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Wie Carlo Acutis den Feinden von Glaube
und Tradition Angst einjagt — I.

27. Juni 2025

3 - Tradition und Theologie

Der Screenshot zeigt die Titelseite von Acutis Projekt mit einem aninymen Gemälde aus dem 17. Jahrhundert, das die Szene eines eucharistischen Wunders im schweizerischen Ettiswil wiedergibt.

Heutiger Stand der Website zu den eucharistischen Wundern

Um es gleich zu Anfang einzuräumen: Carlo Acutis, der 2006 im Alter von 15 Jahren an Leukämie verstorbene fromme italienische Jun­ge, der im kommenden September heilig­gespro­chen werden soll, war bisher bei uns nicht so recht auf dem Bildschirm. Was man wörtlich nehmen muß, denn der Hauptgrund, warum man sich heute außerhalb seines engsten famili­ären Umfeldes an Carlo, der mit 7 Jahren seinen ersten Computer geschenkt bekommen hatte, erinnert, sind die Webseiten, die er ab dem 11. Lebensjahr zu erstellen begonnen hatte: Ein illustrierter und kommentierter Katalog der Eucharistischen Wunder in der Welt; ein ähnliches Verzeichnis von Wallfahrtsorten zu Marienerscheinungen; und zwei wei­tere Projekte: Eines mit dem Titel Hölle – Fegefeuer – Paradies, das andere Engel und Dämonen. Einen kurzen Überblick über sein durchaus beispielhaftes kurzes Leben findet man auf carloacutis.de oder ausführlicher hier auf Englisch.

Wie weit die heute unter diesen Adressen angebotenen Webprojekte mit dem Original­bestand von Carlo Acutis übereinstimmen, ist nicht recht ersichtlich. In Technik und Grafik sind sie jedenfalls von den Vereinigungen, die sich der Pflege seines Andenkens verschrieben haben, erheblich über den Stand von 2006 hinaus weiterentwickelt worden. Doch weder die technische Seite noch die Tätigkeit dieses weltweiten Netzes von Verei­nigungen zur Pflege des Andenkens an den jungen Mann sind hier zu thematisieren, und wir wollen hier auch nicht darüber nachdenken, wie sinnvoll die in den letzten Jahren erfolgte Verkürzung der ohnehin nie streng geregelten Fristen für die Einleitung eines Heiligsprechungsprozesses ist: Bei einem 15-jährig Verstorbenen ist zumindest nicht damit zu rechnen, daß nach der Heiligsprechung plötzlich häretische Jugendschriften oder andere schwerwiegende Unheiligkeiten zum Vorschein kommen, die beim kurzen Prozess leider, leider übersehen worden waren.

Der Grund dafür, daß wir überhaupt auf Carlo Acutis aufmerksam geworden sind, ist ein anderer. Spätestens seit der Ankündigung, Papst Leo werde die bereits von seinem Vor­gänger geplante, nach dessen Tod jedoch ausgesetzte, Kanonisierung nun am 7. Septem­ber vollziehen, sind auf auf antikatholischen Plattformen eine ganze Reihe von teilweise sehr kritischen Beiträgen zu diesem Vorhaben erschienen ist. Auch das mißbräuchlich so benannte Zeitgeist-Magazin „katholisch.de“ ist mit dabei. Schon vor einem Jahr wurde dort in einem Beitrag des „Religionssoziologen“ Michael Ebertz die Strategie zur Abwer­tung des frommen Jugendlichen vorgezeichnet.

Der Autor verglich die Reliquienverehrung mit dem Hype um Popstars oder Fußball­spieler und fand zum Brauch des Anzündens von Kerzen die bemerkenswerten Worte: „Die machen das, und sie glauben irgendwie noch an etwas Höheres." Im Übrigen kon­statierte er in der Kirche einen Gegensatz zwischen eher „rational und intellektuell orientierten Gläubigen und einer Richtung, die an Volksfrömmigkeit und ekstatischen Formen des Religiösen ausgerichtet sei.“ In der Verehrung von Acutis sieht er den „Ausdruck einer pastoralen Strategie, einer ganz bestimmten Gruppe von Menschen in der Kirche, die versuchen wollen, diese traditionellen Formen wieder nach oben zu bringen" und beschließt seine Diagnose mit der Mahnung: „Wir haben Kämpfe darum, was als legitime Form des Christlichen gilt. Da sind wir mittendrin.“

Unter der Überschrift Carlo Acutis wird für Marketing ausgenutzt ärgerte sich dann ebenfalls auf haeretisch.de am 17.12.24 ein wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für praktische Theologie in Tübingen vor allem darüber, daß sich unter den Anhängern des jungen Internet-Aktivisten auch Medjugorje-Reisende und Pachamama-Gegner befinden. Für die ist offenbar in seinem ansonsten ultraliberal weitgespannten Kirchen­bild kein Platz. Man sieht: Wenn der Glaube wirklich gesellschaftlich wirksam und lebensweltlich praktisch wird, können seine akademischen Bewirtschafter nichts damit anfangen. Glaubenspraxis – aber anders, als von ihnen vorgesehen und vorge­schrieben – das geht ja nun überhaupt nicht.

Nach der Veröffentlichung des Kanonisierungstermins nimmt nun das Sperrfeuer zu. Katholisch.de-Redakteurin Höfling meint am 11.06. 25 Der Hype um Carlo Acutis ist befremdlich und begründet das mit dem von ihr unterstellten Mißbrauch des Heiligen zur Propagierung konservativer innerkirchlicher Positionen – als ob diese Positionen nicht in eben der eucharistischen Frömmigkeit begründet wären, die Acutis lebte und propagierte.

Zum finalen Vernichtungsschlag holte das Kampfblatt der Antik-Katholiken dann am 14. Juni in einem Interview mit dem Antisemitismusbeauftragten der Bundesregierung aus, der darin anklingen läßt, die vor 20 Jahren von dem damals um die 13 Jahre alten Internet-Missionar ins Netz gestellten Listen zu eucharistischen und marianischen Wall­fahrtszielen brächten auch Links zu Seiten, die im Hinblick auf antisemitische Aspekte bedenkliche Inhalte enthielten und einer dringenden Aufarbeitung bedürften. Nichts konkretes, kein Link, kein Zitat, kein Argument – bloßes Raunen und Wähnen mit dem Ziel der Rufschädigung. Und die das Interview führende KNA-Redakteurin läßt das natürlich ohne Nachfrage einfach so stehen – offenbar kommt ihr und der Redaktion dieser Versuch des Rufmords über drei Ecken durchaus gelegen.

Aber so sind sie halt, die journalistischen Hilfstruppen der glaubens- und traditions­feindlichen Neukirche des Päpstin*nen-Duos von Stetter-Karp und Bätzing: Keine Verleumdung ist zu absurd, keine Lüge ist zu dick, wenn es darum geht, die Parteilinie zur Geltung zu bringen. Und die heißt nun mal: Ein ganz normaler Junge, der ganz normal katholisch ist, so wie seine Vorfahren auch - das darf es im 21. Jh. nicht geben. Und erst recht nicht mit Anerkennung durch eine Kanonisierung.

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Nach Fertigstellung dieses Artikels entnehmen wir einem gestern erschienenen Beitrag auf Rorate Caeli, daß sich nun auch der berüchtigte Feind von Tradition und Glaube, Professor Andrea Grillo von der Benediktiner-Hochschule San Anselmo zum Thema geäußert hat. Ganz im oben kritisierten Sinne, nur womöglich noch arroganter und noch dümmer. Wir werden diesem besonderen Fall in den nächsten Tagen näher nachgehen. Deshalb die „I“ in der Überschrift. Da kommt noch was. 

Außerdem konnten wir feststellen, daß katholisch.de sich inzwischen veranlaßt sah, eine Replik des Trierer Liturgiewissenschaftlers Marco Benini zu bringen, der den Antisemi­tis­mus­vor­wurf des Regierungsbeauftragten Klein gegen Acutis in vornehmen, aber unmißver­ständ­lichen Worten zurückweist.