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Gerüchtesäuseln II

Mit Bezug auf das von uns in der vergangenen Woche weitergereichte Gerücht zu einer bevorstehenden Verschärfung von Traditionis Custodes schreibt heute New Catholic von Rorate Cæli:

Was das Gerücht über ein neues Dokument zur Lateinischen Messe betrifft, das in der vergangenen Woche große Verbreitung gefunden hat, so haben unsere Quellen im Rom nicht bestätigt, daß ein solches Dokument existiert oder daß es zumindest in der Planung wäre.

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Dazu eine wichtige Einschränkung – nicht seitens unseren Quellen – sondern aus eigener Sicht. In diesem Pontifikat kommt jeden Monat eine Menge neuer Gesetze heraus. Und anders als das in der Vergangenheit üblich war, entsteht die von Franziskus erlassene Gesetzgebung nicht aus etablierten Abläufen, bei denen jede betroffene Kongregation um Stellungnahmen und Beiträge gebeten wird. Im Franzgesetz gibt es keine etablierten Abläufe.

Der innere Kreis um den Papst übernimmt fertig vorliegende Projekte von jedem lautstarken Kirchenlobbyisten, der in Jesuitenkreisen wohlgelitten ist; und falls es denen gefällt, die ihrerseits über das Wohlgefallen von Franziskus verfügen, hat es große Chancen, zum Gesetz zu werden. So ist das auch mit Traditionis Custodes gewesen: Es ist schlechtes Recht, schlecht geschrieben und voller bizarrer Ausdrücke, denn es ist zum größten Teil von dem liturgischen Dilletanten Andrea Grillo verfaßt worde, dessen einzige persönliche Qualifikation in seinem Hass auf die überlieferte Liturgie besteht. Das wurde Franziskus von seinem Umfeld vorgelegt, und er hat es übernommen und angeordnet.

Das ist schon reichlich verrrückt: In einem System wie dem Papsttum, in dem der Herrscher Exekutive, Gesetzgeber und Richter ist, werden die Grenzen seiner Macht durch die seit Jahrhunderten entwickelten Abläufe bestimmt. Werden diese ignoriert, dann ist alles möglich. Und sogar die Legitimität der Institution selbst wird in Frage gestellt. Jeder weitere Monat des Pontifikats von Franziskusist ein weiterer Monat zunehmender Illegitimität, weil die institutionellen Schutzmauern zusammengebrochen sind, die die Rechte, Pflichten und Zuständigkeiten von allen schützen – vom Bischof und Kardinal bis zu den Laien.

Damit soll nur gesagt werden, daß die Gerüchte vielleicht nich vollständig zuttreffen, aber nicht, daß so etwas wie das Berichtete unmöglich wäre. Man weiß einfach nicht, was abläuft und wer gerade die Gunst des inneren Kreises genießt."

Dem haben wir nichts hinzuzufügen

Paukenschlag oder Gerüchtesäuseln?

Der römische Dschungeltelegraph, mit dem wir über mehrere Stationen verbunden sind, arbeitet nicht immer zuverlässig – weshalb wir uns mit der öffentlichen Wiedergabe der daher empfangene Meldungen meist etwas zurückhalten. Nicht alles ist mitteilenswert: Daß der für Liturgie zuständige Behördenleiter Arthur Roche auf die Nachricht vom Tode Benedikts mit den Worten reagiert habe: „Nun können wir das Dokument endlich unterzeichnen!“ schien uns bestenfalls von anekdotischem Interesse.

Nun erreichen uns Nachrichten über Form und Inhalt dieses Dokuments – und die lassen alle Alarmklingen schrillen. Danach geht es um eine neue Apostolische Konstitution, mit der Franziskus, der höchst unzufrieden mit der schleppenden Umsetzung von Traditionis Custodes sei, jetzt endlich der alten Messe den Garaus machen wolle. Die Form einer Apostolischen Konstitution wähle Franziskus deshalb, um sich an die entsprechende Konstitution Missale Romanum Pauls VI. anzuschließen und die Gleichrangigkeit seiner aktuellen Vorschriften mit dem Gesetzesakt von 1969 zu betonen.

Nach unseren Informationen enthält die zu erwartende Konstitution 4 Hauptverfügungen:

  • In keiner (Diözesan?)kirche darf nur die alte Messe zelebriert werden.
  • In (Diözesan?)kirchen darf nicht allsonntäglich im alten Ritus zelebriert werden.
  • Die Verwendung der Bücher von 1962 (mit den von Franziskus befohlenen Modifikationen) ist nur für die Messfeier erlaubt, nicht jedoch zur Spendungen von Sakramenten und Sakramentalien.
  • Jeder Priester ist dazu verpflichtet, auch (öffentlich?) nach dem Messbuch Pauls VI. zu zelebrieren.

Soweit der Stand unserer Informationen am 13. Januar. Wir halten die Sache im Auge und das Ohr am Telegraphen.

(Permalink)

Dokumentenfund zur „Alten Messe“

Bild: http://www.catholicnewsworld.com/2018/05/rip-cardinal-dario-castrillon-hoyos.htmlDokumente findet man heute nicht mehr (nur) in schimmligen Kellergewölben, sondern – wenn man weiß, was man sucht – oft auch im Internet. Und eben da, genauer gesagt in den „Altbeständen“ der inzwischen umorganisierten Website der ehemaligen Klerus-Kongregation, hat Peter Kwaniewski einen Bericht von Kardinal Dario Castrillón Hojyos aus dem Jahr 2008 ausgegraben, der wichtige Informationen zur Vorgeschichte des 2007 erlassenen Motu Proprio „Summorum Pontificum“ enthält. Veröffentlicht auf New Liturgical Movement vom 9. Januar.

Das Dokument ist nicht mehr über die Navigation der Seite, aber immer noch über die genaue Adresse zugänglich. Wir haben es in der von Google-Translate gebotenen deutschen Version heruntergeladen und werden es nach einiger sprachlicher Überarbeitung dann auch hier zum Download anbieten.

Wesentlicher Inhalt des Dokumentes sind Rückverweise und Zitate aus den Beratungen der im Zusammenhang mit dem „Indult“ von Quattuor abhinc annos (1984) seinerzeit von Papst Johannes Paul II. eingesetzten Kardinalskommission zur Klärung des rechtlichen Status des Missales von Papst Johannes XXIII. (1962) nach der Approbation der Reformliturgie Bugninis durch Papst Paul VI. 1969. Daraus geht hervor, daß die Kardinäle bereits damals keinen Zweifel an der fortdauernden Gültigkeit und Verwendbarkeit des „vorkonziliaren“ Messbuchs hatten und eine deutlich weitergehende „Freigabe“ der überlieferten Liturgie befürworteten, als sie von Johannes Paul II. verfügt worden war. Eine besondere Rolle spielte dabei auch die Einsicht in die vielerlei Fehlentwicklungen in der praktizierten Reformliturgie, die einer dringenden Korrektur bedürften.

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... pax hominibus bonæ voluntatis

Bild: Gefunden auf https://www.tirolerschnitzereien.at/de/p/Hirten-Krippe/HI-Gloria-Engel

Gloria in excelsis Deo et in terra pax hominibus bonæ voluntatis.

So sangen es die Gottesboten nach dem 2. Kapitel des Lukasevangeliums auf dem Hirtenfeld von Bethlehem, so verkündet es die Kirche im Weihnachtsevangelium und so singt sie es bis auf den heutigen Tag im „Gloria“ der Sonn- und Feiertagsmesse. Über die korrekte deutsche Übersetzung gab es in der Kirche jahrhunderte lang keinen Zweifel: Ehre sei Gott in der Höhe und Friede den Menschen, die guten Willens sind. So steht es schon im Deutschen Messbuch von Christopher Flurheym aus dem Jahr 1529, und so steht es in praktisch allen katholischen Bibelübersetzungen und volkssprachlichen Messbüchern bis ins Jahr des Unheils 1969, als der alte Schrott ausgemustert und zunächst durch variantenfreundliche Ringhefter ersetzt wurde.

Im aktuellen Gotteslob (2014) heißt es da für die zweite Satzhälfte: „Friede auf Erden den Menschen seiner Gnade“ – so wurde es aus der damals gültigen „Einheitsübersetzung“ (von 1980) übernommen. Inzwischen steht in der „Einheitsübersetzung“ (von 2016) da „Friede auf Erden den Menschen seines Wohlgefallens“ – inwieweit die deutschen Messbücher und das Gotteslob dem schon angepasst wurden, und inwieweit die Anpassungen auch tatsächlich in Gebrauch sind, entzieht sich unserer Kenntnis.

Der Unterschied in den Worten ist wie so oft, wenn Worte absichtlich verändert werden, inhaltlich nicht trivial. Die alte Fassung mit den „Menschen, die guten Willens sind“, betont recht deutlich, daß der „Friede“ (im Wort schwingen die Bedeutungen „Heil“ und „Erlösung“ mit) nicht unterschiedslos allen Menschen gilt, sondern daß es da eine Einschränkung gibt auf den Kreis derer, die „guten Willen“ haben – die Gott die Ehre erweisen und den von ihm angebotenen „Frieden“ annehmen und in ihrem Leben beantworten und bekräftigen. So haben es auch die Väter und die Lehre der Kirche stets verstanden.

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Liturgie des Quatembersamstags im Advent

Bild: Fresko der Priszilaa-Katakomba, gemeinfreiIn der überlieferten Liturgie sind die Messen der Quatembertage im Advent durch einen außergewöhnlichen Reichtum an Lesungen und Gesängen gekennzeichnet – insbesondere der Quatembersamstag. Während der Mittwoch neben dem Evangelium nur zwei Lesungen hat, sind für diesen Samstag sogar 6 zusätzliche Lesungen vorgesehen. Mit einer Ausnahme sind diese adventlichen Lesungen alle dem Propheten Isaias entnommen – dem großen Künder des kommenden Messias aus der Zeit des 8. Jahrhunderts vor Christi Geburt. Dazu kommt dann am Samstag die Lesung aus der 2. Epistel des hl. Paulus an die Thessalonicher, in der der Apostel die Gemeinde auf die 2. Wiederkunft des Herrn vorbereitet. Zwischen diesen Lesungen erfolgen Psalmengesänge (Graduale) und Fürbitten-ähnliche Orationen, wie am Karfreitag, sie werden auch wie dort mit dem Oremus – flectamus genua – levate eingeleitet.

Diese Leseordnung ist uralt und wurde so oder ähnlich bis zur Liturgiereform in allen Gemeinschaften der lateinischen Kirche praktiziert. Sie findet sich mit geringen Abweichungen bereits im zweiten Buch von Ruperts von Deutz’ De Divinis Officiis aus der Zeit um 1100, und sie ist, wie im folgenden zu zeigen ist, Ausdruck eines Selbstverständnisses der Kirche, das weit in ihre vorchristliche Vorgeschichte zurückreicht. Vielleicht war sie deshalb den Reformen, die doch behaupteten, den Reichtum der Schrift tiefer erschließen wollen, unerträglich.

Die Messe des Quatembersamstages im Advent ist von allen Adventsmessen diejenige, die Israels Erwartung des Herrn als Erlöser am stärksten zum Ausdruck bringt. Sie ist am tiefsten von allen Liturgien in der Tradition des auserwählten Volkes verankert. Gleichzeitig macht die Auswahl aus den Prophetien des Isaias schon von der ersten Lesung an deutlich, daß der Messias zwar aus dem Volk Israel hervorgeht, sein Erlösungswerk jedoch allen Menschen auf der ganzen Erde zugute kommen soll: Alle, die ihm folgen, werden zu den neuen Auserwählten, dem neuen Israel, gehören:

Ja, erkennen werden die Ägypter (= Heiden) den Herrn an diesem Tag und ihn Ehren mit Opfern und Gaben. Gelübde werden sie dem Herrn ablegen und erfüllen. So wird der Herr Ägypten mit Unglück schlagen und dann heilen. Sie werden sich zum Herrn bekehren, und versöhnen wird sich mit ihnen und sie Heilen der Herr unser Gott. (I. Lesung, Is. 19)

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