Nach der Rückkehr aus der Klinik

Zur Lage in Rom nach Franziskus’ Rückkehr aus der Klinik

27. März 2025

6 - Kirchenkrise

Der Screenshot zeigt den segnenden Franziskus im Rollstuhl auf dem Balkon der Gemelli-Klinik.

Auf dem Balkon der Gemelliklinik

Nach der Rückkehr von Papst Franziskus in den Vatikan am Wochenende hat sich schnell gezeigt, daß die Entlassung aus der Gemelli-Klinik nicht gleichbedeutend mit der Ankündigung baldiger Genesung ist. Die ganze zweite Etage des Hauses Santa Marta wurde in eine Art von Klinik umgewandelt, zu der nur das medizinische Personal und ein streng begrenzter Personenkreis Zutritt haben. Mindestens zwei Monate müsse der Papst in strenger Isolation verbringen, heißt es, da der 88-jährige zu geschwächt sei, um sich dem Risiko weiterer Infektionen auszusetzen. An Arbeit im bisherigen Umfang sei überhaupt nicht zu denken.

Das leuchtet ein – und wirft gleichzeitig die Frage auf, wie Franziskus, der bisher alle Entscheidungen bis in die Details selbst getroffen hat, unter diesen Umständen sein Regiment aufrecht erhalten will und kann. Kardinal Müller hat schon vor vier Wochen, als Franziskus gerade im Gemelli eingeliefert worden war, seiner Meinung Ausdruck gegeben, daß ein Papst keinesfalls über die wenigen im kanonischen Recht streng gere­gelten Ausnahmen hinaus von seinem Amt zurücktreten solle. (Quelle) Seine Begrün­dung dafür ist durchaus überzeugend – führt jedoch zu weiteren Fragen: Etwa, ob daraus nicht eine strenge Verpflichtung für jeden Papst erwächst, seine Amtsführung so zu gestalten, daß die Kirchenlenkung und Verwaltung auch dann funktioniert, wenn der Inhaber des Petrusamtes nicht mehr alle Details selbst bestimmen kann. Oder ob es sinnvoll ist, wenn ein auf den Tod erkrankter Papst weitreichende Planungen für die Fortsetzung seines „synodalen Prozesses“ ab dem Jahre 2028 in Gang setzt. (Quelle)

Schließlich stellt die anhaltende Kirchenkrise auch im Jahr 2025 den Papst vor eine Fülle von Problemen. Auf eines der schmerzlichsten davon hat jetzt Bischof Athanasius Schneider mit seiner Bitte hingewiesen, Franziskus möge doch die Verwirrungen und Unklarheiten berichtigen, die in seinem Pontifikat aufgrund einiger extrem unklarer und widersprüchlich auslegbarer Aussagen entstanden sind. Dazu könne es auch erforderlich sein, bestimmte Dokumente und Erklärungen ganz zurückzuziehen.

Bisher deutet nichts darauf hin, daß dieser Bitte Erfolg beschieden sein könnte. Eher im Gegenteil: Zumindest im Namen des Papstes, sehr wahrscheinlich aber auch auf seine direkte Anweisung, wurde jetzt die durchaus heterodoxen Theorien zuneigende Belgi­sche Theologin Bénedicte Lemmelijn zum Mitglied des „Wissenschaftlichen Rates des Heiligen Stuhls für die Evaluation und Förderung der Qualität kirchlicher Hochschulen und Fakultäten“ berufen. Quasi die Ziege zur Gärtnerein – das läßt nicht nur für die deutschen theologischen Fakultäten, die seit vielen Jahren fest in der Hand einer mafiösen Struktur modernistischer Säkulartheologen sind, nichts Gutes erwarten.

Und nichts läßt erwarten, daß Franziskus bereit sein könnte, den katastrophalen Nieder­gang von Glauben und Kirche auch nur zur Kenntnis zu nehmen, den diese Säkular­theologie ja nicht nur in Mitteleuropa zu verantworten hat. Das ehedem zumindest nach Zahlen katholische Südamerika ist in steilem Niedergang. Der emeritierte Erzbischof Aguer von La Plata in Argentinien – also aus dem Heimatland von Franziskus – hat kürz­lich beschrieben, welche verheerenden Folgen der dort im Gewand der Befreiungstheo­logie auftretende Säkularismus seit Jahrzehnten hervorbringend: Die Zahl der kirchli­chen Eheschließungen geht scharf zurück, die der katholischen Taufen ebenfalls und dementsprechend die der Seminaristen und Neupriester noch mehr. Das einzige was zunimmt, ist die Zahl der Bischöfe, insbesondere der Weihbischöfe. „Es gibt Diözesen, in denen es mehr Bischöfe als Seminaristen gibt“, so Erzbischof Aguer in seinem Beitrag auf LifeSite News.

Von Asien und Afrika müssen wir erst gar nicht reden. Dort leidet die Kirche nicht nur unter dem eigenen Verschleiß – sie sieht sich auch einer immer brutalen Christenverfol­gung insbesondere durch den Islam, aber auch durch politische Regimes, ausgesetzt, der sie nichts weiter entgegenzusetzen hat, als immer weniger überzeugend klingender Dialogerklärungen. Aber die dauernde Beschwörung des neuen Frühlings (oder vor 12 Jahren eines angeblichen „Franziskus-Effekts“) kann nichts dazu beitragen, die globale Eiszeit zu beenden oder auch nur abzukürzen.

Die für Rom vielleicht schmerzhafteste Auswirkung dieser Eiszeit ist wahrscheinlich die vatikanische Finanzkrise, die in diesem Jahr mit einem Rekorddefizit von an die 90 Mio. Dollar zu Buche schlägt. Ein guter Teil dieser Finanzkrise ist ebenfalls selbstverschuldet. Teils durch waghalsige Finanzspekulationen teils auch dadurch, daß die römische Unterstützung für Zeitgeist-Fraktionen in den Nationalkirchen dort die Bereitschaft zu Spenden nach Rom teilweise empfindlich geschwächt hat – insbesondere in den USA, wo Rom sich nach Kräften für die inzwischen abgewählte Obama-Biden-Politik eingesetzt hat und immer noch einsetzt.

Doch statt sich auch nur einem Teil dieser Probleme tatkräftig zuzuwenden, erschöpfen sich Kurie und Umfeld auf der einen Seite in Versicherungen, die Genesung des Papstes mache gute Fortschritte und werde seine Arbeitsfähigkeit bald wiederherstellen – während sie auf der anderen Seite die abenteuerlichsten Spekulationen, Winkelzüge und Machtspiele anstellen, um sich und ihren jeweiligen Kandidaten für das von allen bereits bald erwartete Konklave eine gute Ausgangsposition zu sichern.

Ein wohl bestelltes Haus ist das nicht, das der 88-jährige Jorge Bergoglio da seinen hoff­nungs­frohen Erben zu hinterlassen gedenkt.

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