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Bischof Rifan ist 75 Jahre alt geworden —
und jetzt?

04. November 2024

4 - Gemeinden und Gemeinschaften

Bischof Rifan spendet einer an der Kommunionbank knienden Frau mit Schleier die hl. Kommunion

Bischof Rifan als Kommunionspender (2012)

Am 25. Oktober ist Bischof Fernando Arêas Rifon von der Apostolischen Administratur in Campos 75 Jahre alt geworden. Die Website der Admini­stratur nimmt von dem Datum keine Kenntnis, und auch sonst haben wir nirgendwo gelesen, daß der Bischof aus diesem Anlaß seinen Rücktritt eingereicht hätte – wie es das kanonische Recht vorsieht. Das Zögern des Bischofs ist verständlich: Als Ordinarius der noch von Papst Johannes Paul II. eingerichteten „Apostolischen Personal-Admi­ni­stratur vom hl. Johannes Vianney in der Diözese Campos“ ist er der einzige offiziell für die Seelsorge in der überlie­ferten Liturgie bestellte Bischof der ganzen katholischen Kirche. Wie es mit dieser einzigartigen Einrichtung nach seinem Rücktritt – oder einer eventuell von Rom angeordneten „Pensionierung“ weitergeht, ist derzeit völlig offen.

Da wir in den letzten Jahren (genauer gesagt: Seit dem Beginn des Pontifikats von Fran­ziskus) wenig von Bischof Rifan und der Administratur gehört haben, hier das Wesent­liche zusammengefasst: Die Personaladministration „im Bistum Campos“ ist aus der „Rebellion“ des früheren Bischofs von Campos, Antonio de Castro Mayer, gegen die Liturgiereform und die nachkonziliaren Wirren hervorgegangen. Die Anhänger der überlieferten Lehre und Liturgie hatten in Campos die „Priestervereinigung vom hl. Johannes Vianney“, gegründet, die mit etwa 25 früheren Diözesanpriestern und einer Reihe von Ordensleuten ganz nach dem Vorbild der Piusbruderschaft im Bistum, aber ohne dessen Genehmigung, tätig war. Nach dem Tod von Bischof De Castro Mayer 1991 wurde der Priester Licino Rangel von den Bischöfen Alfonso de Galarreta und Richard Williamson von der Piusbruderschaft ohne Genehmigung Roms zum Bischof für die Vereinigung geweiht. Unter der Leitung Rangels verfolgte die Priestervereinigung dann einen Kurs der Wiederannäherung an Rom, der in den Jahren um 2000 in Verhand­lun­gen mündete, die römischerseits vom damaligen Präfekten der Glaubenskongregation Kardinal Ratzinger geführt wurden. Das „kleine Schisma“ von Campos endete dann 2002 mit der Aufhebung der Exkommunikation von Bischof Rangel und nach dessen „aus gesundheitlichen Gründen“ erfolgten Rücktritt mit der nun legalen Bischofsweihe von Fernando Rifan und seiner Einsetzung zum Administrator der neubegründeten Personal­administration auf dem Territorium der Diözese Campos.

So entstand eine bemerkenswerte Doppelstruktur,  die in etwa dem Vorbild der mit Rom unierten östlichen Rituskirchen entspricht, deren Diözesen ebenfalls die der lateinischen Kirche „überlagern“. Die Personaladministration umfasst nach den letzten uns vorlie­gen­den Zahlen (2017) derzeit 13 Pfarreien mit 122 Seelsorgstellen, ihr gehören 37 Priester und 33 Ordensfrauen an. Die Personalprälatur hat einen eigenen Haushalt und eigene Personalverantwortlichkeit – und sie folgt auch in ihrem Festkalender dem vokonziliaren Gebrauch. Ortsbistum und Personaladministration haben jeweils ihre eigenen Priester­se­minare, die Administration unterhält auch noch ein Internat in der Art eines klassischen „kleinen Seminars“. Weitere Schulen und Sozialeinrichtungen gibt es in Gemeinden.

Nach allem, was aus Brasilien zu hören ist, scheint diese Doppelstruktur im großen Gan­zen recht gut zu funktionieren. Bischof Rifan nimmt einmal im Jahr an der Chrisam­mes­se des Ortsbischofs teil, im übrigen führen beide Organisationen ihr eigenes Leben – was gewisse Elemente der Zusammenarbeit im Bedarfsfall nicht ausschließt. Über weitere Einzelheiten des Verhältnisses zwischen diesen beiden Strukturen innerhalb des Terri­toriums einer Diözese und deren rechtliche Regelungen untereinander und gegenüber Rom ist wenig bekannt – das ist schade, weil sich dort möglicherweise Präzedenzen für die Koexistenz beider Richtungen auch andernorts finden ließen.

Andererseits macht diese in der katholischen Kirche derzeit weltweit einzigartige Struk­tur auch verständlich, daß und warum eine eventuelle Amtsaufgabe von Bischof Rifan ein heißes Thema ist, das von beiden Seiten – Campos ebenso wie Rom – mit einiger Diskretion behandelt wird. So, wie die Dinge derzeit stehen, rechnen wir nicht mit einer kurzfristigen Lösung der hier zu bewältigenden Probleme. Hoffentlich kann man sich in Campos wie in Rom darauf einrichten, eine Zeit lang in der Grauzone zu operieren, die dadurch entsteht, daß der Bischof nicht seinen Rücktritt anbietet – und Rom darauf verzichtet, diesen einzufordern. Es bleibt offen, ob diese Gnadenfrist dazu ausreicht, ein Konzept zu entwickeln, das zumindest für Campos tragfähig ist. Eine Bestätigung des status quo wäre nach Lage der Dinge schon ein guter Erfolg.

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