Keine „alte Messe“ mehr für die Franziskaner der Immakulata
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- 29. Juli 2013
Die Kongregation für die Orden hat mit Datum vom 11. Juli dieses Jahres und unter Protokollnummer 52741/2012 die bisherige Führung der Franziskaner der Immakulata (FFI) abgelöst und den Orden einem päpstlichen Kommissar unterstellt. Präfekt der Kongregation ist seit dem altersbedingten Amtsverzicht von Kardinal Rodé 2012 der brasilianische Kardinal Joao Braz de Aciz. Sekretär ist der bereits von Franziskus ernannte spanische Franziskaner José Rodríguez Carballo. Neuer Kommissar für die FFI ist der Kapuziner Fidenzio Volpi.
Die Ernennung eines päpstlichen Kommissars ist eine durchaus ungewöhnliche Maßnehme, die gewöhnlich nur dann erfolgt, wenn die Mißsstände oder internen Auseinandersetzungen innerhalb einer Ordensgemeinschaft ein solches Ausmaß annehmen, daß eine Überwindung der Probleme aus eigener Kraft nicht möglich erscheint. Die Franziskaner der Immakulata mit ihren vier Ordenszweigen (jeweils zwei männliche und zwei weibliche mit eher apostolischer bzw. kontemplativer Orientierung) galten bisher allerdings als Musterbilder für eine neue Gemeinschaft ohne solche Probleme. Die Gemeinschaft wurde erst 1970 begründet und erhielt ihre gegenwärtige rechtliche Form 1998 unter Papst Johannes Paul II. Während die herkömmlichen Franziskaner und Kapuziner seit dem Konzil den größten Teil ihrer Mitglieder verloren haben und heute als stark überaltert gelten, haben die verschiedenen Zweige der FFI zusammen derzeit etwa 600 größtenteils sehr junge Mitglieder, davon sind knapp die Hälfte Priester. Seit der Orden im Jahr 2007 die alte Liturgie „entdeckte“ (s. dazu unser Bericht 2007), hat sich die Gemeinschaft „birituell“ entwickelt: Intern wurde die überlieferte Liturgie zum Standard, extern - also z.B. in den vom Orden betreuten Gemeinden - wird nach wie vor auch die Neue Liturgie zelebriert.
Dieser partielle Übergang zu überlieferten Liturgie bildete den Grund für einen zahlenmäßig freilich wenig ins Gewicht fallenden Konflikt in der Gemeinschaft darzustellen: 8 der 600 Mitglieder haben sich in den vergangenen Jahren mit entsprechenden Beschwerden an die Ordenskongregation gewandt. Diesen Beschwerden wurde jetzt offenbar in vollem Umfang stattgegeben, denn im letzten Abschnitt der von Sandro Magister auszugsweise zitierten Verfügung der Ordenskongregation heißt es:
Darüberhinaus (nämlich zusätzlich zur Einsetzung eines Kommissars) hat der Heilige Vater Franziskus entschieden, daß alle Angehörigen der Gemeinschaft der Franziskaner der Immakulata verpflichtet sind, die Liturgie nach der ordentlichen Form zu feiern. Sofern die außerordentliche Form (Vetus Ordo) benutzt werden soll, bedarf das für jeden Ordensangehörigen und jede Gemeinschaft der ausdrücklichen Genehmigung der zuständigen Oberen.“
Mit dieser Verfügung, die am 11. August in Kraft tritt, wird für die Franziskaner der Immakulata die Bestimmung von Summorum Pontificum aufgehoben, daß für die Feier der alten Messe keine besondere Genehmigung erforderlich sei. Rechtlich möglich wird das dadurch, daß Ordensangehörige sich auf besondere Weise zum Gehorsam gegenüber ihren Oberen verpflichtet haben. Das Generalkapitel hat 2008 den Ordensmitgliedern im Geiste von Summorum Pontificum den generellen Zugang zur überlieferten Liturgie ermöglicht. Nun hat die höchste Autorität diesen damaligen Mehrheitsbeschluss samt dessen Übernahme durch die Oberen aufgehoben und einen Kommissar eingesetzt, um die Umsetzung dieser Maßnahme sicherzustellen.
Eine Anfechtung dieser Entscheidung ist für die im Gehorsam gebundenen Franziskaner der Immakulata kaum möglich - auch wenn die darin liegende Abkehr vom Geist und den Absichten von Papst Benedikt unverkennbar ist. Gehorsam kann missbraucht werden. Die Geschichte der Durchsetzung der Liturgiereform gerade auch im deutschen Sprachraum bietet reichliches Anschauungsmaterial dafür. Nun kann man den Vorkämpfern der glaubenszersetzenden Reformen in den 70er Jahren vielleicht noch lobenswerte Absichten bei mangelhaftem Durchblick zugute halten. Ihren heutigen Nachfolgern müssen derlei mildernde Umstände versagt werden.
Ein Franziskaner wie José Rodríguez Carballo oder ein Kapuziner wie Fidenzio Volpi müssten aus dem katastrophalen Niedergang ihrer Gemeinschaften in den vergangenen Jahrzehnten gelernt haben, daß Opportunismus in der Lehre und Entsakralisierung in der Liturgie ungeeignet sind, den Verfall aufzuhalten. Nun beteiligen sie sich an der Inszenierung eines Intrigenspiels, das eines Borgia-Pontifikats würdig wäre, um einen aufstrebenden Reform-Zweig der franziskanischen Gemeinschaften seiner besonderen Spiritualität zu berauben. Der hl. Messe in der Form, die der hl. Franziskus geliebt hat wie sonst nichts auf der Welt. Aus verbitterter Rechthaberei? Weil nicht sein kann, was nicht sein darf? Jedenfalls mit dem Segen des Papstes, der sich Franziskus nennt.