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SantoSanti – eine Alternative zu Halloween

30. Oktober 2023

§. Brauchtum und Frömmigkeit

Das ist der Alttext

SantoSanti bei Missio Österreich 2022

Seit Wochen, wenn nicht Monaten, kann man durch keine Einkaufspassage gehen, ohne in den Schaufenstern aller Branchen von Halloween-Kostümen angekreischt oder visuell erschreckt zu werden. Manches sieht schon recht dämonisch aus – aber wenn es Geld bringt und den Kiddies Spaß macht, ist alles erlaubt. Sagt auch der Porno-Shop, und der Automat für für garantiert sterile Stoff-Spritzen ist auch gerade um die Ecke.

Halloween hat eine wechselhafte Geschichte. Die Wurzeln mögen keltisch oder pseudo-keltisch sein – d.h. Erfindungen des „Celtic-Revival“ in der Spätromantik. Leichter nachzuzeichnen ist ein Zweig katholischer Tradition, der den Namen der Sache auf All Hallow’s Eve, den Vorabend von Allerheiligen zurückführt. Da verband sich das Gedenken der Heiligen katholisch-zwanglos mit dem Gedanken und der Fürbitte an die vielleicht nicht ganz so heiligen verstorbenen eigenen Familienmitglieder. Ihnen sagte man in manchen Gegenden bis in die Neuzeit nach, an diesem und anderen geeigneten Tagen ihre noch lebenden Verwandten heimzusuchen und sie um ihr Gebet für die „armen Seelen“ zu bitten. Keine wirklich katholische Vorstellung – aber im Volksglauben fast aller Völker auf allen Kontinenten in der einen oder anderen Form anzutreffen und daher auch von der Kirche zwar nicht akzeptiert oder gar gebilligt, aber doch mit unterdrückter Mißbilligung hingenommen.

In den letzten Jahrzehnten hat sich Halloween zunächst unter dem Druck kommerzieller Interessen und dann auch im Gefolge der gewaltig anschwellenden esoterischen, okkulten und neuerdings immer satanistischer auftretenden Gruppierungen enorm ausgebreitet – siehe oben. Und längst gibt es auch in ehedem „katholischen“ Gemeindezentren unter Anleitung beflissener Pastoralassistentinnen Halloween-Veranstaltung, wo man 7-jährigen Graf Draculas und 9-Jährigen Hexenweibern in Masse begegnen kann – von den vielen bluttriefenden Geköpften oder ekligen Halbverwesten ganz zu schweigen. So werden die lieben Kleinen schon früh in die Wertewelt der Gesellschaft eingeführt...

Wie kriegt man die Seuche wieder los? Der österreichische Missio-Nationaldirektor Karl Wallner hat nun den Vorschlag gemacht oder besser gesagt aufgenommen, einen christlichen Kontrapunkt zu den Horror-Veranstaltungen zu setzen. Bereits jetzt gibt es in mehreren Ländern – wenn auch nur sehr punktuell – solche Versuche, die im allgemeinen auf dem Grundgedanken beruhen, die Kinder katholischer oder orthodoxer Familien – andere machen wohl derzeit kaum mit - könnten sich doch als Heilige verkleiden und zu einem fröhlichen Fest treffen. Bei der Auswahl „ihres“ Heiligen und der näheren Beschäftigung mit dessen Leben und Attributen könnten sie dann ganz zwanglos auch etwas über die Heiligen im Allgemein und über das erstrebenswerte Gut der Heiligkeit lernen.

Der Vorschlag erscheint auf den ersten Blick total aus der Zeit gefallen und irgendwie verrückt – aber bei näherem Hinsehen gewinnt er immer mehr Überzeugungskraft. Eine Website der katholischen Kirche in Österreich berichtet:

Es begint ein Zitat

Bei der Premiere in der Missio-Nationaldirektion vor einem Jahr drängten prompt 40 kleine Heiligengestalten samt ihren Eltern in die dortige Kapelle. Die Kreativität bei den Verkleidungen sei beeindruckend gewesen, berichtete Wallner. "Gleich mehrfach vertreten waren dabei der heilige Martin mit Schwert und Mantel, der Jugend-Selige Carlo Acutis mit Jeans und Laptop sowie die heilige Lucia mit einem Lichterkranz auf dem Kopf." Ein Kindergottesdienst bildete den Rahmen für die Feier. "Dabei stieg jedes Kind der Reihe nach auf einen Sessel vor dem Altar, sagte seinen Namen, und alle fielen ein mit 'Bitte für uns'. Es war also eine Heiligenlitanei", so der Zisterziensermönch. Im Anschluss folgten noch Jause, Spiele und ein Fotoshooting.

Das klingt nach einem interessanten Rezept für Kinderpastoral – Aufbau- und Erweiterungsmöglichkeit für die älter werdenden Jahrgänge nicht ausgeschlossen. Der Heiligenkreuzer Wallner hat auch einen Namensvorschlag für den Tag und das Fest gemacht: SantoSanti. Klingt auch außerhalb Österreichs nicht schlecht. Und das Konzept hat etwas überaus Lehrreiches an sich: Es hat erwiesenermaßen keinen Zweck, wenn sich die eine phantasielose kirchliche Nachläufer-Pastoral auf einen Wettbewerb mit den Zeitgeisterscheinungen auf deren eigener Grundlage einläßt: Die können – nicht nur an Halloween – immer noch doppelt so laut, dreimal so verrucht und entschieden pornographischer als die bemühteste Jugendpastoral herkömmlichen Zuschnitts sich erlauben kann. Da hilft nur, entschlossen gegenkulturelle Konzepte zu erarbeiten und dann auch umzusetzen, auch wenn es mühsam ist – und dann dabei zu bleiben, auch wenn die Zeitgeister sich totlachen oder die Verleumder ihre Pfeile anspitzen.

Die ganze Idee ist übrigens in keiner Weise auf den Ritus bezogen – dafür bürgt schon der Name Wallner. Aber da gerade altrituelle Gemeinden oft über einen ausreichend großen Kinderfundus und engagierte Eltern verfügen, können sie ja dann wo immer es möglich wäre eine Vorreiterrolle übernehmen. Und wenn dann ganz gewöhnliche Pfarreien, Pfarrverbünde oder wie das sonst noch so alles heißt, die aber katholisch bleiben wollen und nach Mitteln für die Neuevangelisierung suchen, den Ball aufnehmen – umso besser.

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