Die Heilung des Aussätzigen
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- 13. März 2023
Die dritte Fastenwoche bietet ein bemerkenswertes Programm von Lesungen aus dem Alten Testament, die – mit einer Ausnahme vielleicht am Mittwoch – alle um das Thema kreisen: Wem gewährt Gott seine Gnade und Rettung – und wer hat sie verwirkt, so daß er vergebens darauf hoffen muß. An den meisten Tagen stützt auch das Evangelium den Gedanken der Lesung – oder eher ist umgekehrt: Erst im Wort und Geist des Evangeliums wird das, was die Propheten gesagt haben, in seinem ganzen Umfang verständlich. Wir wollen versuchen, dem hier an jedem Tag der Woche etwas näher zu kommen.
Der Montag bringt die Perikope aus dem 4. Buch der Könige (5, 1-15) von der Heilung des Naaman, General des Königs von Syrien. Dieser Naaman war vom Aussatz befallen – was ihn anders als bei den Israeliten nicht daran hinderte, ein hohes Amt zu bekleiden, aber doch empfindlich beeinträchtigte. Im Haushalt des Naaman gab es eine jüdische Sklavin, die von den Wundertaten der Propheten Israels berichtete, so daß Naaman beschloss, schwer beladen mit Silber und Gold nach Israel zu reisen. Das war der erste Irrtum des Naaman – als ob man Gottes Gnade mit Geld kaufen könnte. In Israel angekommen wandte er sich an den König – offenbar in der Meinung, der König, den er wohl nach syrisch/heidnischer Vorstellung als Gottkönig ansah, sei für solche Heilungen zuständig. Das war der zweite Irrtum des Naaman. König Joram fasst das Ansinnen Naamans nachgerade als Beleidigung auf, denn sein Amtsverständnis ist ein ganz anderes: „Bin ich denn Gott? Kann ich töten und wieder lebendig machen?“
Letztlich gelangt Naaman zum Propheten Elisäus, und der läßt ihm ausrichten: „Bade dich siebenmal im Jordan, dann wird Dein Leib wieder gesund.“
Kirchenmusik ist mehr als Musik
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- 11. März 2023
Erzbischof Salvatore Cordileone von San Francisco hat im Gespräch mit der katholischen Journalistin Charlotte Allen über sein (und der Kirche) Verhältnis zur Kunst, insbesondere zur Kirchenmusik, gesprochen - nicht ohne einen gelegentlichen Seitenblick auf andere Problemstellen. Das Interview wurde am 8. März in Vorbereitung eines kirchenmusikalischen Gebetsgottesdienstes auf New Liturguical Movement veröfentlicht. Hier unsere Übersetzung:
Charlotte Allen: Sie und Papst Benedikt haben beide eine große Liebe zur Musik, und sie beide haben auch als Amateure ein Instrument gespielt: Benedikt Klavier, und sie Yazz mit dem Alt-Saxophon. Aber nach ihrer Biographie ist ihr akademischer Hintergrund das kanonische Recht, und sie haben in den späten 80ern und dann bis in die 90er Jahre in einem Kirchengericht amtiert. Wie kamen sie vom Kirchenrecht zur Musik und der Kunst?
Erzbischof Cordileone: Tatsächlich war es eher andersherum. Als Kind und als Teenager hatte ich zwei miteinander konkurrierende Wunschvorstellungen: Die Offizierslaufbahn in der Marine oder professioneller Jazz-Musiker. Das sind nun zwei sehr verschiedene Berufswege! Das verrät, daß ich auch immer eine Vorliebe dafür hatte, unterschiedliche und sogar widersprüchliche Interessen, Ziele und Mentalitäten miteinander zu vereinbaren. Ich bin in San Diego aufgewachsen, eine ziemliche Marinestadt, und ich habe viel Zeit mit meinem Vater am Hafen verbracht, der beruflich in der Fischerei tätig war – und so hat sich bei mir die Vorstellung von einem Leben im Dienst meines Landes und dem Abenteuer, die Welt zu sehen, entwickelt.
Aber sie haben auch völlig zu recht meine Liebe zum Jazz angesprochen – ich fühlte mich schon in sehr jungem Alter instinktiv von dieser Musik angezogen. Die High School, auf der ich war, hatte ein umfangreiches Musik-Programm, und einige unserer Absolventen haben sehr erfolgreiche Karrieren als Berufsmusiker gemacht. Ich wußte aber, daß das meine Fähigkeiten überstieg, und deshalb orientierte ich mich mehr auf die Laufbahn beim Militär. Ich war gut in Mathematik und hatte auch Spaß daran, und deshalb wollte ich in dieser Richtung einen Abschluß machen. Musik und Mathematik hängen bekanntlich von den Gehirnfunktionen her recht eng miteinander zusammen.
Doch letzten Endes hatte unser Herr andere Pläne – und so ging ich ins Priesterseminar und wurde dann auch geweiht.
Sakrale Musik - klassisch und modern
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- 10. März 2023
Zu diesem Thema hat Erzbischof Cordileone von San Franzisko, der in seiner Diözese die Kirchenmusik sehr fördert, gestern auf New Liturgical Movement ein langes und sehr inhaltsreiches Interview gegeben. Dessen Text werden wir erst morgen (Samstag) fertig übersetzt haben und hier veröffentlichen können. Anlaß des Interviews ist eine von der Diözese veranstaltete Fastenandacht mit klassischer und moderner Kirchenmusik, die bereits morgen in San Franzisko stattfinden wird. Für einen Flug reicht die Zeit nicht mehr - aber man kann (nach Anmeldung) auch per Internet mit dabei sein. Hier der entsprechende Hinweis aus dem Artikel auf NLM:
Am 11. März werde ich um 11. Uhr Pazifische Zeit (das wäre in Deutschland 20 Uhr) in der Basilika der Mission Dolores in San Franzisko einen Andachtsgottesdienst zur Fastenzeit leiten, bei dem Werke der Klassiker (Palestrina, Victoria, di Lasso) mit neuen Werken zu den gleichen Texten von 4 lebenden Komponisten (Frank LaRocca, Daniel Knaggs, Mark Nowakowski und Jeffreiy Quick) aufgeführt werden.. Der Gottesdienst bringt drei Weltpremieren von Stücken, die vom Benedikt XVI. - Institut für Sakralmusik und Liturgie in Auftrag gegeben worden sind. Dr. Alfred Calabres kommt erstmals mit seiner 20-stimmigen „Band of Voices“ an die Westküste. Wir mußten diese Feier wegen Covid drei Jahre lang vor uns herschieben, und ich freue mich sehr darauf, diese Sakrale Musik als einen gemeinsamen Gottessdienst mitfeiern zu können.
Zur persönlichen Teilnahme oder zum Erhalt des Links für die Internetübertrageung kann man sich hier anmelden: https://www.eventbrite.com/e/miserere-a-lenten-service-with-abp-cordileone-new-works-of-sacred-music-tickets-491821690917
Quatember und Priestertum
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- 03. März 2023
Auch Fr. Hunwicke hat sich in dieser Woche mit einer Reihe Beiträge dem Thema der Quatembertage gewidmet. Wir haben den letzten davon abgewartet und bringen nun eine Übersetzung des Ganzen – wobei wir dankbar in Teilen auf eine quasi „realtime“ erschienene Folge von Übersetzungen beim Beiboot Petri zurückgreifen.
Diese erste volle Fastenwoche ist also eine Quatember-Woche! Aber was bedeutet das?
Ursprünglich gab es nur drei Bußfasten-Zeiten: um Pfingsten, im September , im Dezember. Sie sind (vermute ich immer noch) aus den alten heidnischen Römischen Erntefesten entstanden. bzw. der Ernte von Korn, von Wein und von Öl. Es gab innerhalb dieser drei Wochen spezielle Messen an den Mittwochen, Freitagen und Samstagen Aber anders als bei zu neueren Erntefesten waren das höchst ernste Angelegenheiten. Die Gemeinde fastete!
Das Fasten scheint der Grund dafür gewesen zu sein, daß man die Weihen mit den Quatember-Wochen verbunden hat, denn es ist angemessen, sich dem Weihesakrament mit Gebet und Selbstverleugnung und sogar Exorzismen zu nähern. Die eigentlichen Weihen erfolgten dabei während der ganznächtlichen Vigil zwischen Samstag und Sonntag. Erst die niederen, und dann die höheren Weihen wurden nacheinander in den Pausen zwischen den Lesungen gespendet.
Wie kommt es also, daß wir jetzt in dieser Zeit des Jahres eine Quatember-Woche haben? Wie sind aus den Tria Tempora die Quattuor Tempera geworden? Immerhin sind der Februar und der März in unserer nördlichen Hemisphäre keine Monate, in denen man unwillkürlich an die Ernte denkt.
Mittwoch der Fastenquatember
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- 01. März 2023
Heute beginnen die Quatembertage der Fastenzeit. Das kann sogleich die Frage aufwerfen: Wozu braucht man noch besondere Buß- und Fasttage, wenn wir uns ohnehin schon in der Buß- und Fastenzeit befinden? Der Versuch, die Frage zu beantworten, gibt zunächst Aufschluß darüber, daß „organische Entwicklung der Liturgie“ nicht von vornherein gleichzusetzen ist mit „logisch“ oder „linear“. Durchaus nicht. „Organische Entwicklung heißt, daß eines „irgendwie“ aus dem anderen hervorgeht oder sich dazu in Bezug setzt – das muß aber nicht quasi mathematisch folgerichtig sein (wie z.B. bei der Termin des 25. März für das Fest der Verkündigung Mariens) – das kann auch auf einer Analogiebildung beruhen, auf einer frommen Gewohnheit – und manchmal vielleicht sogar auf einem Irrtum. Nur: Ohne Zusammenhang geht es nicht.
Die ältesten römischen Hinweise zu den „jahreszeitgebundenen Fasttagen“ im Liber Pontificalis kennen jedenfalls nur drei solcher Fastenzyklen, die – wohl in ungefährer Entsprechung zu den jüdischen Hochfesten – im 4., 7. und 10. Monat stattfanden. Das wären dann wohl „Tritember“ gewesen. Diese Fasttage wurden dann später ziemlich willkürlich mit den jahreszeitlichen Bitt- und Dankfesten nach vorchristlicher Gewohnheit „synchronisiert“ – und dann wares plötzlich vier. Erste Belege dafür gibt es aus dem späten 5. Jahrhundert. Die neuen Fastentage des Frühlingsanfangs mußten notgedrungen in vielen Jahren mit dem Beginn der Quadragesima zusamenfallen und so zu einem zweifachen Fasten-Motriv führen. Woran niemand Anstoß nahm – im Gegenteil. Durch Dekret Gregors VII. wurde die bis dahin meist unabhängig vom Beginn der Fastenzeit in der ersten Märzwoche begangene Frühjahrsquatember ausdrücjklich in die erste Fastenwoche verlegt und damit erst zur eigentlichen Fastenquatember. Das Messformalar gerade des heutigen Mittwoch ist mit seinen beiden Lesungen aus dem alten Testament geradezu als eine Bekräftigung des Beginns der 40-tägigen Fastenzeit zu verstehen. Die eine Lesung behandelt die 40-tägige Vorbereitungszeit des Mose auf den Empfang der Gesetze am Sinai, die zweite den ebenfalls fastend zurückgelegten 40-tägigen Weg des Propheten Elias zum Berg Horeb.
Das hört sich an wie ein dritter Auftakt zur Quadragesima nach deren „klassischem“ Anfang mit dem 1. Fastensonntag und dem „vorgezogenen“ Anfang am Aschermittwoch. Das ist, als ob die Kirche ihren Gläubigen einschärfen wollte, für wie wichtig sie diese Zeit der Buße und der Reinigung hält. Dom Gueranger unterstreicht das mit seinem heute vielleicht etwas merkwürdig anmutenden Appell „Haben wir also besondere Ehrfurcht vor diesen drei Tagen und bedenken wir, daß wir uns einer doppelten Sünde schuldig machen, wenn wir an denselben das Fasten- oder Abstinenzgebot brechen“. (Bd 5, S. 171) Guéranger begründet diese Strenge in einer Klage über die Zeitläufte, die heute überaus aktuell erscheint:
Warum haben denn (die Klugen dieser Welt) immer noch so sehr viel Mühe, irgendwo ein katholisches Element zu entdecken (und in ihrer Politik zu berücksichtigen)? Die Katholiken haben eben vonihrer Kirche und deren heiligen Uebungen Abstand genommen, von Jahr zu Jahr wird der Gottesdienst weniger besucht, man empfängt immer seltener die heiligen Sakramente und Fasten steht nur noch im Kalender. (…) Wo ist die Glaubensinnigkeit unserer Vorfahren? Wo können unsere frommen Uebungen einen Vergleich mit der ihrigen aushalten? Erst wenn wir darauf zurückkommen, erst dann wird sich der Herr des ungläubigen Volkes erbarmen wegen der Gerechten, die in seiner Mitte wandeln. Das Apostolat des Beispiels wird seine Früchte tragen und wenn ein schwaches Häuflein Gläubiger für das ungeheure römische Reicht der Sauerteig war, von dem der Heiland sagt, daß er Ales in Gährung bringe, dann wird mitten in einer Gesellschaft, welche noch viel mehr katholische elemente in sich birgt, als sie selbst glaubt, unser Eifer in Bekenntniß und Uebung der Pflichteneiner christlichen Heerschaar wahrlich nicht ohne Folgen bleiben.“ (Bd 5, S. 176, 7)
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Stationskirchen
Die römischen Stationskirchen
In der Fastenzeit 2013 haben wir zu jedem Tag die entsprechende Stationskirche kurz vorgestellt. Damit sind zwar alle gegenwärtigen Stationskirchen erfasst, aber nicht alle Tage mit einer Statio, von denen es auch etliche außerhalb der Fastenzeit gibt.
Bei der Vorstellung der Stationskirchen orientierten wir uns im wesentlichen an „Die Stationskirchen des Missale Romanum“ von Johann Peter Kirch, Freiburg 1926. Zu Ergänzungen haben wir Hartmann Grisar „Das Missale im Licht römischer Stadtgeschichte“, Freiburg 1925, und Anton de Waals „Roma Sacra - Die ewige Stadt“ von 1905 in der Überarbeitung Johann Peter Kirchs von 1925 (Regensburg 1933) herangezogen. Daneben haben wir auch auf Informationen aus Internetquellen zurückgegriffen. Die Illustrationen stammen, soweit nicht anders angegeben, von eigenen Aufnahmen.
Wie der gegenwertige Nachfolger de Waals und Kirchs als Direktor des römischen Instituts der Görres-Gesellschaft, Prof. Msgr. Stefan Heid, uns mitteilte ist diese älter Literatur insbesondere in Sachen der Datierungen vielfach überholt. Nach seinen Untersuchungen geht die Institution der Stationes nicht wesentlich vor die Zeit Gregors d. Großen zurück. Was natürlich nicht bedeutet, daß die Stationskirchen bzw. deren Vorgängerbauten nicht wesentlich älter sein können.