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Wo der Geheimdienst die alte Messe beobachtet

25. Januar 2024

6 - Kirchenkrise

Der behelfsmäßig hergerichtete Altar im Besprechungsraum

Behelfsaltar - aber unverkennbar Ritus authenticus

An diesem sehr behelfsmäßigen Altar an einem allem Anschein nach nicht wirklich geeigneten Ort feierte am 23. Januar eine Gruppe von amerikanischen Gläubigen ein gesungenes Amt im überlieferten Ritus. Einmal zum kalendarisch fälligen Gedenken an den hl. Raymond von Penafort, über den man Näheres im Ökumenischen Heiligenlexikon erfahren kann. Und zum zweiten zur Erinnerung an den 23. Januar des Vorjahres, an dem bekannt geworden war, daß der US-amerikanische „Verfassungsschutz“ FBI die geheimdienstliche Beobachtung konservativer Katholiken aufgenommen hatte, die er für „Demokratigefährder“ und „potentielle Terroristen“ hält (Quelle). Und deshalb hatte die Wahl des ungewöhnlichen Ortes ihren Grund und eine besondere Bedeutung: Ein Besprechungsraum im Capitol, dem Zentrum der amerikanischen Demokratie, deren Funktionsfähigkeit in den vergangenen Jahren immer stärker zugunsten der Errichtung einer Diktatur des gottlosen, „aufgeklärten“ und überaus woken Establishments der „Democratic Party“ von Präsident Biden beschädigt wurde. Jener Partei, die hierzulande gerne als „liberal“ bezeichnet wird, sich tatsächlich jedoch an Illiberalität und autoritären Neigungen von kaum jemandem übertreffen läßt.

Ed Condon, Gründer und Chefredakteur des auch hier gerne zitierten Webmagazins „Pillar“ war bei der vom neuen Fraktionsführer der Republikaner Mike Johnson ermöglichten (und ohne Genehmigung des Washingtoner Erzbischofs Gregory durchgeführten) Messfeier dabei und beschreibt die ganz merkwürdige Atmosphäre zwischen Katakombenstimmung und Erleichterung, die er bei diesem Ereignis antraf: Die Teilnehmer fühlten sich beobachtet, der zelebrierende Priester bat darum, seinen Namen nicht zu veröffentlichen und von Photos während der Messe abzusehen – alles sehr merkwürdig. Andererseits freute man man sich natürlich, vom Vertreter der starken Oppositions- und womöglich künftigen Regierungspartei auf diese Weise rehabilitiert zu sein. Wer sich für Details und Hintergründe interessiert, wird in Berichten von Ed Condon selbst sowie bei Fr. Zuhlsdorf und dem Catholic Register reichlich bedient.

Diese Art der Einbeziehung in parteipolitisch-parlamentarische Machtspiele ist sicher nicht das, woran konservativen Katholiken gelegen sein kann. Andererseits ist das Ereignis sicher geeignet, ein wenig von dem Druck wegzunehmen, dem glaubenstreue Katholiken (aber auch andere das Wort Gottes hochhaltende christliche Gemeinschaften) in den letzten Jahren ausgesetzt waren. Da stürmt schon mal am frühen Morgen ein schwer bewaffnetes Sondereinsatzkommando des FBI das Haus des Aktivisten Mark Houck von der Pro-Life-Bewegung und führt den Familienvater vor den Augen seine entsetzten Familie in Handschellen ab – nur um Wochen später kleinlaut einräumen zu müssen, daß es gar nichts gegen den Mann in der Hand hat. Da werden in vielen Bundesstaaten Lehrer drangsaliert und manchmal sogar entlassen", weil sie sich weigern, einen Schüler, der bis gestern als Hans in der Bank saß, als „Hanna“ anzusprechen und in der Schwimmhalle die Umkleidekabine der Mädchen benutzen zu lassen. Und da kann man auf der Grundlage einer neuen Gesetzgebung auch schon zu einer halben Million Dollar Geldstrafe oder 10 Jahren Haft verurteilt werden, wenn man sich dazu „verschwört“ eine „Einrichtung der reproduktiven Gesundheit zu blockieren“ – indem man dazu aufruft, vor einer Abtreibungsklinik den Rosenkranz zu beten.

Wir berichten hier viel über erfreuliche Entwicklungen und Ereignisse im Bereich der glaubenstreuen amerikanischen Katholiken. Das darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, daß starke gesellschaftliche Kräfte in USA und Kanada dabei sind, eben diese Katholiken und andere gläubige Christen geradewegs zum Rückzug in die Katakomben zu zwingen. Die überlieferte Messe in einem Besprechungsraum des Capitol ist jenseits aller Parteipolitik ein erfreuliches Zeichen des Widerspruchs.

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