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Wie überleben bis zum nächsten Papst?

30. November 2023

Kommentar und Kategorisierung

Mittelalterliche Illstration zeigt den umgestürzten Reisewagen des Papstes

Unfall des (Gegen-)Papstes Johannes XXIII. bei der Anreise zum Konzil nach Konstanz.

Der Papst ist gesund bis zum Tag, da er stirbt – so sagt es ein römisches Sprichwort aus dem Mittelalter, das aber ausweislich der ärztlichen Bulletins über den gegenwärtig an einer Lungenentzündig leidenden Papst wohl auch heute noch gilt. Jedenfalls nehmen in der katholischen Presse – und in den USA noch stärker als hierzulande – die Spekulationen über das nächste Konklave und dessen voraussichtliches Ergebnis kein Ende. Die gerüchteten Pläne für eine revolutionöre neue Wahlordnung geben dem weiter Auftrieb – es wird spannend.

Wenn das Team Bergoglio schon zu so unerhörten Änderungen der Wahlordnung greifen müßte, um sich das Papstamt quasi als Erbbesitz für die Zukunft zu sichern, kann es ja wohl nicht allzu zuversichtlich sein, daß seine Tätigkeit dem Willen und Auftrag des heiligen Geistes entspricht. Der Geist der Wahrheit bedarf solcher Manipulationen nicht – doch von welchen Geistern sich die Sekte der Bergoglianer leiten läßt, soll ein anders Mal untersucht werdenden sein. Akuter erscheint die Frage, was das denn für die Kirche und für jeden einzelnen Gläubigen, Priester und Bischof bedeutet, wenn diese Manipulationen zur Wahl des vom Team ausersehenen Stellvertreters Bergoglios führen sollten und wenn dieser dann die Erwartung seiner Wähler erfüllt. wird spannend.

Das doppelte Wenn ist wichtig, tatsächlich ist es sogar ein dreifaches: Wenn die Änderungen kommen, wenn sie im Konklave zum gewünschten „Erfolg“ führen und wenn der Gewählte dann sein Amt tatsächlich nicht gemäß dem Auftrag Christi, sondern im Geiste Bergoglios führen sollte. Wie diese Amtsführung dann aussehen würde, ist nach dem knappen Hundert an Motu Proprios, die der Argentinier hinterlassen haben wird, und insbesondere nach seinem Auftrag an die Theologen und die Glaubenskongregation, an der überlieferten Lehre keinen Stein auf dem anderen zu lasse, durchaus prognostizierbar. Wie also damit umgehen? wird spannend.

Die erste Möglichkeit wäre die Weiterführung des bisherigen „Lebens in der Grauzone“. Das mag eine Weile lang gut gehen, aber man soll sich nicht täuschen: Wenn die Erben Bergoglios es darauf anlegen, diese Grauzone immer weiter einzuschnüren, deren Bewohner immer nachdrücklicher vor unerträgliche Alternativen zu stellen, wird das nicht endlos möglich sein. Noch können sich viele mit dem Gedanken trösten: Nun, ich muß ja keinen Homosex praktizieren, ich muß mich ja nicht scheiden lassen und dennoch die Kommunion begehren – was die anderen tun, kann ich nicht beeinflussen. Aber was machen die Glaubenstreuen denn, wenn immer mehr rote Linien überschritten werden…. wird spannend.

Die zweite Möglichkeit wäre die der Flucht in den Sedisvakantismus: Franziskus II. ist nicht Papst, sein Vorgänger war es auch nicht, deren Vorgänger bis zu Wunschpapst XX. auch nicht… Zu dieser Theorie greifen ja jetzt schon Viele, die sich in ihrer Verzweiflung am Kirchenregiment des „neuen Frühlings“ nicht anders zu helfen wissen – aber was dabei praktisch herauskommt, sieht in den meisten Fällen durchaus abschreckend aus. Und dann ist da noch das Grundproblem: Wie kommt man aus dem Sedisvakantismus wieder heraus? Wenn die apostolische Sukzession einmal abgerissen ist, wer könnte daran der Wahrheit entsprechend und glaubwürdig wieder anknüpfen? Man kann sich dahin führende Wege ausdenken – sie zu begehen würde aber Eingriffe in die seit tausend Jahre bestehende historische Ordnung der Papstwahl erfordern, die ähnlich bedenklich erscheinen wie die jetzt ventilierten Manipulationen der Bergoglianer. wird spannend.

Die dritte denkbare Möglichkeit wäre die des offenen Schismas. Am besten spektakulär ausgerufen durch den Auszug einer Reihe von Kardinälen aus dem Konklave und der nachfolgenden Wahl eines Gegenpapstes. Historische Vorbilder dafür gibt es bis zum 15. Jahrhundert genug, zum Untergang der Kirche hat das auch nicht geführt – warum es also nach 600 Jahren nicht wieder einmal versuchen? Der große Vorteil dieses Verfahrens wäre der, Franziskus II. das Argument der unbestrittenen Legitimität zu entziehen, das dem Bergogliopapst, nachdem er alle Lehre und jede Tradition zur Disposition gestellt hat, als einzige Stütze seiner Macht übriggeblieben ist: Alle Welt – von den paar unmaßgeblichen Randfiguren im Bannkreis des Sedisvakantismus einmal abgesehen – erkennt ihn als das legitime Oberhaupt der katholischen Kirche an: Die Staatenwelt, die Führer aller christlichen und nichtchristlichen Religionen, wenn auch vielfach nur unter Schmerzen alle Kardinäle, Bischöfe Priester und das getaufte Volk Gottes. wird spannend.

Der Auszug einer nennenswerten – das muß keine Mehrheit sein – Zahl der Papstwähler aus dem Konklave würde die Legitimität des schließlich dort Neugewählten vom ersten Tag an schwer beschädigen; er wäre der zwar überwiegend anerkannte, aber doch immer nur „umstrittene“ Papst in Rom. Die Klärung der Frage, auf wessen Seite die Linie der apostolischen Sukzession verliefe, wäre auf später verschoben. wird spannend.

Wie die Menschen des Mittelalters mit einer solchen Situation umgegangen sind, wäre eingehender zu ergründen. Unter den Heiligen, die in Zeiten streitender Päpste lebten, finden sich sowohl Anhänger von anerkannten als auch von nicht anerkannten Päpsten. Für die meisten Gläubigen war das Schisma beim damaligen Stand der Kommunikationsmittel wohl kein wirkliches Problem: Für sie war ganz selbstverständlich der Papst derjenige, dessen Namen ihr Priester im Kanon erwähnte und den ihnen ihr Bischof – oder Landesherr – vorschrieb. Unmündigkeit kann manchmal auch ein Segen sein. Aber unter den Umständen heutiger Kommunikationsmedien und Organisationsstrukturen ist eine solche kollektives Abtauchen in Grauzonen schwer vorstellbar. wird spannend.

Es geht ja nicht nur um die Erwähnung des Papstnamens im Kanon, und jeder kann die Ursachen, die zur Spaltung geführt haben, mit eigenen Augen sehen und am eigenen Leibe verspüren: Soll er die soeben zur Pfarrerin beförderte und als Priesterin geweihte Gemeindereferentin als altera Christa akzeptieren – oder in eine Nachbarpfarrei ausweichen? Soll er die Regenbogenfahne am Kirchturm – und die dazu passende Predigt des frischverpartnerten gleichgeschlechtlichen Pastor*innenpaares am Doppelambo – ertragen, oder sich zum Anschluß an die pianisch katholische Kirche entschließen, in der ihm solches erspart bleibt? Sollen sich auch Klerus, Bischöfe und Bistümer entsprechend einer aktualisierten Version des „cuius regio, eius religio“ landesweit und auf allen Kontinenten neu sortieren, um auch nur den elementarsten organisatorischen Anforderungen des Lebens im 21. Jahrhundert zu entsprechen? Da muß selbst dem Wagemutigsten die Phantasie versagen. wird spannend.

Eine vierte Möglichkeit haben wir in Europa praktisch nicht auf dem Schirm – in Nordamerika wird sie aber in einem durchaus nennenswerten Umfang praktiziert: Der Übertritt von Priestern, Gemeinden oder ganzen Gemeinschaften in die Autorität eines östlich-orthodoxen Patriarchats. Diese Patriarchate gelten zwar aus römischer Sicht ebenfalls als „schismatisch“, aber ihre apostolische Sukzession und ihre sakramentale Vollmacht ist unbestritten und könnte auch von Franziskus IV. nicht „abgeschafft“ werden. Teilweise erfordert ein solcher Übertritt noch nicht einmal die oft mühsame und nicht immer erfolgreiche Übernahme einer bisher fremden Welt von Spiritualität, Ritus und Sprache. Mehrere orthodoxe Patriarchate, darunter Moskau und Antiochien, bieten Katholiken die Möglichkeit des Übertritts zur „Western Rite Orthodoxy“, und so entstehen dann Gemeinden wie St. Peter Orthodox Church in Fort Worth, Texas, oder St. Gregory Orthodox Church in Washington DC, die in Ritus und Lehre weitestgehend dem katholischen Stand der 50er Jahre entsprechen. wird spannend.

Mit zwei Ausnahmen: Im Glaubensbekenntnis wird das „filioque“ weggelassen – aber das handhaben einige Rom unterstehende „unierte“ Ostkirchen ebenso. Und die Liturgiesprache ist meistens englisch – das entspricht der in der gesamten Orthodoxie größeren Flexibilität hinsichtlich der Anpassung an sprachliche Umfelder, wobei in den USA soweit wir sehen können nicht das Alltagsenglisch verwandt wird, sondern eine der King-James-Bibel angenäherte gehobene Sprachform. Wenn man so will, bilden diese „Western-Rite“-Gemeinden der Orthodoxie ein umgekehrtes Gegenstück zu den Ordinariaten für die Anglikaner im katholischen Bereich – sie verfügen aber über eine weiter in die Vergangenheit zurückreichende historische Dimension. wird spannend.

Nun ist die oben angesprochene „weitgehende“ Übereinstimmung in der Lehre durchaus nicht vollständig, und die Differenzen betreffen durchaus heikle Punkte wie z.B. die von den meisten orthodoxen Patriarchaten eingeräumte Möglichkeit einer Wiederverheiratung für Geschiedene – wenn dabei auch nur eine Art „Eheschluss zweiten Ranges“ gesegnet wird. Gravierender dürfte dann noch die Differenz in der Gestaltung des Verhältnisses zur jeweiligen Staatsmacht sein, in dem die Orthodoxie immer wieder in Abhängigkeit von weltlichen Regierungen gerät. Doch diese Differenzen können hier bestenfalls nur angedeutet werden. Entscheidender für die Praxis ist wohl zumindest für katholische Mitteleuropäer der Umstand, daß ihnen emotional und spirituell die Orthodoxie vielfach fern stehen dürfte – nicht zuletzt deshalb, weil sie im Positiven wie im Negativen von der westlichen „Aufklärung“ weitgehend unbeeinflußt geblieben ist. wird spannend.

Von leicht begehbaren Auswegen aus der sich zuspitzenden Kirchenkrise oder gar von Handlungsempfehlungen kann also nicht die Rede sein. Zumal wir alle nicht wissen, welche Pläne der Herr damit verbindet, wenn Er uns solche Prüfungen zumutet – oder ob Er dem Elend nicht doch früher als zu hoffen auf nur Ihm mögliche Weise ein Ende setzt. So müssen wir bis auf Weiteres auf die bisherige prekäre Existenz in der Grauzone einrichten: Einerseits bereit zu sein, Lücken im System zu erkennen und zu nutzen, andererseits aber auch „rote Linien“ zu ziehen über die man sich keinesfalls hinausdrängen lassen kann, will man den Anspruch der Glaubenstreue nicht aushöhlen. wird spannend.

Beträchtliche Erfahrung über das katholische Leben in der Grauzone hat die Piusbruderschaft, die zwar von den Modernisten gerne als schismatisch verleumdet wird, die aber seit ihrer Gründung von den Päpsten wegen ihrer unbestreitbaren Glaubenstreue als „irgendwie dazugehörig“ akzeptiert wird. Sie verortet sich ihrerseits auch selbst entsprechend – Nennung des jeweiligen Papstes im Kanon inbegriffen. Man muß jedoch sehen, daß diese „irgendwie“-Zugehörigkeit insoweit prekär ist, als sie von Franziskus II. jederzeit einseitig aufgekündigt werden könnte, sollte es ihm nützlich erscheinen. Ähnliches gilt für die – noch – über einen halbwegs regulären Status verfügenden „altrituellen“ Gemeinschaften“, die von einem skrupellosen Bergoglianer-Papst leicht in die Grauzone oder darüber hinaus abgedrängt werden könnten. wird spannend.

Die größte Herausforderung für die Bergoglianer – sollten sie denn mit dem geplanten Putsch erfolgreich sein und die Macht in Rom behaupten – werden jedoch die in Deutschland eher seltenen, in Nordamerika dagegen recht häufigen Gemeinden und Diözesen sein, die unabhängig von Ritusfragen und Einzelheiten in der Auslegung von Konzilstexten am Kernbestand der katholischen Lehre festhalten und wegen ihrer schieren Masse (und Finanzkraft!) nicht einfach herausgedrängt werden können. Sie werden in dem bevorstehenden Ringen eine ganz wichtige Rolle spielen - bei aller berechtigten Kritik am Novus Ordo sollten wir das stets im Auge behalten.

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