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Alarmstufe Rot

Bild: Catolicismo.comIn einer heute in deutscher und englischer Sprache veröffentlichten Erklärung wirft Walter Kardinal Brandmüller dem Instrumentum Laboris zur „Amazonas-Synode“ vor, in zentralen Fragen des katholischen Glaubens häretische Positionen zu vertreten und in anderen Apostasie, d.h. den bewußten Abfall vom Christlichen Glauben überhaupt, zu propagieren. Außerdem übt der Kardinal scharfe Kritik an dem Umstand, daß auf einer Bischofsversammlung, die der veröffentlichten Zielsetzung nach gerade einmal 4 Millionen Menschen betreffe, fast ausschließlich weltkirchliche und weltpolitische Fragen behandelt werden - und das von einem Gremium, das dazu weder nach seiner Qualifikation noch nach seiner Rechtsstellung in irgendeiner Weise befugt ist.

Den Vorwurf des Glaubensabfalls begründet der Kardinal mit dem schon mehrfach kritisierten Versuch der Verfasser des Papiers, die Lebenswelt der Amazonier zu einem locus theologicus, zu einer besonderen Quelle der göttlichen Offenbarung, hochzustilisieren. "Das Ergebnis ist Naturreligion in christlicher Maskerade".

Als häretisch betrachtet der Kardinal das Vorhaben, "neue Dienstämter für Frauen zu schaffen", die irgendwie die Unmöglichkeit der Erteilung des Weihesakramentes an Frauen umgehen, ihnen jedoch volle kirchliche Jurisdiktionsbefugnis zuweisen. Das enthülle einen rein soziologischen Begriff von „Kirche“, der den sakramental-hierarchischen Charakter der Stiftung Christi leugne.

Ebenso als häretisch betrachtet Brandmüller die im Instrumentum angedeutete Möglichkeit, aufgrund des von den Amazonasvölkern in die Kirche einzubringenden neuen Offenbarungswissens „neue Bilder, Symbole, Traditionen, Riten und andere Sakramente (!!)“ zu schaffen. Aus dieser und anderen Eststellungen zieht der Kardinal das Fazit:

Das Instrumentum laboris mutet der Bischofssynode und schließlich dem Papst einen schwerwiegenden Bruch mit dem „Depositum fidei“ zu, was in der Konsequenz Selbstzerstörung der Kirche bzw. deren Verwandlung vom „Corpus Christi mysticum“ in eine säkulare NGO mit öko-sozio-psychologischem Auftrag bedeutet.

Nach diesen Beobachtungen stellen sich natürlich Fragen: ist vor allem in Bezug auf die sakramental-hierarchische Struktur der Kirche ein entschiedener Bruch mit der für die Kirche konstitutiven Apostolischen Tradition beabsichtigt, oder gehen die Autoren eher von einem Begriff von Dogmenentwicklung aus, der die genannten Brüche theologisch rechtfertigen soll?

Dies scheint in der Tat der Fall zu sein. Wir erleben eine Neuauflage des klassischen Modernismus des beginnenden 20. Jahrhunderts. Von einem dezidiert evolutionistischen Ansatz aus vertrat man damals die Auffassung, dass im Zuge der beständigen Höherentwicklung des Menschen sich auch Schritte zu einer jeweils höheren Bewusstseins- bzw. Kulturstufe ergeben, wobei es sich herausstellen kann, dass heute wahr ist, was gestern noch falsch war. Dieser evolutiven Dynamik unterliege natürlich auch die Religion bzw. das religiöse Bewusstsein mit seinen Ausformungen in Lehre und Kult – natürlich auch der Moral.

Damit wäre allerdings ein Begriff von Dogmenentwicklung vorausgesetzt, der dem genuin katholischen Verständnis schroff entgegengesetzt ist. (...)

Es ist mit Nachdruck festzuhalten, dass das „Instrumentum laboris“ in entscheidenden Punkten der verbindlichen Lehre der Kirche widerspricht, und darum als häretisch zu qualifizieren ist. Sofern sogar die Tatsache der Göttlichen Offenbarung in Frage gestellt bzw. missverstanden wird, ist darüber hinaus von Apostasie zu sprechen.“

Es ist davon auszugehen, daß die Verfasser des Instrumentum, zumal sie nicht ohne Absprache mit dem Papst gehandelt haben dürften, nach bewährtem Muster versuchen werden, auch diese Kritik schweigend auszusitzen. Die von LifeSite aufgelegt Petitionsliste, mit der Katholiken ihre Unterstützung für den Kardinal zu Protokoll geben können, kann dem nur wenig entgegensetzen - gerade wegen des sakramental-hierarchischen Charakters der Kirche sind Mechanismen der säkularen Demokratier hier nur begrenzt einsetzbar. Worauf es nun ankommt, ist, daß Träger sakramentaler Vollmachten und Lehrgewalt, insbesondere Bischöfe, die bisherige Strategie des "Wegduckens und Überwinterns" überprüfen und zu neuen und wirkungsvollen Formen der Verteidigung des Glaubensgutes finden. 

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