Kommentare zu den "Responsa ad dubia"
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- 18. Dezember 2021
In zufälliger Reihenfolge hier Links zu ersten lesenswerten Reaktionen und Kommentaren, größtenteils aus dem englischsprachigen Internet:
- Traditionis custodes – Vatican further tightens restrictions on Traditional Latin Mass – Catholic World Report
- Pope of Mercy Restricts Traditional Sacraments, Bans Traditional Confirmations & Ordinations Without Exception - Michael Matt im 'Remnant'
- We Must Resist the Illegitimate Norms on the Traditional Rite - RORATE CÆLI- Father Claude Barthe
- A 'Revolution of Tenderness', or 'The Roche Christmas Massacre' – A Farce in Eleven Dubia – RORATE CÆLI
- An Open Letter to Every Priest – A Reed Shaken by the Wind - OnePeterFive
- und Deutsch: Vatikan veröffentlicht Klarstellung zum Gebrauch der Alten Messe - kath.net, hier die Leserzuschriften
- The spiritual Abuse Continues – Eric Sammons in 'Crisis Magazine'
- A Supreme Moment of Decision, Courtesy of “Divine Worship” – Peter Kwasniewski in OnePeterFive.
- The Last Stand of the Breshnev Papcy – Gregory Dipippo in New Liturgical Movement
Nachgereicht am Sonntag, der eigentlich Netz-freier Tag sein sollte:
- Rieducationis Custodes (Die Wächter der Umerziehung) – Messa in Latino
- Traditional Catholics: Exceptions to "Synodality" – Rorate Caeli aus Carminante Wanderer
- Traditionalisten Schachmatt ? – C.V. Oldendorf in Kathnews
- Opinion: Let a thousand rites bloom and flourish! – A.A. J. Deville in Catholic World Report
- Hin zur liturgischen Einheit, weg von der Alten Messe – Felix Neumann in katholisch.de - (informativ und weitgehend sachlich)
- Trying to make some sense of the responsa ad dubia – Christopher C. Altieri in CatholicWorldReport
- An Eastern Catholic Priest on the Recent Vatican Document – Rorate Caeli
Und am Montag, den 20. Dezember:
- The Cruel and Incoherent Further Restrictions on the Traditional Latin Mass – Fr. Gerald Murray in The Catholic Thing
- A small difficulty with the Responsa ad dubia – Joseph Shaw in LMS Chairman
- Die Antworten verhärten die Fronten – Regina einig in Die Tagespost
- Papal Authority's Abuse and the Diminution of Faith – The Skojec File
- Canceled Priests speak out against Vatican’s new restrictions on Latin Mass – LifeSite News
Franziskus hat schon verloren
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- 16. Dezember 2021
Mit welchen Einzelmaßnahmen Franziskus das Ende der überlieferten Liturgie erzwingen will und wann diese Schritte erfolgen, ist in den Einzelheiten noch ungewiß – daran, daß er dieses Ziel mit aller Macht verfolgt, besteht kein Zweifel. Aber wir haben auch keinen Zweifel daran, daß er damit jämmerlich scheitern wird.
Gegenwärtig verfolgen Franziskus und seine Komplizen eine Art Umweg-Strategie: Sie versuchen (noch) kein Verbot der überlieferten Messe – das scheint ihnen angesichts der klaren Aussagen nicht nur von Benedikt XVI., daß ein solches Verbot unmöglich ist, gegenwärtig nicht angeraten. Statt dessen richten sie die ganze Wucht und Wut ihres Angriffs gegen die Gemeinden, die sich in den letzten Jahrzehnten um die überlieferte Liturgie und Lehre gebildet haben. Sie sollen aufgelöst und ihre Mitglieder in die vom Konzilsgeist beherrschten Strukturen gepresst werden – oder gezwungen, sich in öffentlichkeitswirksam als „schismatisch“ denunzierbare Positionen zu begeben.
Nächster logischer Schritt nach dem zu erwartenden Verbot der Sakramentenspendung im überlieferten Ritus wäre dann übrigens das Verbot von Sonntagsmessen. Da die traditionsorientierten Gläubigen zu den wenigen Katholiken gehören, die die nach wie vor bestehende Sonntagspflicht ernst nehmen, müßten sie dann zur sonntäglichen Gemeindemesse gehen, wo ihnen nicht nur vielerlei liturgische Mißbräuche serviert würden, sondern auch Predigten über religiöser Diversität und den hohen Rang gleichgeschlechtlicher Lebensgemeinschaften womöglich bei gleichwertiger Abwertung des Prinzips der Unauflöslichkeit der Ehe und anderer Grundsätze von Glauben und Sitte. Die großzügig eingeräumte Möglichkeit, weiterhin an jedem zweiten Mittwoch im Monat an einer Messe im überlieferten Ritus teilzunehmen, würde dann nur noch unterstreichen, daß es dabei um die Befriedigung eines vorwiegend ästhetischen Bedürfnisses ginge, das mit den Inhalten des Glaubens und der Lebensgestaltung wenig zu tun hätte.
Da freilich liegt eine entscheidende Schwäche des Versuchs, die „Altrituellen“ auf den Weg des Konzilsgeistes zu zwingen.
Im Zeugnis für die Wahrheit II
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- 12. November 2021
Wie angekündigt bringen wir heute den zweiten und letzten Teil unserer Übersetzung des Briefes von P. Wojciech Gołaski, O.P. Um die Einheit der Übersetzung zu wahren bzw. wieder herzustellen, haben wir diesen zweiten Teil auf der gleichen Seite unmittelbar an den ersten angehängt. Hier geht es zum Anfang unserer Übersetzung und hier zum heute neu veröffentlichten zweiten Teil.
Im Zeugnis für die Wahrheit
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- 11. November 2021
Der polnische Dominikaner Wojciech Gołaski hat einen Brief an Papst Franziskus, mehrere hohe Würdenträger der Kirche, Obere und Mitglieder seines Ordens sowie an den Distriktsoberen der Piusbruderschaft in Polen veröffentlicht, in dem er die grundsätzlichste Auseinandersetzung mit Traditionis Custodes vornimmt, die uns bisher zur Kenntnis gekommen ist. Der Brief, der inzwischen auf Rorate Caeli in englischer Sprache nachzulesen ist, schließt mit der Mitteilung, daß P. Gołaski sich um Mitgliedschaft in der Piusbruderschaft bewirbt und die Bruderschaft bereits wohlwollende Aufnahme seines Anliegens signalisiert habe.
Über die generelle Zulässigkeit dieses Schrittes oder seine Klugheit zum gegenwärtigen Zeitpunkt mag man unterschiedlicher Ansicht sein. Das ändert aber nichts am Wert und der Schlüssigkeit der von P. Gołaski vorgetragenen Gesichtspunkte und Argumente, mit denen sich künftig jeder auseinandersetzen muß, der die mit dem Pontifikat von Franziskus ja nicht nur erst seit TC aufgeworfenen Fragen im Hinblick auf die Wahrheit des Glaubens beantworten will und sich nicht mit Machtworten zufrieden geben will.
Der Brief von P. Gołaski besteht aus drei Teilen: Einer Beschreibung seiner „Entdeckung“ der überlieferten Liturgie im 16. Jahr seines Priestertums und den daraus gewonnenen Einsichten, die ihn unter anderem zur regelmäßigen Zelebration im usus antiquor führten. Dann dem durch TC ausgelösten Schock, der nicht nur seine persönlichen Einsichten, sondern die gesamte liturgische und lehrmäßige Tradition der Kirche in Frage stellte und schließlich einer eingehenden Analyse der philosophischen und theologischen Fehlkonzeptionen des Papstes und seiner Berater, auf deren Grundlage TC (und andere Maßnahmen) erlassen wurden.
Den ersten Teil lassen wir hier ganz aus. Er enthält zwar eine durchaus lesenswerte Darstellung des Vorgangs und der Auswirkungen der Entdeckung der Tradition auf einen lange nach dem Konzil ausgebildeten und geweihten Priester, fügt aber früheren „Entdeckungsberichten“ anderer Priester nichts wesentlich Neues hinzu. Den zweiten Teil mit der Beschreibung des TC-Schocks und den dritten Teil mit der Analyse der Fehlkonzeptionen übersetzen wir im Folgenden ganz. Da der vorliegende englische Text bereits eine Übersetzung aus dem Polnischen darstellt, wird eine in die Tiefe gehende Auseinandersetzung mit dieser Analyse möglicherweise nur auf Basis des Originals erfolgen können. Wir begnügen uns hier mit der schlichten Übersetzung und überlassen die Detaildiskussion den Spezialisten.
Aus Ihren Dokumenten, Heiliger Vater, erfuhr ich, daß der Weg, auf dem ich die vergangenen 12 Jahre gegangen war, nicht mehr existierte. Wir haben nun Aussagen von zwei Päpsten. Seine Heiligkeit Benedikt XVI hatte gesagt, daß das römische Meßbuch des hl. Papstes Pius V „als der außerordentliche Ausdruck der lex orandi der katholischen Kirche des römischen Ritus anzusehen ist“. Aber seine Heiligkeit Papst Franziskus sagt, daß „die liturgischen Bücher der hl. Päpste Paul VI und Johannes Paul II (…) der einzige Ausdruck der lex orandi des römischen Ritus“ sind. Die Aussage des Nachfolgers verneint somit die seines noch lebenden Vorgängers.
Agatha Christie und die alte Messe
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- 09. November 2021
Am 5. November war der 50. Jahrestag des sog. Agatha-Christie-Indults, mit dem Paul VI. im Jahr 1971 die Feier der überlieferten Liturgie (in der Fassung des Ordo von 1965) für England und unter starken Einschränkungen wieder zuließ. Die kirchenpolitische Bedeutung dieses Aktes besteht nicht zuletzt darin, daß unter anderem dieses Indult belegt, daß die überlieferte Liturgie auch von Paul VI nie „abgeschafft“, sondern nur höchst einschränkend reguliert worden ist. Kein Wunder, daß die Entscheidung von 1971 den heutigen Machthabern in Rom höchst unbequem ist, so daß sich der Präfekt der Gottesdienstkongregation Erzbischof Roche in seinem Schreiben an Kardinal Nichols zu der extrem unglubwürdigen Behauptung verstieg, daß es dafür in den Unterlagen seiner Behörde keinen Beleg gebe. Entweder lügt Seine Exzellenz – oder irgend jemand hat die Aktenschränke nach dem Vorbild von Orwells 1984 gesäubert.
Was ausgerechnet Agatha Christie mit der überlieferten Liturgie zu tun hat? Nun, die Bitte um das Indult von 1971 (Einzelheiten dazu hier und hier) kam von einer Gruppe berühmter Künstler und Autoren, die den Papst eindringlich bat, die Welt nicht dieses zentralen Elements ihres kulturellen Erbes zu berauben - und die damit tatsächlich wenn auch begrenzten Erfolg hatte. Die Petition von 1971 war übrigens nicht die erste dieser Art. Schon 1966, als die künftige Entwicklung sich bereits abzeichnete, waren namhafte Künstler und Intellektuelle in Rom vorstellig geworden, um die von Ihnen - wie sich seitdem längst herausgestellt hat, zu Recht - als unheilvoll betrachtete Deformation dieses Ankerpunktes der westlichen Kultur abzuwenden. Joseph Shaw hat auf OnePeterFive an diese Interventionen aus der Frühzeit der Liturgiereform erinnert und ergänzend mitgeteilt, daß der letzte überlebende Unterzeichner der Petition von 1971, der Pianist und Dirigent Vladimir Ashkenazy (84), dafür in diesem Jahr eine Ehrung der internationalen Una-Voce-Konföderation entgegengenommen hat.
Der Umstand, daß sich an den genannten frühen Interventionen auch nicht-katholische oder der Kirche fernstehende Intellektuelle beteiligt haben, könnte als Beleg für den häufig gegen die Anhänger der überlieferten Liturgie erhobenen Ästhetizismus-Vorwurf dienen. Joseph Shaw nutzt daher die Gelegenheit seines Beitrags zum 50. Jahrestag auch dazu, sich mit diesem Vorwurf auf fundierte Weise auseinander zu setzen: Die Wahrheit sucht und findet ihren Ausdruck notwendiger Weise auch im Schönen, und die Gleichgültigkeit gegenüber oder gar Ablehnung der Schönheit führt stets dazu, wesentliche Aspekte des Wahren zu verfehlen.