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„Verbis gestisque“ - Über Forma und Materia der Sakramente

05. Februar 2024

1 - Liturgie

Der Priester übergießt den Kopf des Täuflings mit reichlich mit der Hand geschöpftem Wasser

Auf die Worte kommte an - auf das Wasser aber auch

Zum ersten Mal seit Längerem ist es der Kurie in Rom gelungen, ein Dokument zu erarbeiten und zu veröffentlichen, das nicht schon am Erscheinungstag aus inhaltlichen Gründen heftigen Widerspruch ausgelöst hätte. Mit der am 3. Februar veröffentlichten „Mitteilung“ Verbis Gestisque (In Worten und Zeichen) reagiert die Glaubenskongregation auf die offenbar in der letzten Zeit stark zunehmende Zahl von ungültigen Sakramentenspendungen. Das Phänomen wurde besonders stark aus den USA berichtet, wo katholische Medien vielfach auch Mißstände auf Pfarreiebene im Blick halten. Spektakulärster Fall dort war ein (inzwischen tatsächlich) Fr. Matthew Hood, der erst nach seiner Priesterweihe entdeckte, daß er mit einer ungültigen Taufformel eben nicht getauft worden war und dem deshalb in einer Art Schnelldurchgang alle Sakramente „nachgespendet“ werden mußten.

Das Phänomen ist – mit weniger Publizität – auch aus allen anderen Ländern bekannt, etwa aus Staaten Südamerikas oder Asiens, wo misslungene „Inkulturationsversuche“ oft heftige Zweifel an der der Gültigkeit sakramentaler Feiern wecken. In Mitteleuropa ist die Lage eher intransparent, weil die Veranstalter von Mißbräuchen mit der Diskretion ihrer wenigen verbliebenen Gemeindemitglieder rechnen können, die jede modernistische Irrung unterstützen. Auch die Bischöfe scheuen unliebsames Aufsehen. Einen veritablen Skandal erregte vor gut einem Jahr die „Konzelebration“ einer „(nach kanonischem Recht unstatthaft) als „Gemeindeleiterin“ amtierenden Dame im nach Huonders Abgang voll umgedrehten Bistum Chur.

Das Thema der „Worte und Zeichen“ war bereits 2022 von der Vollversammlung des Glaubensdikasterium auf die Tagesordnung gesetzt worden und wurde jetzt ebenfalls und für das Regiment Fernandez’ untypischerweise auf einer Vollversammlung verabschiedet; die Veröffentlichung mit dem niederen Status einer „Mitteilung“ erfolgte mit der Zustimmung von Fernandez und Franziskus.

Die 16 Seiten umfassende „Mitteilung“ benennt eingangs einige der am häufigsten in Rom bekannt gewordenen Mißstände. Da wurden Taufversuche mit der Formel „WIR taufen dich…“ unternommen; man taufte „im Namen von Vater und Mutter“, „im Namen des Schöpfers, des Erlösers und der Geistin“ und was dergleichen an Verirrungen gerade modern ist. Auch beim Sakrament der Eucharistie wurden ungültige Konsekrationsversuche beobachtet, etwa durch die Verwendung von mit Hefe versetztem oder mit Honig gesüßten Brot; desgleichen beim Wein, der ein Mindestmaß an durch Gärung entstandenem Alkohol enthalten Muß und keinesfalls durch Traubensaft oder klares Wasser ersetzt werden kann.

All dem setzt die Behörde jetzt die Erinnerung an die traditionelle Lehre und Disziplin der Kirche entgegen, nach der die „Forma“ des Sakramentes der Taufe alleine die Formel „Ich taufe Dich im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes“ ist und daß als „Materia“ für die Eucharistie alleine ungesäuertes Weizenbrot und durch natürliche Gärung entstandener Wein (der zumindest ein Minimum an Alkohol enthalten muß) zugelassen sind. Diese Ermahnung ist zweifellos zu begrüßen, inwieweit sie auch praktisch eingehalten bzw. die Einhaltung durchgesetzt wird, muß sich noch erweisen. Jedenfalls ist bisher kein öffentlicher Widerspruch gegen die Mahnung zur Einhaltung dieser Regelungen bekannt geworden.

Zwei Fragen bleiben allerdings offen. Zum einen, warum wurde diese „Mitteilung“ alleine vom Glaubensdikasterium und nicht zumindest unter Einbeziehung des „Dikasteriums für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung“ erlassen. Soll ausgerechnet Fernandez als Superpräfekt gelten, der allen anderen übergeordnet ist? Und zum zweiten: Wie groß ist wohl der Anteil der Umstellung der Liturgie auf die Volkssprache an der verhängnisvollen Erweckung von Eigenaktivitäten bei liturgischen Formeln? Nicht nur bei der Taufe, sondern auch in Hochgebeten und zur Konsekration und anderen Anlässen? Als feststehend verinnerlichte Formeln in lateinischer Sprache sind zweifellos widerstandsfähiger gegen Umdichtungen nach persönlichem Gusto, und die Zeiten, in denen wenig gebildete Kleriker diese Formeln gelegentlich in sinnlosem „Küchenlatein“ aussprachen, sind dank der Reformen des großen Konzils von Trient schon seit Jahrhunderten vorbei.

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