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Absage an die Interkommunion?

Bild: http://www.youthofmary.com/Die offenbar mit Billigung, wenn nicht sogar auf Anordnung des Papstes erfolgte Weisung an die deutsche Bischofskonferenz, die umstrittene „Handreichung“ zur Interkommunion in der vorliegenden Form nicht zu veröffentlichen, hat Überraschung ausgelöst. Diese Überraschung edrscheint unberechtigt. Franziskus hat im zweiten Kapitel seiner programmatischen Enzyklika Evangelii Gaudium vier Prinzipien formuliert, die auch in seinen anderen Lehrschreiben auftauchen, wenn auch weniger prominent. Sie bilden erkennbar die Grundlage seines Handelns auf dem Stuhl Petri. Gelegentlich werden diese Grundsätze als „Sozialethische Prinzipien“ aufgefasst. Mindestens ebenso zutreffen wäre es, sie als „Grundstrategeme zum Management von Transformationsprozessen“ zu verstehen. In ihrer Gesamtheit bilden sie eine Strategie zur Durchsetzung von Politik in Epochen des Übergangs. Kurz zusammengefasst lauten diese Prinzipien:

    • Die Zeit steht höher als der Raum,
    • Die Wirklichkeit ist wichtiger als die Idee,
    • Die Einheit steht über dem Konflikt und
    • Das Gesamt ist mehr wert als die einzelnen Teile.

Nun sind diese Prinzipien weder besonders klar noch völlig widerspruchsfrei, aber das bisherige Vorgehen Franziskus‘ läßt erahnen, wie er sie versteht. Um dieses Verständnis in wenigen Worten und vielleicht auch ein wenig polemisch wiederzugeben:

Wenn man etwas verändern will, muß man dahingehende Entwicklungen anstoßen. Diese Entwicklungen müssen nicht gleich den ganzen Raum erfassen und umformen, aber sie schaffen Zentren neuer Wirklichkeiten, die im Lauf der Zeit ihre Gravitationskraft entfalten und so früher oder später den gesamten Raum transformieren. Bis das erreicht ist, ist es wichtig, die Einheit des zu transformierenden Gegenstandes zu erhalten. Nur wenn keine Teile wegbrechen, kann die angestrebte Veränderung wirklich das Gesamte Gebilde erfassen. Nur dann ist die Transformation vollkommen und unwiderruflich.

Die Handreichung der modernistischen Mehrheit in der deutschen Bischofskonferenz verstößt in mehrfacher Hinsicht gegen diese so verstandenen Prinzipien. Sie versucht, das Ergebnis einer Entwicklung vorwegzunehmen und festzuschreiben, bevor diese Entwicklung sich quasi „auf natürlichem Wege“ umfassend durchgesetzt hat. Sie will in einer Art Verordnung nachgerade in Paragraphen fassen, was doch von selbst ganz gut und ohne Aufsehen zu verursachen funktioniert. Sie riskiert damit einen Konflikt um einen klar umrissenen Gegenstand und setzt somit den Zusammenhalt des Ganzen, das doch als Ganzes transformiert werden soll, aufs Spiel.

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