Zwei Nachträge
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- 29. Februar 2020
Zwei Meldungen der vergangenen 14 Tage, die uns entgangen waren oder erst verspätet in den hier beobachteten Internetpublikationen erschienen sind, sollen hier festgehalten werden.
Bereits am 8. Februar hat Bischof em. Bruskewitz von Lincoln, Nebraska, im Seminar U.L.F. von Guadelupe der Petrusbruderschaft sieben jungen Männern die Weihe zum Subdiakonat erteilt. Beten wir dafür, daß sie ihren Weg erfolgreich zu Ende gehen und dann in der in den USA überaus aktiven und erfolgreichen Bruderschaft daran mitarbeiten, die überieferte Lehre und Liturgie der Kirche zu erhalten und für die Neuevangelisierung nutzbar zu machen.
Einen ausführlichen Bildbericht von der Weihe mit Erklärungen zum Ablauf der Zeremonien des Weihegeschehens bringt New Liturgical Movement vom 26. Februar.
Am vergangenen Aschermittwoch hat Erzbischof Guido Pozzo, früherer Sekretär der vor einem Jahr aufgelösten päpstlichen Kommission Ecclesia Dei für die Belange der Gemeinschaften des alten Ritus, in der römischen Pfarrkirche der Petrusbruderschaft ein Pontifikalamt gefeiert und die Auflegung des Aschenkreuzes vollzogen. Die Zelebration war allem Anschein nach nur kurzfristig angekündigt und ist bisher auch nur in einer kurzen Notiz auf Messainlatino gemeldet worden; außerdem gibt es ein mit dem Handy aufgenommenes 2-Minuten-Video auf Youtube.
Sie wollen Ihr Bestes!
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- 17. Dezember 2019
Ob die Woche vor Weihnachten die beste Gelegenheit für Spendenaufrufe bietet, kann mit guten Gründen bezweifelt werden. Trotzdem wollen wir hier zwei Bitten um finanzielle Unterstützung weitergeben, die uns in den letzten Tagen im Netz begegnet.
Das Bild oben zeigt die Orkney-Insel Papastronsay nördlich von Schottland, in Kreisen der Tradition bekannt durch das dort angesiedelte Golgotha-Kloster der Sons of the Most Holy Redeemer - früher auch bekannt als „Transalpine Redempteristen“ - eine Gemeinschaft der Tradition, die Leben in strenger Kontemplation und Abgeschiedenheit mit jeweils für einige Monate übernommener Großstadtseelsorge verbindet.
Am 9. Dezember wurde das gerade mit einigem finanziellen Aufwand generalüberholte Boot der Mönche für die Verbindung mit dem größeren Stronsay und anderen Inseln von einem der berüchtigten Dezemberstürme auf den Pier geworfen. Totalschaden. Nun haben die Söhne des Allerheiligsten Erlösers eine Spendenaktion gestartet - hoffen wir, daß sie bald wieder seetüchtig sind.
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Weniger akut, aber dennoch dringlich, ist der Spendenruf einer kleinen Gruppe traditionsorientierter Mönche in Frankreich, die in der Diözese Frejus-Toulon das Monastère Saint-Benoît gegründet haben. Prior ist übrigens der renommierte Liturgiewissenschaftler Alcuin Reid. Die Gemeinschaft residiert gegenwärtig in einem ehemaligen Pfarrhaus, groß genug als Wohnung für die Mönche, aber viel zu klein für Besucher, Exerzitien und das sich abzeichnende Wachstum der Gemeinschaft. Bischof Rey, der in seinem kleinen Bistum schon mehreren traditionellen Gemeinschaften Heimat gewährte, steht nun vor einer anderswo völlig unbekannten Schwierigkeit: Alle in den vergangenen Jahrzehnten aufgegebenen Klöster und Konvente sind inzwischen an neue Gruppierungen vergeben - das Pfarrhaus für die Mönche des hl. Benedikt war so ziemlich die letzte Vakanz, und wenn sie sich vergrößern wollen, sind sie auf sich gestellt.
Da trifft es sich gut, daß derzeit Grundstücke und Gebäudereste eines an die 1000 Jahre alten Konventes der Templer zum Verkauf stehen, dessen gegenwärtiger Besitzer zwar bereits mit der Wiederherstellung von Kapelle und Wohntrakt begonnen hat, die ganze Anlage nun aber aus Altersgründen in andere Hände übergeben möchte. Und der Kaufpreis ist nur die erste Hürde - außer der Kapelle gibt es von anderen Gebäuden, die seit der großen Revolution dem Verfall überlassen worden waren, teilweise nur noch Mauerreste; hier muß viel Arbeit und Material aufgewandt werden. Auf dieser Seite gibt es Bilder und Informationsmaterialien zu Stand und Planung des Projektes, und hier geht es zum Spendenaufruf der Gemeinschaft mit Links zu Spendendiensten.
10 Jahre anglikanische Ordinariate
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- 04. November 2019
Am 4. November 2009 erließ Papst Benedikt XVI. die apostolische Konstitution Anglicanorum Coetibus, mit der er die Grundlage für die Schaffung anglikanischer/episkopaler Ordinariate innerhalb der katholischen Kirche schuf. Inzwischen gibt es drei dieser Ordinariate: In Großbritannien das Ordinariat Unserer Lieben Frau von Walsingham, in Nordamerika das Ordinariat vom Heiligen Stuhl Petri und für Australiern und umliegende Länder das Ordinariat Unserer Lieben Frau vom Kreuz des Südens. Diese Ordinariate gehören nicht im engeren Sinn zu den Gemeinschaften der überlieferten lateinischen Liturgie. Ihre Liturgiesprache ist Englisch, und ihr Missale greift zwar große Teile der Tradition auf, ist aber weder „tridentinisch“ noch gar „salisburganisch“, sondern gibt den Gemeinden große Freiheit, ihre Liturgie in der bei ihnen gewohnten Form zu feiern – darunter auch in Formen, die der überlieferten lateinischen Liturgie sehr nahe stehen.
Daneben gibt es noch eine starke innere Verbindung zwischen den Ordinariaten und den lateinischen Gemeinschaften der überlieferten Liturgie und Lehre: Die führenden Köpfe der zum Anschluß an die katholische Kirche entschlossenen Gruppen und Gemeinden hatten 2007 in ihrem Aufnahmeantrag ein klares Glaubensbekenntnis auf der Grundlage des Katechismus der Kirche von 1992 abgelegt. Anders als die Mehrheit der Theologen und Bischöfe der Kirche, die zahlreiche Elemente des Glaubens als Verfügungsmasse betrachten und mehr oder weniger offen davon abgerückt sind, haben sie mit uns also den vollen Umfang des katholischen Glaubens, wie er „immer, überall und von allen“ geglaubt wurde, gemeinsam.
Unterschiede gibt es in rechtlicher und disziplinarischer Hinsicht, am auffälligsten darunter das Fehlen des Zölibats: In den Ordinariaten gibt es verheiratete Priester – nämlich solche, die bereits in ihrer anglikanischen Vergangenheit geweiht bzw. ordiniert worden waren. Da in keiner über die Vollzahl der Sakramente verfügenden Kirche verheiratete Männer zu Bischöfen geweiht werden können, bedeutete das bei der Errichtung der Ordinariate ein gewisses Problem hinsichtlich der übertrittswilligen und mehrheitlich verheirateten anglikanischen Bischöfe. Es wurde daurch entschärft, daß die nun katholisch gewordenen Oberhirten in England und Australien zwar die Stellung eines Ordinarius für ihr Ordinariat erhielten – nicht jedoch zu Bischöfen geweiht wurden. Derzeit gibt es bei den Ordinariaten nur einen Prälaten, der gleichzeitig Ordinarius und Bischof ist: Bischof Steven Lopes von Nordamerika.
Gründung und Wachstum der Ordinariate sind insbesondere in England durch den erbitterten Widerstand der Hierarchien auf beiden Seiten behindert und erschwert worden: Für sie sind die in vielem dem Geist einer „Rückkehr-Ökumene“ entsprechenden glaubenstreuen Ordinariate Spielverderber beim endlosen Dialogisieren der Institutionen, das zwar keine Fortschritte kennt, wohl aber ständig neue Spielräume zu politischem Agieren im Sinne des Säkularismus eröffnet. Nachdem die im Anfang insbesondere hinsichtlich der Zugehörigkeitsregelungen eher schwach erscheinende rechtliche Position der Ordinariate im Frühjahr 2019 durch neue Normen und Ausführungsbestimmungen deutlich verbessert worden ist, ist davon auszugehen, daß die Ordinariate auf Dauer bestehen können und zunehmend Bedeutung im Ringen um die Bewahrung des rechten Glaubens in der Kirche erlangen.
Inwieweit die Ordinariate auch ein Vorbild für die anzustrebende „Lateinische Rituskirche“ abgeben können, bleibt näher zu betrachten. Ihr definierendes Element ist jedenfalls weniger der Ritus als die in sich durchaus verschiedenartige anglikanische Tradition und vor allem die uneingeschränkte Anerkennung des Katechismus. Trotzdem könnte die Errichtung von Ordinariaten der überlieferten Liturgie einen wichtigen Schritt auf dem Weg zur „Befreiung“ der glaubenstreuen Katholiken aus dem Würgegriff teilweise nicht nur traditions- sondern auch glaubensfeindlich eingestellten Bischöfe zu befreien – ohne die akut bedrohte institutionelle Einheit der Kirche vollends zu verlieren.
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Der National Catholic Register bringt zum Gründungsjubiläum der Ordinariate ein höchst informatives Interview mit Bischof Lopes.
Eine Rituskirche für die Lateiner
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- 25. Oktober 2019
Die berechtigte Entrüstung über die heidnischen Praktiken auf der Amazonas-Synode soll nicht den Blick darauf verstellen, daß dort Positionen formuliert und Pläne entwickelt worden sind, die längerfristig erhebliche strukturelle und rechtliche Auswirkungen auf die ganze Kirche haben können. Neben den im Zentrum des allgemeinen Interesses stehenden Themen „Ämter für Frauen“ und „Lockerung des Zölibats“ fällt hier insbesondere das Plädoyer des einflußreichen Kurienerzbischofs Rino Fisichella für einen amazonisch-katholischen Ritus ins Auge, das dieser am 19. des Monats bei der Vorstellung der Ergebnisse der Arbeitsgruppen vorgetragen hat. Zum einen wegen der verheerenden Auswirkungen auf die Liturgie nicht nur in Amazonien, die dabei nach dem Präzedenzfall der Pachamama-Auftritte zu befürchten wären. Zum anderen aber auch wegen weitreichender Vorschläge für die rechtliche Stellung einer künftigen Amazonischen Kirche, die der Erzbischof in diesem Zusammenhang vorgetragen hat.
Die Arbeitsgruppe Fisichellas hat sich nämlich nicht auf den Vorschlag eines lokalen Ritus beschränkt, sondern eine eigene Rituskirche nach dem Vorbild der mit Rom unierten Ostkirchen ins Gespräch gebracht. Solche Rituskirchen haben nicht nur ihre eigenen liturgischen Bücher, sondern auch eine eigene Synodalstruktur und vor allem – wie Fisichella ausdrücklich anführte – auch ein eigenes Kirchenrecht, nach dem z.B. in den Ostkirchen verheiratete Männer die Priesterweihe empfangen können. Sie stehen zwar hinsichtlich der Lehre in Einheit mit dem Papst, sind aber in allen inneren Angelegenheiten weitgehend selbständig, bis einschließlich ihrer Synoden und Bischofswahlen, die der Bestätigung durch den Papst bedürfen. Und sie sind für ihre Tätigkeit nicht auf die Erlaubnis der Bischöfe anderer Rituskirchen angewiesen.
Die Idee von der amazonischen Rituskirche hat sofort den begründeten Einwand des Münchener Liturgiewissenschaftlers Haunerland provoziert, daß eine Rituskirche eine bestehende Gemeinschaft mit eigener Tradition und eigenem Ritus voraussetzt und kein Werkzeug sein könne, einen solchen Ritus und eine solche Gemeinschaft zu schaffen. In der Wiedergabe von katholisch.de:
„Ein solcher Ritus könne nicht "einfach in Rom konzipiert und errichtet" werden, sondern es "bedürfte in vielen Bereichen des kirchlichen Lebens einer eigenständigen Aufbauarbeit und Entwicklung vor Ort". Denn trotz "aller Innovationen und partiellen Brüche entstehen liturgische Ordnungen immer auf der Basis älterer gottesdienstlicher Praxis".
Von daher sei die angestoßene Debatte zumindest verfrüht.
Dem ist voll zuzustimmen. Bemerkenswert am Vorschlag der Gruppe Fisichellas und der Resonanz darauf ist jedoch, daß der Gedanke einer eigenen Rituskirche überhaupt ins Gespräch gebracht und nicht von vornherein als abwegig zurückgewiesen wurde. Daher wollen wir für die Errichtung einer neuen Rituskirche einen Kandidaten benennen, der alle von Haunerland genannten Bedingungen quasi aus dem Stand erfüllt: Die Gesamtheit der der überlieferten Lehre und Liturgie der katholischen Kirche verpflichteten Gemeinschaften von Pius über Petrus bis zu den kleineren Gruppierungen. Eine Kirche „sui iuris“ des Lateinsch-Katholischen Ritus in Gemeinschaft mit dem Bischof von Rom.
Erfreuliche Zahlen...
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- 19. Oktober 2019
... hört man aus der Petrusbruderschaft zu wichtigen Bereichen Ihrer Arbeit im zu Ende gehenden Jahr 2019.Besonders wichtig ist natürlich die Entwicklung bei Priestern und Seminaristen. Nach den Angaben auf der (französischsprachigen) Website des Seminars in Wigratzbad gab es in diesem Jahr in Nordamerika und Europa bisher 26 Priesterweihen und 45 Neueintritte in eines der beiden Seminare Wigratzbad bzw. Denton/USA. Für die kommenden Jahre ist mit Zahlen in der gleichen Größenordnung, jedoch steigender Tendenz, zu rechnen. Spektakulär sind die Zahlen der Priesterweihen noch nicht – aber zusammengenommen mit den Weihen in den anderen Gemeinschaften wie Institut Bon Pasteur oder Christus König und Hoher Priester kommen die früher als „Ecclesia-Dei-Gemeinschaften“ bezeichneten traditions- und glaubenstreuen Vereinigungen mit an die 40 Weihen schon nahe an die Größenordnung eines Landes wie Deutschland, wo im vergangenen Jahr 61 Diakone zu Priestern geweiht wurden. Neupriester, für deren Glaubenstreue man angesichts der Verhältnisse an deutschen theologischen Fakultäten und der theologischen Gleichgültigkeit vieler deutscher Bischöfe nicht in jedem Fall die Hand ins Feuer legen möchte.
Spektakulär erscheint die Entwicklung bei den Zahlen der sonntäglichen Messteilnehmer, die aus einigen Gemeinden der Petrusbruderschaft in den USA gemeldet werden. Da kommen bereits neu eingerichtete Gemeinden oder Meßorte im ersten Jahr auf eine Zahl von 200 Besuchern, die sich dann im Lauf eines weiteren Jahres auch schon einmal verdoppelt. Los Angeles, wo die Bruderschaft erst 2018 eine eigene Kirche bekam, meldet inzwischen 500 Messteilnehmer, andere Neuerrichtungen wie Naples in Florida oder Philadelphia können ähnliche Zahlen aufweisen.
Schaut man nach Gründen und Voraussetzungen für diese positiven Entwicklungen, fallen insbesondere drei Faktoren ins Auge:
Eine wichtige Rolle spielt die Unterstützung oder zumindest wohlwollende Duldung durch den Diözesanbischof. Sie ist die Voraussetzung für die Einrichtung einer Personalgemeinde oder zumindest den Erwerb/Bau einer eigenen Kirche – und die eigene Kirche, möglichst mit Nebenräumen in Art eines Gemeindezentrums, ermöglicht es, eine zweite wichtige Voraussetzung zu erfüllen:
Angebot mehrerer Meßtermine am Wochenende, die auch Gläubigen mit längeren Anfahrtswegen oder Familien mit Kindern ermöglichen, den Meßbesuch mit ihren individuellen Bedürfnissen abzustimmen. Die Lebensumstände sind einfach zu vielfältig, als daß man ihnen mit einer Messe am Sonntagvormittag und der Ermahnung, nichts dem Gottesdienst vorzuziehen, gerecht werden könnte.
Schließlich noch die Ergänzung des Gottesdienstpans durch eine umfangreiche Palette von Angeboten mit (auch) sozialem Charakter. Das reicht vom unverbindlichen Miteinander beim niederschwelligen Angebot von „Doughnuts and Coffee“, wie es in fast jeder amerikanischen Gemeinder (welcher Denomination auch immer) selbstverständlich ist, über „social activities“ in der Art des katholischen Vereinslebens früherer Zeiten bis zu anspruchsvollen Glaubenskursen für Kinder (Kommunion- und Firmunterricht) und Erwachsene (Ehevorbereitung, Bibellektüre, Streitfragen).
Hierzulande herrscht in traditonsorientierten Kreisen in Sachen „social activities“ eher vornehme Zurückhaltung – nicht zuletzt gespeist aus dem in der Tat abschreckenden Beispiel von Novus-Ordo-Gemeinden, in denen sich das sozialen Gemeindeleben in säkularistischen Aktivitäten erschöpft, wie man sie in jeder Bürgerinitiative oder NGO auch vorfindet – oft sogar mit dezidiert antikirchlicher Stoßrichtung. In den USA geht man mit solchen Angeboten recht unbefangen um. Nicht nur wegen der von dort berichteten erfreulichen Zahlen der Gemeindeentwicklung dürfte es sich lohnen, da etwas genauer hinzuschauen.