40. Todestag Kardinal Mindszenty
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- 06. Mai 2015
Heute vor 40 Jahren, am 6. Mai 1975, starb im Wiener Exil Josef Kardinal Mindszenty. Sein ganzes Leben stand im Zeichen des Widerstandes gegen Säkularisierung und Kirchenfeindlichkeit von Außen und Opportunismus und Unterwerfungsbereitschaft im Inneren. Zum ersten mal kam der damals 27-jährige Kaplan 1919 ins Gefängnis, als er sich gegen die von der soeben gegründeten Republik verfügte Übernahme der katholischen Schulen zur Wehr setzte. 1944 inhaftierten ihn die Faschisten, und 1948 die Kommunisten. Der Grund war immer der gleiche: Mindszenty war nicht bereit, die Oberhoheit einer totalitären Gesellschaft über die Kirche zu akzeptieren.
Diese Oberhoheit wird auch heute wieder von einem zunehmend totalitär auftretenden Zeitgeist und dessen Hilfstruppen in Staat, Parteien und „NGOs“ beansprucht. Der vor 14 Tagen verstorbene Kardinal Francis George von Chicago mag Männer wie Mindszenty vor Augen gehabt haben, als er 2012 bei einer öffentlichen Veranstaltung erklärte: „Ich erwarte noch, in meinen Bett zu sterben, mein Nachfolger wird im Gefängnis sterben, und dessen Nachfolger wird als Märtyrer in der Öffentlichkeit sterben.“ Mindszenty ist die beunruhigende (und bei weitem weder einzige, noch brutalste) Erinnerung daran: Derlei ist geschehen, und es kann und wird wieder geschehen.
Die gegenwärtigen Auseinandersetzungen innerhalb der Kirche sind auch Auseinandersetzungen darüber, wie sich die Kirche und ihre Hirten angesichts solcher Entwicklungen verhalten sollen. Die Versuchung, beim Ringen um die Duldung durch eine entchristlichte Gesellschaft Kompromisse einzugehen, die mehr aufgeben, als aufgegeben werden kann, ist groß. Das mußte schon Kardinal Mindszenty erfahren, als Papst Paul VI. ihn am 5. Februar 1974 „aus pastoralen Gründen“ und entgegen einem vorher gegebenen Versprechen als Primas von Ungarn absetzte, um die vatikanische „Ostpolitik“ voranzubringen. Und das erfahren wir heute auf einer ganz anderen Ebene, wenn Würdenträger der Kirche laut darüber nachdenken, die Lebenswirklichkeit des gefallenen Menschen zur Quelle der Offenbarung zu erklären.
Hansjürgen Bertram hat dem großen „weißen Märtyrer“ der Glaubens- und Kirchentreue eine seiner lateinischen Hymnen gewidmet, die das Hymnarium heute veröffentlicht. Eine ausführliche Scholie von René Strasser bietet weitere Informationen.