Hoffnung für die Franziskaner der Immaculata?
- Details
- 09. Juni 2022
Wie wir aus MessainLatino erfahren, ist die vor 9 Jahren von Franziskus und dem Oberverwaltungsamt (früher: Kongregation) für die Orden angeordnete Zwangsverwaltung der Franziskaner der Immakulata bereits im April/Mai dieses Jahres aufgehoben worden. Ob das eine gute oder eine schlechte Nachricht ist, wird sich herausstellen. Vieles deutet auf Letzteres.
Mitglieder der neugewählten Ordensleitung sind unter anderem Massimiliano Zangheratti und Alfonso Bruno, beide wesentliche Träger der Opposition gegen die Rückwendung des Ordens zur Tradition, und insbesondere Bruno Verwalter hoher Ämter im Auftrag des Kommissars. Die Nachricht von der Wahl der nicht-ganz-so-neuen Leitung auf der Website versäumt es denn auch nicht, den Zwangsverwaltern gebührenden Dank abustatten:
Das Institut dankt der Kirche für ihre mütterliche Fürsorge, die P. Fidenzio Volpi OFMCapp und Sabino Ardito SDB, bis zum Eintritt von P. Gianfranco Ghirlanda SJ, der es, unterstützt von P. Carlo Calloni OFMCapp, mit Kompetenz und Großzügigkeit schaffte, das Institut auf neue Horizonte auszurichten.
An ihren Früchten werden wir sie erkennen.
Nichts sagt die oben zitierte Meldung über die Zukunft des weiblichen Ordenszweiges, der ebenfalls wegen „Levebrianismus-Verdacht“ sequestriert wurde, oder über die Priesterausbildung bei der Gemeinschaft, die 2013 vom damaligen Großinquisitor Volpi als erstes „abgeschafft“ worden war. Tatsächlich wissen wir außerordentlich wenig über den aktuellen Stand der Gemeinschaft, die vor 2013 um die 600 Mitglieder, darunter zahlreiche Seminaristen, hatte und in vielen Diözesen vor allem in Italien mit der Pfarrseelsorge betraut war.
Die im Pontifikat von Papst Johannes Paul II gegründete Gemeinschaft hatte 2007 die überlieferte Liturgie entdeckt und war danach quasi „birituell“ geworden: Intern feierten die meisten Patres die überlieferte Liturgie, in der öffentlichen Seelsorge blieben sie beim Novus Ordo, während sie den Messkalender durch zusätzliche „Angebote“ in der traditionellen Form ergänzten. Die Folgen waren zwiespältig: Einerseits wandten sich vermehrt junge Leute dem Orden zu und verstärkten den Zug zur überlieferten Lehre und Liturgie; andererseits bildete sich um einen harten Kern von „Konzilsgeistern“ aus der Gründergeneration eine Opposition, die die einsetzende Transformation mit allen Mitteln bekämpfte und schließlich, da sie intern keine Aussicht auf eine Mehrheit hatte, die Einsetzung der Kommissariatsverwaltung erwirkte. Progressive „Liberalität“, wie sie im Buche steht.
Eine der sichtbaren Folgen dieser Sequestrierung war die Suspendierung der Priesterausbildung, eine andere zeigte sich in einer Serie von Prozessen vor italienischen Zivilgerichten, mit denen die Ordenskongregation die Herausgabe von Immobilien der Gemeinschaft erzwingen wollte – und jämmerlich scheiterte. Die Immobilien blieben im Besitz lokaler Freundeskreise, und wieweit diese mit dem Kommissar bzw. der nun neu „gewählten“ Führung kooperieren, entzieht sich unserer Kenntnis. Besonders üble Auswirkungen der Kommissarsherrschaft trafen den Ordensgründer Manelli, der ohne, daß ihm jemals offiziell Verfehlungen vorgeworfen werden konnten, den übelsten Verdächtigungen und Schikanen ausgesetzt wurde.
Unbekannt ist auch – zumindest uns – wieviele Mitglieder die Gemeinschaft nach 9 Jahren der Verfolgung noch hat, wieviele Konvente derzeit offiziell anerkannt sind, was aus den von den FFI betreuten Gemeinden geworden ist und wie es um die Einzelpersonen oder kleinen Gruppen steht, die sich auf die eine oder andere Weise dem Machtbereich des Kommissats entziehen konnten. ebenso unbekannt ist uns, ob mit der Aufhebung der Zwangsverwaltung auch das 2013 von der Ordenskongrgation rechtswidrig verfügte Verbot jeglicher Messfeier im alten Ritus aufgehoben wurde. Die amtliche Website der FFI ist in höchstem Maße unergiebig.
Wir hoffen, daß die nun bekannt gemachte formelle Beendigung der Zwangsverwaltung zumindest für einige der hier aufgelisteten Fragen bald zusätzliche Antworten und Informationen zugänglich macht.