Schlechte Nachrichten aus der Gerüchteküche
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- 11. Dezember 2021
Noch sind es nur Gerüchte, die Paix-Liturgique gestern mit entsprechendem Vorbehalt weitergegeben hat, aber der Inhalt liegt durchaus im Rahmen unserer Erwartungen bzw. Befürchtungen. Danach könnte die Gottesdienstkongregation unter dem englischen Erzbischof Roche noch vor Weihnachten einen Erlass herausgeben, der die Spendung der Diakons- und Priesterweihe im überlieferten Ritus verbietet. Ein solcher Erlaß wäre zweifellos ein geeignetes Mittel, den nach wie vor andauernden Zustrom von Bewerbern zu den Seminaren der altrituellen Gemeinschaften einzudämmen.
Peter Kwasniewski kommentiert dieses Gerücht auf Rorate Caeli u.E. durchaus zutreffend dahingehend, daß ein solches Verbot nicht in die Kompetenz der Glaubens- oder einer anderen Kongregation fallen würde und rechtlich wertlos und ungültig wäre. Er sieht darin – und wir folgen ihm dabei – einen Angriff auf das Allgemeine Wohl der Kirche, dem zu widerstehen ist, von wem auch immer er komme. Andererseits wäre ein solches Verbot ungeachtet seiner Rechtswidrigkeit und Ungültigkeit durchaus geeignet, Bischöfe an der Spendung von Priesterweihen zu hindern, insbesondere wenn es, wie das schon in der Vergangenheit geschehen ist, durch ein von anderer Stelle ausgesprochenes Verbot der Weihe von Seminaristen aus altgläubigen Seminaren ergänzt wird.
Sollten sich die hier angesprochenen Befürchtungen bewahrheiten, wäre das eine weitere Bestätigung dafür, daß das derzeitige Despotenregime in Rom jedes Recht und jede Vereinbarung zu brechen bereit ist, um die überlieferte Liturgie und Lehre (dieser zweite Aspekt wird immer wichtiger) aus der offiziellen und allgemein anerkannten Kirche herauszudrängen. Natürlich wissen auch die aktuellen Machthaber, daß sie weder den Ritus noch die Lehre „abschaffen“ noch nach ihren säkularistischen Plänen umformen und entkernen kennen. Aber sie können versuchen, sie unter die Alternative: „Geist des Konzils anerkennen – oder raus“ zu zwingen.
Schon seit Jahren vertreten einige Beobachter der Szene die These, das relative Entgegenkommen Roms gegenüber der Piusbruderschaft (Beichterlaubnis, Eheassistenz) diene allein dem Ziel, alle Kräfte, die sich nicht dem Konzilsgeist unterwerfen, in diese Bruderschaft und deren näheres Umfeld abzudrängen – und dann den ganzen Komplex mit einem öffentlichkeitswirksamen Paukenschlag als nicht mehr katholisch, nicht mehr der Kirche zugehörig zu brandmarken. Auch wenn das kirchenrechtlich keine Grundlage hätte, wäre die Öffentlichkeitswirkung doch verheerend. Bei der gegenwärtigen Anfälligkeit der Gesellschaften für Polarisationen jeder Art könnte ein solchen Vorgehen der Tradition jedes öffentliche Agieren unmöglich machen.
Die Hoffnung, daß die vom „Ungeist des Konzils“ (J.Ratzinger) befallenen Säkularisten an der Spitze der Kirche doch noch vor solchen selbstzerstörerischen Akten zurückschrecken würden, wird ständig schwächer.
Obstsalat
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- 06. Dezember 2021
Aus der Berichterstattung von Vatican.va über eine auf der Reise von Papst Franziskus nach Zypern gehaltene Rede vor „Priestern, Ordensleuten, Diakonen, Katechisten, Kirchlichen Vereinigungen und Verbänden“ zitieren wir den folgenden Abschnitt:
Wenn ich euch anschaue, sehe ich den Reichtum eurer Vielfalt. Das ist wirklich ein schöner „Obstsalat“. Alle verschieden. Ich grüße die maronitische Kirche, die im Laufe der Jahrhunderte immer wieder neu auf die Insel gekommen ist und, oft unter großen Schwierigkeiten, im Glauben ausgeharrt hat. Wenn ich an den Libanon denke, macht mir die Krise, in der sich das Land befindet, große Sorgen und ich spüre das Leid eines Volkes, das erschöpft und von Gewalt und Schmerz geprüft ist. In meine Gebete lege ich den Wunsch nach Frieden, der aus dem Herzen dieses Landes aufsteigt, mit hinein Ich danke euch für das, was ihr in der Kirche für Zypern tut. Die Zedern des Libanon werden in der Heiligen Schrift oft als Sinnbilder für Schönheit und Größe erwähnt. Aber auch eine große Zeder beginnt mit den Wurzeln und sprießt langsam. Ihr seid diese Wurzeln, die nach Zypern umgepflanzt wurden, um den Duft und die Schönheit des Evangeliums zu verbreiten. Ich danke euch!
Ich grüße auch die lateinische Kirche, die hier seit Jahrtausenden präsent ist, und die hier über diese Zeit mit ihren Söhnen und Töchtern den Enthusiasmus des Glaubens wachsen sah und die sich heute, dank der Anwesenheit so vieler Brüder und Schwestern mit Migrationshintergrund, als ein „vielfarbiges“ Volk präsentiert, als ein wahrer Ort der Begegnung verschiedener ethnischer Gruppen und Kulturen. Diese Gestalt der Kirche spiegelt die Rolle Zyperns auf dem europäischen Kontinent wider: es ist ein Land mit goldenen Feldern, eine Insel, die von den Wellen des Meeres umspült wird, vor allem aber ist sie geschichtlich ein Geflecht von Völkern und ein Mosaik von Begegnungen. So ist auch die Kirche: katholisch, d.h. universal, ein offener Raum, in dem alle willkommen sind und wo alle Gottes Barmherzigkeit und die Einladung zum Lieben erreicht. In der katholischen Kirche gibt es keine Mauern und soll es keine Mauern geben. Das dürfen wir nicht vergessen! Keiner von uns ist hier als Prediger berufen, um Proselyten zu machen, nie. Die Proselytenmacherei ist steril, sie stiftet kein Leben. Wir sind alle von der Barmherzigkeit Gottes gerufen worden, die nicht müde wird zu rufen, die nicht müde wird, uns nahe zu sein, die nicht müde wird zu verzeihen. Wo liegen die Wurzeln unserer christlichen Berufung? In der Barmherzigkeit Gottes. Das dürfen wir nie vergessen. Der Herr enttäuscht nie. Er wartet immer auf uns. Es gibt und es darf keine Mauern in der katholischen Kirche geben, bitte! Sie ist ein gemeinsames Haus, sie ist ein Ort der Beziehung, sie ist ein Zusammenleben der Vielfalt: jener Ritus, jener andere Ritus …; einer denkt über die Kirche in einer Weise, jene Schwester hat sie so gesehen, eine andere wieder anders … Die Verschiedenheit aller, und in dieser Verschiedenheit der Reichtum der Einheit. Wer stiftet die Einheit? Der Heilige Geist. Und wer schafft die Verschiedenheit? Der Heilige Geist. Wer es fassen kann, der fasse es. Er ist der Urheber der Verschiedenheit und ist der Urheber der Harmonie. Der heilige Basilius sagte über ihn: „Ipse harmonia est.“ – „Er selbst ist Harmonie“ –. Er ist jener, der die Verschiedenheit der Gaben und die harmonische Einheit der Kirche schafft.“
Ist das nun die Aufhebung von Traditionis Custodes - oder ist es Wortsalat?
Lebendiger Glaube, lebendige Zukunft
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- 04. Juli 2021
Mit dieser Überschrift erschien heute in der italienischen Tageszeitung Repubblica eine Anzeige der Foederatio Internationalis Una Voce mit einem Aufruf zur Erhaltung und stärkeren Würdigung der überlieferten Form der lateinischen Liturgie, so wie dies nach dem Motu Proprio Summorum Pontificum von Papst Benedikt (2007) vorgesehen war. Warum ausgerechnet in der stark linkslastigen (und ziemlich teuren) Repubblica? Nun, das ist die einzige Tageszeitung, die der gegenwärtige Papst nach eigenem Bekunden regelmäßig liest - da sollte man es ihm so leicht wie möglich machen, Informationen zu erhalten, die ihm vielleicht bisher verborgen geblieben waren.
Der Text lautet in der offiziellen Übesetzung der FIUV:
Lebendiger Glaube, lebendige Zukunft
Die Außerordentliche Form des Römischen Ritus
Stellungnahme der Internationalen Föderation Una Voce
Die 1965 gegründete Internationale Föderation Una Voce (FIUV) ist ein Zusammenschluß von Laienorganisationen, die der außerordentlichen Form des römischen Ritus (der überlieferten lateinischen Messe) verbunden sind.
Im Jahr 2007 anerkannte das Motu proprio Summorum Pontificum die Lebendigkeit der traditionellen Liturgie sowie die Freiheit der Priester, sie zu zelebrieren, und der Gläubigen, sie zu verlangen. Dies hat zu einer stetigen Zunahme der Meßfeiern im überlieferten römischen Ritus und ihrer geistlichen Früchte geführt.
Im Jahr 2020 führte die FIUV eine weltweite Umfrage unter den Gläubigen zur Umsetzung von Summorum Pontificum durch. Aus dieser Umfrage, die Ergebnisse aus 364 Diözesen in 52 Ländern umfaßt, ging Folgendes hervor:
- Die alte lateinische Messe wird von Gläubigen aller Altersgruppen, besonders von Familien mit Kindern, Jugendlichen und Konvertiten, in allen sozialen und kulturellen Umfeldern, auf allen Kontinenten und in einer immer größeren Zahl von Ländern sehr geschätzt.
- Die größere Verfügbarkeit dieser Meßform hat an vielen Orten die Beziehungen zwischen den ihr verbundenen Gläubigen und ihren Bischöfen normalisiert, die zunehmend von gegenseitigem Verständnis und Respekt geprägt sind.
Außerdem haben die Umfrageergebnisse bestätigt, daß es entgegen der bisherigen Politik des Heiligen Stuhls immer noch Stimmen in der Kirche gibt, darunter auch einige Bischöfe, die die außerordentliche Form des römischen Ritus explizit abgeschafft oder zumindest durch zusätzliche Beschränkungen eingehegt sehen wollen. Aus diesem Grund fühlt sich die Internationale Föderation Una Voce in Anbetracht der Gläubigen, die der außerordentlichen Form des römischen Ritus verbunden sind, verpflichtet, ihre Meinung zu diesem Thema kundzutun, ermutigt durch die Ermahnungen von Papst Franziskus an die Mitglieder der Kirche, sich freimütig und mit der nötigen Demut zu äußern (vgl. Canon 212 §3).
Das wachsende Interesse an der traditionellen Liturgie ist nicht auf Nostalgie für eine Zeit zu-rückzuführen, an die wir uns nicht erinnern, oder auf den Wunsch nach Begrenztheit und Enge: Es geht vielmehr darum, uns für den Wert von etwas zu öffnen, das für die meisten von uns neu ist und uns mit Hoffnung erfüllt. Papst Franziskus hat der überlieferten Liturgie einen "Sinn für die Anbetung" zuerkannt (Pressekonferenz 28. Juli 2013), wir können auch folgende Worte auf sie anwenden: eine "lebendige Geschichte, die uns aufnimmt und uns vorantreibt" (Evangelii Gaudium 13).
Heute wollen wir lediglich Teil dieses "großen Orchesters" der "Einheit in der Vielfalt" sein, das, wie Papst Franziskus sagte (Generalaudienz vom 9. Oktober 2013), die wahre Katholizität der Kirche widerspiegelt. Das Motu proprio Summorum Pontificum bewirkt eine Verwandlung von Konflikten der Vergangenheit in Harmonie: Wir wünschen, daß es dies auch weiterhin tun kann.
Felipe Alanís Suarez, Präsident
FIUV-Website: http://www.fiuv.org/p/fiuv-statment-in-la-republica.html
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Dokumentation der deutschen Pro Missa Tridentina zum bisherigen Stand der „Neuinterpretation“
Kein Grund zum Aufatmen
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- 23. Juni 2021
Nach dem im März verhängten Lockdown für Einzelmessen in der Peterskirche hat der neu ernannte Erzpriester der Basilika, Kardinal Mauro Gambetti OFM, nun einige Lockerungen in Aussicht gestellt – quasi auf dem Gnadenwege. Katholisches.info bringt eine leicht gekürzte Übersetzung des umfangreichen Dokuments. Im Prinzip bleibt die erste Verfügung bestehen, es sollen jedoch Ausnahmen gewährt werden, soweit das möglich sei und nicht dem Geist des Lehramtes widerspreche, das die Gemeindemesse und diese möglichst in Konzelebration als die bei weitem angemessenste Form der Feier der Eucharistie bestimmt habe. Der Kardinal räumt ein, daß es wünschenswert sein könne, z.B. Pilgergruppen die Feier der Messe in ihrer Herkunftssprache zu erlauben, bleibt jedoch bei der grundlegenden Feststellung, daß das Wesen der Feier der Eucharistie darin bestehe, mehr die brüderliche Gemeinsamkeit der versammelten Mitfeiernden als die jeweiligen Besonderheiten zum Ausdruck zu bringen. In jedem Fall, das macht die Erklärung überaus deutlich, können Einzelmessen nur außerhalb des für die Konzelebrationen vorgesehenen Zeitfensters stattfinden und bedürfen eines besonderen Antrags, der eingehend geprüft wird und auch abgelehnt werden kann. In jedem Fall müsse deutlich bleiben, daß es sich um Ausnahmen von einer feststehenden Regel handele.
Hinsichtlich der Erlaubnis für Messen in der überlieferten Liturgie kündigte Gambetti an, es werde „im Rahmen der Möglichkeiten“ alles getan, um den Wünschen der Gläubigen und Priester entgegezukommen – wobei sich noch erweisen muß, wie weit oder wie eng dieser Rahmen unter den neuen Regeln interpretiert wird. In den vergangenen Jahren war zumindest von irgend einem objektiv gegebenen „im Rahmen der Möglichkeiten“ nichts zu sehen. Unverkennbar ist jedenfalls, daß hier ein äußerst autoritäres Regime Platz greift, das unter Berufung auf „das Lehramt“ und „das Konzil“ inhaltliche Vorgaben macht, die wir z.B. bei einer unvoreingenommenen Lektüre von Sacrosanctum Concilium“ dort nicht begründet sehen.