Das Konzil von Nizäa - vorgestellt von Michael Fiedrowicz auf Youtube
16. Januar 2025

Der Podcast besteht aus zwei Teilen, die unter dem Text verlinkt sind.
Vor 1700 Jahren, im Sommer (vermutlich 20. Mai- 20. Juli) 325, tagte in der etwa 80 km südöstlich der Kaiserstadt Konstantinopel gelegenen Stadt Nizäa das erste ökumenische Konzil. Einberufen hatte es der im Vorjahr im ganzen Reich an die Macht gekommene Kaiser Konstantin, der jedenfalls zu diesem Zeitpunkt noch kein getaufter Christ war. Sein Interesse war primär politisch: Nachdem das Christentum sich trotz aller Verfolgungen zu Beginn des 4. Jahrhunderts als die lebenskräftigste Religion im Reich erwiesen hatte – in dieser Position anerkannt durch das Toleranzedikt von 311 – sah der Kaiser in den vor allem die Kirche des Ostens heimsuchenden Diskussionen und oft handgreiflich ausgetragenen Auseinandersetzungen um die menschliche und/oder göttliche Natur Christi eine Gefahr für die soeben erst unter großen Opfern erreichte Einheit des Reiches. Dieser Gefahr wollte er durch die Einberufung einer Bischofsversammlung, die den Streit beilegen sollte, entgegentreten.
Tatsächlich fand das Konzil theologische Antworten auf die Frage nach der Natur Christi und dem Wesen des Drei-Einigen Gottes, die in das Glaubensbekenntnis der Kirche aufgenommen wurden, weil sie wahr sind und und wahr bleiben. Die innerkirchliche Auseinandersetzung war damit beendet, aber da viele germanische Völkerschaften außerhalb des kaiserlichen Machtbereichs zum Teil aus politischen Gründen an den verurteilten Lehren festhielten, blieben Ideen des Arius noch bis ins 7. und 8. Jahrhundert wirksam. Erst mit der Neubegründung des römisch-deutschen Kaisertums und der Errichtung katholischer Königreiche verschwanden sie auch im westlichen Teil des früheren römischen Reiches praktisch vollständig. Aber nicht endgültig: Einige der letztlich auf Arius zurückgehende Irrtümer und Irrlehren wurden in den Schriften der frühneuzeitlichen Reformatoren erneut aufgegriffen und tauchen seitdem nicht nur im protestantischen Raum, sondern auch in der in der „modernen Theologie“ katholischer Fakultäten immer wieder auf.
Was oft übersehen wird: Das Gottesbild des Arius und seiner Anhänger beruht großenteils auf den gleichen Grundlagen wie das des Islam. Einzelne Koranverse scheinen nachgerade wörtlich Kernsätze aus den Bekenntnisgedichten der Arianer aufzugreifen. Parallelen in der Dogmatik sind unübersehbar. Für das moderne Judentum – soweit es überhaupt theologisch argumentiert – gilt das Gleiche. Die Ablehnung des Einen Gottes in drei Personen und die Leugnung der Göttlichkeit Christi sind auf beiden Seiten geradezu konstitutiv. Ökumenische Naivitäten und illusionäre Schwärmerei von der brüderlichen Verbundenheit der „abrahamitischen Religionen“ können nicht darüber hinwegtäuschen, daß die in Nizäa gefundenen und als Bekenntnis formulierten Wahrheiten heute nicht weniger umstritten sind als vor 1700 Jahren.
Professor Michael Fiedrowicz hat die historischen Hintergründe des ersten ökumenischen Konzils und seine theologische Bedeutung in einem zweiteiligen Podcast für “Splendor Veritatis„ auf Youtube hörerfreundlich dargestellt. Sehr zum Anhören empfohlen.
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