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Leo der Große —
Verteidiger von Glaube und Zivilisation

11. April 2024

Kommentar und Kategorisierung

Die Aufnahme zeigt die Zelebration einer hl. Messe 'ad Dominum' am Leo-Altar der Peterskirche

Zelebration der hl. Messe am Leo-Altar der Peterskirche.

Am 11. April gedenkt die Kirche nach altüberliefertem Kalender des hl. Papstes Leo des Großen (~400 – 461, Papst ab 440). Das Pontifikat dieses ersten Papstes, dem die Nachwelt den Beinamen „der Große“ verlieh, war von dau­ernden Abwehrkämpfen an zwei Fronten gekennzeichnet. Die eine, die säkulare Front, war durch die Unruhen der Völkerwanderungszeit geprägt. Das römische Reich des Westens befand sich im Untergang, Heere fremder Völker­schaften zogen ungehindert durch die italienische Halbinsel und bedrohten immer wieder auch die frühere Hauptstadt der Welt, die ihren Glanz freilich schon lange verloren hatte. Mehrmals war Leo – der Kaiser und die weltlichen Autoritä­ten waren praktisch nicht mehr existent – gefordert, die Verteidigung der Stadt anzuführen, und mehrmals gelang es ihm, nicht mit Gewalt von Waffen, sondern durch die Kraft seiner Person, seines Gebetes, und seines Verhandlungsgeschicks.

Bedeutender als diese letzten Endes doch nur zeitweiligen Erfolge waren die Siege, die mit Hilfe Leos an der geistigen Front, in der Abwehr populärer und aggressiver Irrlehren, erzielt werden konnten. Diese Erfolge waren insofern von Dauer, als die von Leo gegen die „Monophysiten“ verteidigte „Zwei-Personen-Lehre“ und gegen die auch nach dem Konzil von Ephesus (431) starken Anhänger des Pelagius verteidigte Lehre von der unbedingten Erlösungsbedürftigkeit des Menschen nach dem Pontifikat Leos in der Kirche nie wieder Fuß fassen konnten. Seit Ephesus und dem ersten ökumenischen Kon­zil von Chalcedon 451 gehören diese Aussagen zur Beschreibung des Wesens Christi und der gefallenen Natur des Menschen zum gesicherten Glaubensbestand der apostolischen Kirchen des Ostens wie des Westens.

Der Beitrag Leos, der zwar zahlreiche Predigten und Briefe, aber kein geschlossenes theo­logisches Werk hinterlassen hat, zu diesen Auseinandersetzungen, läßt sich im Ein­zel­nen schwer bestimmen. Wegen der von den Zeitgenossen hoch gelobten Überzeu­gungs­kraft seiner Argumente und wegen des von ihm befestigten Anspruchs des Bischofs von Rom als Nachfolger im Petrusamt kann man seinen Anteil aber kaum hoch genug einschätzen. Aufgrund seiner in den Auseinandersetzungen seiner Epoche bewiesenen Entschieden­heit und Glaubensstärke wurde Leo, der bereits unmittelbar nach seinem Tod von den dankbaren Römern „santo subito“ ausgerufen worden war, über ein Jahr­tausend später von Papst Benedikt XIV. mit dem Titel eines Kirchenlehrers ausgezeichnet.

Es tut der Ehre und der Würdigung Leos des Großen keinen Abbruch, wenn man fest­stellt, daß die mit seiner Hilfe so erfolgreich unterdrückten Irrlehren damit zwar „eingehegt“ waren, aber keinesfalls erloschen sind. Sie sind zu verschiedenen Abschnit­ten der Kirchengeschichte erneut aufgebrochen. In den Gesellschaften des – wie er meint – hoch entwickelten freien Westens ist Christus kein Thema mehr und daß der Mensch sich nicht nur selbst „erlöst“, sondern letztlich sich und die Welt selbst zu schaffen beru­fen ist, gilt geradezu als Dogma, gegen das zu verstoßen mit der Frage des gesellschaft­li­chen Todes geahndet wird. Beide irrigen Vorstellungen sind auch tief in die Kirche – zumindest in die Kirche des Wesens – eingedrungen und haben sowohl den Monophy­sitismus als auch den Pelagianismus erneut zur Mode gemacht. Der neue „humanistische“ Monophysitismus drängt die göttliche Wesenheit Christi zurück und gefällt sich in der Anrufung des jüdischen Wanderpredigers, unseres Bruders Jesus; und die Nachfahren des Pelagius können mit „Kreuzesopfer“ und „Erlösung von der Schuld“ wenig anfangen und meinen, gemeinsam mit ihren säkularen Brüdern im Ungeist aus eigener Kraft den Aufbau der besseren Welt ins Werk setzen zu können.

Ob es zu diesem Aufbau nützlich oder gar notwendig war, den Feiertag des hl. Papstes Leo in der „Neuen Ordnung“ von seinem traditionellen Datum im April auf den (vermuteten) Todestag am 10. November zu verschieben, steht dahin. Wenn und soweit das die Kirche nicht davon abhält, auch weiterhin an der von Leo so entschieden verteidigten Lehre der Apostel und der heiligen Väter festzuhalten, muß man darüber nicht streiten.

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