„Communio“ auf dem Weg zum ernstzunehmenden katholischen Web-Magazin
13. Februar 2025

Screenshot „Communio“ vom 13. Februar
Endlich einmal gibt es eine erfreuliche Nachricht aus dem Bereich der offiziös-katholischen Medien in deutscher Sprache: Die seinerzeit von Josef Ratzinger als Gegengewicht zum Konzilsgeist-Organ „Concilium“ gegründete Zeitschrift „Communio“ erscheint nach einer längeren Durststrecke nun bei einem neuen Verlag (Herder), mit einer erneuerten Redaktion und – was besonders die Leser von Summorum-Pontificum interessieren dürfte – mit einer eigenen Internet-Version. Die Communio im Internet ist keine Eins-zu-Eins-Version der nach wie vor auch im herkömmlichen Zeitschriftenformat herausgebrachten Papier-Version, sondern eine Art online-Magazin, das neben einzelnen Beiträgen aus der 6-mal im Jahr erscheinenden Druckausgabe auch mehr oder weniger aktuelle journalistische Beiträge enthält, die Zeiterscheinungen oder konkrete Ereignisse aus katholischer Perspektive beleuchten.
Tatsächlich gibt es dieses unter der Redaktionsleitung von Benjamin Leven arbeitende Online-Magazin bereits seit Januar 2024 – da wir jedoch schon seit Jahren „Communio“ nur noch sehr gelegentlichen aufgrund von Literaturverweisen quasi im Archivbestand genutzt haben, hat es ein ganzes Jahr gedauert, bis wir die Neuerungen mitbekommen haben. Der erste Eindruck von dem Projekt, das sichtlich konzeptionelle Anleihen bei amerikanischen Web-Print-Verbund-Projekten wie National Catholic Register, First-Things, oder Crisis-Magazine gemacht hat, ist durchaus positiv. Und das auch dann, wenn gleich vorweg gesagt sein soll, daß der Auftritt der Online-Communio definitiv nicht im engeren Sinne traditionsorientiert ist und z.B. liturgischen Fragen, soweit wir sehen, eher am Rande behandelt. Aber anders als die Flaggschiffe der kirchensteuer-finanzierten Webportale wie katholisch.de, kirche+leben oder das Kölner Domradio, die sich voll dem links-grün-radikalen Zeitgeist ergeben haben, will man bei Online-Communio denn doch katholisch sein; wahrt zumeist erfreulich Distanz zu diesem Zeit-Ungeist und versucht lieber, Gegenwartsfragen von der Basis einer soliden katholischen Theologie her anzugehen. Autorenliste und Redaktioneller Beirat lesen sich wie ein Auszug aus dem Ratzinger-Schülerkreis.
Von daher wäre dieses deutsche Projekt in der Tendenz noch am ehesten mit dem amerikanischen NC-Register vergleichbar; es hat weder die auch politisch betont konservative Stoßrichtung wie das Crisis-Magazine, noch die konservativ-ökumenische Ausrichtung wie First Things, wo man ganz ohne Dialog-Illusionen Gespräche zwischen glaubenstreuen Katholiken, bibeltreuen Evangelikalen und gläubigen (d.h. weder säkularen noch ultra-orthodoxen) Juden führt. Ein Allround-Angebot – und das ist für die hiesigen Verhältnisse nicht das Schlechteste.
Mit seiner breiten thematischen und positionellen Spannweite – Autoren sind sowohl der progressive deutsche Kardinal Kasper als auch der konservative niederländische Purpurträger Eijk, der Pater der Petrusbruderschaft Recktenwald als auch Johannes Hartl, der eher einer charismatischen Richtung zugerechnet wird – verspricht das Magazin eine Diskussionskultur, die rundum selten geworden ist.
Für Katholiken, die ihre spirituelle Heimat im Ritus der hl. Päpste Damasus und Gregor gefunden haben und sich dafür einsetzen, diese Lebenslinie der Kirche gegen die Angriffe des Modernismus zu verteidigen, mag nicht jedes Thema und nicht jede Perspektive aus dem weitgespannten Autorenkreis von Communio interessant sein, das eine oder andere ist vielleicht eher ärgerlich. Aber insgesamt ist es erfreulich, hier einer katholischen Breite zu begegnen, die anderswo – man könnte auch das eine oder andere Projekt aus dem gleichen Verlag anführen – verlorengegangen ist. Und vielleicht kann man ja auch gerade aus einem Beitrag, über den man sich ärgert, etwas lernen. Widerspruch hält wach.
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