Die Albe des hl. Franziskus
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- 14. Juni 2022
„Vorkonziliare Priesterkleidung“, wie es die Apostaten-Postille mit bewundernswerter liturgischer Kompetenz ausdrückt, namentlich deren Spitzenbesatz, hat allerhöchsten Unwillen auf sich gezogen. Aber gewiss doch. Dumm nur, daß in der Basilika von Assisi unter vielen anderen Reliquien des echten Franziskus auch eine Albe aufbewahrt wird, die reich mit Spitzen besetzt ist. Wirklich noch „besetzt“ – wir reden vom 13. Jh. Also nicht als angesetzte Bordüre oder überbreiter Saum, sondern als aufgenähte Applikation aus mehreren kleinen Spitzentüchern.
Ein solches Tüchlein mag zur damaligen Zeit einen Wert von mehreren Silber- oder sogar Goldstücken gehabt haben. Gestiftet waren sie von noblen Herrschaften, meist wohl deren Damen, aus der Gemeinde, die sich um das Kloster der Minderbrüder gebildet hatte. Und natürlich nicht, damit diese mit deren Verwendung ihre verborgene Prunksucht befriedigen oder gar die alte Oma nachäffen könnten, auch nicht, um zum nächsten Markt getragen und in Essbares umgetauscht zu werden, sondern allein zur Ehre Gottes.
Wenn dann die Träger einer so geschmückten Albe zum Altar schritten – Franziskus war Diakon und konnte sehr wohl im Levitenamt mit dabei sein – dann sahen die Spender dieser Kostbarkeiten und auch die Bauern, auf deren Rücken sie erwirtschaftet worden waren, wie das alles „in dieses Opfer, das Deinem heiligen Namen bereitet ist“ (Veni Sanctificator der Opferungsgebete) einging. Ein Gedanke, der nicht nur liturgischen Modernisten, sondern auch klassenkampfbornierten Altlinken mehr als unsympathisch ist. Aber auch ein Gedanke, auf den keine Religion, die Religion sein will, verzichten kann.
Was uns sonst noch zum Thema Spitzenbesatz an gottesdienstlichen Gewändern eingefallen ist, haben wir bereits vor Jahren hier einmal abgehandelt. Wenn Männer spitzenbesetzte Gewänder tragen.
Geschichten aus dem alten Europa
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- 13. Juni 2022
Fr. Hunwicke erinnert heute an einen Jahrestag, an den zu denken wohl nur einem Engländer in den Sinn kommen konnte. Und er erinnert damit an eine Zeit, als Europa noch - wenn nicht katholisch, so doch - christlich geprägt war, und an eine Welt, die sich heute kaum noch jemand vorstellen kann. Wir haben in eckigen Klammern einige Lesehilfen beigefügt.
Der 13. Juni 1799 gilt gemeinhin als der Tag des Untergangs der Parthenopaenischen Republik [von Neapel]. Lord Nelsons Ankunft war ein wenig verspätet, aber für die entschiedene Weise, in der er mit den überlebenden Aufständischen der „Republik“ verfuhr, wurde er dann mit einem Lächeln von Königin Maria Carolina [von Neapel] belohnt. Seine Strenge brachte ihm nicht nur Angriffe der Liberalen im Unterhaus ein, sondern auch die Misbilligumg durch Cardinal Ruffo, den Oberkommandierenden der königstreuen Napolitanischen Streitkräfte.
Schon zuvor hatte Nelson, dem Vernehmen nach dem verstorbenen rechtmäßigen Herrscher König Heinrich IX. [aus dem entthronten Hause Stuart], der als „Cardinal York“ in die Geschichte eingegangen ist, auf seinem Schiff Gastfreundschaft gewährt, da dieser aufgrund der napoleonischen Aufklärung über keinerlei Mittel verfügte. „Der alte Man vergoss Tränen, als er sich von seinm Wohltäter verabschiedete, und wurde von allen an Bord bedauert, denen er durch sein gütiges und bescheidenes Wesen ans Herz gewachsen war. Nelson sprach oft in bewunderndem Ton von ihm und sagte: ‚Das Vorbild dieses Mannes hätte mich fast zum Katholischen Glauben übertreten lassen.‘“
Zum Fest der Dreifaltigkeit
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- 11. Juni 2022
Schon wieder ein Hochfest, schon wieder ein Schmalzl. Das läßt sich in diesem Jahr nicht vermeiden. Die stets problematische bildliche Darstellung der Trinität im Zentralbild erscheint auf den ersten Blick sehr konventionell, auf den zweiten Blick wird sichtbar, daß Schmalzl sich der Probleme sehr wohl bewußt ist und sie im Rahmen des mit den Mitteln des Holzschnitts Möglichen auch berücksichtigt.
Der Vater und der Sohn gleichen einander buchstäblich von Kopf bis Fuß als Spiegelbilder: "consubstantialem Patri". Nur die Merkmale des Alters sind verschiedenie, Falten und Bart; Die Wundmale des Auferstandenen. Minimale Abweichungen in Gewand und Gürtel der Personen nutzen den engen Spielraum, den die Präfationen zur Allerheiligsten Dreifaltigkeit bietet, voll aus: „In personis proprieatas, et in essentia unitas, et in majestate adoretur aequalitas“.
Dementsprechend sind die Nimben und die Kronen exakt die Gleichen - auch für den im Bild der Taube dargestellten Geist, dessen in der Kunst soweit wir sehen nur sehr selten dargestellte Krone aus leicht nachvollziehbaren Gründen über der ihn ganz umgebenden Mandorla platziert ist. Die Nimben aller drei Personen sind mit dem Zeichen des Erlöserkreuzes markiert - nicht völlig exzeptionell, aber doch zumindest für die Kunst des Westens eher ungewöhnlich. Jedoch in voller Übereinstimmung mit dem Kommuniongebet des Priesters: Domine Jesu Christe, Filii Dei vivi, que ex voluntate Patris, cooperante Spirito Sancto, per mortem tuam mundum vivificasti. (Herr Jesus Christus, Sohn des lebendigen Gottes; dem Willen des Vaters gehorsam hast Du unter Mitwirkung des Heiligen Geistes durch Deinen Tod der Welt das Leben geschenkt.)
Die Welt selbst, die in einer durchaus geozentrischen Weise die Mitte der Darstellung bildet, steht ganz in der Hand und der Herrschaft des Vaters und des Sohnes und wird erfüllt und erhalten von der Macht des Heiligen Geistes.
Quasi als Ausgleich für die taubengemäß geringere Größe der Darstellung hat die Geisttaube ihre eigene Mandorla, die sie in der Wahrnehmung „auf Augenhöhe“ mit den Gestalten der beiden anderen Personen bringt. Die sieben Geistesflammen der Mandorla des Geistes wiederholen sich auf der großen Mandorla, die die ganze Szene umgibt. Ob sie für die sieben Gaben des Geistes oder die 7 Sakramente der Kirche stehen, kann hier unentschieden bleiben.
Nachgeholt zu Mariä Himmelfahrt
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- 08. September 2022
Heute beginnt in Frankfurt die von vielen Beobachtern als „entscheidend“ deklarierte vierte Vollversammlung des Synodalen Wandervereins – als ob nicht alle Kompromissformeln längst ausgehandelt und alle Entscheidungen längst getroffen wären. Das Nicht-Ereignis bietet uns willkommene Gelegenheit, am heutigen Fest der Geburt Marias zunächst die Illustration Max Schmalzls zum Fest Marä Himmelfahrt „nachzuholen“, deren Vorstellung am Festtag selbst, dem 15. August, wegen unserer Sommerpause entfallen war. Die Illustration zu Mariä Geburt, kammt dann morgen dran, da das Frankfurter Nicht-Ereignis dann immer noch andauert.
Natürlich gibt es, auch wenn der fromme Sprachgebrauch es anders hält, nicht wirklich ein Fest Mariä Himmelfahrt. „Assumptionis“ heißt es im Missale, Aufnahme Mariens, denn nicht aus eigener Kraft ist die Gottesmutter in die Gegenwart ihres Sohnes aufgestiegen, sondern sie wurde von ihm aufgenommen, noch bevor das Gesetz des Zerfalls alles Irdischen den Körper der Gottesgebärerin zum Staub zurückholte.
In der Kunst wird der Unterschied zwischen der Himmelfahrt des Gottmenschen und der Aufnahme seiner menschlichen Mutter in die göttliche Gegenwart oft verwischt. Dann gleicht sich die Szenerie bis in die Einzelheiten, wenn das Bild des Sohnes oder die seiner Mutter von Wolken getragen und von Engeln begleitet im ewig blauen Sommerhimmel emporsteigen. Auch in manchen Missale-Illustrationen zum Fest wird diese Bildidee aufgegriffen, vorzugsweise im Barock, aber wir sahen es auch noch in einem Missale von Desclée aus dem späten 19. Jahrhundert.
Von dieser Bildvorstellung setzt sich Max Schmalzl in seiner 1885 datierten und dem Pustet-Missale von 1900 entnommenen Grafik geradezu demonstrativ ab. Er zeigt nicht die „Himmelfahrt“, sondern in einer durchaus statisch wirkenden Szene die Aufnahme, die Begrüßung Mariens durch ihren als Priesterkönig gewandeten Sohn in der Glorie des Himmels. Zwei Engel tragen die Gewänder der schwebenden Gestalten, zwei weitere eilen mit Kronen herbei, die wohl beide für Maria bestimmt sind: Die eine Krone mit Lilien, die andere mit Rosen.
Die betexteten Felder mit der Typologie zeigen links König David, der Harfe spielend die Übertragung der Bundeslade nach Jerusalem anführt, und rechts eine Szene aus dem Buch Judith 15,9 , wo die Priester des Tempels das Lob der Frau singen, die gerade dem assyrischen Feldherrn Holofernes des Kopf abgeschlagen hat: „Du bist der Ruhm Jerusalems, du bist die große Freude Israels und der Stolz unseres Volkes.“ Der Vers passt sofort, bei der Szene darf man freilich nicht nur an den Typus Judith denken, sondern muß den Blick weiten auf „die Frau, die der Schlange den Kopf zertreten wird“.
Die Quellenangabe zum Text „2. Buch der Könige“ bezieht sich auf die Einteilung und Benennung der Bücher nach Septuaginta und Vulgata - also nach traditionellem katholischem Gebrauch. In der Lutherbibel und modernen protestantisierenden Übersetzungen, darunter auch der sog. Einheitsübersetzung, findet man die Stelle im 6. Kapitel des zweiten Buches Samuel, Vers 12, wo es heißt: „Und er ließ die Lade aus dem Haus des Obed-Edom herbeiholen“. Die marianische Konnotation stammt aus der lauretanischen Litanei, die Maria als die „Arche/Lade des (neuen) Bundes“ besingt. Darauf, wie hier der Edomiter Obed ins Bild kommt, wird gelegentlich gesondert einzugehen sein.
Aus der lauretanischen Litanei stammen auch die Bilder zu den Eckvignetten, von rechts oben im Uhrzeigersinn: Vas spirituale – Gefäß des Heiligen Geistes; Vas insigne devotionis – Gefäß der vollendeten Hingabe; Vas honorabile – verehrungswürdiges Gefäß und schließlich Sedes Sapientiae – Thron der Weisheit. Dabei ist auch hier dieser Thron oder Sitz der Weisheit durch das Bild der Flamme als „Besitz“ des Heiligen Geistes gekennzeichnet.
Da die Verse der Litanei eine feststehende Ordnung haben, können wir dem entnehmen, daß Schmalzl nicht wie wir nach dem Uhrzeigersinn geordnet hat, sondern Oberzeile links - Oberzeile rechts - Unterzeile links - Unterzeile rechts. Wir werden das künftig berücksichtigen.
Christi Himmelfahrt im Missale
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- 27. Mai 2022
Zum Fest Christi Himmelfahrt zeigt das Pustet-Missale von 1900 im Zentralbild der Illustration Max Schmalzls eine zunächst durchaus konventionell anmutende Darstellung, die dennoch einige Besonderheiten aufweist. Am auffälligsten vielleicht ist die starke Konzentration auf die irdische Perspektive: Der Himmel ist nur durch die in der mittelalterlichen Kunst gebräuchlichen Sphären-Bänder einer unvollständigen Mandorla angedeutet, die sonst so beliebten Engel und Wolken fehlen ganz. Von der Jüngerschar sind elf Personen vertreten – offenbar nur die Apostel, ein Nachfolger für Judas war noch nicht gewählt. Ganz selbstverständlich ist die Anwesenheit Mariens, die ihrem entschwindenden Sohn in anbetender Haltung mit den Blicken folgt.
Nicht exzeptionell, aber in der westlichen Kunst eher ungewöhnlich ist die Darstellung des Steins mit den Fußabdrücken des Auffahrenden. Über den Stein tief gebeugt eine Frauengestalt mit unter dem Schleier hervorwallenden langem Haar: Sie soll sicher an Maria Magdalena erinnern, die einst die Füße des Herrn mit den Tränen über ihre Sünden wusch und mit ihren Langen Haaren trocknete. An der Vorderseite trägt der Stein die Künstlersignatur FMS. Diese Gestalt der Maria Magdalena und das Monogramm waren in einer früheren wohl ebenfalls von Schmalz gezeichneten Version des Auferstehungs-Bildes (Pustet 1884) noch nicht enthalten
Die Gegenstände der typologischen Vignetten ergeben sich bei diesem Thema von selbst: Links der gottesfürchtige Henoch, der von einem Engel in den hier als vollständige Mandorla symbolisierten Himmel begleitet wird: „Er ward nicht mehr gesehen, denn Gott nahm ihn weg“ (Gen 5, 24). Rechts die Wegführung des Elias von seinem Schüler und Nachfolger Elisäus: Da kam ein feuriger Wagen mit feurigen Pferden und trennte sie voneinander „(und Elias fuhr im Sturmwind auf zum Himmel)“ (4. Könige 2, 11). In den Eckvignetten kommen dann noch die im Mittelteil fehlenden Engel ins Bild; drei davon machen Musik, und der vierte hält ein Spruchband mit der Erläuterung: „Gott stieg empor unter Jubel, der Herr beim Schall der Hörner“. Das ist wörtlich zitiert aus Psalm 46 (Vulgata, Vers 6) und gibt dem ganzen seienen typologischen Rahmen.
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Stationskirchen
Die römischen Stationskirchen
In der Fastenzeit 2013 haben wir zu jedem Tag die entsprechende Stationskirche kurz vorgestellt. Damit sind zwar alle gegenwärtigen Stationskirchen erfasst, aber nicht alle Tage mit einer Statio, von denen es auch etliche außerhalb der Fastenzeit gibt.
Bei der Vorstellung der Stationskirchen orientierten wir uns im wesentlichen an „Die Stationskirchen des Missale Romanum“ von Johann Peter Kirch, Freiburg 1926. Zu Ergänzungen haben wir Hartmann Grisar „Das Missale im Licht römischer Stadtgeschichte“, Freiburg 1925, und Anton de Waals „Roma Sacra - Die ewige Stadt“ von 1905 in der Überarbeitung Johann Peter Kirchs von 1925 (Regensburg 1933) herangezogen. Daneben haben wir auch auf Informationen aus Internetquellen zurückgegriffen. Die Illustrationen stammen, soweit nicht anders angegeben, von eigenen Aufnahmen.
Wie der gegenwertige Nachfolger de Waals und Kirchs als Direktor des römischen Instituts der Görres-Gesellschaft, Prof. Msgr. Stefan Heid, uns mitteilte ist diese älter Literatur insbesondere in Sachen der Datierungen vielfach überholt. Nach seinen Untersuchungen geht die Institution der Stationes nicht wesentlich vor die Zeit Gregors d. Großen zurück. Was natürlich nicht bedeutet, daß die Stationskirchen bzw. deren Vorgängerbauten nicht wesentlich älter sein können.