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Franziskus und Papst Johannes Paul II.
oder:
Die Kirche hat einen Elefant im Raum

10. März 2025

Von P. Joachim Heimerl von Heimthal

6 - Kirchenkrise

Die Federzeichnung aus der Werkstatt Raffaels zeigt den päpstlichen Elephanten „Hanno“ in Seitenansicht, sehr naturnah gezeichnet. Darauf sitzend einen Führer und am Rüssel eine weibliche Pflegekraft.

Der Elephant Hanno, Haustier von Papst Leo X.

Anlässlich der 20. Wiederkehr des Todes des heiligen Papstes Johannes Paul II. überbo­ten sich die kirchlichen Medien mit Würdigun­gen und natürlich, wie zu seinen Lebzeiten, auch mit Kritik. - Am größten Papst des 20. Jahr­hun­derts arbeiten sich die Kleingeister mühselig ab.

Worüber sie nicht sprachen, war jedoch der rie­sige Elefant im Raum: Was würde Johannes Paul wohl über seinen Nach-Nachfolger Franziskus sagen?

Interessant ist dabei weniger, dass Franziskus das Erbe Johannes Pauls grosso modo eliminieren möchte, sondern das, was das Papstamt ausmacht: Es geht um das Kontinuum in der katholischen Lehre und in der kirchlichen Tradition. Jeder weiß, dass es damit unter Franziskus schlecht bestellt ist: Er weicht von vielem ab, was alle Päpste gelehrt haben, und überschreitet bisweilen die Grenzen zur Häresie. Von einer Vereinbarkeit seines Pontifikats mit demjenigen Johannes Pauls II. fehlt jede Spur; stattdessen handelt es sich um ein Papsttum, das isoliert für sich selbst und für eine neue Kirche steht.

Die Art und Weise, wie Franziskus gegen die überlieferte Liturgie zu Felde zieht, illu­striert dies am besten: Er bekämpft die einzige Form der Messe, die seit der Spätantike den authentischen Glauben darstellt. - Gingen Johannes Paul II. und Benedikt XVI. bei der „alten“ und „neuen“ Messe von einer „Hermeneutik der Kontinuität“ aus, bestätigt Franziskus das Gegenteil: Ihm geht es um einen grundsätzlichen Bruch mit der kirchli­chen Tradition und letztlich mit allem, was katholisch ist. Sein Kampf gegen die Heilige Messe ist sein Kampf gegen die bisherige Kirche!

Als müsste er dies noch einmal bekräftigen, hat der Papst nun eine „Kirchenversamm­lung“ angekündigt, die 2028 stattfinden soll. Dieses Ereignis wird er aller Wahrschein­lich­keit nach nicht erleben, doch darum geht es ihm nicht. Stattdessen will Franziskus mit der Ankündigung zeigen, was die äußerste Zielsetzung seines Pontifikates ist, und worauf er auch seinen Nachfolger verpflichtet. Der - rein protestantische! - Terminus „Kirchenversammlung“ spricht hier schon für sich; er ist der Kirche ebenso wesensfremd wie die sogenannte „Synodalität“, mit der Franziskus den breiten Glaubensabfall als „katholische“ Lehre etablieren will.

Nein, von einer Kontinuität dieses Papstes mit Johannes Paul II. kann wahrlich keine Rede sein. Doch auch wenn dies so offensichtlich ist, dass man es mit den Händen greifen könnte, stecken die meisten Katholiken den Kopf in den Sand und schweigen über den riesigen Elefant im Raum: Franziskus steht für eine Neo-Kirche, die mit der bisherigen gebrochen hat, und diese „obsolete“ Kirche symbolisiert wiederum sein Vor-Vorgänger Johannes Paul II.

Aber schon Johannes Paul konnte den inneren Bruch, der sich nach dem Zweiten Vati­kanischen Konzil ereignet hatte, nur scheinbar überdecken. - Gewiss: Er pochte auf den traditionellen Glauben und gab ihm mit dem Weltkatechismus eine „sichere Richt­schnur“. Der Verdunstung des Katholischen konnte aber auch dies nicht entgegenwirken. - Wie auch? Vieles von dem, was die katholische Kirche über 2000 Jahre ausgemacht hatte, war nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil verschwunden oder wirkte plötzlich irgendwie entstellt: Die Liturgie und die Spendung der Sakramente hatten sich nicht nur rituell, sondern auch substantiell verändert. Und auch wenn sie trotzdem gültig blieben, sind sie seitdem kaum wiederzuerkennen.

Seien wir ehrlich: Die 260 Päpste, die vor dem zweiten Vatikanischen Konzil regiert haben, könnten sich heute kaum mehr mit dem identifizieren, was wir so selbstverständ­lich „katholisch“ nennen. Wer hier dagegen von einer „Entwicklung“ des „Katholischen“ spricht, greift nur zu einem billigen „theologischen“ Trick. - Meinen Sie etwa, Pius V. oder Pius X. würden billigen, wie wir die Messe feiern? Oder würde Johannes Paul II. die „Segnung“ homosexueller Paare dulden, die Franziskus - „erlaubt“ hat, und dies dem göttlichen Gebot zum Trotz? Sicher nicht!

Insofern steht die Kirche vor einem ernsten Problem und zwar in Form eines doppelten Bruchs, der sich in den nächsten Pontifikaten fortsetzen und weiter verfestigen dürfte; dafür hat Franziskus bereits gesorgt. Aber dies und nur dies ist der Elefant im Raum, und solange dieser Elefant da ist, wird er eine Erneuerung der Kirche blockieren, die eine Über­einstimmung mit ihrer Tradition voraussetzt. Die Neo-Kirche, die Franziskus errich­ten will, führt dagegen nur auf einen Irrweg oder sagen wir lieber: auf einen „Elefanten­pfad“.

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