„So viel Unglück, so viel Leid“
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- 13. Juli 2015
Vom 29. Juni – 10. Juli fand am Garda-See das Sommer-Symposium des „Römischen Forums“ statt. Das „Römische Forum“ wurde 1968 von Dietrich v. Hildebrandt gegründet, um den damals nach der Enzyklika Humanæ Vitæ in der Kirche ausbrechenden tumultarischen Zuständen wissenschaftliche Stimmen im Sinne der der katholischen Lehrte und Kultur entgegen zu setzen. Diesjähriges Thema war: Forbidden Topics: A Free and Rational Catholic Challenge to the Frightened Modern Mind. Die Veranstalter verstehen unter den „verbotenen Themen“ die immer größere Zahl von Gegenständen, die mit starken Tabus bewehrt jeder rationalen Diskussion entzogen werden, um die Herrschaft der progressistischen Meinungsführer in Gesellschaft und Wissenschaft zu befestigen.
Das Symposium hat in diesem Jahr ein „Lake Garda Statement On the Ecclesial and Civilizational Crisis“ verabschiedet, das sich darum bemüht, die gemeindsamen Grundlagen dieser Umfassenden Krise zu benennen.
Ausgangspunkt der Erklärung ist die Feststellung einer Konvergenz krisenhafter Zuspitzungen in Kirche und Gesellschaft – die Autoren verweisen dazu auf die Gleichzeitigkeit von Erscheinungen wie dem irischen Referendum zur Homo-Ehe, einer Vorbereitung zur Bischofssynode, in der die überlieferte Lehre der Kirche zur Ehe freihändig zur Disposition gestellt wird und einer päpstlichen Enzyklika, die den „Umweltschutz“ in einer Weise verabsolutiere, daß selbst der Schutz des ungeborenen Lebens darunter vor allem unter dem Aspekt des „Schutzes der Natur“ abgehandelt werde.
Als Kern und Ausgangspunkt der Krise, soweit sie das Leben der Kirche selbst betrifft, sehen die Autoren den „konziliaren Optimismus“ der 60er Jahre und einen missgeleiteten Ökumenismus, die in ihrem Zusammenspiel die Kirche unfähig gemacht hätten, ihre überlieferte Lehre gegenüber einer immer offen antichristlich agierenden Welt zu verteidigen.
In einem weiteren Abschnitt befasst sich die Erklärung mit der Soziallehre der Kirche. Die Autoren beharren in Anlehnung an Leos XIII. Rerum Novarum darauf, den „sozialistischen kollektivistischen Materialismus“ ebenso zurückzuweisen wie sein „kapitalistisch individualistisches“ Gegenstück. Gleichzeitig erinnern sie an die überlieferte Lehre der Kirche, daß das eigentliche Ziel der menschlichen Existenz nicht darin liegt, das irdische Leben und den Wohlstand der Gesellschaft zu optimieren, sondern darin, den Menschen zu befähigen, sich der Gnade Gottes zu öffnen und das ewige Leben zu erlangen. Sie warnen nachdrücklich vor der Illusion, die Kirche könne als einer von vielen „auf Augenhöhe“ agierenden Partnern an der Errichtung einer angeblich gerechteren und menschlicheren „neuen Weltordnung“ mitwirken. Das Heil liege eben nicht in dieser Welt, sondern in deren Überwindung, und die Kirche sei die einzige Kraft, der der dafür erforderliche göttliche Beistand zugesagt worden sei.
Abschließend stellen die Verfasser fest:
Die Bekehrung der Nationen zu Christus und das Vertrauen in die göttliche Vorsehung sind die beiden Grundpfeiler jeder wirklich gerechten Gesellschaft. Nach 50 Jahren vermeintlicher „kirchlicher Erneuerung" sieht es so aus, als ob die große Mehrheit der Kirchenführer in ihrer Praxis das Streben nach einer Bekehrung der Völker restlos aufgegeben habe, als ob sie glaubten, daß selbst Gott keine gesellschaftliche Umkehr mehr bewirken könne. (...) Die Kirchenkrise und die damit eng zusammenhängende Zivilisationskrise werden erst dann ein Ende finden, wenn die Kirche ihren Aufruf zu gesamtgesellschaftlicher Umkehr erneuert. Aber nur der Stellvertreter Christi kann diesen Aufruf erneut wirkungsvoll an die ganze Welt richten. Nur er kann damit Schluß machen, daß die Kirche faktisch ihren wahren Auftrag im Name eines Konzils aufgibt, dessen rastloser „Geist" – noch mehr als die für sich schon problematischen Konzilstexte – eine Situation herbeigeführt hat, die Papst Benedikt XVI. wenige Tage vor seinem mysteriösen Rücktritt so charakterisierte: „So viel Unglück, so viele Probleme, so viel Leid“.
Den vollständigen Text finden sie in englischer Sprache bei Rorate Cæli.