Hl. Athanasius, Schrecken der Ketzer
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- 02. Mai 2023
Heute gedenken das Martyologium Romanum und mit ihm weitere Kirchen des Ostens und des Westens des hl. Athanasius von Alexandria, geboren um 300, gestorben am 2. Mai 373. Andere Kirchen im Osten hatten seinen Feiertag bereits am 18. Januar. Das ökumenische Heiligenlexikon schreibt über ihn einleitend:
Athanasios wurde in einer christlichen Familie groß. Als Kind erlebte er noch Christenverfolgungen, die ihn hart und unnachgiebig werden ließen. Er studierte, hatte Kontakt zu den asketischen Mönchen in der thebäischen Wüste, wurde 318 Diakon und begleitete 325 seinen Patriarchen Alexander von Alexandria zum 1. Konzil in Nicäa. Hier erlebte er die Auseinandersetzungen mit dem Arianismus, der Kampf gegen diese Lehre wurde zu einem bestimmenden Moment seines Lebens, hierfür trägt er den ihm von Gregor von Nazianz beigelegten Ehrennamen Säule der Kirche und wurde er in der Orthodoxen Kirche zum Kirchenvater ernannt. Seine Gedanken waren wesentlich für die Ausformung der Lehre von der Inkarnation - der Menschwerdung Gottes in Jesus Christus - und bildeten die Grundlage zur Ausformulierung des Athanasianischen Glaubensbekenntnisses.
Auch der Fortgang seiner dort gebotenen Lebensbeschreibung ist lesenswert.
Im Osten wird Athanasius seit unvordenklicher Zeit als Kirchenlehrer verehrt. Im Westen wurde ihm dieser Ehrentitel 1568 kurz nach Abschluß des Konzils von Trient durch Papst Pius V. zuerkannt.
Die Gebote des sozialen Lebens
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- 15. März 2023
Am Mittwoch unterbricht die Liturgie die Reihe der Lesungen von Propheten, die auf die eine oder andere Weise als Vorschau auf Christi Erlösungswerk zu lesen sind, und wendet sich einem höchst grundsätzlichen Thema zu. Die Tageslesung ist aus dem 20. Kapitel des Buches Exodus entnommen, in dem über die Verkündung der Hauptgebote aus Gottes Gesetz an Moses auf dem Sinai berichtete wird (Exodus 20, 3 - 17 . Merkwürdigereise beginnt die Perikope nicht mit dem ersten Gebot: „Du sollst keine anderen Götter neben mir haben“, sondern mit der Nr. 5: „Ehre deinen Vater und deine Mutter, auf daß du lange lebst im Lande, das dir der Herr dein Gott gegeben hat.“
Während die ersten vier Gebote vom rechten Verhalten des Menschen zu Gott handeln, beginnt mit dem 5. die Reihe der Vorschriften, die das soziale Leben der Menschen untereinander zum Gegenstand haben. Ein innerer Grund dafür, daß die ersten vier Gebote an dieser Stelle ausgelassen werden, ist nicht offensichtlich – eine äußerer besteht wohl einfach darin, daß im folgenden Text des Evangeliums der Lehrvortrag Jesu über die rechte Beachtung des Gesetzes mit einem Bezug auf das 5. Gebot beginnt. Witrklich überzeugend erscheint diese äußere Erklärung jedoch nicht, da nach der Aufzählung der Gebote 5 – 10 noch der ganze Rest von Kapitel 20 geboten wird. Das sind insgesamt 7 weitere Verse, die gerade die Furcht Gottes und den rechten Gottesdienst zum Gegenstand haben. Tatsächlich ist Vers 23 „Ihr sollt euch neben mir keine Götter aus Silber machen, auch Götter aus Gold sollt ihr euch nicht machen“ wenig mehr als eine Paraphrase des am Anfang mit Vers 4 ausgelassenen 2. Gebotes. „Logisch“ nach unseren Maßstäben erscheint das nicht. Doch nicht alles, was die „organische“ Entwicklung der Liturgie über anderthalb Jahrtausende hinweg uns hinterlassen hat, ist nach der Logik und dem Gesetz des Zollstockes gewachsen. Manches ist einfach so, wie es ist – und verlangt als solches Respekt und Achtung.
Gaudete, Pax und Traditio
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- 12. Dezember 2022
Das „Gaudete“ des dritten Adventssonntages ging vielen Menschen in Europa seit langen Jahren nicht mehr so schwer von den Lippen wie in diesem: Krieg in der Ukraine mit der Gefahr unabsehbarer Weiterungen, Kampf in der Kirche um Bewahrung oder Preisgabe dessen, was die Kirche seit ihrer Stiftung den eingeborenen Sohn Gottes selbst ausgemacht hat. Und doch ist es wahr, was der Introitus nach den Worten des Apostels Paulus an die Philipper proklamiert:
Freut euch im Herrn zu jeder Zeit! Noch einmal sage ich: Freut euch! Eure Güte werde allen Menschen bekannt. Der Herr ist nahe. Sorgt euch um nichts, sondern bringt in jeder Lage betend und flehend eure Bitten mit Dank vor Gott!
Wenn das heute reichlich unglaubhaft klingt, so vor allem deshalb, weil es mit „Eurer (also unserer) Güte“ wahrhaftig nicht weit her ist – und weil wir uns (oder man uns) das „betende Danken und flehende Bitten vor Gott“ gründlich abgewöhnt haben. Wir haben Rechte, erworbene und verbriefte Rechte, und für die kämpfen wir. Bis zum letzten Ukrainer und bis zur letzten vor 80 Jahren getauften alten Frau, die im Krankenhaus nicht nur ohne Begleitung der Familie, sondern auch ohne Salbung und Vergebung durch die Sakramente der Kirche aus dieser Welt gehen muß, weil die viel zu wenigen Priester des viel zu großen Pfarrverbundes von einem Gremientermin zum nächsten hetzen. Oder sich in der Diskussion mit einer Kampflesbe von Maria 2.0 aufreiben. Oder selbst in diesem Kampf Partei für die Sache des Fortschritts ergriffen haben. Oder gar nicht mehr da sind, weil Priestertum und Hierarchie sind ja sowas von gestern, wer soll da noch ins Seminar gehen...
Der Introitus des dritten Advent zitiert aus dem Brief des Apostels die Verse 4 – 6. In Vers 9 steht dann eine Aufforderung, deren Beherzigung zumindest für die Kämpfe in der Kirche zu einem guten Ende führen könnte.
Was ihr gelernt und angenommen, gehört und an mir gesehen habt, das tut! Und der Gott des Friedens wird mit euch sein.
Zur Zeit der Herausbildung des Ritus galt das wohl als so selbstverständlich, daß die Verse nicht eigens in die Oration aufgenommen werden mußten. Umso dringlicher, sie heute wieder in Erinnerung zu rufen.
Zur Lektüre empfohlen - Donnerstag
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- 22. Juli 2021
Seit einer Woche ist jetzt Traditionis Custodes in der Welt - und die Welt ist dadurch ein entschieden dunklerer Ort geworden. Bei der Durchsicht der heutigen Wortmeldungen zum Thema könnte man den Eindruck gewinnen, es sei schon alles gesagt, nur noch nicht von allen. Doch das ist bestenfalls tendenziell richtig. Nachdem die erste Entrüstung herausgeschrieben und herausgeschrieen ist, wenden die Autoren sich den unter der Oberfläche des unsäglichen Papstschreiben (Erlaß und Begleitbrief immer als eines betrachtet) lauernden Phänomen zu. Dabei sto0en sie auf ein wahrhaftes Pandämonium äußerst unerfreulicher Erscheinungen.
Massimo Viglione lenkt in einem langen Beitrag auf dem Blog von Aldo Maria Valli (hier auf Englisch) die Aufmerksamkeit des Lesers auf die unsägliche Arroganz von Papst Franziskus, der glaubt, mit einem Federstrich die "lex orandi" der Kirche Christi, die in dieser unter Leitung des heiligen Geistes seit fast 2000 Jahren gewachsen ist, auf "das platte Produkt des Augenblicks" (Joseph Ratzinger) aus dem Jahr 1989 verstümmeln zu können. Dabei fällt er noch weit hinter Papst Paul VI. zurück, der in seiner Predigt vom 26. 11. 69 zumindest der Trauer darüber Raum gab, daß die Kirche einen großen Teil ihres historischen Erbes opfern müsse, um den Anforderungen der mehrfach erwähnten "modernen Menschen" zu genügen - vergeblich, wie inzwischen jeder Blinde sehen kann. Mit diesem Federstrich, das macht Viglione deutlich, hat der Bergoglio-Papst sich überhoben.
Einen anderen so noch wenig beachteten Aspekt rückt Joseph Shaw von der Latin Mass-Society mit einem Beitrag auf LifeSite News ins Blickfeld: Setzt sich Papst Franziskus mit seinem Bestehen auf der Einheitlichkeit des Ritus als Voraussetzung der Einheit der Kirche nicht nur in Gegensatz zur Tradition, sondern auch zum 2. Vatikanischen Konzil? Mit einer Reihe von Textverweisen aus den Konzilsdokumenten belegt Shaw, daß dieses Konzil Vielfalt nicht nur, aber explizit auch in der Liturgie, als einen Schatz der Kirche betrachtet, den es zu erhalten und zu mehren gelte. Nur autoritäre Potentaten halten den Gleichschritt der Kolonnen für die höchste Form des Baletts.
Weiter in die Zukunft der Bewältigung des mit dem päpstlichen Diktat so gewaltsam aufgebrochenen Problems führt eine Bemerkung, mit der Guido Horst seinen „Paradigmenwechsel in der Liturgie“ überschriebenen Artikel in der Tagespost schließt - wobei wir zunächst die Frage offen lassen wollen, ob es einen solchen Paradigmenwechsel überhaupt geben kann. Horst selbst scheint daran starke Zweifel zu haben, wenn er diesen Paradigmenwechsel so beschreibt: „Es zählt nicht mehr die Sakralität einer objektiven Bindung an Gott, sondern die Liebe unter Menschen, in der man sich dem Menschen Jesus Christus nähert.“ Doch uns geht es ja vor allem um den Schlußsatz: „Nicht die Zuflucht zur 'alten' Messe ist das Problem, sondern die Leere, vor der man flieht.“
Diese Einsicht – bei Horst in lakonischer Knappheit ausgesprochen – ist der Ausgangspunkt eines mitsamt den größtenteils ebenfalls lesenswerten Leserzuschriften fast taschenbuchstarken Artikels des amerikanischen Theologen und ehemaligen Hochschullehrers Larry Chapp auf seinem signalhaft Gaudium et Spes 22 benannten Blog. Chapp, der sich dem verpflichtet sieht, was Papst Benedikt als „das Konzil der Väter“ im Gegensatz zum „Konzil der Medien“ bezeichnet hat, gibt seinem Artikel die Überschrift The Hermeneutics of the Abyss: Some thoughts on Traditionis Custodes. Sein Anliegen ist nicht die Liturgie oder die diese ebenso begründende wie zum Ausdruck bringende Theologie, sondern eher eine sozialphilosophische Analyse der Leerheit, des Nihilismus, eben des Abgrunds, der sich im Lauf weniger Jahrzehnte im ehemaligen geistigen Zentrum der westlichen Kultur ausgebreitet hat. Den Katholiken, die das erkennen und darunter leiden, erscheint die überlieferte Liturgie als der einzige Fluchtpunkt in einer sich auflösenden und anscheinend dem Untergang zustrebenden Welt.
Chapp, der sich selbst auf die Insel der Gottesdienste des Ordinariats in Sicherheit gebracht hat, läßt es offen, inwieweit er diesem Fluchtpunkt Realität zusprechen will, aber auch so ist seine ausführliche Diagnose überaus bedenkenswert. Bei solchen Überlegungen ist anzusetzen, wenn es darum geht, die Grundlagen für den Wiederaufbau nach dem unvermeidlich näher rückenden Ende dieses Pontifikats und dem einiger möglicherweise bevorstehendfen Nachfolger der gleichen säkularistischen Denkungsart zu legen.
Von Amazonien lernen!
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- 15. Januar 2021
Eine Erzählung aus der Zeit der Konquistadoren – also der Erforschung und Eroberung Südamerikas im 16. und 17. Jahrhundert – berichtet über eine denkwürdige Begebenheit auf einem dieser Erkundungszüge. Sie hat sich freilich nicht wirklich in Amazonien zugetragen - das haben wir nur als Eyecatcher in die Überschrift genommen, und im Zeichen der Pachama ist sowieso alles egal. Tatsächlicher Schauplatz unserer Geschichte ist das den ganzen Kontinent durchziehenden Gebirge der Anden, dessen Durchquerung den Eroberern größte Schwierigkeiten bereitete. Nicht zuletzt wegen der indianischen Lastenträger und Maultiertreiber, die sie unterwegs mit Versprechungen oder Zwang in ihren Dienst gelockt hatten und die von den Konquistadoren nun in europäischem Marschtempo vorangetrieben wurden. Doch je weiter die Indios von ihrer angestammten Heimat wegkamen, desto widerwilliger wurden ihre Schritte – und eines Morgens waren sie auch nicht mehr mit der Peitsche dazu zu bewegen, den Weg fortzusetzen. Die Erklärungen, die ihnen der Dolmetscher sicher nicht ohne Verständigungsschwierigkeiten entrang, lief darauf hinaus: Sie hätten nun tage- und wochenlang schneller marschieren müssen, als ihre Seelen ihnen hätten folgen können, und wenn sie auch nur einen Schritt weitergingen, würden die letzten Fäden der Verbindung reißen, und sie müßten sterben.
Selbst wenn die Geschichte nur erfunden wäre, so wäre sie doch gut erfunden. Sie gibt ein bestürzendes Bild von der heutigen Situation des „Fußvolkes“ in Gesellschaft und Kirche, das von den Eliten als „deplorables“ verachtet und gnadenlos auf den Wegen vorangetrieben wird, den ihr „erleuchtetes“ Bewußtsein für die einzig richtigen erkannt zu haben glaubt. Vorangetrieben, bis auch die letzten Fäden der Verbindung zu ihren Seelen zerreißen, alle Identitäten sich in Beliebigkeit auflösen und der Wahnsinn freie Bahn hat.
Summorum Pontificum ist in der glücklichen Lage derer, die sich den Peitschenschwingern zumindest zeitweise entziehen und warten können, bis die Seele sie eingeholt hat – oder es ihnen gelungen ist, zu ihr zurückzukehren. Wir bleiben einfach für ein paar Tage störrisch sitzen, und wenn die Antreiber noch so schreien und die Illusionisten uns noch so viel einnebeln und vorspiegeln: Hier ist für den Rest des Monats Sendepause, höchstens aufgelockert durch ein paar aktuelle Hinweise in der Randspalte.