Am Rande - Woche 19
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- 10. Mai 2020
Sakrilegisches
(8. 5.)
Peter Kwasniewski hat heute auf New Liturgical Movement einen niederschmetternden Bericht über die phantasievollen Formen der Kommunionspendung, die derzeit in einigen Gemeinden praktiziert werden. Einige davon dürften im Widerspruch zum Kirchenrecht stehen, anderer jedenfalls zum Inhalt dessen, worum es hier geht: Der Priester verteilt schließlich keine Kekse, sondern reicht den Gläubigen den Leib des Herrn. Die Illustrationen zu dem Artikel hat Kwasniewski übrigens von einer Gläubigen aus Deutschland erhalten - wieder einmal Weltmarktführer?
Nicht unbedingt. Rorate Cæli bringt einen Brief von Fr. John Rao an Freunde des „Roman Forum“, dem zu entnehmen ist, daß es zumindest in den USA ähnlich zugeht. Und Rao hat eine treffliche Erklärung für das sakrilegische Vorgehen vieler Bischöfe und Priester:
„Zugegeben – sie sind von einer Art „heiliger Furcht“ erfasst — nämlich der Furcht, daß im Fall, daß sie die Tore ihrer „Kirchen der Erneuerung öffnen – die normalerweise so leer sind, daß „social distancing“ nicht schwer fällt – daß dann jemand behauptet, angesteckt worden zu sein und sie auf Schedenersatz verklagt. Und das wäre dann wirklich eine Katastrophe“.
In Deutschland ist es vielleicht weniger die Furcht vor Klagen, sondern vor Presseberichten, die endlich die Kirche als den Schuldigen ausgemacht hätten.
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Bemerkenswerte Fronten
(7. 5.)
In einem Kommentar der Tagespost nimmt Guido Horst Stellung zu der bemerkenswerten Entwicklung in Italien, wo die Bischöfe energisch eine Freigabe des Gottesdienstbesuchs in Übereinstimmung mit anderen Restriktionsaufhebungen verlangt haben - und dann von Regierungschef Conte und Vatikanchef Franziskus gemeinsam zum Rückzug gezwungen wirden. Horst schließt mit den Worten:
„Symbol für die Niederhaltung der Kirche Italiens durch das stillschweigende Bündnis zwischen Vatikan und Staat ist der Petersplatz, der einzige der öffentlichen Plätze des Landes, den man nicht betreten darf. Warum das so ist? Eine Frage, die niemand beantworten kann. Und der Petersdom? Wo im Mai viele vor dem Grab des vor hundert Jahren geborenen Karol Wojtyla beten würden – mit Gesichtsschutzmaske und Sicherheitsabstand. Der Vatikan lässt es nicht zu. Franziskus bleibt vorerst der einzige, den man via Fernsehen und Livestream täglich virtuell erleben kann.“
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Benedikt Bio - erste Reaktionen
(6. 5.)
Die soeben erschienene Ratzinger-Biographie von Peter Seewald enthält auch Material aus Gesprächen, die der Autor in jüngster Zeit (2018 und 2019) mit dem Ex-Papst geführt hat. Diese Teile finden naturgemäß größte Beachtung. Maike Hickson zitiert ausführlich Sätze, in denen Benedikt Erscheinungen der westlichen Gegenwartsgesellschaft – Diktatur des Relativismus, Genderwahn, Kultur des Unfruchtbaren und des Todes, Christenverfolgung – in Zusammenhang mit dem Wirken der Kraft des Antichristen setzt. Auch Antonio Socci ist dieser aktuelle Schwerpunkt aufgefallen. In den wütenden Angriffen der (Pseudo) Liberalen in Staat und Kirche gegen diese Aussagen erblickt er ihre Bestätigung. —
Besonders schwer getroffen sieht sich die Deutschkirche. Redakteur Felix Neumann von Sie-Wissen-Schon-Wo bescheinigt dem Papa Emeritus, wegen seiner Ablehnung der Homo-Ehe in Widerspruch zur Weltoffenheit des 2. Vatikanischen Konzils zu stehen und Menschenrechte zu beschädigen. Und der „Theologe“ Magnus Striet sieht die Chance, durch eine schwindelerregende intellektuelle Pirouette Punkte bei denen zu sammeln, an deren Wohlwollen ihm offenbar besonders gelegen ist. In der praktisch ohne traditionelles Präzedenz erfolgten Form der Abdankung Benedikts, so deutet er an, könne man auch eine von diesem gewollte Berechtigung und Aufforderung dazu erblicken, „Tradition innovativ zu erweitern“. Etwa in Richtung „Diakoninnen und Priesterinnen“, „moraltheologische Akzeptanz homosexueller Lebensgemeinschaften“ sowieso.
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Klare Verhältnisse?
(5. 5.)
Mit einer Verfügung der Glaubenskongregation sind jetzt die Einrichtungen des Belgischen Laienordens „Bruderschaft der Barmherzigkeit“ dazu verpflichtet worden, sich nicht mehr als „katholisch“ zu bezeichnen. Die psychiatrischen und geriatrischen Kliniken der Bruderschaft hatten darauf bestanden, die von der staatlichen Gesetzgebung in Belgien erlaubten, von der Kirche jedoch strikt verbotenen Möglichkeiten zur „Euthanasie“ anwenden zu können. Von daher ist die römische Entscheidung uneingeschränkt zu begrüßen.
Offen bleibt zunächst, welche praktischen Auswirkungen das haben wird. Nicht die Laienbruderschaft, sondern ein gleichnamiger Verein, der überwiegend von nicht der Bruderschaft angehörendem medizinischem Personal geleitet wird, ist rechtlicher Träger der Kliniken. Der Konflikt bestand also weniger zwischen der Bruderschaft insgesamt und Rom als zwischen der mehr geistlichen und der mehr weltlichen Seite innerhalb der Doppel-Bruderschaft. Die „geistliche Seite“ hat nun angekündigt, „schweren Herzens die Einrichtungen aufzugeben“. Seit dem deutschen Verwirrspiel um die Abtreibungsberatung von Donum Vitae weiß man, daß solche Ankündigungen oder Erklärungen nicht immer das bedeuten, was sie zu sagen scheinen.
Ausführlicher Bericht beim National Catholic Register.