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Offener Brief an Tucho Fernandez

12. Februar 2024

2 - Glaubensinhalte

Screenshot von der Website mit dem Anfang des Artikels

Die Titelseite von The Catholic Thing

Kritisch eingestellt gegenüber dem Pontifikat von Franziskus waren die glaubenstreuen Katholiken der USA – die, wie man hierzulande immer wieder betonen muß, in ihrer Mehrheit die die hl. Messe nach dem Missale Pauls VI. feiern – schon seit längerem. Aber wie sich das für gute Katholiken eigentlich gehören sollte, waren sie in ihrer Rom- und Papsttreue kaum zu erschüttern. Doch die Ereignisse des letzten halben Jahres mit dem anscheinend unaufhaltsamen Aufstieg des erotomanen Kardinal-Darstellers und Franziskus-Ghostwriters ‚Tucho’ Fernandez haben diese kritische Einstellung zur offenen Ablehnung dessen, was da in Rom vor sich geht, vorangetrieben. Die Hermeneutik des Vertrauens, mit der die Katholiken seit vielen Jahrhunderten alle Nachrichten aus Rom aufnahmen, weicht einer „Hermeneutik des Verdachts“.

Seitdem vergeht in Nordamerika keine Woche, in der nicht n den katholischen Medien von traditionell bis Weit in den Mainstream hinein „Nachrufe auf ein gescheitertes Pontifikat“ erscheinen, die Errungenschaften von 10 Jahren argentinischer „Poder Popular“ einer gnadenlosen Analyse, oft verbunden mit beißendem Spott, unterziehen.

Pünktlich zum Beginn der 7. Woche dieses Jahres veröffentlicht Chefredakteur Robert Royal im (für die US-Katholiken) durchaus mainstreamigen Webmagazin The Catholic Thing“ einen Artikel, dem er die schöne Überschrift „Memo an Tucho“ gegeben hat. Hier unsere Übersetzung:

Es begint ein Zitat Eminenz, kürzlich haben sie angekündigt, daß Sie ein weiteres „sehr wichtiges“ Dokument vorbereiten – diesmal über die „Menschenwürde“. Es soll darüber hinaus allgemeine Trends in der modernen Gesellschaft ansprechen – „nicht nur soziale Probleme, sondern auch eine harte Kritik moralischer Fragen wie chirurgische Geschlechtsveränderung, Leihmutterschaft und Gender-Ideologie.“ Das solle dazu beitragen, „die meisten Menschen die beunruhigt sind“ über Ihre Arbeit, „zu beruhigen“.

Auch wenn ich nicht förmlich dazu aufgefordert worden bin, erlauben Sie mir bitte einige Worte im sprechenden/hörenden Geist der Synodalität. Schließlich gehören wir alle jetzt zu einer Synodalen Kirche, oder? (Freilich sieht es so aus, als ob die Synodalität – zeitweilig? – für den überraschenden „theologischen Paradigmenwechsel“ von Ad theologiam promovendam und die „Erarbeitung nicht-liturgischer Segnungen“ in Fiducia supplicans außer Kraft gesetzt worden sei.)

Lassen Sie mich gleich zu Anfang feststellen: Glauben Sie ja nicht, daß Sie in einem größeren Dokument über die „Menschenwürde“ zunächst ein paar Dutzend Seiten über das herunterleiern können, was jeder Katholik – was tatsächlich jeder, der im allmählich verschwindenden jüdisch-christlichen Ethos des Westens aufgewachsen ist – über den Wert und die Heiligkeit der Menschen glaubt. Um dann das christliche Prinzip der „Offenheit gegenüber dem Fremden“ heranzuziehen, um Irrlehren (über LGBT) einzuschmuggeln oder das, was von Christlicher Gesellschaft noch übrig ist, durch die Befürwortung unbegrenzter illegaler Einwanderung kaputt zu machen.

Eine ähnliche Taktik haben Sie in Amoris Laetitia angewandt, wo Sie mehrere einwandfreie, zum Teil sogar lehrreiche Kapitel über das Gut der Ehe geschrieben haben – und dann ein schillerndes 8. Kapitel präsentierten, in dem Sie – und auch das nur in einer schwer verständlichen Fußnote (#351) – eine Veränderung der kirchlichen Lehre über die Erfordernisse zum Empfang des Sakraments der Eucharistie vorbereiteten. Das haben Sie natürlich so nie gesagt, weil Sie wußten, welche Widerstand das auslösen würde. Und dabei spreche ich noch nicht einmal von dem Verstoß gegen die eigenen Worte des Herrn zur Unauflöslichkeit der Ehe. Aber viele Menschen – und zwar sowohl solche, die eine derartige Veränderung begrüßen würden und solche, die dagegen sind – haben es damals bemerkt. Und noch viel mehr werden den angekündigten neuen Text kritisch untersuchen, weil sie auch diesmal wieder mit solchen Untertönen rechnen.

Wenn Sie es dennoch tun, werden Sie nur die Ansicht bestärken, daß die Zweideutigkeiten dieses Pontifikats genau darauf abzielen, unter dem Deckmantel der Verwirrung Irrlehren zu verbreiten. Das wird die Menschen kaum „über Ihre Arbeit beruhigen“.

Und bitte zitieren Sie Newman nur höchst sparsam, wenn überhaupt. Und niemals zur Unterstützung experimenteller „Weiterentwicklungen“, über die er nur verächtlich gelacht hätte. Und das gilt ebenso für Thomas von Aquin. Viele Katholiken – Wissenschaftler ebenso wie Laien – haben ihn gelesen und seine Klarheit und Überzeugungskraft aufgenommen. Wenn Sie – wie schon geschehen – versuchen, ihn zur Unterstützung von Übungen in Zweideutigkeit heranzuziehen, die letztlich dazu führen, die Gestaltung eines Lebens nach den „Idealen“ des Christentums als unmöglich hinzustellen – dann zeigen Sie sich nicht als gelehrt und entgegenkommend, sondern als oberflächlich und gefühlsgetrieben. Eher wie ein Studienanfänger, der beim Abfassen eines Referats versucht, die zerstreuten Zitate in ein überzeugenderes Moralsystem einzubinden – überzeugend für andere Studienanfänger. Das sieht nicht gut aus.

Und da Sie sich auch mit „sozialen Problemen“ befassen wollen – bitte wenden Sie Ihre Aufmerksamkeit auch den zentralen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts, den wahren „Zeichen der Zeit“, zu.

Sie haben ein wunderschönes Land, Buenos Aires ist ein Juwel. Aber einäugige Politik hat innerhalb eines Jahrhunderts dazu geführt, daß Argentinien von einer großen Wirtschaftsmacht und einem Zukunftsmodell zu einer Katastrophe geworden ist. Sie haben nie die Erfahrung gemacht, wie ein Land und wie eine Wirtschaft tatsächlich funktioniert. Ihr neuer Präsident Javier Milei ist zugegebenermaßen eine Art „Wilder Mann“. Aber im Gegensatz zu der irritierenden Begeisterung des Vatikans für die Vorhaben des Weltwirtschaftsforums hat er diesem Forum vorgetragen, was am weltweiten Kapitalismus gut ist – und was nicht. Er hat trotz unübersehbarer Probleme Hunderte Millionen Menschen aus materieller Armut befreit. Milei mag mit seinen Plänen aufgrund nationaler Gegebenheiten scheitern. Aber er ist zumindest nicht in einer Vorstellung von Kapitalismus und Arbeiterschaft aus den 70er Jahren des 20. Jahrhundert steckengeblieben. Oder den 70ern des 19. Jahrhundert.

Vor allem aber: Nicht der Kapitalismus ist die zentrale Herausforderung unserer Tage.

Unsere Herausforderung ist eine neue Form des Totalitarismus. Dessen klassische Formen – in erster Linie (deutscher) Nazismus und (italienischer) Faschismus sind tot – dennoch wird fast jeder, der sich der neuen Tyrannei entgegenstellt, als „Faschist“ gebrandmarkt. Der Kommunismus, mit dem anscheinend immer noch viele in der Kirche zu flirten scheinen, hat überall versagt, wo er ausprobiert worden ist, und existiert nur noch an einigen Orten – in großem Umfang genährt von der Transfusion vom Blut der Menschen und von moralischer Naivität. Selbst die schwachen Formen einen „humanen Sozialismus“, die Marx selbst verachtete, kommen nicht voran, weil sie der menschlichen Natur widersprechen, indem sie Politik und Staat zu den letzten Entscheidern über Moral und Wahrheit erheben.

Schlimmer noch: ein „woker“ Sozialismus, den man wohl besser als „Kulturmarxismus“ bezeichnen könnte, hat in der UNO, in der EU und in großen Teilen der amerikanischen, kanadischen und europäischen Regierungen die Macht ergriffen und lenkt die Völker der Welt.

Die populistischen Widerstände gegen diese Neo-Tyrannei, die viele Menschen jeden Tag an ihrem Arbeitsplatz, an der Schule ihrer Kinder, selbst in ihren Pfarreien, erfahren, sind weder „rechtsradikaler“ Extremismus noch moralische „Rigidität“. Lassen Sie sich nicht täuschen. Sie beruhen auf dem legitimen Verlangen vieler Menschen an vielen Orten, ihr Leben und ihre Freiheit nicht durch globalistische Planungen von LGBT, massive illegale Migration und soziale Strömungen jeder Art kaputt machen zu lassen, die täglich ihre Familien, ihren Glauben und ihre Kulturen angreifen. Die Wahlen in diesem Jahr werden – so wie letztes Jahr in Argentinien – all das zurückweisen, und in den kommenden Jahren wird dieser Widerstand weiter anwachsen. Dictum sapienti…

Als Amerikaner – dessen Land jährlich 1 Million Einwanderer legal einreisen läßt und mit deren Integration recht gut vorankommt – kann ich nur sagen: Es gibt denen, die nach hier oder zu anderen erstrebenswerten Orten wie Europa kommen wollen, ein schlechtes Beispiel, wenn man es ihnen gestattet, das unter Bruch der geltenden Gesetze zu unternehmen. Die Einhaltung der gesetzlichen Ordnung ist die Grundlage jeder gut funktionierenden Gesellschaft und bringt jedermann großen Nutzen. Wenn man diese Grundlagen in der Gegenwart mißachtet, wird das in der Zukunft keine guten Früchte bringen.

In allen gesellschaftlichen Angelegenheiten wären wir gut beraten, zu den reichhaltigen Entwicklungen der modernen katholischen Soziallehre zurückzukehren:

Subsidiarität – richtige Subsidiarität; nicht die selbstmörderische Unterstützung christenfeindlicher Kräfte, sondern die Unterstützung von Einrichtungen der bürgerlichen Gesellschaft wie Familien, Schulen, örtlichen Gemeinden und – ja, auch das – Nationen.
Wahre Solidarität. Nicht die soziologischen Phantasien postmoderner Eliten. Sondern die Fürsorge füreinander , die in der Fülle der christlichen Wirklichkeit von Gott und Menschen begründet ist.
Und in Wahrheit. In der katholischen Wahrheit.

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