Noch einmal: frohe Weihnachten und alles Gute zum neuen Jahr!
07. Januar 2025
Weihnachten an der St.-Savas-Kathedrale in Belgrad
Die meisten Kirchen des Ostens – auch die in Gemeinschaft mit Rom stehenden – feiern Weihnachten am 7. Januar, der im Osten als Tag der Erscheinung des Herrn in heilsgeschichtlicher Perspektive den Vorrang vor der Feier der „Geburt im Fleische“ am 25. Dezember genießt. Von daher also noch einmal: Herzliche Weihnachtsgrüße an alle, die heute Weihnachten feiern.
Dann haben wir auch noch einige Gedanken zum neuen Jahr nachzutragen, das heute immerhin auch schon wieder sieben Tage alt ist. Der 1. Januar als Neujahrstag ist aus kirchlicher Perspektive eine ziemlich neue und eher nebensächliche Erscheinung - das Kirchenjahr hat ja schon mit dem 1. Adventssonntag begonnen. Trotzdem hat der Januartermin schon alleine wegen der Weiterzählung des Kalenderjahres sein besonderes Gewicht: Fast stärker noch als am eigenen Geburtstag macht der Wechsel der bürgerlichen Jahreszahl den Ablauf (von Fortschritt möchte man hier nicht unbedingt sprechen) der Zeit unmittelbar erfahrbar.
Dabei ist uns in diesem Jahr erstmals besonders aufgefallen, daß der im deutschen Stundenbuch als Morgengebet gebräuchliche Hymnus „Schon zieht herauf des Tages Licht“ (in enger Anlehnung an „Iam lucis orto sidere“ dees Ambrosius von Mailand, hier im Hymnarium) auch sehr gut als Gebet zum Jahreswechsel aufgefasst werden kann. Er paßt ebenso gut wie auf den Wechsel der Tage auch auf den Wechsel der Jahre:
Schon zieht herauf des Tages Licht,
wir flehn zu Gott voll Zuversicht:
Bewahre uns an diesem Tag,
vor allem, was uns schaden mag.
Bezähme unsrer Zunge Macht,
daß sie nicht Haß und Streit entfacht;
laß unsrer Augen hellen Schein
durch Böses nicht verdunkelt sein.
Rein sei das Herz und unversehrt
und allem Guten zugekehrt.
Und gib uns jeden Tag das Brot
für unsre und der Brüder Not.
Senkt sich hernieder dann die Nacht
und ist das Tagewerk vollbracht,
sei dir all unser Tun geweiht
zum Lobe deiner Herrlichkeit.
Die letzte Strophe läßt nicht nur an den Wechsel der Zeit von Tagen und Jahren denken, sondern wird in der monastischen Tradition auch seit Alters her als mahnende Erinnerung an das Ende der persönlichen Lebenszeit und an den vielberufenen und wenig verstandenen „Sinn des Lebens“ verstanden: Es „sei Dir all unser Tun geweiht zum Lobe Deiner Herrlichkeit“. Eine der ganz wenigen Stellen in der modernen Liturgie, an der noch die Erinnerung an die Einleitungs- und Schlüsselfrage des alten Schulkatechismus auftaucht: „Wozu sind wir auf Erden? Wir sind auf Erden, um Gott zu erkennen, ihn zu lieben, ihm zu dienen und einst ewig bei ihm zu leben.“
Das ist die ganz große Perspektive. Aber es geht auch eine Nummer kleiner und für den Alltag ebenso wichtig: Der auf das 4. Jahrhundert und seine politischen und religiösen Wirren zurückgehende Hymnus erschien uns in diesem Jahr wie noch nie zuvor geeignet als Orientierungslinie für die weitere Arbeit an „Summorum Pontificum“. Diese Arbeit gerät immer wieder in die Gefahr, sich in kleinformatigen Auseinandersetzungen mit einer Theologie und einer Kirchenführung zu erschöpfen, die selbst jeden Blick auf die große Perspektive verloren hat und sich in der Anmbiederung an den Zeitgeist erschöpft und dabei oft genug weder vor Häresie noch offener Apostasie zurückschreckt.
Dagegen gilt: „Laß unsrer Augen hellen Schein, duch Böses nicht verdunkelt sein.“ Gerade wo das Böse rundum übermächtig zu werden scheint, ist das eine überlebenswichtige Ermahnung. Sonst nimmt die Dunkelheit überhand.
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