Kein Grund zum Aufatmen
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- 23. Juni 2021
Nach dem im März verhängten Lockdown für Einzelmessen in der Peterskirche hat der neu ernannte Erzpriester der Basilika, Kardinal Mauro Gambetti OFM, nun einige Lockerungen in Aussicht gestellt – quasi auf dem Gnadenwege. Katholisches.info bringt eine leicht gekürzte Übersetzung des umfangreichen Dokuments. Im Prinzip bleibt die erste Verfügung bestehen, es sollen jedoch Ausnahmen gewährt werden, soweit das möglich sei und nicht dem Geist des Lehramtes widerspreche, das die Gemeindemesse und diese möglichst in Konzelebration als die bei weitem angemessenste Form der Feier der Eucharistie bestimmt habe. Der Kardinal räumt ein, daß es wünschenswert sein könne, z.B. Pilgergruppen die Feier der Messe in ihrer Herkunftssprache zu erlauben, bleibt jedoch bei der grundlegenden Feststellung, daß das Wesen der Feier der Eucharistie darin bestehe, mehr die brüderliche Gemeinsamkeit der versammelten Mitfeiernden als die jeweiligen Besonderheiten zum Ausdruck zu bringen. In jedem Fall, das macht die Erklärung überaus deutlich, können Einzelmessen nur außerhalb des für die Konzelebrationen vorgesehenen Zeitfensters stattfinden und bedürfen eines besonderen Antrags, der eingehend geprüft wird und auch abgelehnt werden kann. In jedem Fall müsse deutlich bleiben, daß es sich um Ausnahmen von einer feststehenden Regel handele.
Hinsichtlich der Erlaubnis für Messen in der überlieferten Liturgie kündigte Gambetti an, es werde „im Rahmen der Möglichkeiten“ alles getan, um den Wünschen der Gläubigen und Priester entgegezukommen – wobei sich noch erweisen muß, wie weit oder wie eng dieser Rahmen unter den neuen Regeln interpretiert wird. In den vergangenen Jahren war zumindest von irgend einem objektiv gegebenen „im Rahmen der Möglichkeiten“ nichts zu sehen. Unverkennbar ist jedenfalls, daß hier ein äußerst autoritäres Regime Platz greift, das unter Berufung auf „das Lehramt“ und „das Konzil“ inhaltliche Vorgaben macht, die wir z.B. bei einer unvoreingenommenen Lektüre von Sacrosanctum Concilium“ dort nicht begründet sehen.
Aus gegebenem Anlaß
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- 28. Mai 2021
In der Kirche ist derzeit viel die Rede davon, die Stimme der Frauen stärker zu Gehör zu bringen. Nun, wir hätten dazu einen Vorschlag, der sich zweifellos auch durch aktuelle Beispiele verheutigen ließe:
Anlaß dieses Ausbruchs von Mother Angelica (Riota Antoinette Rizzo, 1923 - 2016, Gründerin von EWTN) war ein blasphemisches Kreuzweg-Reenactment anläßlich des Papstbesuches zum Weltjugendtag in den USA 1993, bei dem im Zeichen der Gleichberechtigung eine Frau ans Kreuz geschlagen wurde.
Wenn einer unserer Leser ein Link zu einer Textversion oder gar Übersetzung dieses Videos beitragen kann, werden wir das gerne nachtragen. Aber selbst ohne jede Kenntnis der englischen Sprache ist sehr gut zu verstehen, was die Ehrwürdige Mutter sagen will. Der Heilige Geist weht wo und wann er will.
Der amerikanische Episkopat hat Mother Angelica diesen Auftritt nie verziehen; ihr zuständiger Ortsbischof Rembert Weakland OSB, eine der treibenden Figuren bei der Umsetzung der Liturgiedeform, nannte ihn "eine der schändlichsten, unchristlichsten beleidigendsten und spaltendsten Hetzreden, die ich je gehört habe." Das war freilich 10 Jahre, bevor er wegen der Unterschlagung von einer halben Million Dollar, mit denen er einen früheren Liebhaber ruhiggestellt hatte, sein Amt räumen mußte.
"Summorum-Pontificum" vor dem Ende?
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- 25. Mai 2021
(Mit aktuellen Fortschreibungen)
Nach Meldungen, die heute auf Messa in Latino und Paix Liturgique veröffentlicht und von Rorate Caeli aufgegriffen worden sind, hat Papst Franziskus vor Mitgliedern der italienischen Bischofskonferenz mitgeteilt, daß er eine stark einschränkende „Neuinterpretation“ des Motu Proprio von Benedikt XIV veröffentlichen wird. Es gibt bisher weder eine generelle Bestätigung noch Aussagen über Details - es deutet jedoch vieles darauf hin, daß faktisch eine Rückkehr zu den vor Benedikt geltenden Regeln des „Indults“ von 1984 und „Ecclesia Dei“ von 1989 beabsichtigt ist. Danach würden die Priester der Diözesen das Recht zur Zelebration im überlieferten Ritus verlieren und würden von einer bischöflichen Genehmigung oder Beauftragung abhängig gemacht.
Der Papst folge damit den Wünschen vieler Theologen und Bischöfe, so heißt es, die über eine zunehmen konservative Orientierung der jüngeren Priester und Seminaristen besorgt seien und diese als eine Abkehr von, wenn nicht gar als einen Angriff auf DAS KONZIL betrachteten, das der Kirche doch einen so großartigen Neuen Frühling beschert habe. Außerdem werde durch eine Übertragung der Hoheit über die Liturgie an die Diözesanbischöfe der synodale Charakter der Kirche der Zukunft stärker hervorgehoben.
Darüber, ob und wie weit die Rechtsstellung der bisherigen Gemeinschaften zur Pflege der überlieferten Liturgie wie vor allem der Petrusbruderschaft, des Instituts Christus König und Hoher Priester und Bon Pasteur davon beeinträchtigt würden, ist derzeit noch nichts zu erfahren. Die Logik einer Regelung der angedeuteten Art würde es zumindest nahelegen, den Zugang und die zukünftige Entwicklung dieser Gemeinschaften einzuschränken, damit nicht konservativer eingestellte Priester und Seminaristen dorthin ausweichen. Ebenfalls konsequent wäre es, auch den Gläubigen den Zugang zu den Sakramenten in der überlieferten Liturgie, insbesondere den mit Kirchenbuchseintragungen verbundenen Sakramenten der Taufe, der Firmung und der Eheschließung, zu erschweren. Wir werden sehen und darüber berichten.
Hier eine Aufstellung von Artikeln auf Summorum-Pontificum, in denen wir über Anzeichen der bevorstehenden Entwicklung informiert und deren Bedeutung kommentiert haben:
St. Peter - nur ein totes Museum? (23. 3. 2021)
Schluß mit der Willkür! (13. 3. 2021)
Eine chinesische Lösung? (15. 4. 2021)
Nochmal Chinesisches (17. 4. 2021)
Mehr als eine Gefahr - Ein Angriff (24. 4. 2020)
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Zwei Stunden nach Veröffentlichung der Meldung auf Messainlatino erschien dort eine anonyme Zuschrift, die als authentische Stimme der Kräfte gelesen werden kann, die sich für eine Aufhebung von Summorum-Pontificum einetzen. Es lohnt sich, das zur Kenntnis zu nehmen. Hier unsere schnelle und ergen lückenhafter Sprachkenntnisse nur bedingt zuverlässige Übersetzung:
Anonymus:
Sie sollten sich nicht darüber beklagen, daß die Hierarchie das Summorum Pontificum stoppen will, nachdem es gegen das Zweite Vatikanische Konzil und die Messe von Paul VI. verwendet wurde. Benedikt XVI. wollte, daß der Wert des alten Ritus zusammen mit dem neuen Ritus anerkannt wird, und nicht, daß die tridentinische Messe dazu verwendet wird, Verachtung für den Novus Ordo und gegen das gesamten Konzil und das nachkonziliare Lehramt auszudrücken. Die Liebhaber des alten Ritus, obwohl sie (nicht alle) die Gültigkeit der Weihe im Novus Ordo anerkennen, versäumen es nie, Beleidigungen über den Ritus von Paul VI. auszugießen und weigern sich, daran teilzunehmen. Es gibt tatsächlich zwei Kirchen, die der „Tridentiner“, die glauben, die wahre Liturgie und den wahren Glauben zu besitzen, im Gegensatz zur Kirche des Novus Ordo, die eine mehr oder weniger falsche und korrupte Liturgie hat, die eine ebenso falsche wie korrupten Lehre ausdrückt.
Wenn sich die Liebhaber des alten Ritus darauf beschränkt hätten, in diesem Ritus zu feiern und die volle Legitimität des Konzils, des Novus Ordo und des nachkonziliaren Lehramtes zu akzeptieren, wie Ratzinger es wollte, ohne es zu einer Flagge und einem Verein zu machen, die gegen den Ritus der Messe von Paul VI. gewandt werden, dann hätte es auch keine Probleme mit dem nachkonziliaren Lehramt gegeben. Aber so ist ist nur natürlich, dass eine Situation nicht länger hingenommen werden kann, in der die Messe als Vorwand dafür dient, tatsächlich eine „wahre“ Kirche zu schaffen, die der wahren Lehre und der wahren Liturgie treu bleibt, im Gegensatz einer Kirche, die mehr oder weniger als „falsch“ und Propagator korrupter und untreuer Lehren und Liturgien angesehen wird.
Wenn auch die erhobenen Vorwürfe äußerstenfalls auf sehr randständige Gruppen im traditionalistischen Pluriversum zutreffen, ist es doch bezeichnend, wie tief bei Vertretern der „neuen Kirche“ die Vorstellung verankert ist, daß diejenigen, die den Glauben, wie er vor 1965 galt und gelebt wurde, sich damit im Widerspruch zu DEM KONZIL und der sich darauf berufende Kirche positionieren. Sie haben den Gedanken des Bruches, der das Neue grundlegend vom vorhergehenden unterscheidet, so tief verinnerlicht, daß sie gar nicht mehr in der Lage sind, die doch auf der eigenen Seite vertretene These von „Entwicklung in Kontinuität“ nachzuvollziehen. Der Bruch mit der Vergangenheit muß auf der ganzen Linie durchgesetzt werden.
Man wird sich darauf einstellen müssen und sich verstärkt und auch kämpferischer als bisher mit den Argumenten und Dokumenten aus dem 20. Jahrhundert auseinandersetzen müssen, die diesen Bruch vorbereitet und schließlich zum „Superdogma“ überhöht haben.
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Keine zusätzlichen Informationen, aber einige bedenkenswerte Überlegungen bietet Fr. Zuhlsdorf bei seiner Stellungnahme zum Thema. Er hält es für möglich, daß ein eventuell demnächst erscheinendes römisches Dokument keine Änderung geltender Vorschriften von Summorum-Pontificum anordnen könnte, sondern - entsprechend dem Stil dieses Pontifikats - in einem Wust von allgemeinen Ausführungen Signale an die Bischöfe sendet, daß Rom sie nicht zur Beachtung dieser Vorschriften anhalten wird, wenn sie Priester und Gemeinden, die die überlieferte Liturgie feiern, schikanieren und marginalisieren.
Synodale Träume
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- 21. Mai 2021
Man geht wohl nicht fehl in der Annahme, daß der nun ausgerufene weltweite „Synodale Prozess“ auch einen Versuch darstellt, die besonders in Deutschland starken Absetzbewegungen von Rom und die nicht nur in USA erkennbaren Spaltungstendenzen im Episkopat abzudämpfen und einzufangen: Es ist kaum möglich, nationale Sonderwege zu begründen und durchzusetzen, wenn gleichzeitig in Rom ein weltkirchlicher Prozess angesetzt ist, dem sich kein Episkopat entziehen kann, ohne in ein offenes Schisma zu geraten. Das werden selbst die aktivsten Spaltungsbetreiber kaum wollen. Und weltkirchlich gesehen schrumpft das Gewicht der hyperaktiven Vereinsfunktionäre aus Neuwied oder Kempten denn doch wieder auf Normalmaß - von den häretisierendenLehrkräften an überflüssigen Fakultäten ganz zu schweigen.
Andererseits teilt der römische Synodale Prozess, so wie er heute angelegt ist, eine Hauptschwäche gerade des Synodalen Weges, zu dessen Einhegung er gedacht zu sein scheint. Beiden gemeinsam ist, daß ihre Betreiber ihnen eine Form gegeben haben, die so im Recht und im institutionellen Gefüge der Kirche nicht vorgesehen ist. Der „Synodale Weg“ ist eben keine Nationalsynode – er tut nur so. Und der römische Prozess ist auch kein Weltkonzil – er soll jedoch Aufgaben übernehmen, die nur ein Konzil erfüllen könnte, und er wird vermutlich in der Öffentlichkeit auch so dargestellt werden. Beide Veranstaltungen bilden eine „es soll demokratisch aussehen“-Fassade, hinter der mächtige Gruppen um die Durchsetzung ihrer teilweise durchaus partikularen Interessen und Pläne ringen.
Den Platzvorteil dabei hat zunächst einmal Rom – wenn da nicht die ungeheuren Probleme wären, die sich mit der Organisation, Meinungsbildung und Beschlußfassung eines Gremiums verbinden, in dem sich alleine 5000 Bischöfe zu Wort melden könnten, von den Abgesandten der lesbisch-schwulen-Seminaristengruppe aus Pink-Mafia-City und des Deutschen Predigerinnenverbandes ganz zu schweigen. Schwerer wiegt aber noch ein anderes Element: Nach über 7 Jahren dilettantisch-autoritärer Herumreformiererei an buchstäblich allen römischen Behörden und Institutionen ist der Apparat noch nicht einmal dazu in der Lage, sich selbst mit einigem Anstand zu verwalten. Ein Skandal jagt den anderen, und das Betriebsklima, um es einmal so prosaisch auszudrücken, ist unter Null, wie aus einer dieser Tage eingereichten Petition aus der Belegschaft zu ersehen ist. Ob online oder zumindest teilweise in realen Zusammenkünften – bei diesem Projekt wird kaum mehr herauskommen als das, was heute bereits fix und fertig als erwünschtes Ergebnis hineingesteckt wird. Schon im Oktober solls losgehen.
Abbé Paul Aulagnier R.I.P.
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- 10. Mai 2021
Am vergangenen Donnerstag, den 6. Mai 2021, verstarb im 78. Lebensjahr Abbé Paul Aulagnier, eine der prägenden Personen der katholischen Tradition in Frankreich. In Deutschland wurde P. Aulagnier vor allem als einer der Mitgründer des Instituts vom guten Hirten (2006) bekannt, das in seiner Satzung die Verwendung der überlieferten Liturgie als exklusivern Eigenritus verankert hat. Eine weitere satzungsgemäße Aufgabe des Instituts bildet die konstruktive theologische Kritik der Texte des 2. vatikanischen Konzils, von deren Ergebnissen allerdings bislang zumindest hierzulande wenig bekannt geworden ist.
Einen ausführlichen Nachruf auf Abbé Aulagnier von Clemens Viktor Oldendorf bringt kathnews. Unser Gebet gilt einem Mann der sich während seines ganzen Priesterlebens für die Erhaltung der katholischen Tradition und des darin begründeten Glaubens eingesetzt hat. Der Herr belohne ihn nach seinem Verdienst und gewähre ihm die ewige Gegenwart in der Wahrheit, gegen deren Verdunkelung auf Erden er immer angekämft hat.