Kein Einzelfall: Auswirkungen von Traditionis Custodes in Washington DC
13. Dezember 2024
Sonntägliches Hochamt in St. Mary
Als Traditionis Custodes 2021 eingeführt wurde, gehörte die Erzdiözese Washington unter dem überaus zeitgeist-geschädigten Erzbischof Kardinal Gregory zu denen, die sich am eifrigsten um die Umsetzung des Quasi-Verbots der überlieferten Liturgie für die allgemeine Pfarrseelsorge bemühten. Dafür gab es viel zu tun, denn in Washington hatte der damalige Kardinal Hickey bereits Mitte der 80er Jahre der „Alten Messe“ wieder größeren Spielraum gewährt. Die Erzdiözese Washington ist nicht übermäßig groß – etwa 700 000 Katholiken in immerhin um die 130 Pfarreien. In sieben dieser Pfarreien gab es ein reguläres „Angebot“ an Messen im alten Ritus, das von zahlreichen Gläubigen genutzt wurde – und deren Einnahmen einen beträchtlichen Teil des Finanzbedarfs des alles andere als wohlhabenden Erzbistums bildeten.
Kardinal Gregory untersagte in sechs dieser sieben Pfarreien die Feier der überlieferten Liturgie und verwies die Gläubigen an drei neu eingerichtete Zelebrationsorte in Nicht-Pfarrkirchen – teils in äußerst ungünstiger Lage und unter beengten Bedingungen. Das bisher bestehende rege und teilweise auch durchaus „ritusübegreifende“ Gemeindeleben wurde zerschlagen – was wohl eines der Hauptziele von Traditionis Custodes ist – und einige der Pfarreien erlebten einen starken Rückgang der Zahl der Gottesdienstteilnehmer – verbunden mit einem überproportional starken Rückgang der Spendeneinnahmen, denn in den USA stellen die „Tradis“ vielerorts auch die spendenwilligsten Gottesdienstbesucher.
Besonders stark spürbar wurde nach einem Bericht auf Rorate Caeli dieser Rückgang in der Pfarrei „Old St. Mary“ (https://www.saintmarymotherofgod.org/) in Chinatown. Diese Pfarrei litt wohl aufgrund des demographischen Wandels, der viele Katholiken aus den Stadtzentren vertreibt, bereits in den 80er Jahren unter starkem Mitgliederschwund und erholte sich erst nach der Einführung der „Alten Messe“ wieder, weil diese unmithtelbar im Stadtzentrum (1,5 km vomWeißen Haus entfernt) gelegene und von vielen Wohngebieten aus gut erreichbare Kirche viele an der Tradition der Kirche orientierte Katholiken anzog. Nach dem Bericht eines früheren Pfarreimitglieds von 2022 entfielen auf diese Gruppe „etwa zwei Drittel des Pfarreieinkommens, 100% der ehrenamtlichen Chormitglieder und 90% der sonstigen ehrenamtlich Tätigen“. Diese Besucher spendeten auch so reichlich für die Renovierung der in den Jahren etwas heruntergekommenen Kirche, daß sie seit einigen Jahren wieder in ihrer ursprünglichen Schönheit zu bewunhdern ist. Und auch der chronisch defizitäre Gesamthaushalt des Erzbistums (die Mißbrauchsaffäre des früheren Kardinals und heutigen „Mr.“ McCarrick kostete Millionen) profitierte reichlich von den Teilnehmern an der überlieferten Liturgie in St. Mary und den anderen Pfarreien mit „alter Messe“. Inzwischen sind diese und viele andere Geldquellen versiegt, der Jahresetat des Erzbistums weist jährlich ein Defizit von 10 Millionen $ aus – oder noch höher, wenn alle Buchungstricks abgerechnet werden.
Die Erzdiözese hat daher ihren Zugriff auf die finanziell weitgehend autonomen Pfarreien intensiviert – mit der unmittelbaren Folge, das dort nicht nur die verfügbaren Mittel, sondern auch die Spendeneingänge der in USA sehr „lokalpatriotisch“ agierenden Pfarrmitglieder weiter zurückgehen. Und damit zeichnet sich erneut für eine Reihe von Pfarreien der Bankrott und für ihre Kirchen die Schließung mit anschließendem Verkauf ab – darunter möglicherweise auch St. Mary, deren Immobilienwert in viele Millionen geht.
Nun wäre es verfehlt, die Konsequenzen der gnadenlosen Umsetzung von Traditionis Custodes in Washington DC (und mehreren anderen Diözesen der USA) überwiegend unter finanziellen Gesichtspunkten zu betrachten. Gravierender sind die seelsorglichen „Kollateralschäden“, die durch den Gewaltstreich der römischen Instanzen und ihrer Lakaien wie Gregory&Co verursacht worden sind und immer noch und in zunehmendem Umfang verursacht werden. Gläubige werden aus ihrer geistlichen Heimat vertrieben; traditionsorientierte und oft kinderreiche Familien, die es schon schwer genug haben, werden durch die Verkomplizierung des sonntäglichen Messbesuchs zusätzlich unter Stress gesetzt, gewachsene und gerade für älter Menschen oft geradezu existenzielle Bindungen in der Gemeinde werden zerstört, in manchen Fällen suchen Gläubige das Heil auch in sedisvakantistischen Kapellen, oder bei Kirchen von nicht dem Diktat Roms folgenden Kirchen der Orthodoxie. Und all das, weil der gotteslästerliche Hochmut von Franziskus, der sich dabei äußerstenfalls auf das Vorbild des unglücklichen Paul VI. berufen kann, glaubt, es besser zu wissen als Hunderte seiner Vorgänger und sich berufen wähnt, seinen Hirngespinsten auf Biegen oder Brechen Geltung verschaffen zu müssen.
Der Schaden, den Franziskus und seine Roches, Fernandez, Gregorys und Genossen damit angerichtet haben, ist in Dollarbeträgen nicht zu beziffern, und wenn der Herr eines Tages seine Verwalter zur Rechenschaft auffordert, wird er ihnen nicht nur den Verlust von Kirchen wie St. Mary in Washington DC und andere Fälle der Veruntreuung von Kirchenvermögen – in Deutschland beispielsweise durch die Alimentierung eines antikirchlich agierenden Administrations- und Hochschul-Apparats – zur Last legen. Man ahnt schon, warum sie das Dies Irae nicht mehr hören wollen: Quid sum miser tunc dicturus? Quem patronum rogaturus, Cum vix iustus sit securus?“
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