Was von der 38. Woche übrig blieb
22. September 2025

Formvollendete Simulation einer Trauungszeremonie in Bergamo
In der ersten Hälfte der vergangenen Woche schwirrte es in Rom vor Gerüchten, der Papst werde alsbald eine Regelung zum Thema „überlieferte Liturgie“ treffen. Auslöser unserer noch längeren Liste der Gerüchte war eine Bemerkung von Kardinal Gambetti, Erzpriester der Peterskirche und bisher nicht durch besondere Nähe zur Tradition aufgefallen, zu einer Anfrage des Catholic Herald, ob in in dieser Angelegenheit etwas zu erwarten sei.
Gambetti hatte darauf nicht geantwortet und nur gesagt, man habe ihm bedeutet, alle sollten hier die Entscheidung des Papstes abwarten. Der Herald mißververstand das wohl als Fingerzeig auf eine mehr oder weniger zeitnah bevorstehende Entscheidung – und schon spekulierte die halbe traditionsorientierte Welt über deren möglichen Inhalt. (Quelle)
Nach dem Papstinterview mit Elise Ann Allen dürfte sich das fürs erste erledigt haben: Für Papst Leo zählt diese Frage zu den „brisanten Themen“, von denen er noch nicht weiß, „wie sie sich entwickeln werden“. Fassen wir uns also weiter in Geduld – und beten für den Papst, daß er die ihm im römischen Stimmengewirr offenbar bislang nicht zuteil gewordene Erleuchtung bald finden werde: Es geht um das Heil der Seelen. Denn inzwischen geht der Feldzug besonders eifriger Bischöfe gegen jede Art von Tradition unvermindert weiter, wie Carminante Wanderer in einem Bericht aus Argentinien mitteilt.
Unvermindert weiter geht auch das Gemetzel islamistischer Banden an Christen in Afrika. Dort stürmte eine bis an die Zähne bewaffnete Abteilung auf Motorrädern die Pfarrei des hl. Joseph in Manguredjipa; die tapferen Kämpfer erschossen und erschlugen alle, die sie auf den Straßen des Ortes und bei einer Totenwache für die Opfer eines vorhergehenden Überfalls antrafen, setzte mehrere Häuser in Brand und verschwanden im Dschungel des Umlands und dem Schweigen der Welt. Vorläufige Bilanz: Weit über 100 Tote. (Quelle). Da haben wohl einige unserer Stiefbrüder in dem „einen Haus“ von Vater Abraham die Botschaft des Dokuments über Die Brüderlichkeit aller Menschen, das Papst Franziskus und der Großimam der Al-Azhar-Universität im Februar 2019 in Abu Dhabi unterzeichneten, immer noch nicht recht verstanden.
Dann war da der Appell einer „Internationalen katholischen Koalition“ an Papst Leo zur offiziellen Annulierung des Dokuments Fiducia Supplicans, das zur Grundlage der kirchlichen Segnung von Homo-Ehen herangezogen wird. Da auch das ein „brisantes Thema“ ist, werden wir wohl noch länger auf eine Antwort warten müssen. Inzwischen geht die Bewegung zur Normalisierung des nicht Normalisierbaren wacker voran: In Bergamo zelebrierte ein gewisser Don Roberto Falconi von der Diözese Oria eine Trauungs-Simulation für Bräutigam und Bräutigam, deren Liturgie selbst mit der Lupe kaum von einer tatsächlichen Trauzeremonie zu unterscheiden war.
In Deutschland sind wir noch nicht ganz so weit, aber die in der Zeit des kurzen römischen Interregnums von Deutschlands Bischöfen veröffentlichte Handreichung für Seelsorgerinnen und Seelsorger legt schon einmal ein Fundament, auf dem man aufbauen kann. Die immer mehr zum Albtraum werdende Kirchenpräsidentin Stetter-Karp kritisiert Papst Leo scharf, daß er sich hier unter dem Vorwand, „die Polarisierung nicht zu verstärken“ noch etwas Bedenkzeit einräumt: Es sei gleichermaßen polarisierend, das Thema der Diskriminierung von Menschen aus der LGBTQ-Community in der Kirche auszuklammern. "Die Frage ist am Ende, ob wir Menschen weiter diskriminieren und sie lediglich auf sehr abstrakte Weise in allgemeinen Formulierungen anerkennen oder ob wir das konkret unterlegen etwa durch Segensfeiern für gleichgeschlechtliche Paare".
Was hatten wir da noch in unseren Notizen? Der zuverlässige Kämpfer gegen alles über seinen engen Horizont hinausgehende Andrea Grillo erneuerte seine Kritik an der Heiligsprechung von Carlo Acutis noch über die von uns bereits behandelten Aspekte hinaus und stellt alle herkömmlichen Frömmigkeitspraktiken vom möglichst täglichen Messbesuch bis zum ebenfalls möglichst täglichen Rosenkranzgebet unter Verdacht – womit er sich unter anderem eine heftige Zurückweisung von Matthew Hazell einhandelte. Ein ausführlicher Kommentar dazu von Anthony Stine, dem wir hier – was nicht immer der Fall ist – weitgehend zustimmen können.
Dann war da noch jenes merkwürdige Geschehen bei einem ökumenischen Gebetsgottesdienst zum Gedenken der christlichen Märtyrer des 21. Jahrhunderts am 14. September in St. Paul vor den Mauern, wo Papst Leo – anscheinend aus Rücksicht auf die zahlreich anwesenden Vertreter nicht-römischer Orthodoxer Kirchen – beim Vortrag des Nikäanische Glaubensbekenntnisses das seit einem Jahrtausend Anstoß erregende „filioque“ ausließ. Kann man, wie es später hieß, „um der Einheit willen“, so machen, mutet aber doch im großen Jubiläumsjahr von Nikäa einigermaßen befremdlich an. Und ist völlig überflüssig: Es muß ja nicht der Papst selbst jede Feier mit seiner Gegenwart auszeichnen. Wo Mißverständlichkeiten in der Luft liegen, kann er sich ja auch von einem Kardinal vertreten lassen.
Und ein letzter, aber wegen seines Rangs als Kuriosum unentbehrlicher, Punkt aus unserer noch längeren Liste: Dem früher einmal als katholischer Publizist gelesenen Lohnschreiber Andreas Püttmann mißfällt der immer freimütiger werdende Einsatz von Kardinal Müller für den Erhalt der authentischen katholischen Lehre und Liturgie so sehr, daß er auf haeretisch.de unter ausdrücklichem Bezug auf Kardinal Müller die Forderung erhebt: „Päpste sollten das Kardinalat leichter entziehen können.“ Der Mann, so scheint uns, hat das Wesen der Deutschen Demokratischen Synodalität erfaßt: Maulkorb für alle, die nicht seiner Meinung sind.
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