Magnus Striet sat on a wall...
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- 28. April 2022
Heute wie versprochen ein paar Takte zu dem von Magnus Striet, Professor für Fundamentaltheologie in Freiburg, dieser Tage ausgerufenen und als unumkehrbar hingestellten deutschen Schisma. Doch zunächst eine Vorbemerkung: die Reaktionen auf den Artikel – sie beschränken sich fast ausschließlich auf die kirchliche Medien – waren einigermaßen gedämpft. Vielleicht hat man den manifestartigen Charakter des Textes nicht erkannt, vielleicht ist man auch bereits so mit Parolen und Schlagworten im „Geist des synodalen Weges“ übersättigt und hat sie so fraglos als Wesenskern der deutschkatholischen Kirche akzeptiert, daß man kaum noch aufmerkt, wenn jemand zum x-ten Male anscheinend das Gleiche sagt.
Uns scheint, der Rundumschlag von Striet – selbst wenn er in der Sache kaum Neues bringt – geht in der Zusammenstellung der Themen und im Ausdruck der Verachtung für das, was die Kirche 2000 Jahre lang ausmachte, deutlich über das hinaus, was man mit einem „immer die alte Leier“ in die Rundablage verschieben könnte. Deshalb also haben wir, auch wenn es weh tut, ein paar – bei weitem nicht alle – Punkte näher angeschaut.
Das Ärgernis fängt schon bei der Überschrift an: „Striet: Nehme Brief zum Synodalen Weg intellektuell nicht allzu ernst.“ So hat es dieser Tage schon Bätzing in seinen Anworten auf die diversen Mahnschreiben gehalten; das ist seit Kardinal Kaspers rassistisch eingefärbter Herabsetzung afrikanischer Katholiken von 2014 anscheinend Bestandteil des deutschkatholisch neu zu schreibenden Katechismus: Was nicht aus den Fakultäten der deutschen Staatstheologie kommt, ist „intellektuell nicht ernstzunehmen“.
Dieses grandiose Selbstverständnis steht allerdings in einem schreienden Gegensatz zur Wahrnehmung dieser Theologie auf internationaler Ebene: Was aus angeblich katholischen Fakultäten zwischen Bonn, Münster und München kommt – bei der protestantischen Bibelwissenschaft ist das aus nostalgischen Motiven noch etwas anders – wird seit längerem in den Ländern französischer oder englischer Sprache größteneils weder gelesen noch übersetzt; für derlei ideologiegetriebenes Glasperlenspiel ist ernsthaften Leuten ihre Zeit zu schade. Und der seit seinen Anfängen erkennbar aus dem Katholischen herausirrende Kurs des Synodalen Weges hat den Unwillen gegenüber den deutschen Sonderlichkeiten nur noch gesteigert. Da sollen sich die Lehrstuhlverweser mal nichts vormachen: Selbst in Mitteleuropa, erst recht aber auf anderen Kontinenten, sind es nur kleine Randgruppen, die den deutschen Weg als Vorbild sehen.
Doch nun zu Striets Ausrufung des Schismas. Im Wortlaut:
Die Passion dauert an
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- 08. April 2022
Die Passion Christi, deren Stationen wir in der kommenden Woche gedenken, hat mit der Abwendung der Stammeltern vom Gebot des Herrn begonnen und sie dauert bis zum heutigen Tag an. Nicht nur in der Welt, wo der Bruderkrieg in Osteuropa und die Christenverfolgungen in Islamischen Ländern oder in China die Menschheit zerreißen, sondern auch innerhalb der Kirche selbst, wo sich immer deutlicher abzeichnet, daß ein großer Teil des Kirchenvolkes und ein vielleicht noch größerer Teil seiner berufenen Hirten vom Glauben abgefallen sind und ihn als Apostaten in seinen Grundlagen bekämpfen. Mehr oder weniger stark ist dieser Prozess in allen einstmals christlichen Ländern zu beobachten, besonders aber in Deutschland, wo man auch bei Kirchens stolz darauf ist, das Mutterland der Reformation zu sein.
Seit der letzten Versammlung des Synodalen Weges hat sich das Tempo, in dem Professorenschaft und Klerus in die Spaltung marschieren, noch einmal deutlich gesteigert. Es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht ein oder mehrere Laienorganisationen oder wohlbestallte Bischöfe auf dem mißbräuchlich so benannten Webportal „katholisch.de“ zu Protokoll geben, wie weit sie vom Glauben der Kirche sie sich inzwischen entfernt haben – und in welchen Punkten sie ihn ändern wollen, um weiter auf der Zeitgeistbühne als Statisten mitwirken zu dürfen.
Der förmliche Beschluß der deutschkatholischen Jugend KjG (), den Gott Abrahams und Moses, Schöpfer des Himmels und der Erde und in seinen Drei Personen Träger alles Seins, umzubennenn in Gott+ (gesprochen Gott plus), ist dabei nur der lächerliche Tiefpunkt einer Bewegung, deren Substanzlosigkeit nur von ihrer Selbstüberschätzung übertroffen wird. Daß die hinter solchen Eskapaden stehende Idiotie nicht nur bei Jugendfunktionären grassiert, sondern auch die Bischöfe erfasst hat, ließe sich an vielen Beispielen belegen – zuletzt vielleicht an der Entscheidung des Bistums Freiburg, einer sogenannten Transmann-Frau die Erlaubnis zum Religionslehrer zu geben.
Kirchenkrise als Bischofskrise
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- 06. April 2022
Vor einigen Tagen hat der amerikanische Bischof Joseph Strickland Kardinal Marx schwere Vorwürfe gemacht: „Kardinal Marx hat den katholischen Glauben verloren. Er sollte so ehrlich sein, und zurücktreten“. Das war am ersten April – vielleicht ein unglückliches Datum – und so weit wir sehen, hat es bisher von Seiten des Kardinals oder anderer deutschkatholischer Stellen keinerlei Reaktion gegeben. Auch die römische Bischofskongregation hüllt sich in Schweigen; die Webseiten der Bischofskonferenz, des Bistums München und andere offizielle Sprachrohre fanden die Nachricht noch nicht einmal der Meldung wert.
Nun sind wir keine Freunde der gegenwärtig inflationär zu jedem Anlaß von jedem Hinz gegenüber jedem Kunz vorgebrachten Rücktrittsforderungen – aber die Begründung des Bischofs, der Kardinal habe „den Glauben verloren“, ist so schwerwiegend, daß man das nicht einfach so „im Raum stehen lassen“ kann. Daß Marx selbst sich nicht äußerst, ist wenig überraschend. Hinter seiner „progressiven“ Fassade steckt ein Machthaber schlimmster klerikalistischer Art, dem das „mich kann keiner“ – oder unfeiner ausgedrückt „ihr könnt mich alle…“ - längst zur zweiten Natur geworden ist. Daß sie, vielbeschäftigte Manager als die sie sich sehen, Briefe aus dem Kirchenvolk nur beantworten (lassen), wenn ihnen das politisch profitlich erscheint – also wenn sie von Maria 2.0 oder #Outinchurch kommen – geschenkt. Aber den Vorwurf eines „Mitbruders im Bischofsamtes“, vom Glauben abgefallen zu sein, der doch das Fundament dieses Bischofsamtes darstellt , diesen Vorwurf einfach so verpuffen zu lassen – das verrät schon ein gerüttelt Maß an Chuzpe.
Was uns von Seiten der Marxe und Bätzinge nicht weiter überrascht. Nachdenklicher stimmt uns das Schweigen der Bischofskongregation,
Ist das deutsche Schisma komplett?
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- 02. April 2022
Gut möglich, daß die heute zu Ende gehende 13. Woche des Jahres 2022 von späteren Historikern als die Woche identifiziert wird, in der aus dem verschleierten Schisma der Deutschkatholiken ein offenes Schisma geworden ist. Besiegelt durch die von Noch-Kardinal Marx im Interview mit der Boulevardillustrierten „Stern“ mitgeteilte Absicht, die katholische Lehre in entscheidenden Punkten ihres Welt- und Menschenbildes aufzugeben und den Katechismus entsprechend zu ändern – oder für den Machtbereich des Synodalen Weges einen neuen zu erstellen.
Die Erklärung von Marx markiert den einstweiligen Höhepunkt eines sich in den vergangenen Jahren ständig zuspitzenden und beschleunigenden Prozesses des Ausscherens aus der Glaubensgemeinschaft des größten Teils der Weltkirche. Dabei werden nicht nur interne Kritiker immer brutaler marginalisiert, wie der Regensburger Bischof Voderholzer in der „Tagespost“ beklagte. Auch kritische Stimmen von außen, aus anderen glaubenstreueren Bereichen der Weltkirche, werden mit unglaublicher Arroganz abgebügelt – so gerade erst der besorgte Appell der polnischen Bischofskonferenz durch den großen Vorsitzenden Bätzing. Zu der durchaus ernst zu nehmenden Anfrage des australischen Kardinals Pell an den Papst, die Bischöfe Bätzing und Hollerich wegen ihres Abrückens von der Lehre zur Ordnung zu rufen, fiel der Funktionärsklique der Deutschkatholen nichts besseres ein als die Retourkutsche, den Papst aufzufordern, „dem unverantwortlichen Treiben von Kardinal Gerhard Ludwig Müller umgehend Einhalt zu gebieten“. Denn, so die Glaubenswächter von „Maria 2.0“ und „Wir sind Kirche“, der Kardinal verbreite mit seiner Kritik an der Corona-Politik der Regierung „Verschwörungsmythen“ und werde „tendentiell antisemitisch wahrgenommen“. Wenn einem sonst nichts mehr einfällt…
Nun ist das mit Appellen an Papst Franziskus, er möge doch bitteschön in der einen oder anderen Richtung Klarheit schaffen, so eine Sache:
Haben wir eine Atempause?
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- 30. März 2022
Dem ersten Anschein nach könnte man meinen, daß der unter der Fahne von Traditionis Custodes vorgetragene Angriff auf die überlieferte Liturgie zum Stehen gebracht worden sei. DieTatsache, daß unsere Aufmerksamkeit derzeit durch als wichtiger betrachtete Dinge in Anspruch genommen wird, verstärkt diesen Anschein noch. Ist mit dem päpstlichen Edikt, das der Petrusbruderschaft zumindest für den internen Gebrauch die Verwendung der vorreformatorischen Bücher zugesteht, die Gefahr für die altrituellen Gemeinschaften gebannt? Bedeutet die Tatsache, daß sehr viele – so weit wir sehen können, die große Mehrheit – der Bischöfe weltweit der überlieferten Liturgie auch nach Custodes Traditionis in etwa die gleichen Spielräume gewährt (oder auch verweigert!) haben wie zuvor, daß das Motu Proprio in der Wirkungslosigkeit verpufft?
Wir sollten uns nicht darauf verlassen. Die zahlreichen Gegner der überlieferten Liturgie sind nach wie vor aktiv, und sie finden auch in liturgisch weniger interessierten Kreisen der Kirche Unterstützung bei all denen, die behaupten, mit dem zweiten vatikanischen Konzil sei eine Art grundsätzliche Neuausrichtung der Kirche erfolgt, die alles, was vorher war, „inkompatibel“ gemacht hätte und daher strikt abzulehnen wäre. Wie tief der hier behauptete und aggressiv vorangetriebene Bruch geht, ist vielleicht am drastischsten beim deutschen „Synodalen Weg“ zu beobachten, der an dem Gebäude, das Christus als seine Kirche, sein Werkzeug und sein Angebot zur Vermittlung des Heils in der Welt gestiftet hat, buchstäblich keinen Stein auf dem anderen läßt.
Auf die „Toleranz“ derer, die diesen Umbau, diesen Abriß betreiben, sollte man sich nicht verlassen.