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Die vorösterliche Feier des Samstags in der Fastenquatember

24. Februar 2024

1 - Liturgie

Mönch beim nächtlichen Stundengebet am nur von einer Kerze erhellten Lesepult.

Beim nächtlichen Gottesdienst

In „Das Jahr des Heiles“ (Bd. II, S. 120 - 124) von Pius Parsch fanden wir die folgend ungekürzt wiedergegebene Erklärung zum Quatembersamstag in der Fastenzeit:

Es begint ein Zitat Wir können es kaum mehr erahnen, was für eine erhebende Feier der Quatembergottesdienst in der alten Kirche war. Die Christen versammelten sich nach einem vollen Fasttag abends, verbrachten die ganze Nacht in Gebet, Lesung und Gesang am Grab des hl. Petrus und feierten Sonntag zeitlich früh die Eucharistie. Dabei wurde auch die Priesterweihe vorgenommen.Die hellerleuchtete Kirche mitten in der Nacht, das zahlreich versammelte Volk, der vollzählig um den Papst gescharte Klerus, die himmlischen Gesänge der Schola, der duftende Weihrauch um das Petrusgrab war der würdige Rahmen für das Quatemberfest.

Heute ist der große Danktag für die Wohltaten des vergangenen Vierteljahres; zugleich ein Tag der Bundeserneuerung mit Gott. Der hl. Leo der Große (gestorben 461) schließt die meisten seiner Quatemberhomilien mit den Worten: „Am Mittwoch und Freitag lasset uns fasten, am Samstag beim hl. Apostel Petrus die Vigilien feiern“. Dazu wissen wir, daß derselbe Papst Leo an dem heutigen Tage eine Homilie zum Evangelium der Verklärung gehalten hat. Also wenigstens 1500 Jahre feiert die Kirche am heutigen Tage unsere Messe in der Stationskirche des hl. Petrus.

Die Meßfeier (Intret): Die heutige Feier galt in der alten Kirche nicht so sehr den Katechumenen, sondern der Christengemeinde, die sich wieder in ihrem Gnadenberuf befestigen will,Die Christen brachten heute ihr Fastenopfer („den Zehent“, 1. Lesung). Die Gebete der Messe führen uns aus der Nacht des Sündenbewußtseins zur Sonnenhelle des verklärten Lebens; aus der Nacht der Fastenzeit zum Ostermorgen; aus der Nacht des Erdenlebens zur strahlenden Wiederkunft des verklärten Herrn. Die Messe ist vorweggenommene Osterfeier (wohl eine der schönsten des Jahres). Im Eingang schlagen wir die tiefste Saite unserer Gebetsharfe an: „Intret“ (Introitus) ich rufe bei Tag, ich schreie bei Nacht. Nacht ist es in Stimmung, Herz und Wirklichkeit. Psalm 87 müßte hier ganz gebetet werden, es ist der düsterste des ganzen Psalters.

Die nun folgenden Lesungen zeigen einen schönen Fortschritt: Erst spricht in den zwei ersten Lesungen Gott zu uns; wie der Adler seine Jungen zur Sonne lockt, so ruft uns Gott empor zu sich; in den zwei folgenden Lesungen geben wir die Antwort durch zwei innig sehnende Gebet; in der fünften Lesung leuchtet das Morgenrot.Die Epistel ist ein Idealbild des echten Christen und im Evangelium strahlt die Ostersonne im verklärten Herrn.

In der 1. Lesung erneuern wir den Bund mit Gott. „Heute habe ich den Herrn erwählt, daß er mein Gott sei – heute hat mich der Herr erwählt, daß ich sein heiliges Volk sei.“ (Die Lesung ist sehr innig) Auch die 2. Lesung ist schön: Wir hören die Veheißung Gottes: wenn wir ihm treu sind, dann sind wir unüberwindlich: Jeder Ort, den euer Fuß betritt, wird euer sein.“ Wenn wir uns nur auch unserer Kraft bewußt wären. Der einzige Feind ist die Sünde. Die zweite Oration bittet schön: daß wir im Glücke demütig, im Leid zuversichtlich sein mögen. Den zwei Verheißungen Gottes entsprechen zwei Lesungen als Antwort der Kirche. Die 3. Lesung ist eine innige Aufopferung der Gemeinde. Gerade darin sehen wir, daß die Quatembersamstegsmesse das große Dankopfer des Vierteljahres ist. Die 4. Lesung ist dem Brevierbeter bekannt, sie wird alle Samstage in den Laudes als Canticum gebetet; sie ist ein sehnsuchtsvolles Gebet um Ausbreitung der Kirche, zugleich ein Parusiegebet: „Zeige uns das Licht Deiner Erbarmung (durch Fasten zum Osterfest), beschleunige die Zeit und gedenke des Endes“ (die nächtliche Zeit war in der alten Kirche von Gedanken an die Parusie ausgefüllt.)

Noch sind wir in der Nacht beim „Abendopfer“ (Graduale). Doch es beginnt zu dämmern; die 4. Oration klingt wie eine gute Meinung für den anbrechenden Tag: „Komm unseren Handlungen zuvor…“. Die 5. Lesung mit Hymnus ist schon Laudesgebet, die Jünglinge im Feuerofen galten in der alten Kirche als Vorbilder der Auferstehung; die Zeit der Laudes ist gekommen, der Hymnus ist Auferstehungslied. Es wird Tag. 6. Lesung: Paulus schreibt an seine Lieblingsgemeinde — und die Kirche gibt uns einen Christenspiegel: „Freut euch immer, betet ohne Unterlaß, seid in allem dankbar!“ Es klingt aus in ein Maranatha — den Sehnsuchtsruf nach der Wiederkehr des Herrn. Tractus: Laudes der Menschheit. Und jetzt, siehe da: die Sonne steigt über die Berge — die eucharstische Sonne — die Ostersonne geht auf. Eine Vision: Ostern und Parusie! Der verklärte Herr steht in seiner Wiedergeburt vor der wartenden Gemeinde – das bedeutet das Evangelium von der Verklärung. Arbeiten wir unverdrossen, daß „Geist, Seele und Leib untadelig bewahrt werden für die Ankunft unseres Herrn Jesu Christi“. Das Evangelium wird im Opfer Wahrheit, es vorerfüllt sich jetzt Ostern und Parusie. Wir feiern die Messe am Grabe Petri; er steht mitten unter uns, mit ihm nehmen wir teil an der Verklärung des Herrn, und sprechen mit ihm: „Hier ist gut sein…“ Er hat die Ölbergnacht, aber auch die Verklärungshelle auf Tabor gesehen, er hat die Nacht der Reue in bitteren Tränen durchwacht, aber auch die Verklärung in seinem Tode, er bitte für uns, daß wir nach der Fastennacht ein verklärtes Ostern hier und drüben feiern mögen.

Auf den ersten Blick möchte es uns stören, daß nach diesem herrlichen Aufstieg bis zur Taborhöhe im Opfergang wieder der düstere Psalm 87 erklingt. Und doch ist es tief erfasst. Die Verklärungsvision sollte ja die drei Jünger nur für die Passion bereit machen. Sie hätten nicht bloß auf den Tabor, sondern auch auf den Kalvarienberg dem Herrn folgen sollen. Das Taborerlebnis war nur ein Aufleuchten. So auch bei uns.Auch wir besteigen jetzt im hl. Opfer den Kreuzesberg, die Stimmung, in die uns der Introitus versetzte, ist jetzt für das Mitsterben mit Christus grundlegend. Auch die Communio singt vom Gericht über die Feinde, also auch ein Vorspiel zur Passion.Für uns ist es ein Hilferuf , an den, welchen wir in uns tragen, er möge uns vor den Feinden des Heils retten.

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