuvor als normale Form empfunden hatte?“ Und Sample war und ist sich sicher: „Hier ist etwas grundlegend schief gelaufen.“ …
Überhaupt habe das Säkulare faktisch einen erstaunlich breiten Raum in der Liturgie bekommen und eingenommen. Jeder Musikstil bekam eine Chance. Man könne man bisweilen feststellen: „Die Liturgie wurde von ihren Wurzeln abgeschnitten und wurde mit Überraschungselementen“ überfrachtet, so dass man sie nicht länger als Teil einer langen Tradition der Kirche erkennen konnte.
Er selbst habe als junger Mensch eine Zeitlang gar nicht wirklich gewusst und erahnen können, was tatsächlich in einer heiligen Messe geschieht. Er habe zwar an die Realpräsenz Christi geglaubt, aber er habe keinen blassen Schimmer davon gehabt, dass die heilige Messe wesenhaft ein heiliges Opfer sei, „die sakramentale Vergegenwärtigung des Opfers Christi“ auf dem Altar.
Soviel aus der Zusammenfassung Martin Lohmanns zum Vortrag des Erzbischof aus Texas. Weiterer Höhepunkt des 2. Tages war der Vortrag des Potsdamer Kunsthistorikers Prof. Peter Stephan. Er griff in seinem Vortrag – wieder nach Lohmann zitiert -
(...) den Gedanken des Schönen und Wahren auf und beleuchtete die Bedeutung der Kunst in der Theologie Benedikts XVI. Schönheit als Aufstieg zu Gott. Die Kunst und deren Fundament spiele für Papst Benedikt eine große Rolle: „Benedikts Theologie ist maßgeblich von der Vorstellung geprägt, dass Liturgie und Kunst den Weg zu Gott weisen, dass sich in beiden der göttliche splendor veritatis widerspiegelt. Beide setzen ein gläubiges Sehen voraus, das hinter der äußeren Form die metaphysische Wirklichkeit wahrnimmt. Diese Schönheit und diesen splendor wieder sichtbar werden zu lassen und der Form ihre Transzendenz zurückgeben – eben dies ist auch ein Hauptanliegen des Motu Proprio.“
Kunst lasse sich - nicht nur für den emeritierten Papst - von der Liturgie nicht trennen. Das gelte auch für den Kirchenbau: „Nicht weniger als die Musik stehen Architektur und Bildkunst von Anfang an im Dienst der Liturgie – einem gemeinsamen Dienst, den sie auch beim Bau des Salomonischen Tempels erfüllen, wenn Gott befiehlt, Seine Wohnung im Allerheiligsten mit zwei Cherubimstatuen zu zieren und im Vorhof das sogenannte Eherne Meer, eine auf dem Rücken von zwölf Rindern ruhende Schale, aufzustellen (1 Kö 6, 21-28 u. 7, 23). Die Kunst und das Kunsthandwerk werden im Alten Testament also durch ihre kultische Funktion legitimiert. Diese kultische Bedeutung macht Benedikt auch für das Kirchengebäude geltend. Die bauliche Ausrichtung hin zur aufgehenden Sonne (ad orientem) drückt die innere Hinwendung zum auferstandenen und glorreich wiederkehrenden Christus aus.“ In der Liturgie gehe die betende Gemeinde Christus in einer geistigen Prozession entgegen.
Die Kunst könne als Manifestationen Gottes begriffen werden, so Peter Stephan unter Berufung auf Benedikt. Sie sei weit mehr „als nur die ikonographische, raumdramaturgische oder musikalische Inszenierung der Liturgie. Sie ist der Liturgie auch wesensverwandt.“
Ein weiterer Vortragender des 2. Tages war Bischof Steven Lopez aus Houston/Texas, Ordinarius des anglikanisch/episkopalen Ordinariats von der Kathedra Petri, der das neue Messbuch der Katholiken aus der anglikanischen Tradition vorstellte. Die Sprache dieses Missales ist Englisch – aber nicht das heutige Alltagsenglisch, sondern das „Kirchenenglisch“, wie es sich vor Jahrhunderten entwickelt hat und heute zumindest im hochkirchlichen Bereich den Gottesdienst der angelsächsischen Länder prägt. Dieses Missale hat zahlreiche Elemente aus der anglikanischen und der mittelalterlichen englischen Tradition übernommen, enthält aber auch Elemente aus dem überlieferten „tridentinischen“ Ritus sowie dem Novus Ordo. Das Hochgebet entspricht dem alten Römischen Canon. Da zahlreiche Formen nicht zwingend vorgeschrieben sind, sondern als Alternativen angeboten werden, ist es auf der Grundlage dieses Missales möglich, eine Messe so zu zelebrieren, daß sie der Messe im überlieferten Ritus recht nahe kommt. Auf der anderen Seite kann sie aber auch in einer Form gefeiert werden, wie sie möglicherweise den Vorstellungen der meisten Konzilsväter bei der Abfassung der Liturgiekonstitution entsprochen haben dürfte – also „reformiert“, aber nicht „revolutioniert“.
Für weitere Informationen verweisen wir hier wieder auf den ausführlichen Bericht von Martin Lohmann auf kath.net.
18. Kölner Liturgische Tagung
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- 30. März 2017
Gestern hat in Herzogenrath bei Aachen die 18. Kölner Internationale Liturgische Tagung begonnen. Sie findet im 10. Jahr nach dem Erlaß von Summorum Pontificum statt und will nicht nur eine Bilanz der seitdem erfolgten Entwicklungen ziehen, sondern auch Blicke in die Zukunft wagen, die vielen Gläubigen unter dem aktuellen Pontifikat sehr verdunkelt erscheint. Der Autor Martin Lohmann hat es unternommen, die Tagung mit seinen Berichten auf kath.net zu begleiten.
Zum gestrigen Vortrag von Prof. Helmut Hoping aus Freiburg schreibt Lohmann unter anderem:
Hoping ging der Frage nach, inwieweit es einen erkennbaren und notwendigen Unterschied zwischen Opferung und Gabenbereitung in der Eucharistiefeier gebe. Hier gab es in den vergangenen Jahrzehnten nicht unwesentliche Verschiebungen. Gegner der „Reform der Reform" verweisen gerne auf die deutschen Texte in den liturgischen Büchern. So wird dort aus dem „Offertorium" letztlich eine Gabenbereitung, der Opfercharakter und dessen Bereitung scheinen zu verschwinden.
Im deutschen Messbuch von 1975 verschleiert den Oblationscharakter des ersten Teils der eucharistischen Liturgie: „So wird der erste Teil der eucharistischen Liturgie mit dem Titel ,Gabenbereitung' überschrieben, das Missale Romanum von 1970 kennt dagegen nur die allgemeine Überschrift ,Liturgia eucharistica' für den ganzen zweiten Teil der Messfeier." Und aus der korrekten „Oratio super oblata" macht das deutsche Messbuch ein „Gabengebet" statt ein „Gebet über die Opfergaben". Das Offertorium ist also die Vorbereitung der eigentlichen Opferhandlung. Ein Gedanke, der textlich und im Bewusstsein vieler verloren gegangen ist.
Hoping: „Der von der Kirche geweihte Priester wirkt bei der Heiligung der Gaben von Brot und Wein ministerialer mit, als Diener und Repräsentant Christi. Als Bild Christi bringt der Priester die Opfergaben dar und spricht in der Person Christi die Konsekrationsworte. Darbringen und Konsekration münden in die Kommunion, in welcher das Sakrament empfangen wird." Doch dies scheint nicht mehr im Bewusstsein zu sein, wenn in einer modernen Einführung in die Feier der Eucharistie gesagt werde, die eucharistische Liturgie bestehe aus den Teilen: Brot nehmen (Gabenbereitung), Dankgebet sprechen (Hochgebet) und Darreichung (Kommunion).
Einen ausführlichen Bericht über den Ablauf und die Vorträge des Ersten Tages, finden Sie auf kath.net, der auch wesentliche Punkte aus dem Vortrag des Frankfurter Kantors Krystian Skoczowsky über die Gregorianik referiert.
Zerstörer am Werk
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- 28. März 2017
Der Angriff auf die Sakramentenordnung der Kirche geht ungebremst weiter – vorgetragen aus dem Innern der Gemeinschaft heraus. Die Krankensalbung, früher durchaus sinnvoll als „letzte Ölung“ bezeichnet, ist vergessen, die Beichte so gut wie – denn es gibt ja keine Sünde mehr, zumindest keine schwere, für alles bieten sich mildernde Umstände. Die Firmung wird zu einem jedes geistlichen Sinns entleerten Übergangsritus wie Konfirmation und Jugendweihe: Geschenke und Party. Die Ehe ist auf dem besten Weg dahin – ihre Unauflöslichkeit jedenfalls ist wirkungsvoll in Zweifel gezogen, wenn in Chile künftig anderes gelten sollte als z.B. in Deutschland, beides mit gleichem Segen aus Rom. Aus Rom wird auch die Eucharistie in Zweifel gezogen, wenn „Amoris Laetita“ den Zugang zum Leib des Herrn für diejenigen öffnet, die nach allen Zeugnissen der Schrift und der Väter dazu nicht zugelassen werden können; wenn das Zeichen der „Mahlgemeinschaft“ höheren Wert erhält als das, was damit bezeichnet wird und wenn die Ehrfurcht vor der leibhaftigen Gegenwart des Herrn selbst den Papst nicht mehr auf die Knie zwingt.
Die Angriffe auf das Sakrament der Weihe und das damit übertragene Priestertum „in Persona Christi“ werden seit Jahren an verschiedenen Fronten vorgetrieben. Ein vielerorts mit Bedacht herbeigeführter Priestermangel gewöhnt die Gemeinden an Riten, für die es keine Priester braucht; der Dauerstreit um den Zölibat lenkt alle Aufmerksamkeit in eine falsche Richtung, und natürlich kann, wo „Die Zukunft ist weiblich“ zum Dogma der Staatsdoktrin geworden ist, auch die Auseinandersetzung über ein „Frauenpriestertum“ nicht enden, bevor der Fortschritt gesiegt hat.
Zum Propheten dieses Fortschritts hat sich jetzt wieder mal ein deutscher Bischof gemacht, Bischof Fürst von Rottenburg, - warum feiern diese Leute eigentlich das Jahr des Reformationsjubiläums eigentlich nicht durch Übertritt in eine evangelische Gemeinschaft, die ihnen – außer dem Lila Käppi – doch alles bietet, was ihr Herz begehrt?
Bei einem Festakt des katholischen Frauenbundes bezeichnete er das mögliche Amt der Diakonin als „Zeichen der Zeit“. Den Einsatz von sogenannten „viri probati“ im priesterlichen Dienst halte er im Vergleich zur Diakonin für „nachgeordnet“, führte der Bischof am Sonntagnachmittag weiterhin aus. In der seit Jahren ausstehenden (tut sie das?) Antwort zum Thema Frauendiakonat sieht er keine Absage, sondern ein Zeichen, dass der Vatikan das Thema „nicht total verneint“. (Quelle)
In einem hat er recht: Das Thema der „viri probati“ ist in vielerlei Hinsicht von sekundärer Bedeutung. Die Weihe „bewährter Männer“, auch verheirateter, ist zwar in der gegenwärtigen Disziplinarordnung nur für wenige Ausnahmefälle vorgesehen – aber sie ist möglich, wird in begrenzten Umfang praktiziert und würde – zumindest bei Anlegung entsprechender Kriterien - das Priestertum keinesfalls grundsätzlich in Frage stellen. Genau das wäre von einer Öffnung – zunächst – des Diakonats für Frauen zu erwarten, theologisch wie lebenspraktisch, um nicht zu sagen „pastoral“. Den natürlich würde es nicht bei „Diakoninnen“ bleiben. Das Sakrament der Priesterweihe ist eines – aber es hat drei Stufen: Diakon, Priester, Bischof. Für eine davon grundsätzlich andere Zugangserfordernisse zu definieren ist nicht nur rechtlich/zeitgeistig, sondern auch theologisch unmöglich. Die gesamte Theologie der Kirche zum Priestertum müsste tiefgreifend umgeschrieben werden – ein Projekt, ganz nach dem herzen jedes „Reformers“, dessen eigentliches Ziel die Destruktion ist.
Wie das dann praktisch wirkt, ist am Vorbild der Anglikaner bestens zu beobachten. Dort haben sich die Frauen stufenweise den Weg zum Bischofsamt „freigekämpft“ und damit Erschütterungen und Zerstörungen angestoßen, die den Fortbestand der Staatskirche in Frage stellen. Warum Bischof Fürst anzunehmen scheint, ein solcher Schritt würde dem Überleben der deutschen Staatskirche nützlich sein, ist sein Geheimnis.
Eine seelenlose Theologie
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- 27. März 2017
In seinem lesenswerten Beitrag „Das Dogma von der Unsterblichkeit der menschlichen Seele“ in der Una-Voce Korrespondenz 2017-I geht Norbert Clasen auch darauf ein, wie sich diese Glaubenswahrheit in der reformierten Liturgie nach dem Missale Pauls VI. darstellt. Sein Befund ist niederschmetternd, und auch hier stellt sich wieder die Frage, ob der Zeitgeist die Kirche dazu gebracht hat, eine seit zweitausend Jahren festgehaltene Lehre bis zur Unkenntlichkeit zu verdünnen – oder ob der Verzicht darauf, diese Lehre auch im liturgischen Leben deutlich werden zu lassen, mit dazu geführt hat, daß der Glaube an eine unsterbliche Seele mit all seinen Implikationen immer mehr in den Hintergrund gerückt ist. Clasen schreibt:
Die Kongregation für die Glaubenslehre bekräftigte 1979 schließlich noch einmal die Lehre von der „Fortdauer und Subsistenz eines geistigen Elements nach dem Tod, der Seele.“ Die „Bekräftigung“ war auch dringend erforderlich geworden angesichts bestimmter unheilvoller Entwicklungen in Liturgie, Theologie und Verkündigung: Schon im neuen lateinischen Missale Pauls Vl. kommt das Wort Seele kaum noch vor, das deutsche Messbuch kennt überhaupt keine Seele mehr; der Allerseelentag ist zum „Gedächtnis aller verstorbenen Gläubigen“ geworden.
Ähnliches begegnet in den neuen Bibelübersetzungen:
Noch im Jahr 1962 lautete die bekannte Matthäus-Stelle 16,25 ff in den deutschen katholischen Bibeln einheitlich: „Denn was nützt es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, aber Schaden leidet an seiner Seele? Oder was kann der Mensch als Entgelt geben für seine Seele?“ Dagegen liest sich heute dieselbe Stelle nach der sog. „Einheitsübersetzung": „Was nützt es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, dabei aber sein Leben einbüßt? Um welchen Preis kann ein Mensch sein Leben zurückkaufen?“
Diese Übersetzung hören die heutigen Kirchenbesucher in fast allen Gotteshäusern. Sie ist „entsorgt", die Seele, in dieser zentralen Evangelienstelle!
Und später:
Auch in den Gebeten der neuen Totenmesse kommt die Seele des bzw. der Verstorbenen, für deren Heil das Messopfer dargebracht wird, nicht mehr zur Sprache. Im Requiemformular des alten Messbuchs heißt es noch klar und deutlich:
„Gott, Dir ist eigen, allzeit Erbarmen und Schonung zu üben, darum flehen wir in Demut zu Dir für die Seele Deines Dieners N., die Du heute aus dieser Welt hast scheiden lassen: Übergib sie nicht den Händen des Feindes und vergiss sie nicht für immer, sondern lass die heiligen Engel ihr entgegen eilen und sie zur Heimat des Paradieses geleiten, sie hat ja auf Dich gehofft und geglaubt, darum möge sie nicht die Qualen der Hölle erleiden, sondern die ewigen Freuden genießen.' (Schott 1962)
Demgegenüber lautet der Text der neuen Messordnung:
„Gott, dem es eigen ist, immer Erbarmen und Schonung zu üben, wir bitten Dich flehentlich für Deinen Diener N., den Du heute zu Dir hast aufbrechen lassen: lass ihn, da er auf Dich gehofft und geglaubt hat, zur wahren Heimat geleitet werden und ewige Freuden genießen."
Außerdem ist hier weder vom Fegfeuer noch von der ewigen Verdammnis die Rede. Der Verstorbene wandert ohne weiteres zu Gott, was mit Blick auf die konstante Lehre der Kirche nur als „vermessene Heilssicherheit“ zu bezeichnen ist. Geradezu symptomatisch sind die sog. „Auferstehungsgottesdienste", die an die Stelle der Messfeiern für Verstorbene treten und immer beliebter werden: Offenbar geht man davon aus, dass sich im Tod zugleich die Auferstehung vollzieht.
Wie einleitend bereits angedeutet, ist die Frage des liturgischen Ausdrucks des Dogmas im Artikel Clasens nur ein Randaspekt. In der Hauptsache beschreibt der Autor die populären, wenn auch wissenschaftlich bereits weitgehend widerlegten Materialistischen Denkfiguren, die die Existenz der Menschenseele bestreite, und kritisiert deren Aufnahme in die Theologie durch die sog. „Ganztodlehre“. Wer Argumente sucht, kann sie hier in leicht verständlicher Zusammenfassung finden.
Zu bekommen - am besten im Abonnement – ist die UVK über die Website der deutschen Una Voce
Mosebach: Zurück zur Form
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- 25. März 2017
Martin Mosebach hat einen großen Artikel zum Stand der Liturgie im 10. Jahr von Summorum-Pontificum geschrieben, der vor zwei Wochen zunächst auf Englisch bei First-Things erschienen ist: Return to Form - A Call for the Restauration of the Roman Rite. Jetzt hat First Things auch die deutsche Originalversion veröffentlicht: Zurück zur Form. Wir zitieren hier noch einmal unsere an Hand der englischen Fassung verfasste Leseempfehlung - es lohnt sich.
Mosebach stellt zwei Komplexe ins Zentrum seiner Überlegungen. Der eine ist eine großangelegte Einschätzung des historischen Stellenwertes der versuchten Abschaffung des überlieferten Ritus durch die nachkonziliaren Reformer und Papst Paul VI. Dabei zeichnet der Autor das Bild eines historischen Bruches, ja einer historischen Katastrophe, deren volles Ausmaß inzwischen für jeden erkennbar ist, der sich nicht mit Märchengeschichten von einem „neuen Frühling“ den Geist vernebelt. Aus dieser Perspektive gewinnt Mosebach den Blick für die ebenfalls historische Bedeutung des Motu-Proprio von Papst Benedikt, der diesen Ritus nicht nur „wieder zugelassen“ hat, sondern unmißverständlich erklärte, daß er nie verboten war, weil ein solches Verbot die Vollmacht jedes Papstes und jedes Konzils übersteigen würde. Was die Kirche weit über anderthalb Jahrtausende lang gepflegt und gelehrt hat, steht nicht zur Disposition. Nur diese Tradition kann die Maßstäbe liefern, anhand derer jene organische Entwicklung möglich ist, die den Ritus schon immer getragen hat.
Deutlicher, als man das vielfach zu sagen wagt, deutet Mosebach auf die Parallelen zwischen den marxistischen Kulturrevolutionen der 60er Jahre und der säkularistischen Revolution in der nachkonziliaren Kirche – und dabei läßt er durchaus offen, wo die Anstöße und wo die Echos zu sehen sind.
Der zweite Schwerpunkt des Artikels ist der Verweis auf die Bedeutung, die den Laien in der aktuellen Situation für die Wiederherstellung der Liturgie im Geiste der Tradition zukommt. Der Apparat – von der Spitze in Rom bis zu den Ortsbischöfen – hat sich weitgehend auf das modernistische Paradigma verpflichtet und nutzt seine Macht, den Status quo – also eine der Säkulargesellschaft vermeintlich angenehme Form von Lehre und Liturgie – zu verteidigen. Es liegt vor allem an den Laien, die von Summorum-Pontificum eröffneten Möglichkeiten zu nutzen und zusammen mit Priestern, die weiterhin Gottesdienst und nicht Menschendienst feiern wollen, auf die Wiederherstellung der Liturgie hinzuarbeiten, indem sie sie so praktizieren, wie sie nach der Tradition der Kirche zu praktizieren ist. Was „von oben“ aufgegeben und abgeschafft worden ist, konnte nur deshalb so umfassend zerstört werden ist, weil es schon zuvor vielerorts seine Wurzeln verloren hatte. Es kann nicht per Befehl wieder verordnet werden, sondern es muß „von unten“ her wieder aufgebaut werden.
Erzbischof Pozzo zur Rekonziliation
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- 24. März 2017
Im Bericht zur 10. Woche hatten wir ausführlich die Positionen von Bischof Fellay zur näherrückenden Rekonziliation der Piusbruderschaft mit dem Päpstlichen Stuhl referiert. Etwa zur gleichen Zeit hat sich im Interview mit der Tagespost auch der zuständige Sekretär der Kommission Ecclesia Dei, Erzbischof Guido Pozzo, zu den damit verbundenen Fragen geäußert. Wir zitieren daraus einige Kernaussagen. Gefragt, ob er erwarte, noch in diesem Jahr eine Einigung zu erreichen, antwortete der Erzbischof:
Man kann zuversichtlich sein, dass die Überwindung des Bruchs mit der kanonischen Anerkennung der Piusbruderschaft in der rechtlichen Form einer Personalprälatur bald erreicht wird. Um an dieses Ziel zu gelangen, wird auf der einen Seite die Priesterbruderschaft aufgefordert, der vom Heiligen Stuhl formulierten „Lehrmäßigen Erklärung“ zuzustimmen. Auf der anderen Seite wird die Bewahrung der spirituellen, theologischen, liturgischen, disziplinarischen und pastoralen Identität der Priesterbruderschaft durch ein besonderes Gesetz mit entsprechenden Statuten garantiert. Es gibt jedoch keine festgesetzten zeitlichen Fristen.
Auf die Frage, welche lehrmäßigen Fragen vorrangig zu klären seien, antwortete Bischof Pozzo:
Die Priesterbruderschaft hat immer auf eine gewisse Ambiguität hingewiesen, die sich ihrer Meinung nach in einigen Formulierungen der Konzilsdokumente und vor allem in der nachkonziliaren kirchlichen Praxis finden, und zwar in Bezug auf die Ökumene, den Dialog mit den nicht christlichen Religionen, die Beziehung von Kirche und Staat in Bezug auf die Religionsfreiheit, die als Indifferentismus oder Relativismus verstanden wird, die Beziehung des christlichen Denkens zu den Ideologien der Moderne sowie einige Aspekte der Liturgiereform und ihrer Anwendung. Bischof Fellay hat in einem Interview im vergangenen Jahr erklärt, dass sich die Priesterbruderschaft vorbehält, auf die Ambiguität und die Irrtümer hinzuweisen, die sie zu sehen glaubt, dass jedoch die Autorität, die Missverständnisse und die kritischen Punkte zu klären und zu zerstreuen, Rom zusteht. Ich denke, dass auch nach der Versöhnung die Vorbehalte und Schwierigkeiten berücksichtigt werden müssen, auf die die Priesterbruderschaft hinweist, um zu einer Klarstellung, einer Vertiefung und einer nachträglichen Präzisierung dieser Punkte zu gelangen. ...
Über einen absolut fundamentalen Punkt besteht vollkommenes Einvernehmen mit der Priesterbruderschaft: Das Lehramt der Kirche steht nicht über dem geschriebenen oder überlieferten Wort Gottes, sondern dient ihm, indem es nichts lehrt, als was überliefert ist (vgl. Dei Verbum, 10). Das Lehramt seinerseits, dem Christus die Bewahrung, die Verteidigung und die Auslegung des Glaubensguts anvertraut hat, hat die Aufgabe, auch die früheren Texte des Lehramts – einschließlich der Texte des Zweiten Vatikanischen Konzils – auf authentische Weise im Licht der ununterbrochenen Tradition zu erklären und zu verdeutlichen, die gewiss in der Kirche mit dem Beistand des Heiligen Geistes voranschreitet, aber niemals mit einer Neuheit, die dem Vorhergehenden widerspricht, sondern mit einem besseren Verständnis des Glaubensguts „in derselben Lehre, demselben Sinn und derselben Auffassung“ (vgl. Vat. I, Dei Filius, 4 und Vat. II, Dei Verbum, 8). Dieses Prinzip muss auch auf die Dokumente des Zweiten Vatikanums angewendet werden, die im Licht der Tradition und in Übereinstimmung mit dem beständigen Lehramt der Kirche gelesen und verstanden werden müssen, wie Erzbischof Lefebvre selbst 1981 in einem Brief an Papst Johannes Paul II. bekannte.
Das heißt, wenn eine Auslegung oder ein Verständnis oder eine Praxis des Zweiten Vatikanums vorgeschlagen werden, die eine Diskontinuität oder einen Bruch mit der zuvor vom Lehramt definierten oder gelehrten katholischen Doktrin darstellt, muss diese Auslegung als falsch oder unangemessen zurückgewiesen werden. Das Problem ist also nicht das Zweite Vatikanische Konzil als solches, sondern eine gewisse Weise, das Konzil zu verstehen, anzuwenden und zu praktizieren, also der sogenannte „Geist des Konzils".
Ausdrücklich machte der Erzbischof diesen „Geist des Konzils“ dafür verantwortlich, daß in den dem Konzil folgenden Jahrzehnten „Irrtümer, Missverständnisse und Mängel oder parteiische und oberflächliche Interpretationen“ entstanden und verbreitet worden seien, die eine Praxis der Diskontinuität und des Bruchs mit der katholischen Tradition bewirkt hätten. Darüber sei weiterhin konstruktiv und ohne Polemik zu diskutieren, „um die richtige und unversehrte Lehre zu fördern“.
Hier noch einmal der Link zum ganzen Text, dessen Lektüre wir sehr empfehlen.