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Frohe Pfingsten!

07. Juni 2025

2 - Theologie

SDer Mittelteil der Vignette aus dem Missale zeigt die bekannte Szene aus dem Obergemach, als der Kreis der Apostel und Die Gottesmutter den in Flammen dargestellten hl. Geist empfangen

Der Heilige Geist ist , wenn man so sagen darf, der „große Unbekannte“ der hochheiligen Dreifal­tig­keit. Er ist die „Persona“ der Gottheit, die am wenigsten dazu verleitet, sich „ein Bild zu machen“ – und erst recht nicht eines in menschenähnlicher Gestalt. Die hl. Schrift zeichnet von Ihm drei Sprachbilder: Als „Finger der Rechten Gottes“ (Lukas 11, 20 / Matthäus 12, 28, Exodus 31, 18) ) versinnbildlicht er das fortwirkende Handeln des Allmächtigen in seiner durch das Wort vollzogenen Schöp­fung. Als Sturnmesbraus wird er den im Obergemach ver­sammelten Jüngern hörbar (Apg 2,2), um sich dann im Bild von feurigen Zungen über ihnen sichtbar zu machen. All das sind keine „Bilder“ im Sinne von Abbild, sie sind auch nie in diesem Sinne mißverstanden worden, sondern sichtbare Symbolzeichen für sein unsichtbares Wirken.

Der Katechismus hat zur Lehre der Kirche über den Heiligen Geist verhältnismäßig wenig auszusagen, das meiste davon ist hoch abstrakt und dem analytischen Bemühen des Verstandes nicht leicht vermittelbar. Leichter einsichtig ist hier wie so oft in theologischen Dingen die Sprache der Dichtung – selbst wenn es sich nur um eine Nachdichtung des lateinischen Originals handelt.

Veni, Sancte Spiritus

Komm, o Geist der Heiligkeit!
Aus des Himmels Herrlichkeit
Sende deines Lichtes Strahl!

Vater aller Armen du,
Aller Herzen Licht und Ruh’,
Komm mit deiner Gaben Zahl!

Tröster in Verlassenheit,
Labsal voll der Lieblichkeit,
Komm, du süßer Seelenfreund!

In Ermüdung schenke Ruh’,
In der Glut hauch Kühlung zu,
Tröste den, der trostlos weint.

O du Licht der Seligkeit,
Mach dir unser Herz bereit,
Dring in unsre Seelen ein!

Ohne Dein lebendig Wehn
Nichts im Menschen kann bestehn,
Nichts ohn’ Fehl und Makel sein.

Wasche, was beflecket ist,
Heile, was verwundet ist,
Tränke, was da dürre steht.

Beuge, was verhärtet ist,
Wärme, was erkaltet ist,
Lenke, was da irregeht.

Heil'ger Geist, wir bitten dich,
Gib uns allen gnädiglich
Deiner Gaben Siebenzahl.

Spende uns der Tugend Lohn,
Lass uns stehn an deinem Thron,
Uns erfreun im Himmelssaal.

Amen

 

Den lateinischen Text der Sequenz „Veni, Sancte Spiritus“, die gemeinhin Stephan Langton von Canterbury (1165 - 1228) zugeschrieben wird, finden Sie unter anderem auf dem Hymnarium. Die hier gegebene deutsche Nachdichtung stammt von Heinrich Bone (1813 – 1893), eine wörtlichere Wiedergabe im Deutschen bringt Wikipedia. Die hier nur am Rande erwähnte „Siebenzahl“ der Gaben des Heiligen Geistes erläutert die etwa ein Jahrhundert vor dem „Veni, Sancte Spiritus “ entstandene Hymne „Adventu Sancti Spiritus“, die wir hier bereits im vergangenen Jahr präsentiert haben.