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Ein kommunistisches Missverständnis

Anläßlich der Konferenz "Sacra Liturgia", die Anfang dieses Monats in Rom stattfand, hat der katholische Nachrichtendienst Zenit mit S. E. Kardinal Burke ein Interview über den aktuellen Stand der liturgischen Entwicklung geführt. Wir präsentieren einige Kernpunkte:

Frage: Manche sagen, bei der Liturgie gehe es hauptsächlich um ästhetische Fragen, und das sei nicht so wichtig gegenüber guten Werken um des Glaubens willen. Was sagen Sie zu diese oft zu hörenden Behauptung?

Kardinal Burke: Das ist ein kommunistisches*) Missverständnis. Bei der Liturgie geht es in erster Linie um Christus. Es ist Christus, der in seiner Kirche lebt, der siegreiche Christus, der in unsere Mitte tritt und uns durch sein Handeln in den sakramentalen Zeichen das Geschenk des ewigen zu unserer Erlösung Lebens bringt. Das ist die Quelle für alle unsere Werke der Liebe, überhaupt für alle guten Werke. Jemand, dessen Herz mit der rechten Liebe erfüllt ist und der deshalb Gutes tun will, wird daher wie Mutter Teresa sein Augenmerk zunächst auf den Gottesdienst richten. Und wenn er dann einem Armen oder sonstwie Bedürftigen etwas Gutes tut, wird er das auf der göttlichen Ebene selbst tun und nicht nur auf einer menschlichen Ebene.

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Frage: Sie sind dafür bekannt, die außerordentliche Form des römischen Ritus zu zelebrieren. Warum hat Papst Benedikt diese Form allgemein zugänglich gemacht und welche Rolle sollte sie in der Kirche des 21. Jahrhunderts spielen?

Kardinal Burke: Papst Benedikt XVI hat selbst gesehen und erfahren – teils wurde es ihm auch von denen, die der alten Liturgie sehr verbunden waren, mitgeteilt – daß bei den Reformen, die nach dem Konzil eingeführt wurden, ein fundamentales Mißverständnis waltete. Nämlich daß diesen Reformen die Vorstellung eines Bruches zugrunde lag, daß es in der Art, wie die Messe bis zur Zeit des Konzils gefeíert wurde, schwerwiegendste Mängel gegeben hätte und daß deshalb tatsächlich in jeder Hinsicht eine gewaltsamen Änderung, eine tiefgehende Vereinfachung der Zeremonien und selbst der Sprache erforderlich gewesen wäre. Um hier die Kontinuität wieder herzustellen hat der Heilige Vater weitreichende Möglichkeiten zur Feier der heiligen Liturgie wie in den Jahren vor 1962 eröffnet und gleichzeitig die Hoffnung ausgedrückt, daß diese beiden Formen des einen Ritus – es ist alles der eine römische Ritus, es ist die gleiche heilige Messe, das gleiche Bußsakrament und so weiter – sich gegenseitig bereichern würden. Und diese Kontinuität würde dann in dem, was einige als „Reform der Reform“ bezeichnen, einen noch vollständigeren Ausdruck finden.

*) Wo man im Amerikanischen „kommunistisch“ sagt, meint man oft die Gesamtheit wohlanständiger links-progressiver Ideen, die man in Europa peinlich genau vom bösen Kommunismus unterscheidet.

Hier finden Sie das vollständige Interview in englischer Sprache.

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