Pfarrer von Bissingen tritt aus der Kirche aus
31. OKTOBER 2024
Seitenkopf der Website von Bissingen
Täglich mindestens einmal bemüht sich unsereins zu einem kurzen Besuch auf häretisch.de, damit Leser von Summorum-Pontificum, die einen solchen Besuch mit Recht für unzumutbar halten, auf dem Laufenden bleiben über die aktuelle Situation in dem Verein, der ihre Kirchensteuern ausgibt. Fundstück am 30. 10 war ein Bericht über Pfarrer Kuterovac im bayerisch-schwäbischen Bissingen, dort seit zwei Jahren und noch bis Ende November Gemeindepfarrer. Bissingen ist kein ganz kleiner Ort. Zur Pfarrei gehören im Rahmen einer Pfarreiengemeinschaft auch die Orte bzw. Ortsteile Diemantstein, Fronhofen, Oberliezheim und Stillnau – jeder mit eigener (früherer) Pfarrkirche und einer Stiftung, die den Besitz dieser ehemals eigenständigen Pfarreien verwaltet.
Im Gespräch mit dem Journalisten Christopher Beschnitt von KNA gibt Pfarrer Kuterovac bemerkenswerten Einblicke in sein Glaubensbekenntnis. „Ich glaube, daß Jesus ein guter Mensch war und Gott durch seinen Lebenswandel sehr nahe stand."(...) „Seine Botschaft schätze ich sehr und sehe ein, daß sie durch die Jahrhunderte die Menschen zum Guten verleitet und unserer abendländischen Kultur große Humanität verliehen hat. Dennoch glaube ich weder daran, daß er Sohn Gottes und wahrer Gott ist, noch daran, daß sein Tod von Gott gewollt wurde und damit für den Menschen 'erlösend' ist.“
Das Wesen der Eucharistie, die er doch zumindest sonn- und feiertäglich öffentlich feiert, ist Kuterovac verborgen geblieben, wenn er befindet: „Wenn Jesus – als vermeintlicher Gott – in diesem Brot durch den Dienst der Kirche und ihrer Amtsträger tatsächlich real präsent wäre, wie die Kirche es lehrt, dann wäre er manipulierbar und dem Menschen ausgeliefert.“ Auch mit Heiligen und deren Verehrung kann er nichts anfangen, mit den Fürbitten im Sonntagsgottesdienst ebenso wenig: „Es schien mir irgendwann so, als wäre ich ‚Gottes Vorgesetzter‘, der ihm zum Beginn der neuen Woche im Sonntagsgottesdienst die Aufgaben zuteilt.“
Es „scheint ihm“ irgendwann und irgendwie – und schon hat Hochwürden die merkwürdigsten Ideen. Auf der Website „seiner“ Pfarrei findet sich noch mehr davon.
Leider versäumt es der KNA-Mann, der sich mit Kuterovac unterhalten hat, den Herrn Pfarrer darauf anzusprechen, was er denn von dieser Position aus in seinen Sonntagspredigten verkündet, und das aus katholischer Sicht Wichtigste bleibt gänzlich außen vor Was er denn da tut oder tun will, wenn er am Altar steht und die Wandlungsworte über Brot und Wein spricht. Aber wahrscheinlich spricht er gar keine „Wandlungsworte“, sonder verkündet nur einen „Einsetzungsbericht“, wie es im deutschen Novus Ordo so schön heißt. Wie ein Bericht werden diese Worte dann ja auch oft genug vorgetragen und ersparen so dem Mann am Altar und der ihn anblickenden Gemeinde das Nachdenken und ein Bekenntnis zu dem, was da jetzt gerade nicht nur berichtet wird, sondern tatsächlich geschieht.
Immerhin hat der Reporter das Bistum Augsburg, zu dem Bissingen gehört, angesprochen, was es denn von dieser ganzen Sache hält, und darauf die Auskunft bekommen, es sei „höchst bedauerlich, wenn ein Geistlicher sich nicht mehr in der Lage sieht, die zentralen Botschaften unseres Glaubens für sich als wahr anzuerkennen.“ Und so hat man sich denn in beiderseitigem Einvernehmen darauf verständigt, daß der Herr Pfarrer sein Amt zum 1. Dezember abgibt. Anschließend will er dann auch aus der Kirche austreten – bleibt aber Seelsorger, wie der Reporter mitteilt: Er hat bereits ein Gewerbe als freier Redner angemeldet, in dessen Rahmen er künftig „Kinderwillkommensfeste“, freie Trauungen und Bestattungen begleiten will. Garantiert rk-glaubensfrei.
Nun sind Glaubensverlust und anschließender Kirchenaustritt ja hierzulande geradezu Volkskrankheiten, und es ist schwer einzusehen, warum gerade Pfarrer davon verschont bleiben sollten. Trotzdem ist es immer wieder erschütternd, davon zu hören, und man beginnt – wie bei jeder Seuche – über die Ursachen nachzudenken. Sollten nicht Priester, die eine langjährige Ausbildung und viele Gelegenheiten zur Prüfung und Selbstprüfung durchlaufen haben, auch mehr über den Glauben und seine Begründung in Offenbarung und Vernunft wissen sollten als das gläubige Fußvolk? Treten sie nicht täglich „in persona Christi“ an den Altar, um sich im Messopfer in den Strom der Heilsgeschichte einzugliedern? Aber genau da liegen ja schon die Schwachpunkte. Haben sie in ihrem Studium wirklich erfahren, was „in Persona Christi“, „Messopfer“ und „Heilsgeschichte“ bedeuten? Hat der Ritus des Novus Ordo, dessen horizontale Gemeinschaftsorientierung Pfarrer „Kuterovac“ so erfüllt, wirklich die Kraft, die Priester auf Gemeinschaft mit Christus und mit seinem Erlösungsopfer hinzulenken? Im konkreten Fall offensichtlich nicht.
In diesem konkreten Fall mag noch etwas anderes dazu kommen. Der Pfarrer von Bissingen, Weihejahrgang 2013, hat sein ganzes Priesterleben nichts anderes erlebt als einen Papst, der sich in der Relativierung aller tradierter Glaubenswahrheiten gefällt; dem Christus nicht mehr zu sein scheint als ein Religionsstifter neben vielen anderen, die alle irgendwie von Gott gewollt und dem Wohl der Menschen dienlich sein sollen. Und bietet nicht die deutschkatholische Kirche das ideale Umfeld, in dem diese und andere Häresien die Gemeinden und ihre Priester auf Abwege führen wie den, auf dem der Pfarrer von Bissingen so selbstsicher voranschreitet?
*