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Dignitas Infinita – Ein neues Dokument, aber keine Neuigkeit

9. April 2024

2 - Theologie und Lehre

Das Photo zeigt, wie der Papst eine Frau mit dem Halstuch der Schwulen- und Gender-Bewegung einen Segen spendet

Papst Franziskus bei der Erteilung des Segens „Alles für Alle“

Das Beste an Dignitas Infinita ist, daß dieses neue Dokument so viele aktuelle Themen unter so allgemeinen – wenn auch gelegentlich nicht sonderlich christlichen – Aspekten be­han­delt, daß sich diesmal kein Raum dafür fand, frommen Priestern eine Psychotherapie zu empfehlen, „indietristische Tridentiner“ aus der Gemeinschaft herauszudrängen oder „ewig gestrige Rosenkranzbeter“ zu beleidigen. Als durchaus positiv empfinden wir es in diesem neuerungssüchtigen Pontifikat auch, daß das in einem langjährigen Entstehungsprozess zustande gekommene Papier keine der gefürchteten bergoglianischen Überraschungen und überhaupt nur wenig Neues enthält. Abweichend von seiner bisherigen Praxis zitiert DI nicht nur fast ausschließlich Fran­zis­kus selbst, sondern auch eine Reihe seiner Vorgänger, vereinzelt sogar zurückgreifend auf „vorkonziliare“ Päpste wie Pius XI und XII einmal sogar Leo XIII. Das Dokument ist erkennbar darum bemüht, den Anschein von Kontinuität zu erwecken.

Die offenkundige Absicht, Überraschungen zu vermeiden, hat positive wie negative Aus­wirkungen. Hinsichtlich der Verteidigung der Unantastbarkeit menschlichen Lebens von der Zeugung bis zum Tode bleibt es bei der Bestätigung bisheriger Lehren, auch die Einzelseelen wie ganze Gesellschaften zersetzende Gender-Ideologie wird nicht geschont. In anderer Hinsicht – besonders auffällig in Sachen Homosexualität, aber erkennbar auch in Sachen Globalisierung oder soziale Gerechtigkeit, wird der für dieses Pontifikat kennzeichnende Kurs der Anpassung an den Zeitgeist fortgesetzt, hier und da vielleicht auch noch etwas bekräftigt. Gerade in Sachen Homosexualität und deren gesellschaftli­cher Wertschätzung und „Gleichstellung“ weigert sich das Dokument beharrlich, zur Kenntnis zu nehmen, daß die Gender-Ideologie nur eine späte Folge der Ideologie von der „sexuellen Befreiung“ ist, deren erste „Früchte“ die künstliche Geburtenkontrolle, Abtreibung auf Krankenschein und nicht mehr an das Geschlecht gebundene Wahl eines Sex- und „Ehe“-partners ist.

Richtig ärgerlich in dieser Hinsicht ist ein Tadel an die zurückgebliebenen Elemente, die sich immer noch nicht zur umfassenden Gleichstellung der Homosexualität bekehren wollen – unverkennbar ein Nachtreten des Fernandez gegen die afrikanischen Bischöfe, die sich seinen Zumutungen von „Fiducia Supplicans“ erfolgreich widersetzt haben. Aber auch das ist nicht wirklich eine Überraschung. Insoweit ist DI kaum der Rede wert, und entsprechend unaufgeregt waren auch die Reaktionen am Tag der Vorstellung.

Mit – bisher – einer bemerkenswerten Ausnahme: im Sprachrohr der Deutschsynodalen Bischöfe beschwert sich einer der üblichen Verdächtigen bitter darüber, daß das römi­sche Papier die Welt nur teilweise aus der Perspektive eben dieses Weges betrachtet und in anderen Teilen beklagenswert hinter den neuen Erkenntnissen und Anforderungen von Limburg, München und Hamburg zurückbleibe. Mehrfach beschwert sich der Kriti­ker, daß Rom mit diesem lehramtlichen Dokument versuche, autoritär und von oben herab eine einheitliche Sichtweise vorzugeben, statt die Betroffenen selbst zu Wort kommen zu lassen, die bedingungslose Bereitschaft zum Dauerdialog zu verkünden und die angeblich vom Gegenstand erforderten Differenzierungen vorzunehmen.

Von Interesse ist das weniger wegen der dabei geäußerten Positionen zu den einzelnen Fragen – die kennt jeder, der die Verlautbarungen der Synodalkirchler auch nur ober­flächlich zur Kenntnis nimmt – sondern wegen der darin zum Ausdruck kommenden grundsätzlichen Haltung: Diese von der Mehrheit der deutschen Bischöfe gestützte (und finanzierte!) Richtung verwirft nicht nur die überlieferte Lehre und Disziplin der Kirche, sondern verkündet die prinzipielle Ablehnung jeder auch nur halbwegs festen Form und jeder Verbindlichkeit. „Wahr“ und der Kirche gemäß wäre danach in Zukunft nur noch das, was von den „Betroffenen“ in freier Selbstbestimmung ausdiskutiert, mit Mehrheit beschlossen – und am übernächsten Tag wiederum mit Mehrheit in sein Gegenteil verkehrt werden kann. Das ist – was bisher vielleicht noch nicht überall in seiner ganzen Tragweite erkannt worden ist – eine Absage nicht nur an alles Katholische schlechthin, sondern auch an das Christentum als Offenbarung und letzten Endes an alle Prinzipien, deren Achtung unerläßlich ist, um einer Gesellschaft wenigstens ein durchaus begrenztes Mindestmaß an „Dignitas“ für das Leben ihrer Mitglieder zu ermöglichen.

Soviel als erste Reaktion auf ein Dokument, das unseres Erachtens von Katholiken, die einfach nur katholisch sein wollen, keine besondere Beachtung erfordert. Dignitas Infinita ordnet sich bruchlos ein in die Reihe der Papiere und Verwaltungsmaßnahmen, mit der die Träger eines Pontifikats, die das physische Ende ihres Pontifex herannahen sehen, verzweifelt versuchen, alles festzuzuren, was sie in diesen unglückseligen Jahren erreicht haben – oder zumindest erreicht zu haben glauben. Was davon wirklich übrig bleibt, wird sich in den ersten Jahren des Nachfolgers erweisen, und je nachdem, wie dieser nicht beneidenswerte Nachfolger agiert, wird die Kirche von Rom ihren von Bergoglio vorangetriebenen Weg in die Bedeutungslosigkeit und in vielfache Spaltungen fortsetzen.

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