Erzbischof em. Hector Aguer zum Neo-Arianismus in der Kirche der Gegenwart
28. Februar 2025

Erzbischof em. Hector Aguer
Zur klein gewordenen Zahl der Bischöfe, die den unverkürzten Glauben der Kirche verkünden, „sei es gelegen oder ungelegen“, gehört der emeritierte Erzbischof des argentinischen La Plata, Héctor Rubén Aguer, geb. Mai 1943. Der Erzbischof hat vor einigen Tagen aus Anlaß des Gedenkjahres des Konzils von Nikäa einen Artikel veröffentlicht, in dem er einige in der gegenwärtigen Kirche kursierende Irrtümer auf die vom Konzil von Nikäa (325) verurteilten Irrlehren des Arius zurückführt und hervorhebt, daß nur die überlieferte Liturgie das volle und unverkürzte Glaubensbekenntnis nach Niäa als verpflichtend vorschreibt. Wir haben den Artikel nach der von LifesiteNews gebotenen englischen Fassung übersetzt.
Das Jahr 2025 bringt den 1700sten Jahrestag des Konzils von Nikäa, das später in den Konzilien von
Chalzedon und Konstantinopel I fortgesetzt und vollendet wurde. Auf diesem ersten großen Konzil der
Kirche wurde das Geheimnis der Heiligen Dreifaltigkeit dargelegt, nämlich daß der Sohn, Jesus
Christus homoúsios, tó Patrí, gleichen Wesens mit dem Vater und daher ebenfalls wie der Vater
Gott ist.
Das Konzil von Nikäa bekräftigte unter dem Vorsitz des Bischofs Hosius von Cordoba diese von Athanasius von Alexandria gegen Arius (256-336) verteidigte Wahrheit. Der Arianismus ist eine unitarische Lehre, die zwar glaubt, daß Jesus Christus der Sohn Gottes des Vaters ist, doch das er weder von Ewigkeit her besteht und seine Ewigkeit mit dem Vater gemeinsam hat. Arius und sein Schüler Eunomius gingen von einer grundsätzlichen Ungleichheit zwischen dem Sohn und dem Vater aus. Mit Unterstützung durch die Kaiser breitete sich der Arianismus im ganzen weströmischen Reich aus, wurde außerdem einigen germanischen Völkern auferlegt und ging später in verschiedene häretische Strömungen ein. Er anerkennt die Einzigartige Stellung Jesu Christi, auch seine Auferstehung – aber verneint seine Göttlichkeit.
In der heutigen Kirche weist die zentrale Stellung des Menschen und der Menschenrechte einen semi-arianischen oder neoarianischen Charakter auf. Doch es ist notwendig, Jesus Christus als den wahren Gott zu verkünden, der Mensch geworden ist, ohne damit aufzuhören, Gott zu sein. Eine wahre Christologie ist trinitarisch. Die Messe der überlieferten Liturgie enthält als einzige Form des Glaubensbekenntnisses. Eine authentische Christologie ist trinitarisch. Die überlieferte Liturgie enthält als einzige Form des Glaubensbekenntnisses das nikäanische Credo, das jeden denkbaren Irrtum ausschließt. Doch der gegenwärtige römische Ritus läßt auch das sog. „Apostolische Glaubensbekenntnis“ zu, das die Ausbreitung neo-Arianischer Vorstellungen begünstigen kann.
Dafür gibt es eine bemerkenswerte Vorform in der jesuitischen Tradition. Die berühmten „Geistlichen Übungen“ Ignatius’ von Loyolas beginnen mit den Worten „Der Mensch ... wurde erschaffen“ und nicht mit „Gott erschuf den Menschen“, wie es eigentlich sein sollte. Hier liegt der Ursprung des modernen Anthropozentrismus und einer ultra-humanistischen Gedankenwelt, die dann durch die Ideologie der französischen Revolution noch verstärkt wurde. In der Christologie äußert sich diese Tendenz als Neo-Arianismus.
Tatsächlich geht der sogenannte „interreligiöse Dialog“ davon aus, daß alle Religionen die Wahrheit
enthalten – doch dadurch wird der Auftrag des Evangeliums entwertet. Das wird weltweit auch so
anerkannt. Der frühere Präsident der Vereinigten Staaten hat Papst Franziskus dafür gelobt, daß er
ganz anders als die früheren Päpste „sich allen Religionen zuwendet“. Doch ein wahrer
„interreligiöser Dialog“ wird dadurch erreicht, daß man durchaus in respektvoller Haltung gegenüber
allen anderen die katholische Wahrheit bekräftigt. Die Tradition der Kirche macht es uns möglich,
für die Bekehrung der ganzen Welt zu Jesus Christus zu beten.
Soweit also der Erzbischof, der 2018 unmittelbar nach der vorgeschriebenen Einreichung seines Rücktrittsgesuches zum 75. Geburtstag emeritiert wurde. Sein kurzer und keinesfalls erschöpfender Beitrag macht darauf aufmerksam, daß viele Fehlorientierungen in der Kirche der Gegenwart keine Neuerfindungen der von allgemeinem Glaubensverlust gekennzeichneten Gesellschaften des Wirtschafts- und Lebensmodells der (übrigens gar nicht so vielen) westlichen Industriegesellschaften sind: Sie gehen vielfach zurück auf die gleichen Fehlorientierungen zurück, die schon in der Frühzeit des Christentums zur Entstehung der großen Häresien geführt haben. Den Vertretern solcher Fehlorientierungen ist dieser Zusammenhang oft gar nicht bewußt. Sie knüpfen nicht direkt an ihre antiken Vorgänger an, sondern unterliegen ähnlichen Einflüssen des jeweils herrschenden Zeitgeistes wie diese. Und ein gottloses gesellschaftliches und geistiges Umfeld führt eben immer wieder dazu, bestimmte Aussagen des Evangeliums nicht zu verstehen und nach vermeintlich besser verständlichen eigenen Auslegungen zu suchen. Und wenn diese von der Kirche in der Vergangenheit als häretisch verurteilt worden sind, so gilt das auch für die Gegenwart: Anathema sit!
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