Summorum Pontificum.de

Auf dem Weg zur Kirche ohne Sakramente?

18. Januar 2025

6 - Kirchenkrise

Die Website des Bistums Limburg zeigt nebeneinandergestellt ein kleines Phot des Generalvikars und ein großes der “bschöflichen Beauftragten“

Jubelmeldung auf der Website der Diözese

Was dem Papst in Rom seine Pseudo-Kar­di­nä­lin Eminenza Brambilla, ist dem Bischof von Limburg seine Pseudo-Generalvika­rin Wustmans. Zum 1. Februar wird die bisherige Dezernentin für Pastorale Dienste als „Bischöfli­che Bevollmächtigte“ zusammen mit Generalvi­kar Wolfgang Pax „als gleichberechtigtes Führungsteam an der Spitze des Bistums mit seinen 1.500 Mitarbeitenden“ (so auf der Website des Bistums) wirken. Ganz ähnlich wie bei der römischen Praefetessa wird Professorin Dr. Wustmans künftig also die unmittelbare Leitungsautorität über geweihte wie ungeweihte Arbeitskräfte der Kirche von Limburg ausüben – zumindest soweit man die Anmaßung von Bischof Bätzing akzeptiert, eine Vollmacht zu verleihen, zu deren Verleihung er nach 2000-jährigem und auf Christus und seine Apostel selbst gegründetem Amtsverständnis der Kirche nicht bevollmächtigt ist.

Inwieweit dieser Akt theologisch auf der gleichen Ebene zu verorten ist wie die Ernen­nung der römischen Praefetessa, ist hier nicht näher zu untersuchen. Beide haben jedenfalls gemeinsam, daß sie unter Berufung auf die Leitungsvollmacht von Papst und Bischof die Aufsicht über und Anleitung von geweihten Amtsträgern beanspruchen, denen in der Priester- und Bischofsweihe doch selbst Leitungsvollmacht übertragen wurde. Nun werden sie der Leitungsgewalt von Personen unterstellt, die nicht über diese sakramen­tale Leitungsvollmacht verfügen. Das Geschlecht spielt hier wie in dem oben verlinkten Artikel auf Summorum-Pontificum ausgeführt nicht die entscheidende Rolle; es geht um die Weihe, um das Sakrament.

Ernennungen wie die von Brambilla oder Wustmans sind Indizien für die Gering­schätzung, die in den von Bergoglio und Bätzing repräsentierten (und beherrschten) Bereichen der Kirche der sakramentalen Ebene entgegengebracht wird. Dabei ist diese Ebene doch in Wirklichkeit den Seinsgrund und die Existenzberechtigung der Kirche Christi überhaupt.

Diese Geringschätzung zeigt sich nicht nur hinsichtlich der im Weihesakrament verlie­henen Hirtenvollmacht, sie betrifft letztlich alle Sakramente und Sakramentalien, durch deren Vollzug sich die Kirche Christi von anderen frommen oder auch unfrommen säkularen Institutionen unterscheidet. Schon bei einem oberflächlichen Blick auf Sakramentenverständnis und -praxis der „modernen Kirche“ ergibt sich ein nieder­schmetternder Befund.

1) Die Taufe wird weitgehend nur noch als Ritus der Aufnahme in die konkrete Gemein­de und von daher auch in die „Gemeinschaft mit Christus“ verstanden – was auch immer das heißen möge. Allzuviel hat das anscheinend nicht zu bedeuten, denn „Die Vorstel­lung, daß ungetaufte Kinder nicht von Gott angenommen werden, passt nicht mehr zu unserem heutigen Gottesbild.“ (s. katholisch.de). Die Realität der gefallenen Natur des Menschen und der Notwendigkeit, zur Herstellung der Einheit mit Christus (und der Kirche) die Folgen der Erbsünde im Erlösungswerk Christi „abzuwaschen“, wird wenn überhaupt nur noch im Nebensatz erwähnt. Stattdessen werden unter Berufung auf ein durch die Taufe verliehenes aber nicht genauer erklärtes „allgemeines Priestertum“ ideologische Ansätze propagiert, die den Rang und die Funktion des sakramentalen Priestertums in Frage stellen: Auf die Taufe allein solle es ankommen.

2) Eher noch schlechter steht es um das Sakrament der Firmung, von dem wir in dem entsprechenden Abschnitt der „Sakramentenlehre“ von katholisch.de nur erfahren, sie sei ein einmaliges Sakrament, welches den Firmling „in einer besonderen Weise mit dem Heiligen Geist beschenkt und ihn noch enger mit dem Glauben und der Kirche verbin­det.“ Ansonsten befasst sich der Artikel in der Hauptsache mit praktischen (quasi „vereinsrechtlichen“) Aspekten der Angelegenheit. Das leuchtet ein, denn im Leben vieler Katholiken, die überhaupt noch Wert darauf legen, daß ihre Kinder dieses Sakrament empfangen, ist der Firmtag nicht mehr als “rite de passage“ - die festliche Markierung des Übergangs von einem Lebensabschnitt zum anderen. Hier also vom Kind zum Jugendli­chen - ganz wie bei der Jugendweihe in der DDR.

3) Zur Eucharistie beschränken wir uns hier auf den kursorischen Hinweis auf Ergeb­nisse von Umfragen aus den USA, wonach dort nur 30% der Gottesdienstteilnehmer inhaltlich etwas mit dem Begriff der „Realpräsenz“ anzufangen wissen – also gar nicht wissen, was sie da feiern. In Deutschland dürfte der Prozentsatz derjenigen, die diesen Begriff der Lehre der Kirche entsprechend verstehen, noch geringer sein. Viele Pfarrer geben sich damit zufrieden, daß die Gottesdienstbesucher möglichst vollständig, bank­weise und geordnet an der „Kommunionprozession“ teilnehmen. Auch hier tritt der Gedanke von Gemeinsamkeit, ja, „Geschlossenheit“ oft in den Vordergrund und ver­drängt alle inhaltlichen Erwägungen – insbesondere die, ob die Empfänger des geop­ferten Leibes Christi überhaupt „disponiert“ sind, diese Gabe würdig und fruchtbringend zu empfangen.

Die darin zum Ausdruck gebrachte Leichtfertigkeit verschlägt einem den Atem.

4) Das Sakrament der Buße und Sündenvergebung spielt in der pastoralen Realität vieler katholischer Gemeinden Mitteleuropas praktisch keine Rolle mehr. Selbst Priester emp­fin­den zu weniger als 30% die Notwendigkeit, mindestens einmal im Jahr zur Beichte zu gehen. Zumindest teilweise dürfte dieser Verlust an Relevanz auch dadurch zu erklären sein, daß die Beichte wie kein anderes Sakrament die Aufforderung an den Einzelnen darstellt, sein Verhältnis zu Gott zu bedenken und selbstkritisch zu würdigen – der kol­lek­tivistischen Mode bietet das nur wenig Spielraum. Und von Sünde, Schuld und Reue will nun wirklich keiner etwas hören.

5) Das erscheint jedenfalls plausibel beim Blick auf das hier ebenfalls praktisch nur noch selten verabreichte oder nachgefragte Sakrament der „Krankensalbung“; populär als „letzte Ölung“ bezeichnet. Aufgrund des Personalmangels bei Priestern und allseitiger Gleichgültigkeit ist die Bedeutung dieses früher regelmäßig mit Beichte und Kommu­nion verbundenen Sakramentenpakets als Reisegepäck („Viaticum“) für den letzten und oft entscheidenden Abschnitt des Lebensweges hierzulande kaum noch bewußt. Wo es überhaupt noch gespendet wird, dann eher zur Abwendung von Lebensgefahr (als ob man dem Tod auf Dauer entrinnen könnte) oder bevorzugt auch kollektiv im Rahmen von „Krankensalbungsgottesdiensten“.

Besonders problematisch erscheint vom real verkündeten und gelebten (Un)Glauben her gesehen die Situation der beiden einander gewissermaßen komplementär zugeordneten Sakramente der Ehe und der Weihe: Sie sind auf je eigene Weise für die Weitergabe und den Erhalt des natürlichen und des übernatürlichen Lebens „zuständig“. Doch diese Zuständigkeit nimmt der „moderne Mensch“, der vielen Theologen als unhintergehbarer Maßstab gilt, am liebsten in die eigenen Hände.

Die Bedeutung und der einzigartige Rang der nur durch den Tod lösbaren Verbindung von einem Mann mit einer Frau gehört zu den Grundpfeilern der christlichen Lehre und einer darauf gegründeten Lebensführung. Diese Lehre und Praxis werden seit Jahren durch Attacken von vielen Seiten in Frage gestellt – nicht nur in Deutschland, sondern etwa mit Fiducia supplicans von höchster Ebene her. Das beginnt bei Segensfeiern für „geschiedene Wiederverheiratete“, zunehmendem „Verständnis“ für gleichgeschlechtliche oder mehrere Personen umfassende intime „Lebensgemeinschaften“ und reicht bis zu (noch inoffiziellen) Eheschließungsritualen für gleichgeschlechtliche Paare oder zur Trennung von „Lebensabschnittspartnerschaften“.

Die Angriffe auf das sakramentale Priestertum, das in gar keiner Weise mit dem „allgemeinen Priestertum“ der Getauften gleichgesetzt werden kann, sind hier bereits mehrfach behandelt worden – am grundsätzlichsten vielleicht in den beiden Beiträgen zur Interpretation von „Lumen Gentium“ hier und hier. Theologisch mehr ins Detail gehen zwei Beiträge von „Vigilius“ über den Zerfall des Priestertums, die der anonyme Autor Ende des letzten Jahres auf seinem Substack Einsprüche Teil 1 und Teil 2 veröffentlicht hat.

Einigermaßen erschütterndes Ergebnis dieser hier nur in wenigen groben Strichen gezeichneten Übersicht ist, daß die sakramentalen Grundelemente der von Christus eingesetzten Kirche, ohne die jede sich auf Christus berufende Religionsgemeinschaft zum (im besten Fall) frommen Wohltätigkeitsverein und im schlechtesten zum kirchen­feindlichen oder neuheidnischen Kampfverband wird, in weiten Bereichen der katho­lischen Kirche im Schwinden, teils sogar im Verschwinden, begriffen sind. Einerseits, weil ihre Inhalte und Intentionen schlichtweg „vergessen“ worden sind, andererseits, weil sie als angeblich dem „modernen Menschen nicht mehr vermittelbar“ aktiv zurückge­drängt oder abgelehnt werden. Die zur Säkularisierung ausgereifte “Verheutigung„ (Aggiornamento) zerstört Kirche und Glauben.

Das Pontifikat von Franziskus weckt in vielerlei Hinsicht die Befürchtung, daß diese noch vor wenigen Jahrzehnten auf den Narrensaum der „Kirche von unten“ beschränk­ten Tendenzen inzwischen das Zentrum der Kirche ergriffen haben. Und viele Gläubige haben den Verdacht, daß diese Entwicklung von der Hierarchie selbst und vom Verweser des Lehramtes nicht nur übersehen oder geduldet, sondern aktiv unterstützt und voran­getrieben werde. Die „Bevollmächtigung“ einer ungeweihten Person zur „gleichberechtig­ten Teilnahme an der Leitung“ der Diözese Limburg zeigt, wie schnell die skandalöse Ernennung der Praefetessa durch Franziskus Schule macht. Auf so etwas haben die Bätzinge nur gewartet; weitere Fälle der Ersetzung sakramentaler durch verwaltungsmäßig zugewiesene Kompetenz sind zu erwarten.

Wenn der Eindruck dieser unaufhaltsamen Säkularisierung weiterhin bestehen bleibt und durch die demnächst anstehende Wahl eines Nachfolgers für den gegenwärtig so unheilvoll regierenden Papst noch verstärkt und bestätigt wird, ist die hier und da bereits vorweg ausgerufene explizite Kirchenspaltung kaum noch zu vermeiden. Eine Kirche ohne Sakramente wäre nicht mehr die Kirche Christi, und der seit Jahren bestehenden inneren Spaltung müßte auch die äußerlich sichtbare folgen.

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