Zum Briefwechsel Nichols - Roche
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- 08. November 2021
Im Netz gibt es derzeit Diskussionen über einen erstmal auf OnePeterFive veröffentlichten Briefwechsel zwischen Cardinal Nichols und Erzbischof Roche von der Gottesdienstkongregation über Traditionis Custodes. OnePeterFife bringt dazu an gleicher Stelle einen Komentar von Joseph Shaw von der Latin Mass Society of England and Wales. Eine deutsche Übersetzung der beiden Briefe bietet ProMissaTridentina zusammen mit einem Kommentar der Vorsitzenden von PMT-Deutschland, Monika Rheinschmitt, den wir hier dokumentieren.
Kommentar zum Briefwechsel zwischen Kardinal Nichols (Westminster) und Erzbischof Roche (Gottesdienstkongregation)
Hier eine Zusammenfassung der wesentlichen Punkte der beiden Briefe:
Kardinal Vincent Nichols, Erzbischof von Westminster und Vorsitzender der katholischen Bischofskonferenz von England und Wales, stellt in seinem Schreiben vom 28.7.2021 an Erzbischof Arthur Roche, den Präfekten der Gottesdienstkongregation, einige Fragen zur Umsetzung des Motu proprio Traditionis custodes [TC] vom 16.7.2021:
a. Wird es ein weiteres Schreiben, zur Interpretation von TC, geben?
b. Will TC nicht nur die Meßfeier, sondern alle Sakramente im Usus antiquior abschaffen?
c. Wie soll mit den unterschiedlichen liturgischen Kalendern umgegangen werden, nach denen manche Feste (z.B. Fronleichnam) auf unterschiedliche Daten fallen?
d. Woher sollen die Texte für die landessprachlichen Schriftlesungen im Usus antiquior genommen werden? e. Was genau ist mit „Gruppen“ in TC gemeint?
f. Können Gläubige weiterhin (wie seit 1971 mit dem Heenan-Indult erlaubt) in ihrem Testament bestimmen, daß sie mit einen Requiem im Usus antiquior beerdigt werden wollen?
Erzbischof Roche antwortet:
a. [keine Antwort auf die gestellte Frage, sondern:] Die Glaubenskongregation ist zusammen mit der Ordenskongregation ab jetzt für Fragen des Usus antiquior zuständig.
b. [keine Antwort auf die gestellte Frage, sondern:] ungewollter Weise ist die Praxis aller Sakramente im Usus antiquior stark angewachsen. TC verleiht den Ortsbischöfen in dieser Hinsicht wieder mehr Vollmachten für ihr Bistum.
c. [keine Antwort auf die gestellte Frage, sondern:] Weitere Klärungen sind notwendig, vor voreiligen Festlegungen wird gewarnt.
d. Für die Schriftlesungen sollen dieselben Textversionen verwendet werden wie im Novus Ordo – was passieren soll, wenn im Novus Ordo entscheidende Sätze herausgestrichen wurden, bleibt offen.
e. Mit „Gruppen“ sind sowohl Personalpfarreien gemeint als auch Gottesdienstgemeinden.
f. Auch Erzbischof Roche hat keine Unterlagen über das Heenan-Indult von 1971. Seine Bestimmungen sollen jedenfalls durch TC aufgehoben werden.
Eine Ermutigung in schwierigen Zeiten
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- 03. November 2021
Zum zehnten Mal fand in den letzten Oktobertagen die Wallfahrt der von Abbé Claude Barthe gegründeten Initiative Populus Summorum Pontificum nach Rom statt – in diesem Jahr und nach der Aufhebung von Papst Benedikts Summorum Pontificum durch den Nachfolger Franziskus unter der Überschrift „Peregrinatio ad Petri Sedem“. In den deutschsprachigen Ländern ist die Wallfahrt nach wie vor wenig populär; in Frankreich, Italien und England ist das Interesse größer. Mit über 500 Teilnehmern am feierlichen Hochamt am Samstag im Petersdom wurde sogar eine Rekordmarke gesetzt. Allerdings war es in diesem Jahr nicht möglich, diesen liturgischen Höhepunkt der Wallfahrt als Pontifikalamt zu feiern, nachdem der amerikanische Erzbischof Cordileone sich außer Stande sah, seine ursprüngliche Zusage aufrecht zu erhalten. Wie es aussieht, war dieser Verzicht Bedingung dafür, überhaupt im Petersdom zelebrieren zu können, aus dem die überlieferte Liturgie seit dem Frühjahr ansonsten vollständig verbannt ist.
Einen illustrierten Bericht zur Wallfahrt, dem wir auch das gezeigte Bild entnehmen, veröffentlichte Edward Pentin am 1. 11. im National Catholic Register. Einen kommentierenden Bericht unter der Überschrift „Trotz Repression lebendig“ hat katholisches.info vom 2. 11. Eine ausführliche Bilderserie vom Abschlußhochamt in der Kirche Santissima Trinitá dei Pellegrini am Sonntag zeigt heute Messa in Latino.
Novene zum Christ-Königs-Fest für den Erhalt der Traditionellen Messe
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- 22. Oktober 2021
Anmerkung der Redaktion: Die folgende Novene wird in den USA von einigen Gemeinden mit lateinischer Messe gebetet, damit der alte römische Ritus in ihrer Pfarrei erhalten bleibe. Wir laden die Leser ein, sich dieser Novene anzuschließen, die am Freitag dieser Woche beginnt – im Namen aller unserer Brüder und Schwestern, die um den Erhalt des Ritus unserer Väter kämpfen.
Möglich sind:
- die 9-tägige Novene zu Christkönig, nur das Gebet (ohne Rosenkranz); oder
- die 9-tägige Novene zu Christkönig im Anschluß an den Rosenkranz
DATEN
- Erster Tag: Freitag, 22. Oktober
- Letzter Tag: Samstag, 30. Oktober
- Für das Christkönigsfest am 31. Oktober
Novene
Allmächtiger und barmherziger Gott, du hast die Macht des Bösen gebrochen und in deinem Sohn Jesus Christus, dem König des Universums, alles neu gemacht. Mögen alle im Himmel und auf Erden jubelnd Deine Herrlichkeit verkünden und nie aufhören, dich zu preisen. (hier die Intention einfügen – siehe unten) Darum bitten wir durch unseren Herrn Jesus Christus, deinen Sohn, der mit dir und dem Heiligen Geist lebt und herrscht, Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
Ein Vaterunser, ein Ave Maria und ein Ehre sei dem Vater pro Tag, anschließend das Novenengebet:
Herr unser Gott, Du allein bist der hochheilige König und Herrscher über alle Völker.
Wir beten zu Dir, Herr, in der großen Hoffnung, von Dir, göttlicher König, Barmherzigkeit, Frieden, Gerechtigkeit und alles zu empfangen, was uns zum Heile dient.
Beschütze o Herr, unser König, unsere Familien und unsere Heimat.
Behüte uns, treuester Herr.
Schütze uns vor unseren Feinden und vor Deinem gerechten Gericht.
Vergib uns, erhabener König, alles, was wir gegen Dich gesündigt haben.
Jesus, Du bist der König der Barmherzigkeit.
Wir haben Dein gerechtes Urteil verdient.
Hab Erbarmen mit uns, o Herr, und vergib uns.
Wir vertrauen auf Deine große Barmherzigkeit.
O ehrfurchtgebietender König, wir verneigen uns vor Dir und beten:
Möge Dein Reich, Dein Königtum auf Erden anerkannt werden.
Amen.
Intention
(gegebenenfalls reicht es aus, sie am ersten Tag zu beten) Heilige Mutter Gottes, wir bitten dich, trage unsere demütige Bitte deinem Sohn, unserem Herrn Jesus Christus, in diesen Anliegen vor:
Daß jedes Vorgehen der Hochwürdigen Bischöfe im Zusammenhang mit der Tridentinischen Messe vom Heiligen Geist geleitet sei und vor dem Willen der Welt beschirmt bleibe; daß jedem Bischof das wahre Wissen, die Gnade, die Besonnenheit und die Kraft gegeben werden, die not-wendig sind, um richtige und gerechte Entscheidungen hinsichtlich der Bewahrung der Heiligen Messe Deines Sohnes in jeder einzelnen Diözese zu treffen. Wir bitten darum, daß alle Beteiligten eine vollkommene Ergebenheit in Gottes Willen bewahren mögen, und daß Unser Herr bei all ihren Handlungen König der Herzen ist.
Wir bitten darum in der Hoffnung, unser Herr möge alle treuen und fruchtbaren Pfarreien, Orden und Gemeinschaften, in denen die traditionelle lateinische Messe gefeiert wird, beschützen und bewahren. Trotz vergangener, gegenwärtiger und zukünftiger Verfolgungen bitten wir darum, daß unsere Gebete ein noch größeres Aufblühen und eine noch größere Ausbreitung des traditionellen Ritus bewirken; daß diese Messe aller Zeiten nicht behindert, sondern bekannt und allen zugänglich gemacht wird; daß es ihr erlaubt wird, im Angesicht des Feindes hell zu erstrahlen, während sie die verhärteten Herzen ihrer Verfolger zum Schmelzen bringt und Herz und Geist derer erleuchtet, die sich ihrer Geschichte, Schönheit, Pracht und Majestät nicht bewußt sind.
Wir bitten, ihren Verfolgern möge wahrhaft offenbart werden, daß das Wachstum der Messe aller Zeiten nicht im Widerspruch zu anderen gültigen liturgischen Riten stehen muss, sondern daß sie ihnen vielmehr als Inspiration dienen kann; daß ihr Gedeihen kein Hindernis für den wahren Frieden und die Einheit innerhalb der Kirche sein muss. Wenn die Herzen aber noch immer verhärtet und – wie einst das Herz des Pharao – in den Händen des Widersachers sind, so bitten wir inständig, daß sie in die Schlingen ihres eigenen Plans fallen; daß solche Schlingen nur zu einer weiteren Erhöhung der Herrlichkeit Christi führen werden, und zwar nicht nur im heiligen Opfer des römischen Ritus, sondern in allen gültigen und ehrwürdigen Riten, die in der einen, heiligen, katholischen und apostolischen Kirche enthalten sind.
Schließlich bitten wir darum, uns möge, wenn irgendetwas davon im Widerspruch zur göttlichen Vorsehung steht, die richtige Einsicht gegeben werden, die notwendig ist, um der Vorsehung gehorsam sein zu können. Wie auch immer der Ausgang sein mag, laß uns alle vom Heiligen Geist zu gerechtem und umsichtigem Handeln geleitet werden, besonders wenn wir mit Entscheidungen der kirchlichen oder weltlichen Obrigkeit konfrontiert werden, die im Widerspruch zu dem stehen, was richtig und wahr ist.
O Unbefleckte Jungfrau, Königin des Himmels, läutere unsere Bitten in deinen Händen, auf daß sie unserem Herrn der Herrlichkeit, Christus dem König, wohlgefällig seien. Amen.
*
Wir schließen uns dem in allen Punkten an und werden uns da wir von einer starken nervösen Erschöpfung geplagt werden, für die Zeit der Novene darauf beschränken, mitzubeten und mitzubitten.
Es gibt nur einen Gott!
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- 12. Oktober 2021
Im Nachgang zum Gedächtnistag von Lepanto, der in diesem Jahr teils verschwiegen, teils in ein unerträgliches "Wir haben uns doch alle lieb"-Gesäusel eingebettet wurde, sagt Fr. Hunwicke in der gewohnten klaren Aussprache, was Sache ist:
Das war ein gutes Stück zum Lepanto-Tag von Prof. De Mattei auf Rorate Caeli. Er erinnerte uns an die Heroische Gestalt von Marcantonio Bragadin, des Kommandanten von Famagusta, Opfer des Vertragsbruches und des Sadismus, dem seine islamischen Feinde zu seinem Martyrium bei lebendigen Leib die Haut abzogen.
Ich bin nicht verstört über die ökumenische Feier vom 4. Oktober; schließlich hat auch Metropolit Hilarion daran teilgenommen, so daß die Veranstaltung im Sinne des traditionellen Christentums gerechtfertigt gewesen sein mag. Aber jede Veranstaltung dieser Art wird verunreinigt, wenn jemand daran teilnimmt, der sich im Sinne von Synkretismus und Relativismus äußert. Wir verehren nicht alle den gleichen Gott – zumindest darüber dürften sich Marcantonio und die Ungeheuer, die ihn gehäutet haben, einig gewesen sein.
Wo liegt das Problem? Liegt ein Teil davon in der Unfähigkeit des modernen Katholizismus, recht zu erkennen, daß wir Juden sind? Wir sind die intoleranten Monotheisten, die die Altäre der Baal‘im niederrissen, ihre Heiligen Stätten entweihten und uns nicht mit Asherah einlassen wollten. Es gibt nur Einen Gott, und sein Name ist JHWH. Unsere Identität wurde dann in den Jahren der römischen Verfolgung noch weiter gehärtet; noch nicht einmal der Hauch eines Weihrauchkorns...
Ich habe nicht den geringsten Zweifel, daß der Usus deterior hieran mitschuldig ist. Die Wiederholungen des Usus Authenticus von Dominus (und das heißt JHWH) vobiscum wurden dezimiert..
Das letzte, was der Priester im Usus Authenticus vor seine Kommunion sagt, ist: Panem celestam accipiam et Nomen HWYH invocabo. Und wenn er den Kelch nimmt, sagt er: „Quid retribuam HWHY pro omnibus quae retribuit mihi? Calicem salutaris accipiam, et Nomen HWHY invocabo. Laudans invocabo HWHY et ab inimicis meis salvus ero.
Wir, die wir diese Verse jeden Morgen, so wie auch heute, mit leiser Stimme sagen wenn wir auf dem Temepelberg stehen und das unbefleckte Lamm in unsere unwürdigen Hände nehmen, sollten nie den Ursprung dieser Worte in den Psalmen 115 und 17 (Zählung der LXX) aus dem Auge verlieren. Und wenn wir in der hl. Messe oder im Brevier als demütige Wiedergabe des Tetragrammaton (JHWH) „Dominus“ sagen, sollte das nie einfach so dahin gesagt sein.
„Zahlreich sind die Nöte derer, die anderen Göttern dienen. Ich will ihre Trankopfer von Blut nicht spenden, ich nehme ihre Namen nicht auf meine Lippen. Der Herr ist mein Erbteil, er reicht mir den Becher, Du bist es, der mein Los hält. Die Messschnur fiel mir auf liebliches Land. Ja, mein Erbe gefällt mir. … Vor Dir ist Freude in Fülle alle Zeit, zu Deiner Rechten Wonne auf ewig.“
Der Ritus sucht seine Kirche
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- 11. September 2021
Generell bringt es wenig, sich mit Äußerungen aus Interviews des gegenwärtigen Papstes zu beschäftigen – schon der Psalmist wußte: „Erhitze dich nicht, es führt nu zu Bösem“(36,8). Aber in seinem jüngsten 90-Minuten-Interview für den Sender der spanischen Bischofskonferenz (COPE, hier eine leicht bearbeitete offizielle Fassung in Englisch; die ebenfalls von Vatikan News gebotene deutsche Version ist stark gekürzt und praktisch unbrauchbar) finden sich doch einige Sätze, die Anstoß zu weiteren Überlegungen geben können. Im Abschnitt zu Traditionis Custodes – der ehrlich gesagt ziemlich viel Unsinn und Unwahres enthält – verwendet Franziskus einigermaßen überraschend den Begriff „Bi-Ritualismus“ zur Beschreibung eben der Situation, die Papst Benedikt unter der Formel von den „zwei Formen des einen römischen Ritus“ zu erfassen versucht hatte. Franziskus beschreibt die Änderung, die sein Erlaß gegenüber der vorherigen Regelung bedeutet, so: „Ein Priester, der so (nach den alten Büchern) zelebrieren will, ist jetzt nicht mehr in der Lage wie zuvor – da konnte er aus Nostalgie oder nach eigenem Verlangen und ähnlichem so zelebrieren – und daher muß er eine Erlaubnis aus Rom einholen. Das ist eine Art von Erlaubnis zum Bi-Ritualismus, die nur von Rom erteilt wird. Wie bei einem Priester, der im Ostritus und im lateinischen Ritus zelebriert, der ist dann bi-rituell, aber mit römischer Erlaubnis.“
Drei mal „Biritualismus“ in einem Absatz! Das ist nicht nur ein Versprecher, hier enthüllt sich ein komplexer gedanklicher Ansatz, der davon ausgeht, daß der novus ordo und der usus recentior zwei verschiedene Riten darstellen. Damit will Franziskus einerseits offenbar die Konsequenz aus der Behauptung von TC ziehen, die überlieferte Liturgie sei nicht länger Ausdrucksform der „lex credendi“ des römischen Ritus, ja, sie gehört dem, was er unter „römischem Ritus“ versteht, gar nicht mehr an. Andererseits scheut er aber – den Weg hat Papst Benedikt versperrt – davor zurück, den Ritus pauschal für „abgeschafft“, nicht mehr anwendbar oder ungültig zu erklären – er verweist ihn aus der nachkonziliaren „Kirche des römischen Ritus“ irgendwohin in einen leeren Raum, wo er bis zu seinem Aussterben eine schattenhafte Existenz führen soll, streng reguliert durch die am römischen Zügel geführten Bischöfe.
Seinen jesuitischen Ratgebern und sicher auch ihm selbst mag das als ein besonders schlauer Schachzug erschienen sein: abzuschaffen ohne zu verbieten, mit der liturgischen Tradition zu brechen, ohne den Bruch formal zu ratifizieren. Allerdings gehen er bzw. seine Ratgeber mit der Hereinnahme des Begriffs vom „Bi-Ritualismus“ ein großes Risiko ein. Wie Franziskus mit seinem Hinweis auf die Ostriten selbst einräumt, ist die Rede vom Bi-Ritualismus nach bisherigem römischen Verständnis nur im Verhältnis zwischen Teilkirchen möglich und denkbar. Kein Ritus existiert im luftleeren Raum, und man kann ihn auch nicht in einen solchen verbannen.