Quatembersamstag - Weihetag
21. September 2024
Das Bundeszelt - Vorbild des Tempels
Die Liturgie des Quatembersamstages im Herbst ist mit insgesamt 7 Lesungen deutlich aus dem üblichen Schema des Mess-Ordo herausgehoben. Thema der Lesungen sind die Feste und Feiern des Volkes Gottes – von den Anfängen im Alten Bund bis in die Gegenwart der Apostel. Zwischen die Lesungen eingeschoben und mit diesen auf vielfältige Weise inhaltlich korreliert sind die traditionell an diesem Tage erfolgenden niederen und höheren Weihen der Verwalter der Sakramente. Wir haben das vor 4 Jahren bereits einmal ausführlicher ausgeführt. In diesem Jahr wollen wir einen besonderen Blick auf die 6. Lesung werfen, die der Erteilung der Weihe der Diakone und der Priester vorausgeht und die als Epistel aus dem Brief des Apostel Paulus an die Hebräer (9; 3-12) genommen ist. In Ihr schlägt der Apostel eine großen Bogen vom Bundeszelt des wandernden Gottesvolkes (Exodus 35 – 40) über den Ersten Tempel auf dem Zionsberg zum Altar und dem Opfer des Priesters im Neuen Bundes. In der deutschen Fassung des „Schott“ von 1955:
Brüder, das erste Zelt [im Alten Bunde] war so eingerichtet: In Ihme befanden sich die Leuchter, der Tisch und die Schaubrote. Es war dies das Heilige. Hinter dem zweiten Vorhang aber war das Zelt, welches das Allerheiligste genannt wird. Es enthielt ein goldenes Rauchgefäß und die Bundeslade, die ganz mit Gold überzogen war. Darin befanden sich das goldene Gefäß mit dem Manna, der Stab Aarons der getrieben hatte, und die Bundestafeln. Über ihr schwebten die Cherubime der Herrlichkeit und überschatteten die Sühnestätte.
Diese Einteilung war, wenn wir den Berichten glauben dürfen, auch noch im Ersten Tempel, der auf König Salomo zurückgeführt wird, erhalten – jenem Tempel, der mehrfach zerstört wurde und schließlich nach der Rückkehr aus dem babylonischen Gefangenschaft neuerrichtet und von Herodes durch prächtige Um- und Neubauten erweitert worden war. Dieser Zweite Tempel hatte jedoch einen entscheidenden Mangel: Sein Allerheiligstes war leer, die Bundeslade war 586 v. Chr. bei der Eroberung Jerusalems durch Nebukadnezar II. verschwunden und seitdem nicht wieder aufgetaucht. Der Glaube der Frommen an die besondere Gegenwart Jahwehs in seinem Tempel wurde dadurch jedoch kaum beeinflußt, zumal im Lauf der Zeit die „Brote des Angesichts“ immer stärker den Charakter einer Repräsentanz des Göttlichen angenommen hatten und die ähnlich wie die frühere Bundeslade dem Volk zu besonderen Anläßen auch gezeigt wurden. Auf dem Tisch der Schaubrote standen nach verbreiteter Ansicht auch eine oder mehrere Karaffen mit Wein. Das Opfer von Brot und Wein „nach der Ordnung des Melchisedech“ war – wenn auch eher als Unterströmung – im Bewußtsein Israels immer gegenwärtig: Eine Vorgestalt der Eucharistie. Wenn Paulus hier in seiner ohnehin sehr knapp gefassten Darstellung darauf nicht eingeht, dann wohl deshalb, weil es ihm um einen anderen Aspekt geht. Zunächst betont er:
Wenn nun die Priester den Opferdienst verrichten, betreten sie das vordere Zelt, das zweite aber betritt allein der Hohepriester und zwar nur einmal im Jahr, und nicht ohne Blut, das er für seine und seines Volkes Verirtrungen darbringt. Dadurch will der hl. Geist andeuten, daß daß der Weg zum Allerheiligsten, solange das erste Zelt Bestand hat, noch nicht geöffnet ist. Dies ist ein Gleichnis für die gegenwärtige Zeit. (…) Christus aber erschien als Hoherpriester der künftigen Güter. Er ghing durch das erhabenere und vollkommenere Zelt [den Himmel], das nicht von Menschenhand gemacht, das heißt, nicht von dieser Welt ist, und auch nicht mit dem Blut von Böcken und Stieren, sondern mit seinem eigenen Blute, ein für allemal in das Allerheiligste, nachdem er eine ewige Erlösung bewirkt hatte.
Unmittelbar nach dem Vortrag diese Epistel erfolgte nach der alten Ordnung die Weihe der Diakone, und nach zwei Psalmversen als Zwischengesang unmittelbar die Priesterweihe. Ohne, daß die Lesung ausdrücklichen Bezug auf das Weihesakrament genommen hätte, wird die Weihe der Priester- und Diakone in vollem Umfang, in Kontinuität ebenso wie in Bruch, in die heilsgeschichtliche Ordnung gestellt
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