Administrative Reduktion des Priestertums
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- 12. Juni 2020
Der Trierer Bischof Ackermann war in der ersten Juni-Woche in Rom, um dort mit der Kurie über seine vom Vatikan gestoppten Pläne zur Bistumsreform zu sprechen. Kernstück dieser Reform ist in der öffentlichen Berichterstattung die geplante Reduzierung der bislang 887 zum Teil sehr kleinen Pfarreien des Bistums auf 35 Großpfarren. Die ersten 15 davon hatte Ackermann bereits im vergangenen Herbst errichtet, war dann jedoch aus Rom gestoppt worden. Seitdem liegt die Reform auf Eis. Daß an die 900 Pfarreien herkömmlichen Typs bei derzeit noch 229 Diözesanpriestern(die allerdings von 95 Ordenspriestern unterstützt werden) nicht auf Dauer zu halten sind, liegt auf der Hand, zumal auch die noch Aktiven größtenteils nicht mehr weit von der Altersgrenze (für Priester 75 Jahre) entfernt sind und in den letzten 10 Jahren gerade einmal 22 oder 23 im Bistum ausgebildete und geweihte Neupriester dazu kamen.
Die zahlenmäßige Reduzierung ist die auffälligste, in ekklesiologischer Sicht jedoch nicht die tiefgreifendste Seite des geplanten Umbaus. Pfarreien sind schließlich nicht nur Verwaltungsbezirke auf einer Landkarte, in denen die „Grundversorgung“ mit Gottesdiensten und Sakramenten irgendwie organisiert werden muß. Pfarreien sind Einheiten der Seelsorge, in denen die Priester neben der „Grundversorgung“ auch eine väterliche Fürsorge für die Gläubigen übernemen, um diese als „Seelenführer“ bei dem zu unterstützen, was letztlich den Kern jeder Seelsorge ausmacht: Sie und ihre Familien auf dem Weg durch diese vorläufige Welt zu begleiten und ihnen zu helfen, die ewige Heimat zu erreichen. Schwierig war das immer, aber heute ist es besonders anspruchsvoll.
Die entsprechenden Fähigkeiten und der darauf gerichtete Wille sollten auch als Kernkompetenz im Theologiestudium vermittelt werden, in dem doch seit jahrzehnten – zumindest dem Namen nach – die „Pastoral“ eine so dominierende Rolle spielt. Umso irritierender ist es, daß nach den Trierer Planungen die meisten Priester in Zukunft auf den Status von „Hilfsgeistlichen“ reduziert werden, die nicht nur wie ehedem die Kapläne von einem Pfarrer angeleitet, sondern von einem Dreiergremium „administriert“ werden, in dem zwei Laien den nominell noch als Pfarrer bezeichneten Ratsvorsitzenden der Großpfarrei jederzeit überstimmen können – von den ganzen anderen Gremien der künftigen Großstrukturen ganz zu schweigen.
Genau gegen diese Reduzierung der Mehrzahl der Priester zu Verwaltungsangestellten, die von laiendominierten Gremien, Räten, Ausschüssen und Stuhlkreisen abhängig sind, richtet sich der Römische Widerspruch in der Hauptsache. So zeitgeistaffin und wenig glaubenstreu einige Sektionen der Kurie im gegenwärtigen Pontifikat auch agieren mögen – diese Entkernung und Aushöhlung des Prietserbildes ist dort anscheinend nicht zustimmungsfähig. Vielleicht sieht man dort auch klarer als in Trier, daß eine derartige Reduktion des Priesteramtes die Bereitschaft, einer dahin gehenden Berufung zu folgen, noch weiter verringern müßte – oder sollte genau das die Absicht hinter den Planungen der Ackermann & Co sein?
Wie auch immer – die Betreiber der nur notdürftig als „Reform“ verkleideten Zerstörung der römischen Kirche reagieren gereizt auf das vermutlich letztlich doch wie bisher noch immer überwindbare „so nicht“ aus dem Vatikan. Der Münsteraner Kirchenrechler Schüller, der dem Vernehmen nach maßgeblich an den Trierer Planungen mitgewirkt hat, will den Monita durch einige sprachliche „Präzisierungen“ hinsichtlich der Leitungsgewalt der Pfarrer in den neuen Großgemeinden entgegen kommen und erklärt im Übrigen die römischen Einwände gegen die Größe der geplanten Neo-Pfarreien für unerheblich: Die Entscheidung darüber liege nicht in Rom, sondern sei „allein Aufgabe des Ortsbischofs“. Der wirds dann schon richten - im Geist des Synodalen Weges, versteht sich.
Die Lust zur Konfrontation mit Rom ist ungebrochen. Aber was wäre auch anderes von Kirchenführern zu erwarten, die 500 Jahre nach Luther daran gehen, das von diesem begonnene Zerstörungswerk zu vollenden.