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Und jetzt Bischof Rey!

22. November 2023

6 Kirchenkrise

Bischof Rey bei einer Priesterweihe

Bischof Rey bei der Spendung einer Priesterweihe.

Am gestrigen Dienstag (21. 11.) hat der Vatikan mitgeteilt, daß Papst Franziskus Bischof Dominique Rey von der Diözese Fréjus-Toulon einen Bischofskoadjutor „zur Seite gestellt hat“, wie es auf Vatikanesisch so schön heißt. Der neue Mann heißt François Touvet, war seit 2015 Bischof von Châlons und wird die Nachfolge von Bischof Rey in Fréjus-Toulon antreten, wenn dieser in vier Jahren zurücktritt – falls er nicht vorher zurückgetreten wird.

Bischof Rey hat sich die allerhöchste Ungnade zugezogen, da er in seinem Bistum etwas praktiziert hat, was in der neuen Kirche Franziskus’scher Prägung überhaupt keinen Platz hat: Ein sich ergänzendes Neben- und Miteinander von überlieferter und reformierter Liturgie quasi unter einem Dach. Bischof Rey hat Absolventen seines gut besuchten Seminars in beiden Formen des Ritus – um den Wortgebrauch von Papst Benedikt weiter zu verwenden – ausbilden lassen und je nach persönlichen Wünschen und Einsatzmöglichkeiten auch in beiden Formen geweiht. Nach allem, was zu erfahren ist, hat dieser Versuch einer „friedlichen Koexistenz“ in dem zwischen Nizza und Marseille an der Mittelmeerküste gelegenen Bistum auch ganz gut geklappt. Was ja auch kein Wunder sein sollte, wenn man der bis vor kurzem offiziellen Version folgen will, daß es zwischen beiden Formen des Ritus keinen Bruch und keine lehrmäßigen Unterschiede gäbe. Jedenfalls hat diese praktizierte Koexistenz große Anziehungskraft auf Männer mit Priesterberufung ausgeübt, die sich von der andernorts üblichen Alternative: „Voll modern oder gar nicht“ nicht angesprochen sahen. Das Seminar war immer gut besetzt, die Zahl der Priesterweihen wie in vorkonziliaren Zeiten.

Außerdem hat Bischof Rey in seinem abseits der großen Verkehrs- und Tourismusströme gelegenen Bistum auch vielen geistlichen Gemeinschaften eine Heimat geboten, die anderswo daran gehindert wurden, ihre Spiritualität zu erproben und zu leben. Auch Franz von Assisi und seine komischen Bettel-Vögel hätten heute in den meisten Bistümern keine Chance auf Duldung, und im Rom der Einheitsspiritualität des Konzilsgeistes am allerwenigsten.

Mag sein, daß Bischof Rey dabei die eine oder andere anzweifelbare Entscheidung unterlaufen ist – etwa bei der Annahme anderswo als „zu rigide“ abgewiesener Seminaristen oder der Aufnahme neuer Gemeinschaften mit gar zu ungeklärter Geisteshaltung. Aber wirklich gravierende Mißgriffe sind nicht bekannt geworden und konnten auch von einer vor drei Jahren durchgeführten hochnotpeinlichen Visitation nicht aufgefunden werden. Trotzdem legte der Vatikan das Seminar still und untersagte dem Bischof 2022 alle weitere Weihen – insoweit ist also jetzt die weitere Herabstufung von Bischof Rey durch Ernennung eines Koadjutors, der künftig alleine für alle Fragen der Priesterausbildung zuständig sein soll, keine Überraschung.

Anders als Bischof Strickland, der es vorzog, vom Papst formell abgesetzt zu werden, statt diesen unterwürfigst um seine Entlassung zu bitten, soll Bischof Rey übrigens selbst um die Stellung eines Koadjutors gebeten haben. Mag sein, oder auch nicht – in der gegenwärtigen Situation gibt es für einen in Rom in Ungnade gefallenen Bischöfe wohl keine einheitliche Handlungsempfehlung. Problematisch erscheint die Ernennung des Koadjutors jedenfalls unter einem anderen Gesichtspunkt: Bischof Touvet war schließlich seit fast zehn Jahren regulärer Ortsbischof und sieht sich nun einigermaßen willkürlich wie ein Offizier oder Konzernangestellter an einen anderen Dienstort versetzt. Erst im vergangenen Monat hat Franziskus Bischof Monforton von Steubenville, Ohio, als Weihbischof in die Diözese Detroit versetzt. Kirchenrechtlich mögen solche Personalrotationen zulässig sein, aber ob derlei freihändiger Umgang mit „human ressources“ dem Begriff eines Bischofs als Nachfolger der Apostel entspricht, steht auf einem anderen Blatt.

Eines wird jedoch mit jedem Akt des Despoten auf dem Papstthron immer deutlicher: Der Bruch der nachkonziliaren Kirche mit ihrer apostolischen Vergangenheit, von dem zu sprechen bis vor wenigen Jahren als höchst ungerhörig galt – und der von Joseph Ratzinger als Präfekt der Glaubenskongregation und dann als Papst stets energisch bestritten wurde – ist inzwischen unleugbare Tatsache. Wer sich – wie die Bischöfe Strickland und Rey – bemüht, das Vorher und das Nachher miteinander zu verbinden und die Kluft zu überbrücken, soll in der Neukirche keinen Platz mehr haben. Man kann gespannt sein, wer dem neuen Unvereinbarkeits-Dogma als nächstes zum Opfer fällt.

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