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Gott gebührt die erste Stelle

Die „Option Benedikt“ - IV

Das allgemeine Programm der Gemeinschaften, in denen Christen sich den Zumutungen und Ungeheuerlichkeiten des Zeitgeistes widersetzen können, wurde in Teil III dieser Buchvorstellung skizziert. Es ist überaus anspruchsvoll. Wie könnten Gemeinschaften aussehen, die das auch in der Praxis umsetzen könnten? Die Frage wird bei Dreher nicht zusammenhängend beantwortet – aber seine Überlegungen enthalten an verschiedenen Stellen wertvolle Hinweise.

Das entscheidende Element zuerst: Die Gemeinschaften müssen Menschen, am besten ganze Familien umfassen, die sich darin einig sind, daß sie in Ihrem Leben Gott den höchsten Stellenwert einräumen und daß sie sich, ganz benediktinisch gesprochen, darin unterstützen wollen, in den Himmel zu kommen. Und das eben nicht in klösterlicher Abgeschiedenheit – was seinerzeit manches einfacher machte – sondern mitten in der Welt, meistens wohl innerhalb großer Städte. Dort sind die Arbeits- und Lebensbedingungen diesem Ziel alles andere als förderlich – aber dort gibt es auch die größte Chance, Gleichgesinnte zu finden, um diese Gemeinschaften so stark werden zu lassen, daß sie eine Chance haben, ihr Ziel zu verfolgen.

Ein Leben unter dieser Zielsetzung stellt unter den bereits eingetreten oder für die Zukunft zu erwartenden gesellschaftlichen Rahmenbedingungen weit aus höhere Ansprüche als die Organisation von Gottesdiensten, Gebetskreisen, Bibelstunden, Kinderkatechismus und ähnlichem. Immer drängender stellt sich die Aufgabe, eigene Bildungseinrichtungen aufzubauen, die geeignet sind, der zeitgeistigen Indoktrination etwas entgegenzusetzen. Das Recht der Eltern, die Erziehung ihrer Kinder nach den hergebrachten Grundsätzen der christlich-abendländischen Kultur zu gestalten – sei es durch Privatschulen, sei es durch Homeschooling oder in Mischformen – ist ein natürliches Menschenrecht, zu dessen Erhalt und Durchsetzung jede Anstrengung geboten ist. Auch da, wo das die finanzielle Leistungsfähigkeit der Eltern oder der Gemeinschaft aufs äußerste belastet und Berufs- und Karrierechancen beeinträchtigt. Auch da, wo es erst politisch erkämpft werden müßte wie in Deutschland oder gegen Angriffe verteidigt wie in den USA.

Und mit der Vermittlung einer an christlichen Grundsätzen orientierten Bildung und Erziehung ist es ja nicht getan. Nach den Erfahrungen der vergangenen Jahre macht sich Dreher in Einem keine Illusionen. Es wird in Zukunft immer mehr Berufe geben, in denen Christen, die ihren Glauben wirklich ernst nehmen und nach seinen Geboten leben, entweder nur noch schlechte Aussichten haben oder erst gar nicht zugelassen werden. Er riskiert es nicht, diese Tendenz konsequent zu Ende zu denken – allerdings erinnert er punktuell daran, daß es auch in der Vergangenheit vielfach Situationen gab, in denen Christen sich um ihres Glaubens willen etwa zur Gründung eigener Siedlungen oder sogar zur Auswanderung zwangen. Mittel, die in Zeiten weltumspannender Kommunikationsmedien nur begrenzt praktikabel erscheinen.

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Einheit „einfach so“?

Bild: Screenshot aus dem Video der Bruderschaft im angegebenen LinkAm 9. Mai haben wir unter der Überschrift Schisma ist auch nicht besser über aktuelle Entwicklungen um die Piusbruderschaft berichtet, die darauf hindeuteten, daß die von einigen Vatikan-Astrologen bereits für diesen Monat erwartete „volle Einheit“ noch einige Zeit auf sich warten lassen werde. Aus der FSSPX war ein Schreiben von zehn lokalen Oberen bekannt geworden, die sich weigern wollen, Eheschließungen im Personenstandsregister der zuständigen Diözese anzuzeigen, wie das von Rom zum Erfordernis für die Gültigkeit von Eheschließungen vor einem Priester der Bruderschaft gemacht worden ist. Und aus Rom selbst kamen Wortmeldungen dahingehend, daß die Verhandlungen zwar in einem guten Geist verliefen, von einem Termin jedoch keine Rede sein könne. Und der Papst selbst ließ anläßlich einer Pressekonferenz „Dem Himmel so nah“ im Flugzeug erkennen, mit diesem Stand der Dinge durchaus zufrieden zu sein: „Ich halte nichts davon, Dinge zu übereilen. Gehen, gehen, gehen – dann werden wir weitersehen.“.

Es sieht so aus, als könnten und müssten wir das wörtlich nehmen. Bischof Fellay hat Ende April in einem Interview, das erst jetzt veröffentlicht wurde, wissen lassen, daß der Vatikan ihm bereits Ende letzten Jahres brieflich mitgeteilt hat, die Bruderschaft könne auch ohne Genehmigung des Ortsbischofs Priesterweihen vornehmen. Man wird ihm schwerlich widersprechen können, wenn er darin eine weitere Anerkennung sieht, daß die Kirche diese Weihen nicht nur als gültig, sondern auch als ordnungsgemäß betrachtet und die Priester daher nicht mehr wie bisher als gleich mit Beginn ihres Amtes suspendiert gelten.

Damit ergibt sich jetzt nach der Legalisierung von Beichten und Eheschließungen durch bzw. vor Priestern der Gemeinschaft hinsichtlich der Verwaltung der Sakramente folgendes Bild: Taufen und Eucharistie waren nie umstritten, ebensowenig die Krankensalbung. Beichterlaubnis und Eheassistenz sind neuerdings ebenfalls geregelt, und nun also auch die Priesterweihe - einschließlich der dieser vorausgehenden niederen Weihen und der Weihe zum Diakon. Unerwähnt geblieben ist bislang die Firmung, deren Gültigkeit freilich auch nie in Frage gestellt worden ist und deren Einbeziehung in die diözesanen Strukturen analog dem Verfahren bei Eheschließungen gestaltet werden könnte: Durch schlichte Meldung des Vollzugs an die Personenstandsregister.

Das allerdings könnte - ebenso wie bei den Eheschließungen zu Schwierigkeiten führen, die auch den Widerspruch der zehn lokalen Oberen erklären dürften: Eintragungen ins Personenstandsregister der Diözese sind logischerweise nur für Personen möglich, die in diesen Registern geführt werden. Wer etwa durch Kirchenaustritt oder weil er nie eingetragen war in diesem Register nicht vorkommt, wird zum Problemfall, und das für beide Seiten. Für Länder mit staatlicher Eintreibung einer Kirchensteuer ergibt sich in diesem Zusammenhang noch eine zusätzliche Komplikation. 

Noch weitaus größere Probleme

Ein Vorgeschmack des Himmels

Bild: Von der Website des KlostersDie Karmeliterinnen des Hl. Jesuskindes von Prag in Traverse City, Michigan, suchen einen seelsorgerlichen Betreuer, der die hl. Liturgie würdig und ehrfurchtsvoll feiert - normalerweise nach dem Novus Ordo auf Latein und „ad Dominum“, an Montagen aber auch in der überlieferten Form. An sich wäre diese Mitteilung auf New Liturgical Movement nur von lokalem Interesse und bliebe außerhalb unseres Gesichtsfeldes - wären wir nicht durch diese Meldung auf die Website des Klosters gestoßen, die einen bemerkenswerten Einblick in die Rezeptionsgeschichte der Liturgiereform erlaubt.

Das Ende der 40er Jahre gegründete Kloster streng kontemplativer Schwestern hat offenbar die aus Rom befohlenen Reformen mehr durchlitten als erlebt. In Treue zur Kirche haben sie alle verordneten Reformen nachvollzogen und versucht, dabei dennoch eine Liturgie zu erhalten, die ihnen einen „Vorgeschmack des Himmels“ vermitteln kann. Stets haben sie sich geweigert, das Allerheiligste von seinem zentralen Platz auf dem Altar verdrängen zu lassen - auch nicht vom gehorsam eingerichteten „Volksaltar“. Seit einigen Jahren sind sie nun dabei, für Offizium und Messfeier die lateinische Sprache wieder einzuführen - ein pensionierter Lateinlehrer vermittelt ihnen die nötigen Sprachkenntnisse. Regelmäßig haben sie auch eine Messe im überlieferten Ritus - da an ihren Gottesdienste auch vielen Gläubige von außerhalb teilnehmen, ist an einen vollständigen Übergang anscheinend nicht gedacht. Aber eine Sondergenehmigung aus Rom hat ihnen einen ihrer größten Wünsche erfüllt: Abweichend von der in den USA von den Bischöfen verfügten generellen Regelung dürfen sie die Kommunion kniend empfangen.

Ein Umbau durch den bekannten Kirchenbauer Duncan Stroik hat ihrer Kapelle nun wieder ein unverkennbar katholisches Aussehen verliehen und erlaubt die Zelebration in beiden Richtungen. Auch die Kommunionbank ist zurückgekehrt. Und nun suchen sie also - der bisherige „Chapelain“ hat sich in ein Sabbatjahr verabschiedet - einen Priester, der mit ihnen die Liturgie „im Sinne der Reformen von Papst Benedikt“ feiert. Beten wir, daß die Suche bald Erfolg hat.

Schisma ist auch nicht besser

Bild: http://www.provence-info.de/sehenswuerdigkeiten/papstpalast-avignon/Zwei Meldungen aus Frankreich zum Stand des Verhältnisses zur Piusbruderschaft geben Anlass zum Nachdenken: Nach dem Bischof von Carcassonne hat nun auch der für seine Offenheit gegenüber der überlieferten Liturgie bekannte Bischof von Frejus-Toulon, Dominique Rey, für sein Bistum eine Regelung für Eheschließungen bei der Bruderschaft getroffen, die dem kürzlich von der Glaubenskongregation gewiesenen Weg entspricht: Eheschließungen vor einem Priester der Bruderschaft sind in allen Kirchen und Kapellen der Diözese möglich – anschließend geht eine Mitteilung an das Personenstandsregister des Bistums, und alles hat seine Ordnung. Geht doch.

Gleichzeitig wird aus Paris ein Schreiben von 10 lokalen Oberen der Bruderschaft bekannt, in dem sie nicht nur schwere Bedenken gegen eine mögliche Einigung anmelden, sondern ihre grundsätzliche Ablehnung signalisieren. Sie kündigen zunächst an, ihrerseits von der seitens der Glaubenskongregation eröffneten Möglichkeit, Ehen bei der zuständigen Diözesanbehörde registrieren zu lassen, keinen Gebrauch machen zu wollen. Darüberhinaus melden sie grundsätzlichen Widerspruch zu jeder Übereinkunft mit Rom an, solange die „modernistische Okkupation im Herzen der Kirche“ andauere.

Beide Positionen dieses Schreibens sind schwer nachvollziehbar. Die Personenstandsregister der Diözesen haben mit einem in vielen Fällen tatsächlich modernistischen Kurs der Oberhirten wenig zu tun. Ihre gewissenhafte Führung bietet im Gegenteil eine von mehreren Voraussetzungen dafür, die in diesem Bereich seit langem und im aktuellen Pontifikat verstärkt zu Tage tretenden Mißstände einzudämmen. Mit der Weigerung, Eheschließungen innerhalb der kirchlichen Institutionen registrieren zu lassen, bekräftigen die Unterzeichner des Schreibens einen weit fortgeschrittenen Willen zur Sezession und setzen sich dem Verdacht aus, die ihren Gemeinden verbundenen Gläubigen durch administrative Mittel völlig aus der institutionellen Kirche herauslösen und umso fester an sich fesseln zu wollen.

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Es kann so einfach sein...

Bild: Riposte catholiqueAm 5. April meldeten wir, daß die Glaubenskongregation und die ihr zugehörige Kommission Ecclesia Dei mit Zustimmung des Papstes ein Dokument veröffentlicht haben, das für die bisher kirchenrechtlich nicht anerkannten Eheschließungen unter Assistenz von Priestern der Piusbruderschaft einen Weg zu einem rechtlich korrekten Vorgehen öffnet. Dabei äußerten wir die Hoffnung, daß diese aus kirchenrechtlichen Gründen nicht als Anweisung, sondern als Erlaubnis formulierte Vorgehensweise von möglichst vielen Ortsbischöfen genutzt werde.

Bischof Alain Planet von Carcassone geht jetzt daran, zu zeigen, wie einfach das zu machen ist. Nach einer Meldung von Riposte-catholique von Ende April hat er ein Dekret vorbereitet, daß es den Priestern der Bruderschaft erlaubt, in allen ihren Kapellen, die im Bereich seiner Diözese liegen, Trauungszeremonien durchzuführen. Entsprechende Übereinkunft mit den Ortspfarrern vorausgesetzt, können diese Trauungen auch in Pfarrkirchen stattfinden. Sie werden anschließend ganz regulär in die Personenstandsregister der Diözese eingetragen. Bleibt zu hoffen, daß das Dekret tatsächlich alsbald veröffentlicht und nicht durch „brüderliche Intervention“ aufgehalten wird.

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